tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Sonntag, 27. Juli 2014

Der Feuerwerksladen in Cinema

Morgenstimmung am Fraser River


Sa.,26.7.
Das Countryfestival in Cinema
Ich komme verspätet los. Nach dem Einkaufen und dem Frühstückskaffee bei Horton fahre 
Gladys Foode, ein Name ist Programm
ich noch mal zu Goode Food. EIn Truckerfrühstück für 10$, sehr lecker und weil's einfach direkt auf der Strecke liegt. Um 10:00h herrscht Hochbetrieb, diverse Plätze sind noch nicht abgeräumt und zeugen von vergangenen Gästen.

Ich komme hinein, Gladys, erkennt mich und ruft von weitem hey Buddy, how is it going?
Wie ein alter Bekannter, dabei begann unsere Frühstücksbeziehung erst gestern.
Sie ist die warme Seele in diesem Laden, direkt am Highway. Für jeden hat sie ein Ohr und oft verabschiedet sie sich mit den Worten bis nächste Woche. Ich habe inzwischen in einigen Shops gefrühstückt, aber das hier das hier ist einfach outstanding, wie man so sagt.
Also nocheinmal ein breakfast special. Irgendwann muss ich trotzdem los.
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Anmerkung:am 2.Sept. 2014 beschädigte ein Feuer das Restaurant schwer, eine Wiedereröffnung ist zur Zeit nicht in Sicht.
Gott spricht auf dem Highway

War die Fahrt nach Prince George fast wie ein Selbstläufer, ist das heute anders. Zwar gibt es keinen Bonebraker Mountain, aber mindestens 5mal wird die Strasse zweispurig, um dann den Berg mit einer Kriechspur hinaufzuführen. Mit Rampen zwischen 1,8-3,4km.
Der Cariboo, auf dem Weg in den Süden
Erste Station an diesem Tag ist Hixon nach 60km. Zwar hatte Gladys drauf bestanden sich unbedingt den Ort anzugucken, aber es fällt mir partout nix auf, was einen längeren Aufenthalt rechtfertigen sollte. Einen ausgedehnten Kaffee in der Tankstelle, die gleichzeitig den örtlichen Lottoladen, Lebensmittel und Werkzeug beherbergt und die Hoffnung, das der Regen an mir vorbei zieht.
Ortszentrum Hixon

Seit Stunden baut sich über mir einen Regengebiet zusammen. Es ist schwül warm und bis zum Niederschlag auch wieder windstill. Leider fällt kein Tropfen in Hixon, erst als ich den Ort wieder verlasse und den nächsten Berg hochklettere, geht’s los. Pech gehabt, zu früh gestartet.

Schlagartig öffnet der Himmel seine Schleusen, eine 3km Rampe und mittendrin gibt es eine Vollschüttung am Berg. Muss das denn sein? Hätte es nicht während meines kaffeetrinkens passieren können? Auf das Wetter ist einfach kein Verlass.
Ich fluche und schnaube, mürrisch schleppe ich mich den Hang hinauf. Pitschnass erreiche ich den Gipfel und auf der Abfahrt hört es auch schon wieder auf. Ich gehe mit mir eine Wette ein, in Cinema, 20km weiter, ist es längst wieder trocken, als wäre nichts passiert.
Regen kündigt sich an
Ich will an diesem Tag Quesnel gar nicht erreichen, mir reichen ein Bett im Feld nach 90km. Dann gibt’s am nächsten Tag die Chance auf Kaffee.
Die Tankstellenkraft in Hixon hatte gesagt Cinema, da gäbe es nur einen Feuerwerksladen, sonst nichts. Einen Feuerwerksladen???

15min hardcore Schauer am Berg, pitschnaß
Ich werde lustlos und will abbrechen, aber Cinema, das muss schon noch sein.
Und dann kommt der Hammer, ich biege um die Ecke und sehe einen Parkplatz voller RV’s, und ein Campingsplatz, dann ein Schild free Camping. Ich zweifele, reiss’ mir die Stöpsel aus den Ohren und höre Country Musik. Der Platz  wimmelt voller Leute.

Cinema besteht tatsächlich nur aus sehr wenigen Häusern mit Gravelstrassen. Alles wird dominiert von dem Generalstore. Vor 9Jahren wollten sie eine Feier  anlässlich des 20jährigen Bestehens ihres Ladens machen. Sie organisierten eine Band und jagten am Abend ein schönes Feuerwerk in die Luft. Und das Rührende ist, alle fanden das so gut, das ab jetzt jedes letzte Wochenende im July alle Freunde und Geschäftsfreunde des Hauses eine Party feiern, und alle anderen sind auch eingeladen. Inzwischen haben sie professionelle Band abbestellt und irgendwie macht hier jeder der Gäste Musik.

Aus allen Dörfern kommen die Leute mit ihren Instrumenten. Mütter und Kinder kommen mit ihren Gitarren und es gibt eine Settinglist, die bis nach Mitternacht reicht. Jede Dorfband hat eine halbe Stunde. Jeder, wie er kann und mag.
Das ist workinclass Canada, wie es die Pauschaltouristen nicht erleben.
Die Besitzer des Generalstores Cinema

Ein Feuerwerksladen an einem Highway, mitten im Nichts, nur Wald drumherum. Ich lerne die Besitzer kennen, frage sie, wie man damit 29Jahre überleben kann und sie sagen, ihre Kundschaft ist die Highwaykundschaft, die Leute kommen von überall her.

Ich betrete den Laden und komme mir vor wie in einem der alten Krämerläden auf Öland in Schweden. Mehr Museum als Geschäft, mehr Second Hand Laden als profitabler Umsatz. Aber der Keller ist das Waffenarsenal. In BC kann man ganzjährig Böller aller Art erwerben. In Holzkisten lagert alles was Krach macht. Alter Falter, ich bin echt beeindruckt. Während meiner Anwesenheit basteln die Feuerwerker noch an dem Höhenfeuerwerk fr die kommende Nacht.

Der Keller ist ein "Waffenarsenal"
Aber auch sonst hat der Laden von Schallplatten bis Gebrauchtkleidung, Haushalt bis moderner Chinaware, alles was man sich vorstellen kann und eigentlich nich braucht.
Ich will gehen, und da nimmt man mich beiseite, hey, Du bist eingeladen, Dinner startet um 5:30h.

 Es ist 5:15h, kein Zelt aufgebaut, alles steht noch am Laternenpfahl, ich war unsicher, ob ich bleiben sollte.
Open air Buffet
Nun aber los. Natürlich bleiben, was sollte noch besser sein, als hier Musik und Canada ganz hautnah zu treffen. Auf dem Nashville Festival in North BC.
Vorher muss es aber das richtige outfit sein, ein Stetson ist hier jetzt mindestens Pflicht. Stiefel wären noch besser, jedenfalls besser als Keenschuhe und Radfahroutfit.

Das 10m selfmade Buffet ist der Wahnsinn. Man kann gar nicht alles probieren, was dick macht. Ein kalorischer Supergau.
Während ich mich durch das Angebot arbeite, allein mit 3 verschiedenen Chilis, werde ich von Krista angesprochen, die die kleine Zeitung mit Herz in Heimarbeit im nahen Williams Lake herausgibt.
Als Nonprofitunternehmen gibt sie in Personalunion als Herausgeber, Redakteur, Fotograph, Layouter und Austräger in einer Person eine deutschsprachige Zeitung mit einer Auflage von 5000Stück monatlich in Williams Lake heraus. 600 Abonenten hat sie. Wir haben Zeit für ein kurzes Gespräch in deutsch. Sie berichtet über Begebenheiten auf den Dörfer drumherum, ich verspreche das neueste Exemplar zu lesen.

 So sitze ich mitten auf einem DörpCountryfestival, da wo Canada wirklich autentisch ist. Alte Männer mit Cowboyhüten und schweren Stiefeln schunkeln ihre Frauen über das selbstgezimmerte Parkett,  dabei kommt es nicht so sehr auf das Taktgefühl drauf an. Andächtig lauscht das Publikum den Darbietungen. Die Stimmung ist ausgesprochen gelöst, dabei gibt es keinen Tropfen Alkohol.
Ab und an hört mischt sich unter die Musik das Sinalhorn der Güterzüge. Es ist wirklich erstaunlich wer hier spontan einfach anfängt zu singen.
Und jede Band hat mindestens Ghostriders in the skies drauf. 
Christa gibt Die kleine Zeitung mit Herz heraus
Um 22:00h startet das Feuerwerk, es hat etwas von einer Hausmesse, mal zeigen, was es alles so neues auf dem Markt gibt.
Zeitgleich kommt es dummerweise zu einem XXl Wolkenbruch, das Wasser rennt in Massen die selbstgezimmerten Überdachungen hinunter.

 Die Plätze in der ersten Reihe sind schnell wieder frei. Flucht vor dem sintflutartigen Regen. Nach 30min ist das Regengebiet durch. Die Party wird fortgesetzt. Die Setlist ist noch lang. Ich eile zu meinem Zelt und suche meine Ohrprops. Alles ist trocken geblieben.