tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 19. Mai 2014

Der Tag in der Prärie

Morgenstimmung im PrärieviewMotel


Sa. 17.5.
Auf dem Weg zur Provinzgrenze 
Es gibt Dinge die machen mich richtig wütend. Und zwar dann, wenn ich entgegen meiner inneren Überzeugung gehandelt habe und die Sache schief geht. So was nehme ich persönlich und da nehme ich auch kein Blatt vor den Mund.
Kauf Dir einmal was richtiges, 'hast Du später kein Ärger. Ein klassischer Liebhaber Satz der Markenfetischisten.
Wir haben einige Isomatten auf dem Speicher, verlässlich sind die alle nicht und deswegen sollte unbedingt eine neue her. Gekauft bei einem großen Outdoor Händler.
Therm-a-rest, mit Lifetimegarantie.
Das Lifetime schien gut genug und vertrauenerweckend für ein Jahr ohne Probleme, allein nach 15 Einsätzen ist die Matte in der Nacht imn Tompkins platt. Die Luft ist buchstäblich raus. Nach 15maligen Gebrauch.
Nun, der gemeine Kurzzeit Outdoorer begibt sich in solchen Fällen einfach in die nächste Filiale oder nimmt zu mindest mit der Serviceabteilung Kontakt auf.
Zusammenrottung der Blumenkohlbande(J.Kachelmann)
Hier, im Süden SASK. nützt das alles nichts. Ich liege auf dem harten Fußboden und es ärgert mich. Montagsprodukt, Pech gehabt, umgerechnet auf den Kaufpreis immerhin €5 pro Nacht, hätte ich auch bei Lidl haben können, aber es musste ja unbedingt Therm-a-rest mit Lifetime sein. Es bleibt nicht anderes übrig, das nahezu unbenutzte Ding wegwerfen und doch eine neue bei Walmart kaufen. Das Material der Reise steht einfach unter keinem guten Stern.

Die Gaststätte der Tankstelle öffnet um 08:00am. Und man glaub es nicht, der Parkplatz füllt sich rasant mit Pickups. Können die alle keinen Toast zubereiten. Aber hier geht es auf um Kontaktpflege unter den Dörflern. Bis dahin ist bereits bei mir alles am Rad, nur noch einen Kaffee und dann geht’s los. Es ist mild und der Wind weht das erste Mal von hinten, nach 20km ist Premiere auf dieser Reise, es ist bereits so warm um 10:00h, das ich ab jetzt in kurz fahre. 
Unglaublich, gestern dieser Regen, heute, 20° und das erste Mal Schubwind.
Was ist das geil, 55 Tage habe ich auf diesen Tag gewartet und er entschädigt für so einige harte Etappen. Die Landschaft euphorisiert. Begrünte Hügelketten wechseln sich mit nicht endenden Feldern ab. Der Mensch verschwindet in dieser Landschaft, so unglaublich groß ist sie. Er wird hier bedeutungslos.

Nach 55km kommt auf dem Highway der Abzweig nach Maple Creek. Viele Orte werden direkt durch den Trans Canada zerschnitten, Maple liegt nun dummerweise 8km abseits in einem anderen Tal.
Wenn es also heute Abend etwas preisgünstiges zu essen geben soll, führt der Weg nur über diese Stichstrasse in der Mittagshitze, 8km hin und wieder zurück. 16km für Salat.
Meine Hoffnung vielleicht über eine Feldstrasse wieder an den Highway anzuschließen, wird von den örtlichen Coop Leuten leider nicht befürwortet.
Canadian Pacific-und gleich kommen die Desperados aus der Prärie


Um 14:00h bin ich fast wieder zurück, als mir Alan auf der anderen Seite entgegen kommt. Er ist ebenfalls Anfang April in Toronto gestartet und auf dem Weg nach Vancouver, mehrfach hatte er meine Spur aufgenommen, die Leute sagten ihm, da ist jemand aus Deutschland dir voraus. Er ist auf der Suche nach einem Job in Vancouver, wie er sagt, oder es ergibt sich was vorher, er will in den Tag ohne festes Ziel hinein leben. Alan kommt mit ungefähr einem Drittel des Gepäcks aus und ist fasziniert, was ich so alles dabei habe. Ich übrigens auch.
Aber Alan sammelt auch keine vom Auto verlorenen Canada Nummernschilder für seine Sauna. 
Anyway, ich kann diese Diskussion mit mir nicht mehr führen, seit Jahren haben wir zuviel Gepäck dabei, ich brauch halt etwas mehr um mich wohlzufühlen.
War die Fahrt bis nach Maple Creek schon ein purer Genuss, öffnet sich jetzt hinter der Abfahrt das Plateau und der Blick fällt in die Weite der Landschaft. Es fehlen mir schlicht die Superlative für diese Landschaft. Bei Km 95 kommt es zu einem Passanstieg über 4km und nach dem Passhöhe eine 10km lange Abfahrt nach Walsh zur Provinzgrenze. Eine erhabene Landschaft.

Kurz vor Walsh dann noch eine Begegnung, die Bekanntschaft mit Ted, einem 72jährigen 
Politaktivisten, der ein Schild auf dem Rücken trägt und nach Ottawa wandert. Er kommt aus BC und hält die 2011er Parlamentswahl für verfassungswidrig. Alles Verbrecher, alles nicht richtig.
Die Wahl muß in seinen Augen unbedingt wiederholt werden. electionfraud2011.wordpress.com 

Mir geht’s heute nicht mehr um canadische Innenpolitik und eigentlich will ich von Ted nur wissen, wo der Rastplatz ist, aber da holt er noch mal Luft und nimmt noch mal Anlauf. Schön. So stehen wir in der Mittenmulde und jemand haut mir einen Wortschwall über Politiker und Verbrecher um die Ohren. Er hat Flyer in seiner Hirtentasche und nimmt die Sache voll ernst. Längere Zeit lebte er in Amsterdam. 
Ach ja, der Rastplatz unterbricht er sich, 4km von hier, Du wirst mein Mobilhome erkennen. Ich stehe seit gestern da. Das Wohnmobil ist sein Zuhaus. Ein Protestmobil, aber für canadische Verhältnisse entschieden zu klein geraten. Eher eine europäische Größe.
Er läuft immer ein Stück auf dem Highway und dann muss er zurück sein Mobilhome nachholen. Ich verspreche ihm, auf ihn zu warten, bis dahin, will ich aber in Ruhe gegessen haben.
Auf dem Rastplatz angekommen brauche ich dringend eine lange Hose. Die nicht zu übersehende Rötung der Beine muss dringend bedeckt werden. Ja, Ellinor, hast ja Recht gehabt, ich kaufe Sonnenmilch. In Hamilton habe ich vor meiner Abreise am 6. April die Sonnenmilch im Hostel stehen gelassen. Und morgen soll’s ja auch wieder regnen. 



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