Morgenstimmung im PrärieviewMotel |
Sa. 17.5.
Auf dem Weg zur Provinzgrenze
Es gibt Dinge die machen
mich richtig wütend. Und zwar dann, wenn ich entgegen meiner inneren
Überzeugung gehandelt habe und die Sache schief geht. So was nehme ich
persönlich und da nehme ich auch kein Blatt vor den Mund.
Kauf Dir einmal was
richtiges, 'hast Du später kein Ärger. Ein klassischer Liebhaber Satz der
Markenfetischisten.
Wir haben einige Isomatten
auf dem Speicher, verlässlich sind die alle nicht und deswegen sollte unbedingt
eine neue her. Gekauft bei einem großen Outdoor Händler.
Therm-a-rest, mit Lifetimegarantie.
Therm-a-rest, mit Lifetimegarantie.
Das Lifetime schien gut
genug und vertrauenerweckend für ein Jahr ohne Probleme, allein nach 15
Einsätzen ist die Matte in der Nacht imn Tompkins platt. Die Luft ist buchstäblich raus.
Nach 15maligen Gebrauch.
Nun, der gemeine Kurzzeit
Outdoorer begibt sich in solchen Fällen einfach in die nächste Filiale oder nimmt
zu mindest mit der Serviceabteilung Kontakt auf.
Zusammenrottung der Blumenkohlbande(J.Kachelmann) |
Die Gaststätte der
Tankstelle öffnet um 08:00am. Und man glaub es nicht, der Parkplatz füllt sich rasant mit Pickups. Können die alle keinen Toast zubereiten. Aber hier geht es auf um Kontaktpflege unter den Dörflern. Bis dahin ist bereits bei mir alles am Rad, nur noch
einen Kaffee und dann geht’s los. Es ist mild und der Wind weht das erste Mal
von hinten, nach 20km ist Premiere auf dieser Reise, es ist bereits so warm um 10:00h,
das ich ab jetzt in kurz fahre.
Unglaublich, gestern dieser
Regen, heute, 20° und das erste Mal Schubwind.
Was ist das geil, 55 Tage
habe ich auf diesen Tag gewartet und er entschädigt für so einige harte
Etappen. Die Landschaft euphorisiert. Begrünte Hügelketten wechseln sich mit
nicht endenden Feldern ab. Der Mensch verschwindet in dieser Landschaft, so
unglaublich groß ist sie. Er wird hier bedeutungslos.
Nach 55km kommt auf dem
Highway der Abzweig nach Maple Creek. Viele Orte werden direkt durch den Trans
Canada zerschnitten, Maple liegt nun dummerweise 8km abseits in einem anderen
Tal.
Wenn es also heute Abend etwas
preisgünstiges zu essen geben soll, führt der Weg nur über diese Stichstrasse
in der Mittagshitze, 8km hin und wieder zurück. 16km für Salat.
Meine Hoffnung vielleicht
über eine Feldstrasse wieder an den Highway anzuschließen, wird von den örtlichen Coop
Leuten leider nicht befürwortet.
Canadian Pacific-und gleich kommen die Desperados aus der Prärie |
Um 14:00h bin ich fast wieder zurück, als mir Alan auf der anderen Seite entgegen kommt. Er ist ebenfalls Anfang April in Toronto gestartet und auf dem Weg nach Vancouver, mehrfach hatte er meine Spur aufgenommen, die Leute sagten ihm, da ist jemand aus Deutschland dir voraus. Er ist auf der Suche nach einem Job in Vancouver, wie er sagt, oder es ergibt sich was vorher, er will in den Tag ohne festes Ziel hinein leben. Alan kommt mit ungefähr einem Drittel des Gepäcks aus und ist fasziniert, was ich so alles dabei habe. Ich übrigens auch.
Aber Alan sammelt auch keine
vom Auto verlorenen Canada Nummernschilder für seine Sauna.
Anyway, ich kann diese Diskussion mit mir nicht mehr führen, seit Jahren haben wir zuviel Gepäck dabei, ich brauch halt etwas mehr um mich wohlzufühlen.
Anyway, ich kann diese Diskussion mit mir nicht mehr führen, seit Jahren haben wir zuviel Gepäck dabei, ich brauch halt etwas mehr um mich wohlzufühlen.
War die Fahrt bis nach Maple
Creek schon ein purer Genuss, öffnet sich jetzt hinter der Abfahrt das Plateau
und der Blick fällt in die Weite der Landschaft. Es fehlen mir schlicht die
Superlative für diese Landschaft. Bei Km 95 kommt es zu einem Passanstieg über
4km und nach dem Passhöhe eine 10km lange Abfahrt nach Walsh zur Provinzgrenze.
Eine erhabene Landschaft.
Kurz vor Walsh dann noch eine Begegnung, die Bekanntschaft mit Ted, einem 72jährigen
Politaktivisten, der ein Schild auf dem Rücken trägt und nach Ottawa wandert. Er kommt aus BC und hält die 2011er Parlamentswahl für verfassungswidrig. Alles Verbrecher, alles nicht richtig.
Die Wahl muß in seinen Augen
unbedingt wiederholt werden. electionfraud2011.wordpress.com
Mir geht’s heute nicht mehr um canadische Innenpolitik und eigentlich will ich von Ted nur wissen, wo der Rastplatz ist, aber da holt er noch mal Luft und nimmt noch mal Anlauf. Schön. So stehen wir in der Mittenmulde und jemand haut mir einen Wortschwall über Politiker und Verbrecher um die Ohren. Er hat Flyer in seiner Hirtentasche und nimmt die Sache voll ernst. Längere Zeit lebte er in Amsterdam.
Mir geht’s heute nicht mehr um canadische Innenpolitik und eigentlich will ich von Ted nur wissen, wo der Rastplatz ist, aber da holt er noch mal Luft und nimmt noch mal Anlauf. Schön. So stehen wir in der Mittenmulde und jemand haut mir einen Wortschwall über Politiker und Verbrecher um die Ohren. Er hat Flyer in seiner Hirtentasche und nimmt die Sache voll ernst. Längere Zeit lebte er in Amsterdam.
Ach ja, der Rastplatz unterbricht
er sich, 4km von hier, Du wirst mein Mobilhome erkennen. Ich stehe seit gestern
da. Das Wohnmobil ist sein Zuhaus. Ein Protestmobil, aber für canadische
Verhältnisse entschieden zu klein geraten. Eher eine europäische Größe.
Er läuft immer ein Stück auf
dem Highway und dann muss er zurück sein Mobilhome nachholen. Ich verspreche
ihm, auf ihn zu warten, bis dahin, will ich aber in Ruhe gegessen haben.
Auf dem Rastplatz angekommen
brauche ich dringend eine lange Hose. Die nicht zu übersehende Rötung der Beine
muss dringend bedeckt werden. Ja, Ellinor, hast ja Recht gehabt, ich kaufe
Sonnenmilch. In Hamilton habe ich vor meiner Abreise am 6. April die Sonnenmilch im Hostel stehen
gelassen. Und morgen soll’s ja auch wieder regnen.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen