Di.,20.5.
Am Tag danach
Na, wie fühlst Du Dich heute
am Tag 50+1Tag? fragt Ellinor als Einleitung. Gut, ich habe bis 3:30h
geschlafen, dann wurde ich durch meinen tierischen Mitbewohner geweckt, der nun
gefangen unter einem Papiereimer im Badezimmer seinem traurigen Schicksal
entgegen harrt. Es gibt einfach wenig bekannt gewordene Freundschaften zwischen
Motelbesitzern und grauen Feldmäusen. Genau genommen, keine.
Ich fühle mich nicht gut
dabei, aber immerhin, mehrfach habe ich der Maus die Freiheit angeboten, die
Tür stand stundenlang auf und meine glasierten Donuts, 6 Stück für 1$ waren
noch nie zum Teilen mit grauen Mäusen gedacht. Mit dem dreisten Versuch meine
Donuts anzuknabbern, hat die Maus eine rote Linie überschritten.
Aber das ist auch nicht die
Beantwortung der Frage. 50Jahre alt sein ist gut, besser ist es, wenn sich
dieser Zustand jetzt noch lange erhalten lassen würde. Ja, wenn ich den
Gedanken zulasse, dann macht er mir Angst und nimmt Besitz von mir. 50. Manche
Zeitgenossen haben danach nur 20, 21, Jahre, bis sie für immer gehen. 50 ist also
so zu sagen nicht die Mitte, sondern die Tatsache, das sich die Waage schon
erheblich zu neigen beginnt. Bis 50 hat man gewöhnlich, so man sich
ausreichender Gesundheit erfreut, immer das Gefühl auf der besseren Seite zu
sein. Nun ist der faktische Beweis erbracht, die Mitte, mein Lieber, die hast
du nun deutlich überschritten.
Nur noch 21mal Weihnachten,
nur noch 21mal Gänsebraten am 2. Weihnachtstag. Viel ist das nicht, deswegen,
wie fühlst Du Dich heute? Es geht mir gut, aber es macht mir zu schaffen, wir
haben gelernt erwachsen zu werden, Familien zu gründen, Besitzstand aufzubauen,
die einen mehr, die anderen weniger geschickt, eines haben wir nicht gelernt:
Alt zu werden.
Und deshalb, liebe
Blogleser, genieße ich dieses Jahr hier in Canada trotz aller bisherigen Pannen
und Probleme und bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein.
Bevor es am heutigen Montag
nach Westen geht, führt der Weg diesmal leider mit vollem Gepäck noch einmal in
die Einkaufsmeile, da ich gestern morgen zunächst die Sonnencreme vergaß, oder
nicht bereit war 8,49$ dafür auszugeben und am Nachmittag mir einbildetet, keine 10 Pferde en in der Lage sein, mich ein
zweites Mal die 14km zu Walmart zu zerren.
Um 10:00h bin ich zurück am
Motel, im Besitz von 237ml Sonnenmilch Faktor 30, Typ Sport und die Reise kann
starten. Es wird eine warme Woche. Ich freu mich riesig, endlich so was wie
Sommer. Ein zweites Mal kann ich mir den Lapsus nicht erlauben, ohne Creme
stundenlang auf dem Highway zu sein.
Erste Station ist Seven
Persons, es bleibt unklar ob im Ortsnamen gleichsam die Anzahl seiner Bewohner
angegeben ist. Eine Räucherei am Straßenrand in einem auf den ersten Blick
renoviert aussehenden Getreidespeicher, könnte aber auch neu erstellt sein, er
wirkt einfach eine Spur zu geleckt. Apropos geleckt, das Wasser läuft einem im
Munde zusammen, wenn man den Verkaufsraum betritt, leckere Düfte, und noch
leckere Fleischwaren, ein halbes Dutzend Angestellte ist mit herrichten und
abpacken der Waren beschäftigt. Es erinnert mich an die Plunkauer Räucherei in
Ostholstein, die ich als Junge mit meinem Großvater oft besuchte, allerdings
hängen hier keine Schinken von der Decke.
Kurz zuvor sehe ich auf
einer Querstrasse einen Pickup, der einen uralten Trecker transportiert. Es ist
Ron, der seinen verkauften 1946er Ford Traktor seinem neuen Besitzer liefert.
Ein wunderschöner alter Traktor, aus der Zeit, als in Kanada die Felder noch
kleiner waren. 1hour dauert der Transport, also ungefähr 100km, Ron ist Rinderfarmer, ungefähr 6km landeinwärts
und er hat mich heute schon bei Walmart gesehen. Einige Minuten halte ich ihn
auf, Ron will auch wissen wohin die Reise geht, es gibt ein Foto und dann will
ich weiter.
rote Scheunen, fast wie in Schweden |
Alberta Felder sind zu trocken |
Albert muss ein
Trockenheitsproblem seiner Felder haben, überall stehen auf den Felder
Beregnungsanlagen, das ist mir in Sask. und Manitoba so nicht aufgefallen.
Der Crowsnest Highway( No.3)
ist pro Richtung nur noch einspurig, allerdings weiterhin mit großer
beidseitiger Pannenspur. Das bedeutet auch, dass die Trucker nicht mehr in die
zweite Spur in meiner Gegenwart wechseln, aber durch den unglaublich breiten
Seitenstreifen ist die Gefahr sehr gering. Allerdings haben hier breitere Fahrzeuge
immer ein safetycar vorweg, das bei Annäherung sachte hupt. Für Deutschland ist
das nicht vorstellbar, eine wichtige Bundesstrasse, nur einspurig und dafür
zwei Seitenstreifen aufgeben, niemals.
In Bowland Island gibt’s den
zweiten Kaffee des Tages, wieder sehr moderat für 1,50$, bei Huck Finns, Oliver
Twist lässt grüßen. Allerdings lässt Huck sich in seinem TankstellenVideothekConvienience Store nicht
die Butter vom Brot nehmen, draußen warnt ein eindeutiges Schild, no shirts, no
shoes – no service. Alter, an einer Tankstelle!
Die 14 unnützen Km am Morgen
verhindern letztlich, das ich Taber selbst erreiche und so beende ich gegen
17:00h langsam die Fahrt, besorge an besagten Convienience Store für wucherverdächtige
7,15$ eine Flasche Wasser und eine Coke und suche ein Nachtlager.
Es ist wie so oft, kommt
was, willste noch nicht, willste selber, kommt nichts. Zwei schöne Höfe sind
wieder verwaist, der dritte Hof will am Abend Gift sprühen, da will ich nicht.
Purple Springs heißt die 15
Häuser Ansiedlung direkt am Highway 3, auf der anderen Strassenseite lässt sich en
wunderschönes Rasenstück unter Bäumen finden. Leider nicht besonders weit vom
Highway entfernt.
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