tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 22. Mai 2014

Alberta Badlands



Di.,20.5.
Am Tag danach
Na, wie fühlst Du Dich heute am Tag 50+1Tag? fragt Ellinor als Einleitung. Gut, ich habe bis 3:30h geschlafen, dann wurde ich durch meinen tierischen Mitbewohner geweckt, der nun gefangen unter einem Papiereimer im Badezimmer seinem traurigen Schicksal entgegen harrt. Es gibt einfach wenig bekannt gewordene Freundschaften zwischen Motelbesitzern und grauen Feldmäusen. Genau genommen, keine.
Ich fühle mich nicht gut dabei, aber immerhin, mehrfach habe ich der Maus die Freiheit angeboten, die Tür stand stundenlang auf und meine glasierten Donuts, 6 Stück für 1$ waren noch nie zum Teilen mit grauen Mäusen gedacht. Mit dem dreisten Versuch meine Donuts anzuknabbern, hat die Maus eine rote Linie überschritten.

Aber das ist auch nicht die Beantwortung der Frage. 50Jahre alt sein ist gut, besser ist es, wenn sich dieser Zustand jetzt noch lange erhalten lassen würde. Ja, wenn ich den Gedanken zulasse, dann macht er mir Angst und nimmt Besitz von mir. 50. Manche Zeitgenossen haben danach nur 20, 21, Jahre, bis sie für immer gehen. 50 ist also so zu sagen nicht die Mitte, sondern die Tatsache, das sich die Waage schon erheblich zu neigen beginnt. Bis 50 hat man gewöhnlich, so man sich ausreichender Gesundheit erfreut, immer das Gefühl auf der besseren Seite zu sein. Nun ist der faktische Beweis erbracht, die Mitte, mein Lieber, die hast du nun deutlich überschritten.
Nur noch 21mal Weihnachten, nur noch 21mal Gänsebraten am 2. Weihnachtstag. Viel ist das nicht, deswegen, wie fühlst Du Dich heute? Es geht mir gut, aber es macht mir zu schaffen, wir haben gelernt erwachsen zu werden, Familien zu gründen, Besitzstand aufzubauen, die einen mehr, die anderen weniger geschickt, eines haben wir nicht gelernt:
Alt zu werden. 
Und deshalb, liebe Blogleser, genieße ich dieses Jahr hier in Canada trotz aller bisherigen Pannen und Probleme und bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein.
Bevor es am heutigen Montag nach Westen geht, führt der Weg diesmal leider mit vollem Gepäck noch einmal in die Einkaufsmeile, da ich gestern morgen zunächst die Sonnencreme vergaß, oder nicht bereit war 8,49$ dafür auszugeben und am Nachmittag mir einbildetet,  keine 10 Pferde en in der Lage sein, mich ein zweites Mal die 14km zu Walmart zu  zerren.

Um 10:00h bin ich zurück am Motel, im Besitz von 237ml Sonnenmilch Faktor 30, Typ Sport und die Reise kann starten. Es wird eine warme Woche. Ich freu mich riesig, endlich so was wie Sommer. Ein zweites Mal kann ich mir den Lapsus nicht erlauben, ohne Creme stundenlang auf dem Highway zu sein.

Erste Station ist Seven Persons, es bleibt unklar ob im Ortsnamen gleichsam die Anzahl seiner Bewohner angegeben ist. Eine Räucherei am Straßenrand in einem auf den ersten Blick renoviert aussehenden Getreidespeicher, könnte aber auch neu erstellt sein, er wirkt einfach eine Spur zu geleckt. Apropos geleckt, das Wasser läuft einem im Munde zusammen, wenn man den Verkaufsraum betritt, leckere Düfte, und noch leckere Fleischwaren, ein halbes Dutzend Angestellte ist mit herrichten und abpacken der Waren beschäftigt. Es erinnert mich an die Plunkauer Räucherei in Ostholstein, die ich als Junge mit meinem Großvater oft besuchte, allerdings hängen hier keine Schinken von der Decke.

Kurz zuvor sehe ich auf einer Querstrasse einen Pickup, der einen uralten Trecker transportiert. Es ist Ron, der seinen verkauften 1946er Ford Traktor seinem neuen Besitzer liefert. Ein wunderschöner alter Traktor, aus der Zeit, als in Kanada die Felder noch kleiner waren. 1hour dauert der Transport, also ungefähr 100km,  Ron ist Rinderfarmer, ungefähr 6km landeinwärts und er hat mich heute schon bei Walmart gesehen. Einige Minuten halte ich ihn auf, Ron will auch wissen wohin die Reise geht, es gibt ein Foto und dann will ich weiter.

rote Scheunen, fast wie in Schweden
Die Fahrt durch die Badlands verläuft insgesamt flach, ausgedehnte Viehweiden wechseln sich mit frisch gepflügten Feldern ab. Die Bauern sind am Sähen, Leslie aus Hargrave, MB hat mir gemailt und erzählt er ist ebenfalls dabei und hat am Montag 325Acre bestellt. Hier in Kanada ist das ein Arbeitsgang. Der Laster kommt aufs Feld, Saatgutspender wird gefüllt und hinter ihm ist eine riesige Egge nachgekoppelt. 

Alberta Felder sind zu trocken
Trotzdem sind am Highway auch immer wieder kleine, romantisch wirkende Höfe mit ihren typischen dunkelroten Schleppdachscheunen zu sehen.  
Albert muss ein Trockenheitsproblem seiner Felder haben, überall stehen auf den Felder Beregnungsanlagen, das ist mir in Sask. und Manitoba so nicht aufgefallen.

Der Crowsnest Highway( No.3) ist pro Richtung nur noch einspurig, allerdings weiterhin mit großer beidseitiger Pannenspur. Das bedeutet auch, dass die Trucker nicht mehr in die zweite Spur in meiner Gegenwart wechseln, aber durch den unglaublich breiten Seitenstreifen ist die Gefahr sehr gering. Allerdings haben hier breitere Fahrzeuge immer ein safetycar vorweg, das bei Annäherung sachte hupt. Für Deutschland ist das nicht vorstellbar, eine wichtige Bundesstrasse, nur einspurig und dafür zwei Seitenstreifen aufgeben, niemals.

In Bowland Island gibt’s den zweiten Kaffee des Tages, wieder sehr moderat für 1,50$, bei Huck Finns, Oliver Twist lässt grüßen. Allerdings lässt Huck sich in seinem   TankstellenVideothekConvienience Store nicht die Butter vom Brot nehmen, draußen warnt ein eindeutiges Schild, no shirts, no shoes – no service. Alter, an einer Tankstelle!

Die 14 unnützen Km am Morgen verhindern letztlich, das ich Taber selbst erreiche und so beende ich gegen 17:00h langsam die Fahrt, besorge an besagten Convienience Store für wucherverdächtige 7,15$ eine Flasche Wasser und eine Coke und suche ein Nachtlager.
Es ist wie so oft, kommt was, willste noch nicht, willste selber, kommt nichts. Zwei schöne Höfe sind wieder verwaist, der dritte Hof will am Abend Gift sprühen, da will ich nicht.

Purple Springs heißt die 15 Häuser Ansiedlung direkt am Highway 3,  auf der anderen Strassenseite lässt sich en wunderschönes Rasenstück unter Bäumen finden. Leider nicht besonders weit vom Highway entfernt.
Ich habe mit meinem DeSensibilisierungprogramm begonnen. Ich nehme es hin, von Mücken gestochen zu werden, wenn der Plan aufgeht, sind die histamischen Reaktionen vielleicht nachher im Yukon nicht mehr so gravierend.
Gesendet von Tim Hortons Ft.McLeod

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