Beleidigungen am Strassenrand |
Samstagmorgen, irgendwann muß es ja mal losgehen. Ich denke an meine Kollegen; ein vielleicht unangenehmer Frühdienst, aber danach in die wohlige Sauna. Danach ein Bier. Welch eine verlockende Aussicht. Stattdessen stehe ich um 8:00 morgens im schlafenden Hamilton im Graupelschauer, das Termometer zeigt - 4° und 100 km sind angesagt. Das Motel steht in Orangeville. Nein, es gibt schönere Augenblicke im Leben.
Auch Wildgänse warten in Hamilton auf Sommer |
Die Ausfahrt aus Hamilton gelingt auch ohne Navi und ich stehe nach 1h frierend vor Highway 6. No Pedestrians, no Bicycling. Yeah. Der Wind bläst unablässig von vorne. Ich bin kein Fahrradromantiker, der sich mit Sprüchen, wie der-Wind-bläst-immer-von-vorn motiviert, ich gehe nicht vor die Tür, wenn es draußen landunter hat. Ein halbes Jahr hat Ellinor mich bearbeitet, fahr doch mal draußen, die haben auch Regentage da drüben.
aberwitzige Anstiege, Zeit zur Muße beim Schieben |
So richte ich das Fahrrad wieder auf und erreiche Derry road und der schwarze Tankwart fragt what a hell are doin' outside man? Und ich antworte auf nur auf deutsch, ja, das weiß ich auch nicht. Er lädt mich ein und ich bleibe für 15min. Jeder regt sich über
das Wetter auf. Muß es gerade dieses Jahr den kältesten, längsten Winter seit 20 Jahren in Ontario geben? Kann das nicht nächstes Jahr sein, usually we have 15-20 in march. Ja, usually eben.
Wintersportregion Caledon Mountains |
Irgendwann erreiche ich Highway 10. Von jetzt geht's nur noch gerade aus. Immer gegen den Wind, Meile um Meile bis zum bitteren Ende. Aus 25 km wird eine Ewigkeit, die meisten schiebend. Ich habe so viele Körner gelassen, das für weitere Anstiege die Kraft fehlt. Eigentlich wollte ich einkaufen in Orangeville.
Jetzt wäre ich froh, bei Tageslicht anzukommen. Der Blick auf 's Navi zeigt 500 m über Meereshöhe. Was für ein Irrsinn, ich hatte mit Bergen geplant, aber doch nicht vor den Rockies. In Toronto hatten sie mich gewarnt. Also schiebe ich am Rand eines 6spurigen Highways mein Rad über mehrere Km. Die Kanadier müssen mich für bekloppst halten. Sitzen in ihren guttemperierten Pickups und draussen schiebt einer 'nen Rad hoch. Niemand schiebt hier Räder mit Säcken dran. Ich kann nicht mehr und denke ich an diesem Tag an Walter, es zählt nur das Ankommen im Marathon. We never surrender, wie Churchill sagt. Ich schreie es in den Sturm. Heute noch nicht. Später wird Ellinor die aktuellen Klimadaten nachreichen. 6 Bft, bei den Norweger nennen sie das schnöde kreftig vind.
zugefrorener See Lake Orangeville |
Mit den letzten Sonnenstrahlen erreiche ich das Motel, 2,7km außerhalb des Ortes. Bei der Einfahrt wabert warmer Frittenduft über die Strasse.
Die Garmin Zielansprache passt auf wenige Meter. Eine Dusche, nur noch eine Dusche, der Wirt schenkt mir eine Büchse Coke, ich kann meine Unterschrift auf der Anmeldung nicht lesen.