tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 27. November 2014

LA-Santa Monica



Mi.,26.11.14
Save a turkey
Einer der großen Nachteile des bewussten Lebens in einfachen Verhältnissen auf der Strasse ist wie schon erwähnt die Suche und der Besitz von Elektrizität. Das Oregon 600 hat ein AAA Batteriefach, beim Netbook und allen anderen Dingen ist die Sache schon schwieriger.

Gordon hat es erwähnt, ein wahrer Segen sind da die öffentlichen Büchereien, hier in den großen Orten gibt es meist eine Haupt und verschiedene Zweigniederlassungen, Branch Libraries genannt. Gestern habe ich auf dem Pico Boulevard eine solche entdeckt. Da sie erst gegen 12:00h öffnet, bleibt noch genug Zeit für eine Stadtbesichtigung Santa Monicas.

Auf meinen morgendlichen Kaffee bei Starbucks verzichte ich zunächst, um eine ausgiebige Dusche am Strand zu nehmen. Und zwar vor den homeless people. Die Kolonie der Nichtsesshaften verbringt die Nacht am Strand oder in den angrenzenden Bergen und wer seine bürgerliche Existenz noch nicht ganz abgelegt oder verloren hat, benutzt die stadteigenen Duschen. OpenAir ohne irgendwelchen albernen Sichtschutz, aber mit reichlich lauwarmen Wasser, vor allem aber kostenlos.

Lästig sind dabei höchstens die vielen frühmorgendlichen Jogger, die die Promenade bevölkern. Da es keinen schneidigen Ostwind wie bei uns im November hier am Strand gibt, kann man sich also durchaus Zeit dabei lassen. Zweimal guckt sogar die Santa Monica Police vorbei, also Duschen unter polizeilicher Aufsicht.

Dann am Strand entlang in den Ort. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, Santa Monica’s Innenstadt als hübsch zu beschreiben wäre dann doch des Guten zuviel. Schön ist anders, z.B. Healdsburg. Der Ort bietet jeden Art des typischen Strandkonsums, jede Menge Modeläden und Nobelboutiken,sogar eine fast autofreie Fußgängerzone inclusive  Edelkaufhäuser einen Haufen Restaurants und auf ca. 2,5Km Mainstreet auch ein wenig Multikulti. [Erst später werde ich erfahren,warum meine Suche nach den geliebten Pfandhäusern erfolglos war-Die Wohlhabenden haben sich die Pawnies vom Hals geschafft, es passte in Ihren Augen nicht zum Stadtbild.]

Die Stadt ist wie nicht anders erwartet autofreundlich, gibt sich aber betont fahrradfreundlich und weist eine ganze Reihe Strassen mit giftiggrünen Fahrradflächen aus.  
Und dann ist da noch der Pier, ursprünglich in den ersten zwei Dekaden, des 20.Jh errichtet, früher einmal für die Fischer und ihre Industrie gedacht, ist er heute wie auch in Santa Cruz, eine Art Vergnügungsmeile mit Riesenrad, Fressbuden und Schiffsschaukel. Man kann bequem ohne auszusteigen mit dem Auto auf den Holzsteg fahren und Autobedürftigen wird sogar ein Parkplatz direkt auf dem hölzernen Belag geboten. So bleibt der Fußweg für die meisten ohne Anstrengung.
Die Hauptattraktion allerdings ist der breite bis zum Horizont reichende Sandstrand. Manchmal muß man sich kneifen und feutlich feststellen, es ist auch hier Ende November, wenn morgens um 7:30h die Sonne schon hoch am Himmel steht.

Kurz um, man kann es aushalten, es herrscht ein bisschen viel Verkehr, aber zu Recht, wirklich schlimmer als in anderen Küstenorten ist es in Downtown auch nicht.
So richtig reizt mich allerdings nichts, zwei Cafes sind voll und ich komme auf die Idee stattdessen die Hauptbücherei zu besuchen. Unglücklicherweise ist der Bau modern trutzig gestaltet, mehr Federal Bank als geistiges intellektuelles Zentrum, und auf die Frage, ob sie Fahrradplätze haben, vielleicht im Hof, weil ich nun mal bepackt bin, stoße ich leider auf Unverständnis, nein, da kann man nicht helfen, I’am so sorry.


Als ich den Trutzbau verlasse, stoße ich auf Jörg, der gestern aus Deutschland angekommen ist und einige Zeit bleiben will. Beruf jetzt Songschreiber, früherer Beruf Wirtschaftsingenieur, dann Nervenzusammenbruch und jetzt mit 52 schon seit 5Jahren pensioniert. Zitat: ich habe die letzten 4 Jahre die wichtigen Länder Italien, Spanien und Portugal bereist und lange damit verbracht den Euro zu begreifen. Jetzt will ich ein bisschen ausspannen. 

Ich breche das Geschwafel ab, es nervt mich, nicht noch ein Werteversteher, schon berentet mit unter 50 Jahren, manchmal habe ich das Gefühl die Welt ist grausam ungerecht.
Ich folge dem Santa Monica Boulevard nach Osten, bis zum Ortsschild Los Angeles.
Für Menschen wie mich ist ja alles irgendwie Los Angeles, aber es gibt eben feine Verwaltungsunterschiede und tatsächlich fängt LA erst gefühlt 12km hinter der Küste an und im Grunde ändert sich auch das Strassenbild nicht, weiterhin die gleiche, flache typische Bauweise. Alles ein wenig in die Jahre gekommen, mit einem Wort nichtssagend.

So bin ich inzwischen in einer ganzen Reihe von Orten gewesen, aber das eigentliche City of Los Angeles betrete ich nun das erste Mal. Breite Strassen, die irgendwo am Horizont aufhören, irgendwo dort muß dann LA Downtown sein.
Es ist 11:00h Zeit für einen zweiten Kaffee und der McD kommt wie gerufen, Wieder ein Privat McD. Und während ich da sitze kommt ein Latino draußen des Weges und zupft an meinem Fahnen und nimmt sich Zeit für etliche Fotos.
Was auch immer er vorhat, er nimmt die Sache genau und als er den Laden betritt hätte er gerne auch noch ein Filmchen für seine Company.
Und er zeigt mir einige Videos, die er mit Passanten gedreht hat. Ich werde demnächst die Sache verfolgen.

Um 12:00h erreiche ich die Bücherei Branch. Schick sieht sie aus, ganz neu und modern, es gibt gemütliche Stühle, ein funktionierendes wifi und Strom.
Das Skype wieder mal herumzickt und meinen Account sperrt, weil ich das Programm nicht aktualisieren wollte, sei am Rande bemerkt. Wie schon erwähnt, halte ich es für den Cardinalfehler dieses Programms, es aus Profitgründen ausgerechnet Microsoft in den Rachen geworfen zu haben. Jedes andere Programm kann nur besser und kundenfreundlicher werden, als dieses einstige Edelprogramm. 

Es gibt nach Tagen doch einiges zu erzählen und ich verpasse den Absprung, Als ich mich auf den Weg mache und endlich die 76erTankstelle erreiche, ist es bereits 16:30h. Zu spät für einen Nachmittagskaffee. Die Sonne steht schon zu tief an diesem Tag. 

Morgen ist Thanksgiving hier in den USA. Millionen Truthähne haben ihr Leben für diesen Feststag gegeben. Das hat Tradition. Seit langen bieten die Restaurants Tischvorbestellungen an.
Und ich muss an die Fischer in Washington-State denken, die ihren eigenen Slogan zum wirtschaftlichen Erfolg ihres Thanksgiving Festes kreiert haben: Save a turkey, take a crab.