tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 30. Oktober 2014

SF-Embarcadero+Fishermans Wharf

Bike Schleppverband kreuzt Market street
Mi.,29.10.
Lets go Giants!
Ich bin ziemlich enttäuscht, so sehr, wie lange nicht mehr, so der Giants Pitcher Jake Peavey nach dem gestrigen Spiel.
Kansas hat die Giants deutlich geschlagen.
Eher trotzig tragen die Leute heute ihre Fan Trikots an diesem frühen Morgen. Es sind nicht so viele Giants Fans wie in den Tagen zuvor zu sehen. Nun 3:3 steht es in den Best of 7 der World Series.
Die Sache ist wieder offen. Die katastrophale 0:10 Niederlage gestern in Kansas war eine harte Klatsche. Das heutige Spiel in Kansas City muß die Entscheidung bringen.
Ich bin auf dem Weg durch die Market street zum Hafen. Zunächst aber komme ich nicht schnell voran. Die Eindrücke in der östlichen Market street sind zu beeindruckend.

Bilder aus der Abteilung die Vertikale Stadt. Ich bin früh unterwegs. Um 09:00h haben noch nicht alle street people ihr Strassennachtlager geräumt. Es stinkt gewaltig an manchen Strassenkreuzungen nach Urin. Ein längerer Regen täte dieser Stadt gut. In St. Petersburg fahren am frühen Morgen Wassertankwagen durch die Hauptstrassen, die von der Strasse mit Hochdruck die Gewege reinigen.
Die Starbucksstores hingegen sind bereits gefüllt. Viele Berufstätige hetzen an mir in diesem sehr belebten Teil der Stadt an mir vorbei.

Am Ende der Market street liegt das Ferry Building. Wikipedia.org San Francisco Ferry Building
Das 1898 im neoklasseröffnete Empfangsgebäude für die Fähren über die Bay überstand das Beben von 1906 fast vollständig allerdings wurde der Glockenturm in Mitleidenschaft gezogen.
Das Uhrwerk blieb jedoch um 5:16h stehen des Bebens stehen und war lange Zeit ein Manetekel. Auch das Loma Beben 1989 überstand des Gebäude wie durch ein Wunder, während der Freeway wenige hundert Meter weiter wie Pappe zusammengefaltet wurde.
In den letzten Jahren wurde das Gebäude nach Jahren des Niederganges aufwendig saniert und man versuchte die Atmosphere zur Zeit des vorherigen Jahrhundert wieder herzustellen. 
Pier 1 Ferry Building 1915, Source www.prologispier1.com
Heute residieren Edel Restaurants und Cafes in dem Gebäude, man hat einen wunderbaren Blick auf die Bucht und die ankommenden Fähren, die heute allerdings nur noch Passagiere befördern. Vom Ferry Building geht es den Embarcadero entlang, die Uferstrasse mit seinen weiß gestrichenen Torgebäuden der Piers.
Pier 15 beherbergt heute ein Science Museum zum Anfassen, eine ganze Reihe Pier stehen allerdings leer oder dienen als Parkhäuser und Werkstätten.  Pier 33 auf dem Weg zur Fishermans Wharf ist der Anleger für den Trip nach Alcatraz. Als ich um 11:00h dort eintreffe, hatten auch viele die Idee an diesem schönen Herbsttag. Nein, keine 20min Warten um ein Ticket für diesen für diesen Tag zu bekommen.

The Rock wird vermarket wie kaum etwas in dieser Stadt, es gibt Shirts, Pullover, Becher, einfach alles, auf das sie die Silhouette des Felsens oder das Konterfei von Al Capone drucken läßt. Die Halbwertzeit dieser Memoralien scheint begrenzt. Wer läuft schon schon mit schwarzweiß gestreifter Kleidung und dem Aufdruck Proverty of State Prison durch Lübeck.

Fishermans Wharf ist das Hochamt des Tourismus hier in der Stadt, nirgendwo sonst sind so viele Auswertige zu sehen. Touristenläden reihen sich endlos an der Uferstrasse, es gibt das SF Dungeon, Madame Tussot's und die üblichen Verdächtigen. Und doch hat die Wharf auf sehr interessante Eindrücke zu bieten.
Da ist zum einen am Pier 45 etwas abseits die SS Jeremiah O`Brien, eines der letzten Schiffe der Liberty Klasse, jene Schiffe, die ab 1942 in Massenproduktion nach immer gleichem Muster an der gesamten Küste der USA und Kanada gebaut wurden, um als Konvoifrachter Rüstungsgüter für die stark bedrängten Alliierten in Europa zu liefern. Schneller Schiffe bauen als Döntitz' Ubootflotte sie versenken kann.
Die O`Brien nahm auch 1944 an der Landung vor der Normandie teil. Sie war schon abgeschrieben, als über Crowtfunding und viel Ehrenamt eine Idee aufkam, das Schiff vor dem Abwracker zu retten.


Sie haben die Triple Expansionsdampfmaschine restauriert und das Schiff bietet nun regelmäßig Ausfahrten an. Stolz verweisen sie, das ihre Dampfmaschine den gleiche Antrieb hat, der auch die HMS Titanic antrieb und damit schließt sich der Kreis zu Hartmut in Hope/BC, der mir als deutscher Feinmechaniker das Modell der Dampfmaschine auf dem Wohnzimmertisch demonstrierte. Leider hat der Kontakt zu Hartmut nicht gehalten.


Fisherman's Wharf ist neben dem Tourismus die Heimat der Krebsfischer. Viele Fischer sind sizilianischen Ursprungs und Anfang des 20.Jh hierher eingewandert. Die Inhabernamen haben klingen häufig italienisch. Wenn man die unzählbare Zahl der Boote im Hafen betrachtet, ist es schwer vorstellbar, das überhaupt noch etwas am Meeresgrund zu finden sein könnte.



Neben dem ganzen Nippes, Tand und fragwürdigen Antiquitäten gibt es tatsächlich ein gutgemachtes, sehenswertes Museum, in dem viele Artefakte aus der Vergangenheit der Wharf aufbereitet sind. Viele Bilder, aber auch viele Audiodokumente.

Gegenüber auf dem Hyde street Pier wird nocheinmal die Bedeutung der beiden großen Brücken deutlich.
Bevor die Brücken Ende der 30er Jahre eröffnet wurden, war San Francisco Downtown wirklich in der Tat als Halbinsel schwer zu erreichen. Die Hyde street beginnt genau dort, wo die Fähren in Richtung Norden ablegten. Ein Teil des 101er war früher nur nur über das Meer zu erreichen. Die letzte Autofähre war bis 1957 im Gebrauch und liegt nun als Museumsschiff vertäut.
Während ich mich so umschaue, entdecke ich im steilen Anstieg der Hyde ein quer zur Fahrbahn stehendes Fahrzeug. Schadenfreude ist die beste Freude und ich will, nachdem ich weiß, das es kein Unfall ist, doch noch ein Stück näher hinauf. Und so stellt sich heraus, das nicht nur ich diese enormen Anstiege unterschätze, nein, es gibt noch mehr Doofe.
An diesem Tag trifft es einen Fahrer aus State New York, der nicht bereit war diesen Anstieg ernst zu nehmen und nun auf halber Höhe der Hyde mit Wohnmobil und Trailer festhängt. Der Trailer scheint bereit zurückgerollt zu sein, zu schwach war die Motorisierung der Zugmaschine. Es gibt reichlich Spuren am Fahrzeug.
Nun warten alle auf Höhe der norwegischen Seemannsmission auf den Tow Truck, der sich ganz vorsichtig rückwärts dem Wohnmobil nähert. Der arme Kerl wird teuer dafür bezahlen müssen feixen sich die Anwohner am Zaun gegenüber. Die CableCar Strecke über die Hyde ist für mehrere Stunden unterbrochen.
Das gibt Zeit ins Gespäch mit den Dreiradfahrern zu kommen, die Strecke weitläufig abgesperrt haben.
Nein, das ist nicht die steilste Strecke, die Filbert wäre noch viel steiler, heißt es aus informiertem Munde.

Egal, ob nun 2°mehr oder weniger, es ist ein extrem mühsmaer Weg die Hyde zu dem NewYorker Wohnmobil hinauf und wieder hinab.
Es gibt einen wundersschönen Sonnenuntergang am Meer, den ich nur halb sehen kann, weil die Berge ihn ein wenig verdecken, danach wird es schnell kühl. Und es wird Zeit den langen Heimweg anzutreten. Im italienischen Viertel mit seinen vielen Restaurants sind die Kneipen allesamt überfüllt. Die Leute stehen draußen und schauen gebannt auf die riesigen TV Monitore. Die Giants spielen wieder. 2:2. Die Spannung ist spürbar. Heute ist das siebte Spiel. Das ist eine ernste Angelegenheit und den Jungs fröhlich zu zurufen, hey, ist doch nur ein Spiel, der Beste gewinnt, kommt jetzt nicht gut an . SF ist im Giants Fieber. Alle haben sie einen TV screen im Lokal und überall läuft Baseball. Als ich das Hostel erreiche, heißt es 3:3.
Ich versuche zu schreiben, aber ich bin unkonzentriert, der Krach der Sportbars im Viertel dringt bis ins Hostel. Dann ist es soweit, infernalischer Lärm brandet auf. Sie müssen gewonnen haben. Also nochmal raus auf die Strasse. Ich stehe mitten im Jubel glücklicher Menschen, es ist ohrenbetäubend, jedes Auto scheint eine funktionierende Hupe zu haben. Die Feuerwehr hat ihr Auto mit der Giantsflagge geschmückt, die Trucks mit den gewaltigen Hörnern mittendrin.
Es dauert noch lange an diesem Abend bis der Lärm nachläßt.