Parkplatzjoke der First United Methodist Church in Kelso |
Harry Calahan
Continental Breakfast im Relax Inn. Allen fürchterlichen Erfahrungen in canadischen Motels zum Trotz, sie geben sich wirklich Mühe. Es gibt frisches Obst, Orangensaft, frische Milch. Eine halbe Stunde später sitze ich auf dem Rad, die Sonne hat es noch nicht geschaftt die Strasse abzutrocknen. Am Abend habe ich mehr als eine Stunde mit dem Versuch verbracht, den von Mills vorgeschlagenen Pfad wieder aufzunehmen, allein, die I5 und ein Fluss verhindern meine Fortsetzung der Portland-Permanente.
Ich will nicht zurück, so entscheide ich mich für Highway 506. Es wird eine Herbstfahrt durch das ländliche Washington. Still, einsam, die alle 10km entlang der Strecke gereihten small towns wirken leblos. Selten sehe ich Menschen in den Dörfern. Es gibt erstunlicherweise großenteils kaum Autoverkehr.
Großbaustelle |
Erste Pause in Vader im Grocery unweit der Bahnschienen. 85ct für den Becher Kaffee. Ein Kampfpreis. Hinter Vader plötzlich eine größere Baustelle. Viele orange Schilder und ein Flaggenmännchen. Jay steht mit seinem Schild auf der Strasse und sagt nur lakonisch, kann einige Minuten dauern. Die Baustelle geht bergan, ist nicht einzusehen. Ich bin mir sicher, ich könnte daran vorbei kommen, aber Jay läßt das nicht gelten. Also Rad abstellen und warten.
Jay |
Dafür redet Jay nun ununterbrochen auf mich ein, er nuschelt dabei so sehr, das ich ihn kaum verstehe. Als es endlich weitergeht, folgt ein Holzlaster nach dem anderen, dazwischen Pickups, alle die, die nicht entnervt gedreht haben. Ich kann nicht drehen. Dafür steht Jay neben mir, unentwegt raschelt sein Walkie Talkie. Als ich endlich oben bei der nächsten Flaggenfrau ankomme, lacht sie mich an, Du mußt Frank sein, warte hier noch ein wenig, da müssen noch einige Maschinen durch. Natürlich, ich hab ja nichts vor an diesem Tag... Insgesamt bietet die Baufirma 4 Flaggenmännchen auf. Als ich nach 3 Meilen die Baustelle hinter mir habe, ist der Vorderreifen erneut platt. Nach dem Desaster vor Vancouver, jetzt also eine Serie am Vorderreifen. Pumpen, vielleicht reicht es den Berg nach Castle Rock hinab.
Ich bin trotzdem schneller als berechnet in Castle Rock, nun sind es nur noch 15Meilen. Der Verkehr nimmt zu. Die Bewölkung leider auch. Der Himmel wird schwarz und um 14:22h erfolgt eine spontan Vollschüttung, die so schnell und heftig beginnt, das sie mich mitten auf dem Highway unvorbereitet trifft. Fuck! Keine 5 Meilen mehr vor dem Motel und einmal richtig naß. Nach nicht mal 15 Minuten ist das Drama vorbei.
Gruß an Cherryl& Millison, war großartig bei Euch!!! |
Ich erreiche die Einfallstrasse Longviews, zwei Brücken führen ostwärts über den Fluss. Auf der anderen Seite tront am Rande Downtown Kelso's trutzburgartig die First United Methodist Church. Ein großer neogotischer Glockenturm lehnt an einem großen Spitzdachgebäude an das sich weitere Funktionsgebäude lehnen.
Alle Türen sind zu, also mal klopfen, es wird geöffnet und Pam führt mich durch das Gebäude.
Der Gottesdienstraum liegt unter dem großen Spitzdach. Ich entdecke einen riesigen Monitor liegend im unterren Bereich der Altarempore. Sag mal ist das etwa ein Teleprompter? Pastor Vonda McFadden predigt frei mit Teleprompter Unterstützung. Coole Sache, hätte ich denen gar nicht so zu getraut. Auch ansonsten ist reichlich viel Modernität im alten Gemäuer. Es gibt ein E-Schlagzeug und mehrere Beamer.
Aber sie sagen mir, nicht jeder mag die modernen technischen Spielereien. Rund 60 Leute kommen jeden Sonntag zum Gottesdienst. Gut 400 Mitglieder hat die Gemeinde, aber es gibt einen großen Teil Angehörige, die schon lange nicht mehr die Kirche besucht haben. 1938 ist die Kirche mal gebrannt, aber wieder errichtet worden. Im Keller befindet sich die Multifunktionsräume, die Küche kann mit jedem kleineren Restaurant mithalten. Es gibt alles.
Nach 30 Minuten verlasse die Kirche, draussen empfängt mich Bill aus New York, der auf jemanden wartet, ...und sie haben Dich nicht in dem Gebäude aufgenommen? komisch! Nicht so tragisch, mein Motel ist auf der anderen Strassenseite.
Nach dem check-in, heute ohne Zerstörungspauschale, ein Fußweg zu Safeway, auch hier Mörder Öffnungszeiten Mo-So 05:00-01:00h. Nach dem Einkauf in die gegenüberliegende Mall.
Der Mall geht es nicht gut, viele Flächen stehen leer. Mittendrin jedoch ein Outdoor Laden, gut so, ich suche einen Universal Reisestecker. Der Laden hat fast alles an Tools, jedoch nicht Weltstecker, also bin schon auf dem Weg nach draussen und entdecke, das die gesamte rechte Ladenhälfte dem Handel mit Wummen dient.
Keinen Meter von mir entfernt befindet sich alles was schießt. Ich bleibe stehen und werde von 2 Verkäufern angesprochen, sagt mal guys, die da unten sind doch aber Schneelfeuergewehre, die eignen sich doch eher nicht zum Jagen, oder?
Doch, doch, es kommt darauf, was man jagen will. Na, klar!
Ich habe Zeit und beobachte die Kunden. Vorsichtig ausgedrückt, sie wirken nicht hochintellektuell. Michael hat mir mal in Victoria einen typischen Namen dafür genannt. Fängt mit Red..an
klassische Jagdwaffen |
Inzwischen ist Ken gekommen und er nimmt Zeit für mich. Ich entdecke eine Glock. Hey Ken, wo ist die Waffe, die Dirty Harry benutzt? Ken weiß sofort was ich meine, jeder kennt hier Harry Callahan, aber sie ist nicht da, stattdessen reicht er mir einen S&W450 6 Schuß Trommelrevolver, Preis 700$.
Dirty Harry, 1971, mit einer S&W Typ 29 Magnum 44 |
Typ Mörderwumme. Ist so ähnlich. Hmm, Ich nehme das Ding in die Hand und glaube augenblicklich, die Hand fällt ab, das Ding kann ich nicht halten. Aber Ken, das ist doch nun wirklich keine Jagdwaffe, doch, kommt halt drauf an, was Du jagen willst.
Ich bin nicht hier um zu kritisieren. Ich bin neugierig und sehe zu wie sich zwei junge Burschen und ein junges Mädel zum Kauf entschließen. Gut 3x500$ und die Pistolen geht über den Tisch. Ich habe 6 Waffen in der Hand gehabt und mich gefragt, die haben bestimmt Gründe, eine Wumme besitzen zu wollen. Ich ghätte gerade keinen. Aber, Waffen gehören zum amerikanischen Selbstverständnis und der lässige Umgang hier mit ihnen befremdet mich.
Handjagdwaffen |
Dabei gibt es auch in Deutschland ein erhebliches Potential an Waffen. [Focus.de Statistik Waffenbesitz] Nur viele davon eben illegal.
Übrigens hat es nach Aussagen der Verkäufer die überhaupt jemals schärfste Restriktion unter Ronald Reagon gegeben. Ausgerechnet der. Unter Obamas Egide ist zwar vieles versucht worden, genutzt hat es freilig wenig. Waffen gehören eben zum Selbstverständnis.
Nachdenklich verlasse ich den Laden, vorbei am historischen Stadtkern, der leblos gegenüber Chehalis Innenstadt wirkt. Es gibt wenig zu sehen, ich muß nach Hause. Der morgige Tag wird spannend. Portland.
Mills hat seinen Freund aktiviert und werde bei ihm zu Gast sein dürfen. Ich freue mich. Treffpunkt ist mitten in Portland im Northwest Coffeehouse. Alan hatte freundlicherweise sofort geantwortet. Auch er ein Fahrradprofi. Ich werde ihn fragen müssen, ob er auch eine Waffe besitzt.