In Kitsilano gibt es alles |
Sichtbare Gegensätze
Granville Island ist ein touristischer Hotspot in Vancouver. Die 1915 im False Creek geschaffene, Downtown vorgelagerte Halbinsel ist an Wochenenden ein Besuchermagnet für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Neben Museen und einem Bauernmarkt gibt es jede Menge Kunst und Kultur auf dem Eiland unterhalb der 8spurigen Hochbrücke die im Zuge der Granville Street Downtown mit Van South verbindet.
Granville Bridge |
Grund genug für Ellinor die Sache sorgfältig zu betrachten. Also machen wir uns zu Fuß auf und staunen über die Besuchermassen, die die Insel bevölkern. Die Insel brummt. Auch weil die Insel an einer der Touristen-Hip-on/off-Busse liegt. An verschiedenen Ecken der Insel hat das Granville Island Management Strassenmusiker engagiert. Es herrscht an diesem sonnigen Spätsommermorgen eine entspannte Athmosphäre.
Die Frau braucht Zeit, 30min alleine in einem Quiltstore reichen schon mal gar nicht aus und vor der Tür sitzen und warten ist auch zu wenig Abstand. Besorg' mal Kaffee. Also einen gemeinsamen Kaffee und ich trolle mich in die Innenstadt.
Starbucks&Co. ist der Zugang nach Granville wie es scheint verwehrt. Nicht, das es nicht einen Latte Macciato auf dem Farmer Markt gegeben würde, aber eben die Ketten wollen sie dort nicht haben, die Kleinen sollen geschützt werden.
Public Farmer Market Granville Island |
Ich nehme den 14er nach Downtown; der Bus ist wider Erwarten sold out. Von weitem kann ich die Leuchtschrift lesen, Sorry, full Bus . Aber ich habe Glück, jemand steigt aus. Einer raus, einer rein.
Und nun werde ich Zeuge welche Autorität Busfahrer haben können. Eine rote Linie befindet sich, auf den ersten Blick für Canada Besucher nicht gleich sichtbar, gut zwei Meter hinter dem Eingangsbereich auf dem Fußboden und der Kutscher schaut mich an und sagt, bitte hinter die rote Linie, danke. Diese Ansage wiederholt er während der Fahrt in die Stadt permanent, jedesmal, wenn jemand versucht den attraktiven freien Platz zwischen den Gedrängten hinter der Linie und der Tür für sich zu beanspruchen. Ein einziger Satz und alle befolgen diese Aufforderung.
Basisarbeit: Warmes Wasser und Seife |
Nun, zwar steht sowas ähnliches auch in deutschen Bussen im Einstiegsbereich, den Platz zwischen Fahrer und Tür bitte freihalten... aber wen juckt's, wenn so'n Linienkutscher mit viel zu wenig Platz in der rush hour bei uns unterwegs ist. In Europa gilt, ich bin drin - kannst' los fahren, von Riga bis Hamburg, St. Petersburg-Trondheim. Hier nicht.
Geduldig wartet der Busfahrer, bis der Platz um ihn herum frei ist. Wem das nicht gefällt, muß auf den nächsten Bus warten. Respekt!
Ordner auf dem DTES Street market |
Ich steige Hastings/Carral aus. Noch einmal zurück nach DTES. Die Carral ist heute gesperrt und es befindet sich ein Flohmarkt der Bewohner auf dem Strassenabschnitt. Es gibt gesponserte Zelte, Ordner und es herrscht emsiges Treiben.
Soweit so gut, wenn man die Sache allerdings näher betrachtet und sich unter die Flohmarktbeschicker mischt, hält man das ganze für eine Farce. Zerlumpte Gestalten, viele biologisch vorgealterte Menschen, sitzen auf dem Asphalt und bieten irgendwelchen Schrott an, der in anderen Gegenden dieser Stadt in den großen Container wandern würde.
Die Leute verkaufen alles, oder besser sie bieten alles an, in der Hoffnung es läßt sich ein Betrag dafür erwirtschaften.
DTES Market |
Basisarbeit: Volunteers verteilen Lebensmittel |
Auf der anderen Seite gibt Guru Nanaks free Kitchen Guru Nanak free Kitchen jeden Sonntag vor der alten Carnegie Bücherei von 1:00-3:00pm Essen aus, an alle, die sich anstellen. Es gibt heute Reis mit Bohnen auf Plastiktellern und einen Becher roten Saft .
Vor der Carnegie Library |
Reis mit Bohnen |
Letzte Station auf der Wanderung durch das Viertel ist an diesem Tag das homeless protestcamp am Oppenheimer Park.
Unvermittelt stehe ich in der Powell Strasse vor einem großen Zeltlager mit mehr als 100 kleinen Zelten, die auf einem ehemaligen Baseball Field aufgebaut sind.
The Balmoral Better days |
Im Juli waren es zunächst nur wenige Zelter, die auf den Mangel von genügend Wohnraum aufmerksam machen wolten, aber es wurden immer mehr.
The Balmoral |
Dummerweise befinden sich Zelte aber auf dem Land dreier First Nation Stämme und in deren Augen ist die Stadt gar nicht berechtigt, Platzverweise für den Oppenheimer Park zu erteilen.
Thriftstore der United Church |
Die Sache ist kompliziert, da die angrenzenden Bewohner im Moment ihren Park verloren haben. Und die Stadtverwaltung nun allen 3 Parteien gerecht werden soll. Eine Lösung zur Zeit nicht in Sicht.
der kurze Lift am Strassenrand |
Auf dem Weg in die Innenstadt werde ich unfreiwillig Zeuge, wie zwei kachektische Frauenin mäßig äußerem Outfit und Zustand, die sich zuvor auffällig lange am Strassenrand aufhielten, auf ein zweimaliges Hupen in der Seitentür eines weißen Mittelklassewagens verschwinden. Low Budget Prostitution mitten in der Innenstadt.
Fazit eines Besuches am hellen Sonntag Nachmittag: 3 Verhaftungen auf offener Strasse, mehrfach präsentierte Drogen entdeckt, 2x welfare Speisungen und den Zustand entdeckt, Prostitution nicht mal ansatzweise zu verstecken. Luxus in Sichtweite |
Gumhead Douglas Coupland |
Art Gallery am Robson Place |
Kitsilano Katzen Pension 24-45$/Tag je nach Zimmerausstattung |