Die Jakobsmuschel, Zeichen der Pilger |
Party in der Nacht
Die Zeit ist überfällig, eigentlich schon seit (vorvor)gestern. Viel zu lange gewartet. Zum Schluß war es in Nanaimo nur noch abwarten; Neues kam nicht mehr vor.
Ein letztes Gespräch mit Ellinor, gleich nach Vancouver oder doch den Umweg nach Norden. Mach' nochmal was, lautet die Antwortet. Ja nicht zu früh in die Metropole.
Um 10:40h verlasse ich das Haus. Die ersten Minuten sind eine Katastrophe.
Ich denke an Tom, der seine Pilgertour morgen starten will, hoffentlich hat er weniger zu schleppen, materialistisch gesehen.
Viel zu schwer ist der Lenker in den Händen im Gegensatz zu den letzten Tagen auf dem leichten Kuwahara. Ich habe das Gefühl ich komme überhaupt nicht weg vom Fleck. Es dauert einige Km bis ich mich an das Gewicht gewöhnt habe. Ein letzter Zwischenstop am Real Canadian und Äpfel kaufen. 2 Äpfel 2,99$, 12 Äpfel für 5,99$ und schon sind es wieder 3,5kg mehr. Preisbewußtes Einkaufen ist eine Gewichtsfrage. Nein, beschweren kann ich mich nicht.
Baseball in Parksville |
Die Strafe folgt bald darauf. Inzwischen sind 4%Anstiege eine Herausforderung. Es gesamt gibt es 4 nennenswerte Anstieg bis zum Abend.
Neben Walmart ein letztes Einkaufszentrum, dann ist Nainamo abgeschüttelt. Und los geht's, ruff' auf den Highway 19 Richtung Norden. Der 19er verbindet das eher unansehnliche Port Hardy im Norden mit Victoria, der Hauptstadt BC's. Immer an der Ostseite der Insel entlang. In Port Hardy laufen die Fähren aus Prince Rupert in North BC ein, es wäre damals eine Alternative gewesen, um sich den Highway 16 zu ersparen, aber ich wollte nicht. Michael aus Victoria ist diese Strecke gefahren. An diesem Sonntag herrscht lebhafter Reiseverkehr. Aber es tut gut wieder auf der Strasse zu sein. Der Lärm der Trucks, das Dröhnen der Motoren, den Kaffee wieder an der Tankstelle, wieder das Gefühl für Strecke und Entfernung. Hi there, i'am back again.
Qualicum Beac,10km nördlich von Parksville |
Es gibt jedenfalls bis 17:00h reichlich Verkehr auf der Küstenstrasse, die dafür weitestgehend am Strand, bzw. durch den Uferwald entlang führt. Zu beiden Teilen der Strasse ist Bebauung vorhanden. Große unbebaute Flächen zwischen den einzelnen Küstenorten gibt es nicht.
Zum Abend erreiche ich Fanny Bay, hier ist die Austernfischerei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Austern werden von hier in die Staaten und nach Europa importiert.
Ich konnte diesem glibberhaften Zügs bisher nichts abgewinnen. Es war mir immer suspekt. Während der Urlaube in der Bretagne, in den teuren Restaurants der Starndorte einen Teller voller Austern und eine Flasche Weißwein. Nein, danke.
Es ist zu weit an diesem Tag für Courtenay selbst und ich überlege, wo ein Schlafplatz in Frage kommt, was bei der ununterbrochenen Bebauung nicht so einfach ist. Und dann taucht unerwartet vor mir mein Lieblingsschild, Restplace 400m, auf und ich hoffe inständig, Herr, laß da ein Rasenstück vorhanden sein. Die Freude ist groß, es gibt wieder Tisch und Bank, WC, fließend Wasser und Rasen etwas abseits der Parkplätze. Und einen Zugang zum Strand mit Blick auf den Sund und die Austernfischer.
Austernfischerei, "Verpackungsmaterial" |
Der Tag hat viel Kraft gekostet, es wird mir erst bewußt, das der Körper zur Ruhe kommt.
Während ich den Post schreibe kommt ein Pärchen mit Hund vorbei, es passiert immer wieder.
Simon aus Bremen |
Mit ihm ist seine Frau, sie ist Canadierin und zugleich First Nation. Die Tochter des Häuptlings, wie Simon erzählt. Sie leben in einer Reservation in Bella Bella. Und es ist spannend, seine Geschichte in deutsch zu hören. Nein, zurück nach Deutschland würde er nicht mehr wollen. Beide sind auf dem Weg nach Port Hardy, um die Fähre nach Norden zu nehmen. Cool wirkt er, wie er da so steht und er erinnert mich an einen ehemaligen Kollegen. Nur ein wenig älter als mein Sohn ist er und aus Bremen, Mensch, ist die Welt klein!
Es bleibt zu wenig Zeit um das Gespräch zu Ende zu bringen und ich bleibe zurück mit vielen Fragen.
Schon 20:00h bin ich im Zelt, und ich muß schnell eingeschlafen sein. Jedenfalls muß um 0:15h eine Party neben meinem Zelt gestartet worden sein. Ich schrecke hoch, was geht da ab? Es ist stockdunkel, der Highway schläft und irgendwelche Rednecks haben ihren Pickup 3m oberhalb meines Zelts abgestellt, Türen alle auf und es dröhnt ohrenbetäubend irgendeine schauderhafte Countrymusik. So muß Weltuntergang anfangen. Natürlich gibt es auf Rastplätzen am Highwayrand keine Nachtruhe.
Nach dem zweiten Stück der Band stehe ich vor dem Zelt und sehe im Schatten 2 Gestalten mit Bierdosen, yeah Party, großes Kino, ich bin froh dabei sein zu drüfen, in 3 Schritten stehe ich im Schatten neben den beiden und sage moin, hey Freunde, der Parkplatz ist 300m breit und ihr hattet die großartige Idee genau vor meinem Zelt ne' Party zu starten, warum?
Austerfischer |
Nach dem sich die beiden vom Schreck meiner plötzlichen Anwesenheit etwas erholt haben, entschuldigen sie sich zweimal und versprechen den Wagen etwas weiter abseits zu parken. Dabei ist autofahren in Kanada doch nur ohne Alkohol erlaubt.
Am Highway Rastplatz Union Bay |