tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 25. Juli 2014

Prince George



Do.,24.7. 
Der geschlossene Park
Um ehrlich zu sein, es hält mich nichts in Vanderhoof und so bin ich nur zum Skypen bei Horton geblieben. Ansonsten will ich los. 
Der Tag wird lang genug werden.
Gleich nach der Kurve am Ortsausgang geht es steil bergan. Der klassische WarmmacherBerg. Aber oben angekommen ändert die Strasse nach gut 6km ihre Richtung nach Osten und damit gibt es jetzt eine fette Portion Rückenwind.

Seit Beginn der Woche hatte WeatherCanada eine Schlechtwettervorhersage herausgegeben. Mit dem Höhepunkt am heutigen Tag. Dauerregen. Zwar ist das Wetter kühl, aber trocken und  zum Fahrradfahren geradezu ideal. Gute 17° bei durchgehend grauem Himmel. So, als könnte es jeden Moment anfangen zu regnen. Aber noch halten die Wolken dicht.
Knappe 100km ist die Strecke bis Prince George lang, aber durch den guten Wind fliegt der Trecker nur so über den Yellowhead. Was auch immer Fabien mir in Whitehorse verkauft hat, die momentane Kassette läuft wie Butter, allerdings gehen mir nun bei voller Fahrt die Gänge aus, ich könnte ruhig noch einen schwereren Gang mehr gebrauchen. Während der Kaffee auf dem Tisch steht, erscheint die Paramedics Frau, die ich in Houston traf, ja, sie hätten das Fahrrad wieder erkannt und wollten nur kurz „Guten Tag“ sagen. Oh ja, Prince George, da gibt’s aber reichlich Berge. Mal abwarten, et kütt wie et kütt.
auch unterwegs wieder Suchplakate von Madison

Die Strecke im District Vanderhoof ist keine Strecke für Genießer, nahezu alle 15min überholt mich ein großer Holzlaster. Den gesamten Tag geht das so. Holzlaster nach Holzlaster und dazwischen diese überhohen, geschlossenen Holzspänelaster Doppelzüge.
Aus irgendwelchen Gründen auch immer ist der Seitenstreifen hier nur meist einen Fuß breit geteert, der Rest ist loser Kiesel und darüber hinaus an vielen Stellen mit etlichen Bitumenlagen geflickt. Es ist in der Tat heute sehr eng. 
Zwar kann ich mir sicher sein, das die, wenn’s irgendwie geht, auf mich aufpassen, aber bei dem erhöhten Verkehrsaufkommen und dem vielen Gegenverkehr haben die Trucker hinter mir ziemlich häufig nicht die Möglichkeit auf die Gegenfahrbahn auszuweichen.
Am heutigen Tag ist das hier nichts für ängstliche.
Die Situation ändert sich erst nach knapp 40km, als sich der neue District ankündigt. Nun ist der Seitenstreifen wieder erheblich breiter. Aus Sicherheitsgründen wechsele ich sowieso wann immer es geht bei Hochgeschwindigkeitsabfahrten auf die Fahrbahn. 
 Wikipedia.org Prince George BC
Gute 20km vor Prince George kündigt sich wieder ein Anstieg an. Trucker werden aufgefordert in der nächsten Bucht die Schneeketten anzulegen. Damit ist klar, es geht wieder steil bergan. Mud River heißt der Berg, aber auch er hat am heutigen Tag mit Rückenwind seinen Schrecken verloren. Die nachfolgende Abfahrt rollt dann bis nach Prince George hinein.

Unglücklicherweise befindet sich die Zone d`Activitè genau in der 9% Abfahrt. Ich muss erkennen, wie Tim Horton’s Kaffeestube einem Umbau unterzogen wird und wieder so ein Mobilausschankwagen vor der Tür steht. Aber ich wäre wohl doch nicht zurück gekommen und 9% bergan gefahren. Auch Walmart kann ich heute abschreiben, liegt genau dahinter. Mal sehen was übrig bleibt. 

Die Strasse rollt genau an der Kreuzung des Cariboo Highways, Hwy 97south in der rush hour aus. Es ist nach vielen Tagen der Einsamkeit und der Fahrt durch die Dörfer schon etwas ungewohnt sich in einer 100.000Einwohner Stadt zu bewegen. 
rush hour
Der erste Eindruck von Prince George ist keine Liebeserklärung. Aber vielleicht ist auch die Sicht nach 100km etwas getrübt. Viel Verkehr, einige Grünflächen; eine intakte Innenstadt ist so nicht zu erkennen. Um auf den Cariboo Hwy zu gelangen führt der Weg zunächst in die Stadt um dann zu den Brücken über den Fraser River zu gelangen. Prince George ist Zentrum der Holzindustrie in Northern BC, die Verbundenheit wird durch das PG Männchen ausgedrückt, einst aus Holz, nun in der Neuanfertigung langlebiger aus Stahl.
Cariboo Highway Kreuzung
Die 1914 erbaute Eisenbahn Hebebrücke über den Fraser River

Das Visitor Center liegt im Bahnhof am anderen Ende der Stadt, gefühlt fast ein wenig außerhalb. 
Es geht alles hochprofessionell zu. Morgens schon ab 08:00h und das Fahrrad darf mit hinein. Das wifi funktioniert gut und ich beschließe, noch einen Tag in der Stadt zu bleiben.

Bei Städten dieser Größe ist es naturgemäß nicht so einfach einen Platz mit Wiese und Ungestörthei zu bekomment, dazu noch möglichst zentral. Und so wird die Suche ein wenig lästig, bis ich etwas gefunden habe. 

PG Männchen Stadtsymbol
Das liegt auch daran, das schön angelegte Plätze und Parks in der weitläufigen Stadt einfach keinen großenn Baumbestand haben und ab 23:00h geschlossen werden. So ist der Fort Prince Geporge Park, der idealer Weise mit Tischen und Bänken ausgestattet ist, ab 23:00h geschlossen.
Eisenbahnbrücke Prince George

historisches Foto Yellowhead Brigde Sternwheeler, Source: VC

 
Die nächsten Campingplätze sind gute 15km vor der Stadt am Hwy 97, wenn ich erstmal da bin, komme ich am nächsten Morgen nicht zurück. 

 Und so taste ich mich langsam rückwärts, auf der Suche nach Unaufmerksamkeit und möglichst Stille. In Downtown rennén mir einfach zu viele Gestalten herum, die ich heute Nacht nicht treffen möchte und im großen Lebensmittelladen nimmt jemand sein Fahrrad mit hinein, so lehnt das Fahrrad beim Bezahlen am Laufband. Entweder ist ihm nicht gut, oder er hat wirklich Angst um sein Fahrrad in dieser Stadt.

Eisenbahnbrücke über den Fraser River
Wikipedia.org Fraser River 
Kurz, heute funktioniert es nicht, und ich muss zurück bis zur Kreuzung 16er Ecke Highway 97 Cariboo. Dort ist es vielleicht wie immer nicht ganz so still, aber weich und auf jeden Fall bärensicher. In jeder Beziehung. Im Industriegebiet gibt es genügend Plätze für Guerilla Camping.
Trotzdem nagen Zweifel an mir, ob der Entschluss hier zu bleiben der Richtige war.