tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 21. Juni 2014

Ft.Nelson-Flucht in den Ruhetag

Werbeaufruf für Arbeiter 1942
Do.,20.6.
Homeless
Dummheit wird bestraft und bei Unbelehrbarkeit im Wiederholungs Falle auch öfter. Wieder glaube ich, diese Nacht wird es nicht so schlimm werden. 'Stehe einfach ohne zuvor übergestreifte lange Hose um Mitternacht vor dem Zelt. Aufenthalt keine 2 Min, geschätzte Stiche 10.
Als ich endlich wieder im Innenzelt bin und die mit hineingeschlüpften Stecher mit der Taschenlampe suche, entdecke ich noch noch 3 auf dem rechten Oberschenkel saugend sitzend.

Am Tag im Ort war noch alles ruhig. Nun liege ich 500m vor dem Ort in einem gerodeten Waldstück mit Blick auf die angeleuchteten Werbeschilder. Das Verhalten hat sich anscheinend von mir unbemerkt in den letzten Stunden verändert. Mein Vorzelt wimmelt nun von unruhigen Zeitgeistern.
Bei einem Kurzaufenthalt im Freien muß man an ihnen vorbei. Die Wärme des Innenzeltes wirkt dabei wie ein Sog. Schwubs, und schon sind etliche von Ihnen nun im Schlafgemach.

Ich brauche Antihistaminika, ich kratz' mir die Beine auf. Es ist nicht zum Aushalten, dabei ist mir bewußt, das es der größte Fehler ist, den man machen kann, mit dem Kratzen ueberhaupt erst zu beginnen.
Ich schlafe unruhig, gegen 3:30h werde ich wieder wach, der Morgen graut. Diesmal sind es keine Mücken, Regen setzt ein, trotz der Uhrzeit brauche ich keine 5min, um eine Entscheidung zu fällen.

Sofortige Evakuierung. Hektisch alles in die im Vorzelt befindlichen Taschen geworfen, was die Mückenbande erst Recht in Wallung bringt. Jetzt keine Zeit verlieren. Wenn ich hier noch eine Stunde weiter im Wald liege, hat der Regen den ausgetrockeneten, aufgebrochenen Boden in eine Matschfläche verwandelt und ich komme hier nicht mehr weg. Die Erinnerung an Portage la Prairie ist noch nicht vergessen. Um 04:00h ist alles am Rad, es gibt einen ordentlichen Landregen.
Von den Mücken verfolgt, schiebe ich das Rad aus dem Wald. Keine Sekunde zu früh, an den Bremsen sammelt sich bereits der Morast, die Schuhe fangen an zu gleiten.
Die Szene wirkt abenteuerlich surreal, da schiebt einer im Dauerregen um 04:00h morgens sein Rad durch die Flur und um ihn herum schwirren die Mücken. Sie geben nicht auf, sie verfolgen mich und ich versuche sie abzuhängen. Oh, was für eine K...

Tim Horton, nur 300m entfernt ich rase verfolgt von einem irren Haufen Mücken mit den Armen wedelnd  auf meine Kaffeestube zu. 24h nonstop Betrieb.
Nie so sehnsüchtig erwartet, wie heute morgen.
Bücherei Fort Nelson
Ich bin der einzige Gast, die restlichen Mücken in die Luft geschlagend, Netbook geschnappt und hinein in die gute Stube. 

Wie das wohl so ist, Nachtschicht bei Horton?, da ich oft selber nachts arbeite, betrachte ich neugierig die Mitarbeiter.

Nein, das ist keine Übertreibung, nein, es macht mir Sorgen, die Strecke ist einfach viel zu lang, um jeden Tag neue Stiche einzufangen.

Ewig kann ich nicht bleiben und so verlasse ich den Laden gegen 06:00h, der Ort schläft noch, es herrscht Dauerregen, die Pickups halten an den Drive Thru Schaltern, Berufsverkehr setzt ein. Der einzige Ort der mir jetzt einfällt, ist die Überdachung der Bücherei. Frühstück unter der großzügen Überdachung, Sachen sortieren, mittlerweile schüttet wie aus Eimern, bei mir ist ausser dem Zelt alles trocken.
Visitor Center

Um 08:00h kommen die Mitarbeiter der benachbarten kommunalen Verwaltung, die mich auf meiner Bank im Vollzeug sitzend, alle freundlich begrüßen; allein, ich sitze nun schon seit zwei Stunden da, der Himmel ist dunkelgrau und so richtig fällt mir im Dauerregen nichts ein.

Das VisitorCenter bietet nebenan immerhin frischen Kaffee für lau, um 09:15h kann man in die Schwimmhalle für 1$ für 2 Stunden.
Im Center treffe ich auf Jackson, der Angehöriger der First Nation ist und in Victoria studiert. Er spricht mich in perfektem deutsch an und hat 2011 in Deutschland verbracht.
Jackson im Visitor Center

Meine Idee den heutigen Tag entspannend im Ort zu verbringen, erlebt einen eklatanten Fehlstart.

Um 09:00h kann man noch keinen Motel Manager mit dem Wunsch nach einem Zimmer belästigen. Check-in ist in der Regel ab 14:00h nicht kurz nach dem Frühstück. Aber ich muß eine Entscheidung fällen, ich bin seit 3:30h auf und bald lohnt sich weiterfahren auch nicht mehr, zumal, dieser Ort ist für 500km der letzte größere Ort. Watson Lake, 300 Meilen weiter nördlich, ist die erste Stadt im Yukon, die der Highway erreicht und hat nur noch 1500 geschätzte Einwohner.

Ich warte bis 11:00h, es regnet nun seit fast 8Stunden und es sieht nicht nach Besserung aus. Damit fällt die Entscheidung und keine 15min später bin ich mit Kaffee und Kuchen im Shannon Motel abgestiegen.
live your dream now, auch im Dauerregen
Entscheidungen sind immer nur so gut, wie die Wirklichkeiten, hinter denen sie stehen, gegen 15:00h setzt Wetterbesserung ein und ich erlaube mir zu Feier des Tages ein Festessen. Broiler kross in toto mit 500gr. Maccaroni Salat. Ein Ellinor special in Abwesenheit. Ich habe ein zunehmendes ernsthaftes Gewichtsproblem. Und das wird in den nächsten 8 Tagen wahrscheinlich nicht besser, die Versorgungslage ist eingeschränkt. Gestern nun, hat das zweite Mal jemand meinen asthenischen Körperbau betrachtet. Für mich nimmt er leicht anorektische Züge an. Kurz, ich schaffe die Kalorien nicht hinein.
Im Supermarkt: Nur die Besten werden ausgezeichnet: Mitarbeiter des Monats

Ich muß noch mehr essen. Deswegen werden an diesem Tag die Dehnungs rezeptoren überlistet. Einfach immer hinein.

Als ich um 17:00h erneut im VisitorCenter auftauche lacht der Kundenbetreuer mich an. Draussen  herrscht eitel Sonnenschein. Ja, vielleicht war es etwas zu früh entschieden.

Gegenüber des VisitorCenter gibt es dann doch noch einmal die Chance letzte, verwegene Abenteuerreisende aus Texas aus der Nähe zu betrachten. Eine Gruppe von 30 Mutanten Campern mit Beiboot aus den USA haben auf dem nahen Campingplatz angedockt. 
30 verwegene Recken und ihre Planwagen auf dem Weg in die Wildnis

Frank aus Idaho steigt aus seinem Fahrzeug und wir kommen ins Gespräch. Seit dem 27.Mai sind sie unterwegs. Gut 2 Monate wird die rollende Gemeinschaft unterwegs sein. Er kennt nicht alle seine Mitstreiter, viele kommen aus weit entfernten Bundesstaaten, aber stolz erzählt er, sein 450PS Fahrzeug ist bar bezahlt und er nennt mir seinen sechsstelligen Kaufpreis. Alter Falter! Mit einem gemeinen Ddeutschen Wohnmobil hat der RV nichts mehr zu tun, das Fahrzeug bietet jede Art des gewohnten häuslichen Komforts. Waschmaschine, Tümmler, Großkühl-und Gefrierschrank Marmorboden gehören genauso dazu wie einen komplett ausgestattet Küche, die keine Wünsche offen läßt und durch die ausfahrbaren Seitenteilen um reichlich Platz erweitern läßt. 

So weit, so überdreht, viel aufregender ist, das jeder der will, so einen Laster mit einer normalen PKW Lizenz durch Strassen fahren darf, ein Nachweis einer Fahrschulung wie bei gleichgroßen Trucks ist nicht notwendig.
Ein für alle Mal, ich bin amüsiert, aber keinesfalls neidisch!

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