Do., 22.5.
Der Tag der Becker-Faust
Der Tag ist heute
zweigeteilt und wie so oft gibt es keine zwei Schokoladenseiten. Aber zunächst
beginnt der Tag nach Maß.
Gegen 07:00h ist es schon so
warm, das es Zeit wird, das Zelt zu verlassen. Zurück auf den Crowsnest
Highway. Was gestern schon zu sehen war, heute muß es bewältigt werden, die
Ausfahrt bergan aus dem Oldman Talkessel.
Eine Wand taucht vor mir
auf. Direkt hinter dem Edelcampingplatz, den ich für canadische Verhältnisse zu
nachtschlafender Zeit begutachten kann. Lauter Riesen Caravans, Mutanten Treff.
Wer schon einen Pickup besitzt, dem wird ein Andock Anhängerwohnmobil
offeriert. Auch bezechnet als fifth wheel, das fünfte Rad, ich würde eher sagen, rocks on the leg, den Klotz am Bein. mindestens 7m lang und ausfahrbare Seitenteile. Zelter sind keine zu
sehen.
21min im ersten Gang bei
nicht mehr als 8km/h, handgestoppt. Dann ist die Bergankunft erreicht. Der Schweiß läuft in Strömen, keine halbe Stunde nach Abfahrt. Und da
geht sie raus, die Becker-Faust, yeah, das erste Mal seit Ontario. Diese Wand ist besiegt. Was für ein
Tagesbeginn.
In Coalshurst gibt’s an der
Esso den ersten Kaffee, 5km nach Überwindung der Oldman Schlucht und für eine
Sekunde abgelenkt, übersehe ich eine Schwelle, kann das Rad nicht halten und es
gibt den ersten Sturz in Kanada. Das rechte Knie blutig aufgeschlagen, einige Schürfwunden, tanze ich
ein wenig vor der Zapfsäule, oohhh, wie ein Idiot. Gestern noch im Feierabendverkehr
vor den Lastern balanciert und heute zu doof sein Rad bei Esso zu abzustellen. Humpelnd
am Tankwart vorbei in den Essoeigenen Washroom, um die blutigen Knie vom
Strassenstaub zu befreien. Danach einen Kaffee.
Kurz danach geht es dann
los. Ein Blick nach links und ich trau' meinen Augen nicht, da sind sie. Es
herrscht großartiger Fön an diesem Tag mit großen Fernweiten und man sieht
deutlich die schneebedeckten Gipfel der Rockies, gut 120km entfernt. Was für
ein Anblick. That’s why I’am here. Zumindest teilweise. Ist das geil. Die Sonne
strahlt, der Wind hat Pause und die gesamte linke Flanke wird von den Rockies
begrenzt. Soweit das Auge sich auch dreht. Mir fehlen die Worte. Zu diesen
Bilder fällt mir nichts ein. Es rührt
mich an. Du fährst in der schönsten Landschaft, auf einem fantastischen Radweg,
es ist wunderbar kuschelig und kriegst ein Panorama gratis, das ist Porno.
Es sind 42km bis Fort
Mc.Leod einem frühen Aussenposten in der Besiedlung Kanadas durch den weissen
Mann und seinem Drang nach Westen. Die Hälfte der Tagesstrecke, allerdings, wenn
das Wetter so bleibt ist auch mehr drin.
Im Ort gibt es das erhaltene
Orignalfort,allerdings eine Spur zu gut erhalten und eine durchaus nett wirkende Innenstadt.
In Ft.McLeod gibt auch Tim Horton
sich die Ehre und ich schaue permanent auf die Uhr, Ellinor hat Nachtdienst,
mit ein wenig Glück, erreiche ich sie vor Abfahrt noch. Manchmal ist die Zeitverschiebung
echt störend. Während es hier zu Mittag geht, verlässt Ellinor in Lübeck das
Haus zum Dienst.
Ich versuche Tempo zu machen, die Zeit wird eng, ich sehe das Ortsschild und dann passiert wieder nichts. Wieder Leere, Kilometer um Kilometer Brache, Industriegebäude, los, Tim zeig Dich endlich! Die Zeit verrinnt, endlich taucht das markante ockerfarbende Gebäude mit dem typischen roten Schriftzug auf, ich bin fast da und dann spielt mir meine geliebte Eisenbahn einen Streich. Ortsdurchfahrt westbound, genau 100m vor dem Kaffee, die Lampen blinken, ich könnte durchbrechen, aber ich halte mich an die Regeln. es dauert.
Ich versuche Tempo zu machen, die Zeit wird eng, ich sehe das Ortsschild und dann passiert wieder nichts. Wieder Leere, Kilometer um Kilometer Brache, Industriegebäude, los, Tim zeig Dich endlich! Die Zeit verrinnt, endlich taucht das markante ockerfarbende Gebäude mit dem typischen roten Schriftzug auf, ich bin fast da und dann spielt mir meine geliebte Eisenbahn einen Streich. Ortsdurchfahrt westbound, genau 100m vor dem Kaffee, die Lampen blinken, ich könnte durchbrechen, aber ich halte mich an die Regeln. es dauert.
Während ich die Posts absende
und schnell die mails durchgehe, verändert sich unbemerkt das Wetter, ein
gewaltiger Wind kommt auf. Als ich nach einer Stunde die Kaffeestube wieder
verlasse, ist nichts mehr so wie es war. Starke Westwinde liegen mir jetzt auf der
Brust, mehr als 10km/h sind nicht mehr drin. Das kann doch nicht war sein! Ich
habe auf der baumlosen Hochebene nicht die Spur einer Chance dem Wind zu
entgehen. Wieso muss das so sein. Wie so oft droht mein Tagesziel ein Opfer der Widrigkeiten zu werden.
Warum kann dieser Wind nicht wenigsten kurzfristig mal nachlassen.
In der ersten Stunde bin 9km
von McLeod weiter gekommen, noch 39km bis Pincher Creek. Was sind schon 39km. Und ich brauche nur das Rad umzudrehen, um ein Foto nach zu holen, und es rollt von allein.
Ab es soll nicht sein. Die
Natur ist an diesem Tag wieder gegen mich. Ein ostwärts fahrender Fahrer kommt
mir entgegen, schnell, ohne sich anzustrengen, während ich verbissen um jede
100m kämpfen muss. Jeder Km eine Ewigkeit.
Um 17:00h gebe ich entnervt
auf. 35km in 4h, grauenhaft, aber ich muß es wieder hinnehmen. Ich war wieder
mal ohne Chance. Picher Creek, obwohl so nah, muss auf mich
warten. Es würde nochmal 90min Fahrt bedeuten. Morgen geht’s weiter.
Bleibt die Frage der
Schlafgelegenheit. Die Farmen sind viel zu weit von der Strasse auf der
Hochebene entfernt. Ich scheue den Versuch zu fragen, weil der Weg bei Ablehnung mit
einer Fahrt gegen den Wind bezahlt werden muß.
Vor mir taucht hinter Brocket der riesige Oldman Canyon auf. Eine Pferdefarm liegt am Wegesrand, fein
gemähter Rasen, saubere Zaunführung. Ich könnte mich ja so klein wie möglich
machen, bestimmt würde ich am Abend den adretten Eindruck der Farm mit meinem
Rad nicht zerstören. Leider sehen der Besitzer das anders.
Damit steht es 3:3, die viel
beschworene Leichtigkeit, mal eben so auf dem Bauernhof im Heu zu übernachten,
die Freundlichkeit der Farmer, alles lug und trug und steht einer hohen Skepsis dem Reiter gegenüber, selbst
wenn ich dringend drauf hinweise, ich hätte alles dabei und erwarte auch nichts.
Ich will die Leute nicht
überreden, danke, have a nice day und
schon geht’s weiter; im Baltikum habe ich nie jemanden fragen müssen. Hier ist immer alles eingezäunt, so einfach in-the fields geht nicht. Und trotzdem wird es auch hier darauf hinauslaufen, immer wieder sich Absagen einzufangen, da
kannst Du gleich dein Zelt hintern nächsten Knick aufbauen und abwarten.
Dennoch und das will ich dem
Farmer zu Gute halten, empfiehlt er einen Campground 1,5km weiter, der zwar
keiner ist, aber ein brachliegendes Wäldchen an den Ufern des hier breiten
Oldman Flusses. Aber ich soll mich in Acht nehmen, die Gegend hier wimmelt
voller Coyoten.
Herrjeh, was sind denn nun
Coyoten, und tun die was? Wölfe, Bären, aber ausgerechnet Coyoten. Sie würden
nachts mit Waffen Jagd auf Coyoten machen.
Der beschriebene Platz ist
leicht zu finden, es stellt sich als bessere Alternative heraus und der
krönende Tagesabschluß ist ein erfrischendes Bad im kühlen Flusswasser. Warten
wir also auf die Ankunft der Coyoten.
Nachtrag:
eigentlich wollte ich heute morgen uploaden, aber der Akku des Netbooks ging in die Knie, und Tim Hortons hatte keine Steckdosen im Angebot; nun inzwischen in Blairmore auf einem richtig offiziellen Campground klappt alles prima.
Nachtrag:
eigentlich wollte ich heute morgen uploaden, aber der Akku des Netbooks ging in die Knie, und Tim Hortons hatte keine Steckdosen im Angebot; nun inzwischen in Blairmore auf einem richtig offiziellen Campground klappt alles prima.
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