tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 28. Juni 2014

Steamboat-Purple heart day



Sa.,21.6.(Nachtrag)
Hört der Berg denn niemals auf?
Man wächst an der steigenden Herausforderung!
Ich könnte noch 3Stunden länger in diesem bequemen Bett liegen bleiben, als ich die Gardine beiseite ziehe, steht die Sonne schon hoch. Ich bin später dran als geplant. Eigentlich wollte ich früh zu IGA, gleich zur Ladenöffnung um 07:00h, um danach früh auf der Piste sein zu können.

Nun verlasse ich das Motel erst gegen 08:30h und bei Einkauf bin ich krampfhaft unentschlussfähig. Wie viel und vor allem was soll ich kaufen, Der nächste Proviantstop kommt nach 120km. Ich entscheide mich trotzdem für 6l Flüssigkeit + Milch fürs Müsli.
Nächste Station die CIBC Filliale, nochmals Frischgeld. Das (un)nötige Motel gestern hat dummerweise ein ziemliches Loch in die Reisekasse gebrannt.

Und das schlimmste passierte gestern gegen 22:00h. Angeblich soll ich an diesem Tag 500mb Datentransfer gebraucht haben, und damit war die Grenze erreicht. Schluß mit Internet. 
Auch eine neue Erfahrung. Datenbasierte wifis in Motels.
Mir gehen die Motels zunehmend auf die Nerven, schlechte Ausstattung, ramponierte Möbel, laute Nachbarn und jetzt auch noch ein limitiertes web. Dabei ist sowieso am Abend regelmäßig Schluss, wenn alle noch mal schnell in Netz wollen. Deren Glück ist, das ich nie wieder komme, insofern lohnt es nicht überhaupt etwas zu sagen. Die Techniker der einzelnen Gasförderstätten machen den Motelmarkt kaputt. Der Bedarf ist riesig, deswegen steigt auch der Preis. Auch der Preis für schlechte Motels. Bezahlt wird alles.
Deswegen heute auch nun auch noch ein Besuch am VisitorCenter.

Start gegen 10:15h. Nach einem längerem Geplänkel von 15 flachen Kilometer ging es dann wirklich los. Hügel hoch, Berg runter, geändert hat sich nicht. Wind gab’s auch, aber damit war es bei den Fotostops wenigstens Mückenfrei. 
Das schönste an der Reise passierte bei Km 50. Ich entdeckte einen Schwarzbären, der direkt vor mir die Strasse kreuzte und im Seitenstreifen, sich  ausgiebig der Reinigung widmete. Ich musste warten bis das nächste Auto erschien und durch winken konnte ich mit ihm an seiner linke Seite gefahrlos mich dem Bären nähern. Nach längerer Zeit endlich wieder mal ein Schwarzbär in voller Größe.
Soweit wie gehabt, dann aber kam nach knapp 60km purple heart day. Eigentlich hätte das Ziel mit Namen Steamboat schon auftauchen können, aber die exakte Orientierung hapert ja bekanntlich etwas. Steamboat creek kam ins Bild, na nun kann es nicht mehr weit sein. 

Und dann entdecke ich am Horizont praktisch eine steil gen Himmel verlaufende Strasse.
Ne, das kann nicht sein, das meinen die nicht ernst. Das muss eine Lichtreflexion sein. Dazu muss man sagen, dass ich geradezu in einen dicken schwarzen Hund hinein fuhr. Vollschüttung mit Ansage.
Der Schauer erwischte mich im unteren Teil der Steigung. Da, wo die mahnenden Schilder mit der Schneekettenpflicht von 1.Oktober- 30.April stehen. Der Berg nahm hier schon kein Ende und während der Himmel die Schleusen öffnete und ich nach oben stapfte kommt doch ein Biker mir entgegen. Ich hab echt geschrien, manche Dinge sind zu unglaublich. Jackson in Ft. Nelson sagte noch maximal zwei oder drei Biker machen diese Strecke pro Jahr und bei ihnen Station. Yun aus Korea ist in Anchorage/AK gestartet und will zu den Maritimes und war sichtlich angegriffen während unserer Begegnung. 
Yun aus Korea

Ein Blick auf das Fahrrad bestätigte meine Gedanken, Wasser ist in diesen Tagen ein wertvolles Gut. 
Yun hatte eine ganze Batterie von re-used Getränkebehältern auf dem Heck. Pitschnaß standen wir auf dem Seitenstreifen, schade, dass das Wetter so schlecht war. 
Das Gewitter war 12min nur kurz und im abschließendem Nachregen stieg ich wieder in den Berg. Er nahm schlichtweg kein Ende. Auf jede Kurve folgte eine neue. Steamboat ist der Name des Berges, dessen Silhouette ein wenig an ein Sternwheeler erinnert. Fürher gab es auf der Hälfte der Strecke eine Tankstelle mit Motel, Restaurant und Camping, die nun seit längerem verwahrlost in der Landschaft steht. 
Vandalismus hat stattgefunden, die Bilder zu Prophet River wiederholen sich, alles bewusst zerstört, wirklich aber auch gar nichts ist noch zu gebrauchen, Vögel wohnen nun im ehemaligen Haupthaus. 
Steamboat Motel Gazolin Station


Ganz nebenbei, die verwahrloste Werkstatt bietet eine Umweltverschmutzung 1. Ranges. Öle, Fette, Gasflaschen, Farben, alles ungesichert, dem Verfall preisgegeben. Es bleibt schleierhaft, wieso niemand einschreitet, aber ich habe inzwischen 2 weitere Objekte dieser Art gesehen, es überrascht mich nicht. Ich überlege, ob ich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit hier das Zelt aufbaue. 
Steamboat Garage
Es herrscht eine malerische Aussicht.
Vielleicht aber sollte ich den kleinen Hügel noch schnell in Angriff nehmen und dann abrollern.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Lebenszeichen-In the middle of nowhere

Stone mountain PP, Toad River Valley

Mi.,25.6. Liard River Lodge,
heja, guten Morgen, ich habe doch eine wifi Möglichkeit gefunden und kann kurz einige Sätze schreiben. Nach einer regenassen Nacht sitze ich beim Kaffee und es gibt ein marginales Internet für ein kurzes Lebenszeichen, mehr in den nächsten Tagen aus Watson Lake.

Kurz nach der Abfahrt aus Fort Nelson werden die Bilder immer aufregender. Längst hat der Highway seine Farmlandschaft abgeschüttelt und die Strecke führt durch atemberaubende Täler und leider auch über nicht endende Bergetappen.
Gestern war nun Zootag. Nördlich von Muncho River befindet sich eine große Herde mit mindestens 40 Bisons direkt an der Strasse.
Damit schließt sich nun der polnische Kreis. Unsere Fahrradtour zum Bialowieza NP, dem letzten Rückzugsgebiet der europäischen Bisons, wo wir 3 Tage im frühen Morgengrauen versuchten die Bisons zu beobachten. Leider ohne Erfolg.

Samstag, 21. Juni 2014

Ft.Nelson-Flucht in den Ruhetag

Werbeaufruf für Arbeiter 1942
Do.,20.6.
Homeless
Dummheit wird bestraft und bei Unbelehrbarkeit im Wiederholungs Falle auch öfter. Wieder glaube ich, diese Nacht wird es nicht so schlimm werden. 'Stehe einfach ohne zuvor übergestreifte lange Hose um Mitternacht vor dem Zelt. Aufenthalt keine 2 Min, geschätzte Stiche 10.
Als ich endlich wieder im Innenzelt bin und die mit hineingeschlüpften Stecher mit der Taschenlampe suche, entdecke ich noch noch 3 auf dem rechten Oberschenkel saugend sitzend.

Am Tag im Ort war noch alles ruhig. Nun liege ich 500m vor dem Ort in einem gerodeten Waldstück mit Blick auf die angeleuchteten Werbeschilder. Das Verhalten hat sich anscheinend von mir unbemerkt in den letzten Stunden verändert. Mein Vorzelt wimmelt nun von unruhigen Zeitgeistern.
Bei einem Kurzaufenthalt im Freien muß man an ihnen vorbei. Die Wärme des Innenzeltes wirkt dabei wie ein Sog. Schwubs, und schon sind etliche von Ihnen nun im Schlafgemach.

Ich brauche Antihistaminika, ich kratz' mir die Beine auf. Es ist nicht zum Aushalten, dabei ist mir bewußt, das es der größte Fehler ist, den man machen kann, mit dem Kratzen ueberhaupt erst zu beginnen.
Ich schlafe unruhig, gegen 3:30h werde ich wieder wach, der Morgen graut. Diesmal sind es keine Mücken, Regen setzt ein, trotz der Uhrzeit brauche ich keine 5min, um eine Entscheidung zu fällen.

Sofortige Evakuierung. Hektisch alles in die im Vorzelt befindlichen Taschen geworfen, was die Mückenbande erst Recht in Wallung bringt. Jetzt keine Zeit verlieren. Wenn ich hier noch eine Stunde weiter im Wald liege, hat der Regen den ausgetrockeneten, aufgebrochenen Boden in eine Matschfläche verwandelt und ich komme hier nicht mehr weg. Die Erinnerung an Portage la Prairie ist noch nicht vergessen. Um 04:00h ist alles am Rad, es gibt einen ordentlichen Landregen.
Von den Mücken verfolgt, schiebe ich das Rad aus dem Wald. Keine Sekunde zu früh, an den Bremsen sammelt sich bereits der Morast, die Schuhe fangen an zu gleiten.
Die Szene wirkt abenteuerlich surreal, da schiebt einer im Dauerregen um 04:00h morgens sein Rad durch die Flur und um ihn herum schwirren die Mücken. Sie geben nicht auf, sie verfolgen mich und ich versuche sie abzuhängen. Oh, was für eine K...

Tim Horton, nur 300m entfernt ich rase verfolgt von einem irren Haufen Mücken mit den Armen wedelnd  auf meine Kaffeestube zu. 24h nonstop Betrieb.
Nie so sehnsüchtig erwartet, wie heute morgen.
Bücherei Fort Nelson
Ich bin der einzige Gast, die restlichen Mücken in die Luft geschlagend, Netbook geschnappt und hinein in die gute Stube. 

Wie das wohl so ist, Nachtschicht bei Horton?, da ich oft selber nachts arbeite, betrachte ich neugierig die Mitarbeiter.

Nein, das ist keine Übertreibung, nein, es macht mir Sorgen, die Strecke ist einfach viel zu lang, um jeden Tag neue Stiche einzufangen.

Ewig kann ich nicht bleiben und so verlasse ich den Laden gegen 06:00h, der Ort schläft noch, es herrscht Dauerregen, die Pickups halten an den Drive Thru Schaltern, Berufsverkehr setzt ein. Der einzige Ort der mir jetzt einfällt, ist die Überdachung der Bücherei. Frühstück unter der großzügen Überdachung, Sachen sortieren, mittlerweile schüttet wie aus Eimern, bei mir ist ausser dem Zelt alles trocken.
Visitor Center

Um 08:00h kommen die Mitarbeiter der benachbarten kommunalen Verwaltung, die mich auf meiner Bank im Vollzeug sitzend, alle freundlich begrüßen; allein, ich sitze nun schon seit zwei Stunden da, der Himmel ist dunkelgrau und so richtig fällt mir im Dauerregen nichts ein.

Das VisitorCenter bietet nebenan immerhin frischen Kaffee für lau, um 09:15h kann man in die Schwimmhalle für 1$ für 2 Stunden.
Im Center treffe ich auf Jackson, der Angehöriger der First Nation ist und in Victoria studiert. Er spricht mich in perfektem deutsch an und hat 2011 in Deutschland verbracht.
Jackson im Visitor Center

Meine Idee den heutigen Tag entspannend im Ort zu verbringen, erlebt einen eklatanten Fehlstart.

Um 09:00h kann man noch keinen Motel Manager mit dem Wunsch nach einem Zimmer belästigen. Check-in ist in der Regel ab 14:00h nicht kurz nach dem Frühstück. Aber ich muß eine Entscheidung fällen, ich bin seit 3:30h auf und bald lohnt sich weiterfahren auch nicht mehr, zumal, dieser Ort ist für 500km der letzte größere Ort. Watson Lake, 300 Meilen weiter nördlich, ist die erste Stadt im Yukon, die der Highway erreicht und hat nur noch 1500 geschätzte Einwohner.

Ich warte bis 11:00h, es regnet nun seit fast 8Stunden und es sieht nicht nach Besserung aus. Damit fällt die Entscheidung und keine 15min später bin ich mit Kaffee und Kuchen im Shannon Motel abgestiegen.
live your dream now, auch im Dauerregen
Entscheidungen sind immer nur so gut, wie die Wirklichkeiten, hinter denen sie stehen, gegen 15:00h setzt Wetterbesserung ein und ich erlaube mir zu Feier des Tages ein Festessen. Broiler kross in toto mit 500gr. Maccaroni Salat. Ein Ellinor special in Abwesenheit. Ich habe ein zunehmendes ernsthaftes Gewichtsproblem. Und das wird in den nächsten 8 Tagen wahrscheinlich nicht besser, die Versorgungslage ist eingeschränkt. Gestern nun, hat das zweite Mal jemand meinen asthenischen Körperbau betrachtet. Für mich nimmt er leicht anorektische Züge an. Kurz, ich schaffe die Kalorien nicht hinein.
Im Supermarkt: Nur die Besten werden ausgezeichnet: Mitarbeiter des Monats

Ich muß noch mehr essen. Deswegen werden an diesem Tag die Dehnungs rezeptoren überlistet. Einfach immer hinein.

Als ich um 17:00h erneut im VisitorCenter auftauche lacht der Kundenbetreuer mich an. Draussen  herrscht eitel Sonnenschein. Ja, vielleicht war es etwas zu früh entschieden.

Gegenüber des VisitorCenter gibt es dann doch noch einmal die Chance letzte, verwegene Abenteuerreisende aus Texas aus der Nähe zu betrachten. Eine Gruppe von 30 Mutanten Campern mit Beiboot aus den USA haben auf dem nahen Campingplatz angedockt. 
30 verwegene Recken und ihre Planwagen auf dem Weg in die Wildnis

Frank aus Idaho steigt aus seinem Fahrzeug und wir kommen ins Gespräch. Seit dem 27.Mai sind sie unterwegs. Gut 2 Monate wird die rollende Gemeinschaft unterwegs sein. Er kennt nicht alle seine Mitstreiter, viele kommen aus weit entfernten Bundesstaaten, aber stolz erzählt er, sein 450PS Fahrzeug ist bar bezahlt und er nennt mir seinen sechsstelligen Kaufpreis. Alter Falter! Mit einem gemeinen Ddeutschen Wohnmobil hat der RV nichts mehr zu tun, das Fahrzeug bietet jede Art des gewohnten häuslichen Komforts. Waschmaschine, Tümmler, Großkühl-und Gefrierschrank Marmorboden gehören genauso dazu wie einen komplett ausgestattet Küche, die keine Wünsche offen läßt und durch die ausfahrbaren Seitenteilen um reichlich Platz erweitern läßt. 

So weit, so überdreht, viel aufregender ist, das jeder der will, so einen Laster mit einer normalen PKW Lizenz durch Strassen fahren darf, ein Nachweis einer Fahrschulung wie bei gleichgroßen Trucks ist nicht notwendig.
Ein für alle Mal, ich bin amüsiert, aber keinesfalls neidisch!

Freitag, 20. Juni 2014

Ft.Nelson

Do.,19.6.
Back in zivilisation, eine mückenfreier Ledercouch, large Coffee, double double, leider auch die übliche hektische schrille Lautstärke. Aber nach 4,5 Tagen Wildnis nehme ich die sogar gerne hin. Geräusche der Zivilsation.

Nicht dieses unangenehme, permanente Summen, das mich seit Tagen umschwirrt.
Ich habe Ft. Nelson erreicht, gut 5000 Einwohner groß, als Vorposten in der Wildnis vor 200 Jahren gegründet. Heute Standort der größten Erdgas Kompressor Anlage mit 3000PS hier im nördlichen BC. compressor-stations
Tim's Kaffeestube steht am Ortsanfang von Ft. St.John kommend. Man glaubt gar nicht, wie die Vorfreude auf den baldigen Besuch des Kaffeehauses auf den letzten Kilometern motivieren kann.
Zufriedenheit stellt sich ein, obwohl ehrlich gesagt, ich könnte meine Beine mit einer Massgebürste behandeln, es juckt ohne Pause an den diversen, jetzt zu dicken Beulen aufgeqollenen Stichen.

Jackfisch Creek

Zeltwand innen am nächsten Morgen
Mi.,18.6.
Die fressen mich auf.
Mücken belagern das Zelt. Ich höre sie, sie riechen mich. Obwohl ich gestern abend ausgiebig gebadet habe.
Irgendjemand hat mir erklärt durch reichlich Seife, würden sie mich nicht so schnell finden, alles Quatsch.

Nur jetzt keine falsche Aktion, alles zusammenpacken, dann das Innenzelt auf und die Jungs überrumpeln, schnell sein, es wird eine Zeit dauern, bis sie eine Stelle im Vollzeug oder an der Hutkrempe gefunden haben, dieser kunstvoll von Ellinor gestalteten AntimückenHut, die Zeit ist mein Vorteil. Schnelligkeit ist das Gebot der Flucht.

Alles muß an's Rad. Das Rad muß erneut durch die Furt und das ist der Schwachpunkt in meiner Verteidigungsstrategie, Strümpfe aus, Vordertaschen wieder ab und mit dem Rad durch den Morrast. 2m breiter, 20cm tiefer mooriger Waldboden.
Ich hasse sie, so oft habe ich sie in letzter Zeit gesehen, diese unterbeschäftigten, möchtegern-harten Männer, die mit ihrem Quad, sie neenen es hier ATV, seitlich neben dem Highway durch den Modder fahren und damit die Feuerschneisen aufwühlen. Aus Freude am Fahren. Gib alles, sei ein harter Typ.
Brutgebiete

Start. Um es kurz zu machen, man muß auch mal verlieren können, sportlich sein, das Rad geht nicht elegant durch den Sumpf, alles dauert viel zu lang, ich komme nicht schnell genug an die rettende Strasse. Vorallem aber herrscht wieder kein Wind an diesem Tag. Rettender Wind. Absolute Flaute.

Wochenlang hat er mich gequält, aber heute, wo er gebraucht wird, ist alles still. Und total schwül. Und es sind einfach irre viele Mücken. Unglaublich, hatten wir so etwas jemals zuvor?
Wie kann es sein, das man sich immer wieder antut? Da fahren wir seit mehr als 10Jahren in die Epidemie  Gebiete dieser Brut Nordskandinaviens und jedesmal sind wir am schreien, fluchen, toben, und nächstes Jahr planen wir gleich wieder eine Reise in die Richtung und sagen uns, so schlimm wird's diesmal schon nicht werden.

Und im Moment ist es unvorstellbar, ich strampele im Vollzeug den Berg hoch, ich schwitze, die Mücken holen auf, beim umziehen bin ich umzingelt. Wie gesagt, nackte Männerbeine und north BC, das passt nicht zusammen.

Es wird so bleiben, noch 139km geschätzte Km bis Fort Nelson. Ich freue mich auf Tim Horton, auf Kaffee. Reichlich Kaffee.
Mit etwas Glück könnte ich heute noch einmal richtig bolzen und käme bis auf 10km heran.
Wunschträume. Die schnell von der Wirklichkeit eingeholt werden. Drei Anstiege in Folge und ich gebe resigniert auf. War sowieso kaum zu schaffen, also mach langsam.

Dann kommt doch noch etwas Hoffnung auf. Prophet River wird angeboten und das Ortsschild weist deutlich auf eine Tankstelle mit Restaurant hin. Nach 45km ein Pause, KAFFEE! Vielleicht ein Neustart.
Zwar hatten alle die Existenz dieser Tankstelle verneint, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Es ist ein Fake auf meine Kosten, das Motel, die Tankstelle sind geschlossen, Kaffee gibt es hier seit 9Jahren nicht mehr, wie alte Kalender bei der Exkursion zeigen. Sie haben einfach das Schild nicht entfernt. Der Ort ist vor langer gestorben und zur Ödnis geworden. Ein Pausenplatz für Trucker. Die verfallene Holzkirche mit der einladend offenen Tür zeugt von einer Vergangenheit die lange passè ist. Da hilft auch das einzeln stehende B&B nicht mehr. Also weiter.

Und auch wenn ich es nicht jeden Tag erwähne, es ist der Wahnsinn hier zu fahren. Die Strasse hat eine beeindruckende Qualität an diesem heutigen Tag, der Verkehr ist kaum zu spüren, an einem Werktag,  alle 20min überholt mich ein Auto, 2 Trucks, dann herrscht wieder Stille. Fahrradfahren in der Einsamkeit, auf Strassen, die am Horizont enden.


Prophet River

Kaiserwetter

Di.,17.6.
Gott hat(leider) auch die Stechmücke erschaffen
Die Sonne steht schon hoch um 07:00h, wolkenloser Himmel. Kaiserwetter. Jetzt aber los. Es gibt keine Mülltonne weit und breit, also muss der Müll bis zur nächsten Garbage barrel mit. Unregelmäßig tauchen am Highway bärensichere Mülltonnen für Reiseabfälle auf. Und doch sind die Strassen voll mit Flaschen, Kaffeebecher, Windeln.
Ich habe mich entschlossen, das letzte Buch der Reise, diesen dämlichen, autoaffinen Reiseführer zu entsorgen, es tut mir in der Seele weh, 25€, einfach in die Tonne zu werfen, fast ungelesen. Und dennoch nur Ballast.Und die VisitorCenters bieten eine excellente Auswahl an Karten, Routenvorschlägen, etc., die den weiteren Transport überflüssig erscheinen lassen.

Brake check vor der Abfahrt nach Sikanni
Die Anstiege sind moderat, dann erscheint das Hinweisschild Brakecheck. Mein neues Lieblingsschild. Ein sicherer Hinweis, dass gleich eine Mörder-Abfahrt bevorsteht. Was willste machen, durchbremsen, bis die Bremsbacken abgenudelt sind, oder einfach rollen lassen? Ich entscheide mich immer für das alte Rennfahrer Motto, wer bremst, wird zweiter

Abfahrt zum Sikanni River RC Camp. Vor dem Campingplatz liegt der Fluss und die Brücke taucht erst spät auf und erst im letzten Moment werden deutliche Strassenschäden im Brückenansatz sichtbar. Zu spät gesehen, ich rase über die Schlaglöcher. Die Tachonadel schlägt bei 72,3km/h an, da wäre noch etwas mehr drin gewesen, aber die Strecke ist im oberen Teil sehr  kurvenreich.
Sikanni river chief RV Camping, leider geschlossen
Jetzt ein Kaffee. Leider haben die Pächter es an diesem Morgen nicht so schnell, um 9:30h ist noch geschlossen, such’ Dir einen Platz und zahle später, steht auf dem Schild. Das ist doch nicht möglich, am Werktag. Wirklich schade.30$ für einen Platz ohne Strom, aber mit Duschen.

Völlig enttäuscht muss ohne den Schwarzen wieder raus aus dem Tal. Das bildet die ganze Misere der Reise ab, erstens gibt es generell überhaupt zu wenig Support und dann zweitens auch noch geschlossen. 
Der erste Bonebraker des Tages, es zieht sich über mehr als 4km, bis die letzte Steigungsequenz abgearbeitet ist.
20km später kommt Buckinghorse River Lodge. Restaurant, Gasolin station, Campground, Greyhound Haltestelle und auf der anderen Straßenseite ein gleichnamiger PP für 16$ ohne alles, Mücken inklusive, und eine Erdgaswohnsiedlung.
Buckinghorse river lodge
45$ kostet die Fahrt mit dem Greyhound bis nach Ft. Nelson, der Bus geht hoch bis nach Whitehorse, mein doppeltes Netz.

Der Fahrer macht Mittag, dann trommelt er lautstark die Reisenden zusammen, nach Bucking Horse kommt keine offizielle Haltestelle mehr. Aber man versichert mir, würde ich an der Strasse winken, würden sie halten, na hoffentlich. Aber im Moment herrscht auch kein Bedarf.
Ich frage, ob noch weiter nördlich ein Laden geöffnet sei, die Antwort ist unmissverständlich, nein, wie weit ist es nach Fort Nelson, two hours, heißt also 200km, oder 2 Tage für mich. 
Lässig, wie sie das raushauen, two hours.

Sikanni Chief Airport

Esso Wonowon

Mo.,16.6.
Ich komme die Berge kaum noch hoch
einstmals mit 25% die berüchtigste Steigung der Strecke
Nun hat es sich doch noch einmal entschlossen zu regnen. Obwohl nach Westen noch eitel Sonne zu sehen ist. 

Ich liege im Zelt, irgendwo zwischen Sasquatch Crossing und Sikanini Chief River Camp. 85km stehen auf der Uhr. 

Wo ich genau mit meinem Zelt stehe, ist nicht so ganz klar, mindestens 4 verschiedene Kmberechnungen auf verschiedenen Karten habe ich zur Auswahl. Alle differenzieren zum Teil etliche Kilometer von einander.
Aber das ist im Moment nicht so wichtig, ich bin fix und alle. Mehr als 85km waren heute einfach nicht drin, ich mußte abbrechen. Die Beine wollten nicht mehr. Die Fortsetzung  muß neu durchdacht werden, wenn der Regen wieder aufhört.


Es lief nicht gut von Anfang an. Gestern Abend begann es 23:00h begann es zu regnen und hörte auch zum Abbau nicht wieder auf. Kaffee bei Esso und hoffen, das es draussen etwas besser wird.
Der Tankstellenparkplatz hatte sich in eine schlammige Fläche mit hunderten von Schlaglöchern verwandelt.
Erdgasarbeiter Siedlung
Start im Dauerregen gegen 09:00h. Und Berge, nichts als Berge. Als die Eiszeit sich zurückzog hinterließ sie eine Buckelpiste und 1942 beim Bau des Highway, muss Sprengstoff verdammt knapp gewesen sein. Die Strasse nimmt keine Rücksicht auf vollgepackte Tourenfahrer, die für mehrere Tage das Essen mitnehmen müssen. Kaum bin ich oben, rast die Strasse mit mir wieder hinunter, nur um unten wieder erneut zu starten. Zwar ist es nicht ganz so steil wie in den Foothills rund um Grande Cache vor einigen Tagen, aber es summiert sich im Laufe eines Tages.

Ich könnte 3x schneller sein, wenn die Strecke etwas ebener wäre. Elli wird später sagen, der Weg ist das Ziel. Und der wird eintönig, kurz nach Wonowon, nach den letzten Containersiedlungen für Erdgascrews, verschlingt mich die grüne Masse. Danach passiert nichts aufregendes mehr. Bis auf, das an einem xtem Berg plötzlich ein Pickup neben mir hält und der Fahrer mir zu ruft just seen a black bear across the road. Schön. Wenn ich denn überhaupt mal wieder einen sehen würde. Aber vielen Dank. In der letzten Zeit sah ich ja meist nur das Hinterteil der  Bären. Und vor allem hinter mir. Ich bleibe stehen und schaue im Regen mehrere Minuten zurück, den Abhang hinunter. Soll wahrscheinlich heißen, wo ein Bär ist, sind auch mehrere. Aber es bleibt alles regungslos grün.
 
Heute ist Tag 2, noch 3 weitere folgen bis Fort Nelson. Gegen 11:00h gehen die Wolken in standby modus. Die Strassen voraus sind ohnehin trocken.
Bis 12:00h habe ich ein gutes Dutzend Anfahrten hinter mir , dann folgen bis 14:20h 3 schwere Bonebraker hintereinander. Ich spüre jeden Muskel bei den nicht enden wollenden kurvigen Anstiegen, rase mit knapp 60km/h zu Tal und bin über 30min dabei wieder aufzusteigen. Die Erholungsphasen sind zu kurz. Nirgendwo eine Pausenmöglichkeit. 
Gestern tauchte tatsächlich ein Restplace auf, aber es fehlte das sonst übliche Hinweisschild auf den nächsten. Man kann letztlich nur stehen bleiben oder auf eine Leitplanke warten. Es gibt vor allem einfach keine Geradeausstrecken. 
Irgendwie habe ich jedesmal das Gefühl der berüchtigte suicide hill ist immer noch im Geiste existent.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Steffen, der mir zur Erleichterung vorschlug, doch auf die technische Raffinesse eine E-Bikes zu setzen, aber er hat ziemlich schnell eingesehen, das ich mich aus dogmatischen Gründen niemals auf die Art der Perversion des Fahrradfahrens einlassen würde. Entweder aus eigener Kraft oder gar nicht. Also mit Pfeifen aus dem letzten Loch.
In Pink Mountain treffe ich Steve aus Minnesoata/USA, der mit seiner großen BMW nach Inuvik unterwegs ist. Er macht ein Foto von mir und dem Rad.  Inuvik am Dempster Highway, das war auch mal eine Idee, aber die fehlenden foodstores, mein Radius, und vor allem die Anstiege, kurz, die Streckenrealität, läßt alle großen Ideen als Fantastereien erscheinen.
Mehr als 7h auf dem Rad und kaum 75km geschafft. Ich hatte Zeit zum Nachdenken, ich trage zu viele Dinge mit mir herum, die ich nicht benötige, seit 80Tagen nicht benötigt habe, oder bisher nicht getragen habe.


Donnerstag, 19. Juni 2014

Wonowon

Werbung an einer Autowaschanlage

So.,15.6.
Father’s Day
Über Pleiten zu reden, sich bei Bedarf lächerlich zu machen ist auch eine Heldentat, wenn auch keine Ruhmestat und doch, es gehört eben auch zu dieser Reise.
Im Nachhinein könnte ich laut loslachen, leider war ich zu sehr an der Sache beteiligt.

Ich wollte früh los, der Wecker klingelt und es läuft alles nach Plan, eintreffen bei Tim, post editieren und dann kommt Peter vorbei und schon droht der Zeitplan aus den Fugen zu geraten. Früh aufbrechen wollte ich und nun es ist schon 07:50h und ich sitze immer noch im Cafehaus. Um 08:00h macht Walmart auf, also alles zusammenraffen, gerade noch so fertig geworden und rauf auf's Rad.

Um 08:02h stehe ich vor der Tür, bloß es öffnet niemand, hmm, vielleicht ist meine Uhr etwas nachläufig, man will ja auch nicht der erste sein und ich trotte zurück zu Rad, Dinge ordnen, Platz schaffen für den gleich folgenden Großeinkauf.
Um 08:10h bin ich wieder vor der Tür und merkwürdiger Weise bin ich immer noch allein, es öffnet auch niemand, keine Automatiktür bewegt sich. Herrjeh, wat los? mach’ das Tor auf, ich will auf die Piste. Irgendwann erlöst mich ein Mitarbeiter, kommt zufällig heraus und ich frage, ob es verschiedene 08:00h geben würde und deute auf die Öffnungszeiten, ne’ sagt er und lacht, meine Uhr zeigt erst 07:16h. Wie? Das kann doch nicht sein! Nicht heute!
Wer ich es nicht selber, würde ich lauter lachen, so stehe ich um 07:16h und der Laden macht genau in 44min auf. Man kann die Zeit nutzen und zur CIBC fahren, jede Menge Frischgeld besorgen und entspannt noch einige Fotos machen.

source: alaskahighwayarchives.ca
Sun saving time, mit dem Grenzübertritt nach BC ist die Uhrzeit um eine Stunde zurück gedreht, sagt die Walmart Kundendienstfrau. Schon seit März, gut, genau genommen, hat das die Frau im VisitorCenter in Saskatchewan mir schon mal erklärt, aber ich hab’s wohl verdrängt. Sun saving time, so etwas wie Sommerzeit. Irgendwie erwartete ich eher die Umstellung auf die Pacific time, aber die Walmartfrau ist der Ansicht vor Alaska kommt nun keine neue Zeit mehr. Ich muß sagen, ich verliere ein wenig den Überblick.

Dann geht es aber auch los. Die Strecke ist lang, ich plane 4-5 Tagesreisen, es gibt nur wenige Tankstellen unterwegs, Ft. Nelson in 400km muss erreicht werden. Erste Tagesetappe ist Wonowon, bei Errichtung des Highways 1942 ein 24h Checkpoint der US Army.
Shepped's Inn
Es liegen 15° bis zum Mittag vor, heiteres Wetter, die Fahrt geht ohne Pause rauf und runter durch Waldwirtschaftsgebiete. Es gibt wenig Abwechslung. Die Strasse wurde mitten durch den Wald geschlagen, gute 8 Meilen pro Tag schafften  die Bautrupps damals im Frühjahr 1942.
Die Tiefe des Waldes lässt sich erkennen, wenn Rodungen die Fernsicht freigeben; Wald, nichts als Wald. Aber die Strasse ist nun deutlich besser als bis Ft.St.John.
Die Berge sind ganz schöne Beinarbeit, jetzt, wo ich auch noch Essen für 4 Tage mitführe und ich bin froh, als nach 45km die erste Tankstelle mit Motel in den Blick kommt. Husky’s Shepperd’s Inn.
Und dann die Enttäuschung des Tages, geschlossen wegen Vatertag. Man kann es kaum glauben, aber in diesem Land gibt es einen sehr ernst genommenen Vatertag, FathersDay, und da machen auch Tankstellen auf wichtigen Highways zu und der ersehnte Kaffee fällt aus. Vatertag, hier in diesem Land hat das weniger mit am Christi-Himmelfahrtstag mal-die-Sau-rauslassen zu tun, nein, hier geht es um die Ehrung der Vaterschaft. Es gibt sogar richtige Geschenke der Kinder. Seit Tagen werben die Restaurants mit notwendigen Vorbuchungen zum Father’s Day.
Loyd, der Manager des Shepperd, erklärt mir das sein Motel komplett mit Bautrupps der Gasförderstationen ausgebucht ist. Im Sommer herrscht Hochbetrieb, aber eigentlich ist er fas ganze Jahr gut ausgebucht dank der Gasförderung und was so dazu gehört. Abseits des Highways, rechts und links der einmündenden dirtroads sieht man permanent Hinweise auf Bohraktivitäten und Gasfelder. Auch kommen mir nun öfter riesige Tanklaster mit Frackingmaterialien entgegen.


Sonntag, 15. Juni 2014

Fort St.John

Hinweisschild der Bürgerwehr
Sa.,14.6.
Vollständiger Ruhetag
In der letzten Zeit bin ich fast jeden Tag gefahren, auch wenn' s manchmal nur kurz war, bevor es nun in die Wildnis geht, will ich einen Tag Ruhe einlegen. 

Ich habe auf dem Feld gut getarnt geschlafen und selbst die Mücken haben sich später verabschiedet.

Canada verbreitet ein sicheres Gefühl, so das das Schlafen draußen, selbst in Stadtnähe keine Bedrohung, keine unberwarteten Besuche darstellt. Auf Reisen nach Europa würde ich die Plätze erheblich sorgfältiger aussuchen müssen. Kommt man in einen Ort hinein, wird man jeweils zunächst mit dem Hinweisschild der örtlichen Bürgerwehr begrüßt.
Hinzu kommt, das in einem autoafinen Land, der spontane Besuch zu Fuß fast ausfällt- was nicht mit dem Pickup zu fahren ist, bleibt links liegen.


Das Kulturcentrum
Gestern hatte ich ein Gespräch mit dem Mädel an der Kasse des Schwimmbades, die für einige Zeit Europa besuchte, unter anderem auch München. Auch sie schildert ihre befremdlichen Beobachtungen und erwähnte, wie oft sie auf Trick und Taschendiebe hingewiesen wurde. Geldbörse nah am Körper,etc.
Sicher ist das  nicht zu verallgemeinern. Aber immerhin. Deutschland ist möglicherweise unsicherer.
Und doch, auch ich reise zwar mit zwei Faltschlössern, doch selten benutze ich beide, in kleineren Dörfern bleiben sie gar unbenutzt. Ich muß mich regelmäßig zwingen, wenigstens einen Teil meiner Wertsachen mitzunehmen und nicht alles am Rad zu lassen, wenn ich für 20min zu Wally verschwinde.

Was macht man also an einem Tag in einer 18.000Einwohner Stadt, die im Vergleich zu den letzten Wochen fast schon eine Großstadt ist. Akkus aufladen in der Bücherei, die Tag genießen, im Park sitzen und Geschäftebummel.
Männerladen
Echte Kerle wissen, was sie an diesem frühen Morgen tun und fahren in den Männerladen, natürlich bleibt der Motor am laufen. Es gibt auch hier in diesem Shoppingviertel um diese Zeit einen Haufen Gestalten, die willst Du auch nachts nicht unbedingt treffen. 

St. John hat wie so oft eine rasterförmig angelegte Downtown mit Bankenviertel, kulturellem Centrum, sprich Bücherei und Theater, mehreren Thriftstores, aber sonst wenig erwähnenswertes.
Wie ein Leuchtturm wirkt der Bau der Bücherei in Downtown.

Auf meinem Weg zur Bücherei treffe ich unvermittelt auf Alfred. Eigentlich will ich im Thriftstore der Heilsarmee die Regenjacke und das Eishockey Tshirt spenden, die ich auf dem Highway auflas. 
Alfred wohnt im Shelter der SalvationArmy und er macht einen fidelen Eindruck, kommt mit einem abgetakelten Fahrrad mir entgegen, den Helm verkehrt herum auf dem Kopf, it's so more comfortable, und wir reden eine Weile auf der zu dieser Zeit verkehrsarmen 98.Ave.
Alfred
Ich entdecke eine Axt am Heck und er sagt, er arbeitet zwischendurch im Forst, außerdem hat er Musik studiert in Toronto, lange in Alaska gelebt aber anscheinend die Sonnenseite des Lebens vor längerer Zeit verlassen. Wie aus dem Stehgreif spricht er aber über den rumänischen Komponisten Alfred Mendelsohn. Wegen des gleiches Vornamens.

Ich frage ihn, wo denn der zweite Handschuh sei, aber er wehrt ab, er braucht nicht zwei, kalt sei ihm selten. Er gibt mir die Hand und sie ist erstaunlich weich und gepflegt. Behängt mit etlichen Tüten voller Dosen, weiß ich, was ihn heute morgen treibt. 

Einige Strassen weiter wird in bar bezahlt und ich sage ihm, wo ich die beiden großen PET-Flaschen in den Müll geworfen habe.

Und dann biete ich Alfred mit seinem rudimentären Tshirt die Regenjacke und das Shirt an und er freut sich riesig und ich mich auch.
Alfred muß bald weiter, Business ist Business.

Zwei Stunden später nach dem Besuch der Bücherei fällt die Antwort auf die Frage und nu? schon etwas schwerer. Für einen Saunagang ist es zu heiß, in downtown zu öde, also zurück in die Shoppingmeile. Der Ratgeber Kanada erwähnt F.St.John nur mit 2 Sätzen; Fazit nicht besuchenswert.

St. John ist nicht Ystad in Südschweden und auch nicht Haapsalu an der estnischen Westküste, selbst der Vergleich mit Kolobrzeg in Pommern gelingt nicht.

The Condill Hotel, erstes Haus am Platze

Kanadische Städte dieser Größe sind vor allem eines. Sie sind autopraktisch, liegen meist an großen Highways, haben eine breit aufgestellte Zone d’Activitè, haben viele Parkplätze und bieten ihren Bürgern möglichst einen guten Recreational Park mit Rasenflächen, Tischen, Pool und ähnlichem. 
 
Was sie nicht sind, ist schnell klar, sie sind nicht schön, es gibt wenig sehenswerte Architektur, die Bauweise ist oft quadratisch, funktionell. Man kommt nicht zum Kirchen angucken nach Fort St. John, sondern um Kaffee zu trinken bei Horton und einzukaufen beim Canadian Tire und dafür braucht man nun weniger Backsteingebäude, sondern eher ausreichend Parkplätze und mehrspurige Drive thru’s.
Das Schwimmbad im recreational park