tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 5. Juli 2014

Morley Recreational Park-no pain, no gain



So.,6.7.
Die Aristokratie einzelner Yukonfahrer
Der zweite Tag der Rückfahrt steht an. Der Highway ist an diesem Sonntag wie leergefegt. Nur wenige RV’s sind unterwegs. Der Himmel ist bewölkt, die Stimmung ist immer noch unmotiviert. Ich will nach Watson Lake, aber diesem geringen Verkehr wird das trampen wieder nichts und ich muss wohl doch selber fahren.

Im Grunde ist das gut so, das Fleisch ist schwach, der Geist ist willig, jetzt dem Fleisch nachgeben und in ein Auto steigen, wird die Stimmung in nächsten drei Tagen nicht heben. Also überrede ich mich zu einem Kompromiss, erstmal bis Teslin selber fahren und dann hoffen, das dort ein Pferdeanhänger nach Süden steht.
Zunächst einmal komme ich überhaupt nicht in Schwung und erreiche mit Mühe Johnsons Crossing, die mit dem teuren Kaffee. Ne, heute nicht, obwohl, es reizt mich ungemein. Ich fahre dran vorbei und hoffe auf schnelle 50km bis Teslin.
Ich stelle unterwegs fest, das ich kaum etwas wieder erkenne. Sieht doch irgendwie alles unbekannt aus. Also ist es wie eine neue Begegnung und damit im Grunde auch egal in welche Richtung ich fahre.
Ich freue mich auf Teslin, Kaffee satt, eine neue, leider teure Ladung Kekse und eine wifi Nachricht für Ellinor.
Teslin ist 270km von Watson Lake entfernt und damit so etwas wie gefühlte Halbzeit.

Ich treffe auf einen Biker aus Slowenien in einem adretten, sauberen Markentrikot und obwohl ich mich immer auf Gespräche unter Kollegen freue, muss ich nun zum dritten Mal feststellen, hier im Yukon auf der Alaska-ab-in-den-Süden-Strecke sind viele ein wenig von einer überdurchschnittlichen Leidensbereitschaft beseelt. Andauernd dieses ja, das muss eben so sein, ja, das ist eben nicht europe, ja, das ist Nordamerika.
Ist das wirklich ein Argument sich mit rudimentärem Service zufrieden geben zu müssen, weil man eben in Nordamerika ist und es nicht möglich zu sein scheint im waldreichsten Land der Erde auf einem Rastplatz eine Sitzgarnitur bereit zu halten, nur weil alle mit dem RV kommen, indem bekanntlich genug Sitze vorhanden sind.
Und es für Biker authentischer wirkt, wenn man auf das bischen Komfort verzichtet und stattdessen mit den Armen fuchtelnd vor den Müllcontainer auf und ab läuft.

10min höre ich mir dieses ich bin gerne bereit, entbehrungsreich zu reisen an, weil es dazu gehört, dann habe ich genug und stelle klar, ich bin hier nicht im Wettbewerb wer hat am meisten leidet auf dem Weg nach Vancouver.
Von Hugo aus Antwerpen angefangen, Will aus London und nun dieser arrogant Heini aus Slowenien, die es alle voll cool finden Lebensmittel über 100er von Km mitzuschleppen, Schlechte Strassen vor zu finden und die permanente Anwesenheit von Mücken als Normalität zu begreifen. Wahrscheinlich bin ich in ihren Augen nicht leidensfähig genug wahrscheinlich habe ich in ihren Augen einen unberechtigten hohen Bedarf an Reisekomfort, der allerdings in meinen Augen schon deutlich zu wünschen übrig lässt.

Es ist schon eine gewisse Aristokratie, die hier herrscht. No Pain, no Gain, das scheint das Motto einiger Fahrer hier zu sein, aber vielleicht passe ich einfach nicht in diese Welt, mit meinen europäischen Ansprüchen. Nur in Europa gefahren zu sein, ist in den Augen einiger Fahrer nicht das wirkliche Fahrradreiseerlebnis. Da muss es schon ein wenig mehr sein.
Vielleicht bin ich auch einfach zu alt und vergnügungssüchtig. Und so beende ich  Gespräch und ziehe mich in das Restaurant zurück. Ich werde in nächster Zeit solche Gestalten meiden.  
Jeden Tag175km on the road(srry Boys, I forget your names)
Das es auch anders geht, zeigt das Beispiel von gestern Abend, als ich beim Abendessen von 2 Österreichern aus Graz besucht werde. Die beiden sind in Anchorage gestartet und sind auf dem Weg nach Calgary. Mit einem Unterstatement in der Stimme planen sie jeden Tag 175km zu fahren, um ihren 3 WochenPlan zu erreichen. Freundlich, nicht aufdringlich, und ohne Allüren .                                                                   
Ich breche nach 1h wieder auf. Die Sonne steht noch hoch und ich könnte noch 30km fahren. Lieber auf der Strasse, als Menschen mit solch ihrem Gehabe eine Bühne zu geben. Ich erreiche den Recreational Place Morley River und baue mit Vollschutz das Zelt auf. Wenn ich auch den Tag lange darüber nachgedacht habe, ob es zu früh war den Yukon zu verlassen, jetzt hier beim Zeltaufbau brauche ich keine 3 Sekunden, um die Antwort zu finden. Nein, es war absolut richtig.

Der Weg zurück-Versuch zu trampen



Sa.,5.7.
Und dann bin ich doch gefahren
Ich bin als erster im 8bett Dorm auf, im Haus herrscht noch Ruhe.
Leise räume ich die Fahrradtaschen in die Bibliothek. Alle anderen müssen heute ebenfalls das Haus verlassen, falls die vorbestellten Gäste eintreffen.
Trotz meines Elans habe ich es im Grunde nicht eilig. Ich werde frühstücken aus dem Ort rollen und mich hinter der Kreuzung an die Strasse stellen. Ich bin total unmotiviert, 454km bekannte Strecke, denselben Weg zurück, es lässt mich kalt.
Ne, ich will im Grunde so schnell wie möglich nach Watson Lake zurück.
 
Die Stimmung ist düster, ich treibe mich an, bin aber eigentlich total gelangweilt.

Herzliche Verabschiedung von Nancy, und den anderen Gästen, die nun am Frühstückstisch Platz genommen haben. Dann bin ich draußen.
15min dauert es bis ich auf dem Alcan bin. Rad angelehnt und den Daumen in den Wind. Das Ergebnis ist ernüchternd. Eine halbe Stunde bin ich noch da und niemand hält an. Also gut fahren wir einige Km. Es fällt mir schwer in die Gänge zu kommen, ich habe ganz andere Vorstellungen, versprochen von denen, die lautstark betonten, geht ganz schnell, dann biste weg.

Als in den Außenbezirken, kurz vor Wolf Creek der Reifen innerhalb von 4Sek platt ist, ist die Stimmung endgültig dahin. Es ist ein Graus, nicht jetzt, nicht heute, eigentlich nie nich.
Um ein Zitat meines Lieblingsarztes, Diagnose vor Spekulation, das ich immer dann höre, wenn ich mit neuen Krankheitsideen in seinem Büro sitze, mache ich mich widerwillig an die Arbeit. Wie auch immer, alle Speichen sind noch an Ort und Stelle, aber ein großer, scharfer Flintstein steckt im Mantel. Nun also zur Unlust auch noch Pech.

Derweil halte ich wieder mal den Daumen raus, und es passiert wieder nichts. Plötzlich hält eine Frau in der Seitenstrasse, schade, falsches Auto, Are you ok? Ich schon, aber das Rad nicht. Sie würde 2 Strassen weiter rechts den Berg herauf wohnen und hätte eine Garage, vielleicht würde das helfen. Helfen würde mir ein schneller Lift nach Watson Lake, sage ich und wir beiden grinsen. Wenn ich einmal ein Gedanken festgelegt habe, fällt es mir schwer, ihn wieder zu verwerfen und heute würde ich gerne schnell in den Süden.

Nach 10min ist die Sache getan und ich rolle davon und entdecke einen Mann vor seinem Auto stehen. Hattest Du gerade eine Panne, meine Frau hat mir davon erzählt, ich wollte Dir entgegen fahren. Willst Du auf einen Kaffee mitkommen? Und Zack lande ich eine Meile später im Wohnzimmer von Margret und Ken. Milchkaffee mit selbstgebackenen Keksen.
Toll, zwar bin ich erst knappe 20km gefahren, aber so eine Einladung kann man nicht ausschlagen. 

Whitehorse-Rainfuckerdays

angekommen mit dem Nachtbus
Fr.,4.7.
Flucht ins BeezKneez
Es regnet seit gestern Abend 18:00h, seit meiner Ankunft auf dem Berg. Terroristischer Regen, mal hört es kurz auf , dann faengt es wieder an. Seit heute Morgen um 4:00h herrscht starker Dauerregen. Ununterbrochen. Ein Rainfuckerday.  Es regnet Blasen. Dann hört es gleich auf. Von 06:00- 8:30h saß ich bei Tim vor dem Flackerkamin im bequemen Ledersessel, ohne das die Schuhe trockener wurden,  das nasse Zelt genau eine Schaufensterscheibe getrennt von mir.

Um 09:00h habe ich dann die Reißleine gezogen.
Das Bienenstock Hostel
The BeezKneez, der Bienenstock. Hostel 15bett, Dormbed für 30$. Ein Stolzer Preis, aber gut.
Den Bewegungsspielraum erweitern, Sachen abwerfen, mückenfrei auf richtigen Stühlen an richtigen Tischen essen und dann mit einem Abschlusskaffee in einen superbequemen Sessel. Äußerst gemütlich in einem älteren 1Familienhaus mitten in der Stadt. Die Memorials zeugen von Gästen aus der ganzen Welt und Nancy, die hier im Haus wirkt, strahlt mit ihrem in Rente gegangenen Schlittenhund Wärme und Seele aus.
Gott sei Dank war ein Bett frei und zum Glück fragen sie bei Ankunft nicht, ob ich an Schnarchstörungen leide. Fuer gewoehnlich schlafe ich tief und gut.

Ich fremdel' ein wenig mit einem Hostel, aber dieses smarte kleine Haus ist anders. Es gibt Gaeste wie  Muetter mit Kindern, die hier Urlaub machen, bis hin zu Dave und Marshall, die aus den US Neuenglandstaaten mit ihrem Faltkanu gekommen sind und den Yukon abwärts wollen. 1600km bis nach Alaska.

Dave ist 72!, ein ehemaliger GE Turbinenfachmann, der die Facebookeintraege seiner heranwachsenen Enkel redigiert. Wow, da biste wirklich platt.
Gestern abend kamen pitschenass zwei weitere Biker und baten um Asyl, eigentlich ist hier fuer Wochen ausgebucht.