tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 16. Dezember 2014

Lübeck

nach 9 Monaten zurück
Di.,16.12
Was bleibt ?
Ich lasse die Frage fürs erste unbeantwortet und werde sie vielleicht auch erst im Abstand von einigen Monaten beantworten können.
Wenn ich an diesem griesen Dag, Mitte Dezember 2014, 36 Stunden nach meiner Ankunft in Lübeck, aus dem Fenster schaue und die ruhige Pelzerstrasse beobachte, dann erscheint alles hier deutlich stiller, als noch vor 48Stunden.
Ich fühle mich wie betäubt, die Reise bebt innerlich noch nach. 
Erst nach einigen Monaten komme ich vielleicht zu einem endgültigen Abschluss der Reise.

Mit dem Wiedereingewöhnen werde ich mir bewußt ein wenig Zeit lassen, und einige neue Projekte erst im nächsten Jahr beginnen.
Ich freue mich auf die Ostsee,
lange Spaziergänge am Meer, auf den Lübecker Weihnachtsmarkt mit seiner ganz eigenen Athmosphere und dem Tallinn-Stand. Auf einen sehr ruhigen Jahreswechsel mit Ellinor.
Im Januar werden wir dann für einige Tage nach Pommern an die Küste gehen. Nach Kolbrzeg, da wo letztlich die Idee geboren wurde.

Einer bekanntesten Sprüche im Ausdauer Sport lautet:
Der Schmerz geht, der Stolz bleibt.
unvergessen, die Weite der Prairies
Schon verblassen die ersten Erinnerungen an die Kälte Ontarios zu Beginn der Reise, an den Wind in den Prairies, die Myriaden von Mücken im Yukon im Juli und die aberwitzigen Steigungen Alberta's und BC's. Schaue ich auf die Nordamerika Karte in meinen Zimmer, kann ich es kaum glauben, Du hast die Strecke tatssächlich mit dem überladenen Fahrrad gemacht?

Es wird immer Leute geben, die weitere, längere und entbehrungsreichere Touren unternehmen. Mit meinen fast 70kg Material und Bike waren igendwann Grenzen des Machbaren erreicht.
In den nächsten Wochen werde ich die Pages überarbeiten, versuchen die größten Grammatikfehler zu verbessern, PDF zu sichern und mit den Vorbereitungen für ein Hartcover zu beginnen. Es ist eine Begenung mit mir, mit Frust, Schmerzen, großer Belastung, aber auch eine Erinnerung an eine unglaublich intensive Zeit.

Ich werde es nicht wieder versuchen. Es gibt keinen zweiten Versuch einer Weltreise. In den letzten Monaten habe ich eines gelernt, ich bin dafür nicht geeignet. Weltreisende sind erbarmungslos gegen sich selbst, was ihren Bedarf an Luxus und Komfort angeht, ich dagegen bin viel zu stark dem Materialismus verfallen. Ich kann Dinge einfach nicht liegen lassen. Schon mit zuviel Gepäck gestartet, sind Materialisten immer wieder auf der Suche nach Neuem. Zwar Ich konnte über weite Strecken alle meine Tagesziele erreichen mit vielen Tagesetappen jenseits der 100km Marke, aber ich bin ehrlich genug zu mir und hab genau gespürt, wieoft ich mir selbst im Wege stand. Ob ein anderes Setting mich zufriedener gemacht hätte bleibt unbeantwortet.

Immer wieder stoße ich in meinen Gedanken dann an die Novelle, die Lew N. Tolstoi 1885 veröffentlichte. Wieviel Erde braucht der Mensch
Eberhard hat sie mir seiner sonoren Stimme als 14jähriger vorgelesen. In stillen Stunden der Einsamkeit nach den Tagesstrapazen dachte ich oft an den Text. Brauchst Du das wirklich? Ist das nun wirklich notwendig?

Eine andere Geschichte dieser Reise, die wirklich lange beschäfftige war die Story, die mir Rod am Strand von Gibsons/BC erzählte.

Er war einmal der Bühnenchef und verantwortlich für eine Show von Harry Belafonte. Und während der Probe unterbrach Harry plötzlich den Ablauf und sagte zu seinen Orchester, Leute, wenn ich heute ein Witz mache, dann möchte ich das ihr nicht da sitzt und gähnt oder man es euch ansieht, das ihr den Witz schon gestern gehört habt.
Nein, sagte Harry, ich möchte das ihr lacht und so tut, als wenn ihr den Gag das erste Mal gehört hat. Denn die Leute kommen heute Abend und sie bezahlen uns dafür, das sie etwas ganz besonderes von uns geboten bekommen. Und sie kommen heute das erste Mal, jeder Tag ist ein erstes Mal, und unser Job ist es, ihnen das Gefühl der Einmaligkeit zu geben.
Weltradler sind keine Materialisten
Mich hat diese einfache Geschichte und dieses Ausmaß an Professionalität wirklich beeindruckt. Ich hoffe, das ich, wenigstens eine Zeitlang frei von äußeren Umständen, diese Art von Proffessionalität später bei der Wiederaufnahme meiner Arbeit für mich behalten kann.

Ich werde noch ein kurze Zeit den Blog geöffnet lassen, dann wird er für immer geschlossen werden.
Bei der ersten Durchsicht früherer Pages fallen auch mir die vielen Fehler auf, die Posts teils in Hektik, teils unter schwierigen Umständen entstanden. Es ist mir im Abstand sehr unagenehm und Leser, die öfter hingeschaut haben, haben es verdient, noch einmal einen  korrigierten, möglichst fehlerfreien Text zu lesen.

Hamburg-Landing

Mo.,15.12.
Fuhlsbüttel
Es sind die letzten Stunden der Reise, ich sitze übermüdet im Terminal 2 und die lange Zeit des Wartens beginnt. Was in LA nicht möglich war, klappt hier auf Anhieb, Baggage drop, klar gehen doch rüber zum Schalter, das ist jetzt schon möglich. Es ist der bittere Geschmack über das vor 2 Stunden Erlebte, der nicht vergeht, als ich im Tiefgeschoss stand und sie mir sagten, ne, die Maschine ist leer und ich es nicht glauben konnte, das es gerade mich trifft.
Und dabei hätte alles so schön im Handumdrehen klappen können.
Aber dann ist nichts mehr zu tun nachdem ich meine letzten verbliebenen Dollar beim hiesigen Unternehmen in aufregende 8Pfund umgetauscht habe. Das reicht zumindest für einen big coffee. Mir war zwar nach einem Besuch des Duty Free Stores, aber in UK ist der Whiskey auch unverzollt immer noch zu teuer.
Letzte Station der Reise der drittgrößte Flughafen der Welt LHR Queens Terminal2 source heathrowairport.com

Die Vorfreude ist in diesen Stunden geknickt, ich versueche zu überlegen, wo der Fehler liegt, 4h vor dem Abflug hätte es einer Seurity Abteilung möglich sein müssen, das suspekte Gepäck zu untersuchen und den Besitzer zu kontaktieren, aber erstens ist das Fahrrad auch nicht da und das meine Mitreisenden, allesamt supektes Material einzuschleusen versuchen, ist eher unwahrscheinlich. Irgendwas muss in der ersten Charge schief gelaufen sein.