tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 19. Mai 2014

Die Maus am Geburtstag, Medicine Hat, Victoria Day

RV, garantiert mausfrei und die Perversion des Outdoorerlebens
Noch So.,18.5.
Die Sache mit der Maus
Irgendwas ist ja immer. Grundsätzlich eigne ich nicht mich dazu, das Haar in der Suppe finden zu wollen, ich will eine stressfreie Unterkunft, wenn möglich einen Kaffee am nächsten Morgen und unbedingt ein Hi-speed wifi., wie draussen angekündigt. Dafür zahle ich gerne Geld und machmal ist das gar nicht so wenig.

Pals Motel schien nun wie dafür gemacht, den Erwartungen zu entsprechen, wenn man weiss, wo es liegt, ist es sogar ganz leicht zu finden.
Auf meiner OSM Kanada Karte für das Garmin Oregon fehlen leider die meisten Motels, auf der Garmin Orginal Kanada für 160 Eisen sind die natürlich alle zu finden, habe ich aber nicht. Egal.

Das Zimmer ist sauber, das wifi funktioniert einwandfrei und ob die Betten jedesmal komplett neu gemacht werden, hinterfrage ich schon länger nicht mehr. Wird wohl. Lieber nicht so genau nachschauen.

Und dann sitze ich gestrigen Abend, draussen wird das Hoflicht eingeschaltet und ich ertappe mich dabei,  war das jetzt eine falsche Lichtreflexion oder eine Maus? Aufgestanden unter das Bett geguckt, nix, dann eine halbe Stunde das ganze nochmal. Herrje, hab ich Halluzinationen? Nix zu finden.
Und dann habe ich einen Boxenstop in der Nacht und sehe wie im fahlen Schein der Nachttischlampe ein kleines graues Feldmäuschen vor meinen Augen durch das Zimmer läuft und unter dem Bett verschwindet. Also doch.

Am nächsten Morgen sind in meiner meiner geöffneten Racpacktasche meine mühsam gehorteten french Vanilla Milchtütchen leckgeschlagen, die Tüte ist angeknabert. Ich bin nicht so empfindlich, Ellinor meint sogar, vielleicht habe ich die Maus selber eingeschleppt, vielleicht kam sie aber auch hier auch durch die ebenerdige Tür über den weitläufigen Hof.

Das Motel Office jedoch ist am nächsten Morgen ganz anderer Ansicht, obwohl ich sie nur informieren wollte, mich stört die Maus nicht, habe keine Zeit mehr zu packen, sondern bekomme augenblicklich ein neues Zimmer. Und das nur wegen einer kleinen Maus. Morgen hätte vollkommen gereicht.

Und die Pointe: Ich komme aus Downtown Medicine Hat. Da sehe ich doch beim hineingehen schon wieder einen kleinen 5cm grauen Schwanz im Bad verschwinden. Sofort die Tür zu und versucht das Mäuseken zwischen WC und Heizung einzufangen. Allein man glaub nicht wie schnell Mäuse sein können und ergo eben Katzen. Nun sitzt das Tier hinter dem Ammoniakbehälter in der Rückwand des Kühlschranks. Da bin ich chancenlos. Gewonnen. Und morgen sage ich zum Chef einfach nichts. Der leieb Gott hat auch die Maus erschaffen.

Willkommen in Alberta

So., 18.05.
Die Rockies rücken näher
Ab 02:00am setzt starker Regen ein, der bis etwa 06:00h anhält. Ich liege auf meiner zur Strandmatte degradierten, platten Isomatte und erwarte den Tag.
Durch den Regen zu früh geweckt, sitze ich danach zu früh auf dem Rad.

Nach 4000km erreiche ich Alberta, die Nationalparkprovinz. Nicht weniger als 4 weltberühmte NP liegen auf Alberta Gebiet in den Rockies. Es ist einer der geplanten, absoluten Höhepunkte der Reise, wenn gleich die bisherige Reise meine Erwartungen mehr als übertroffen hat. Das Visitor Centre Alberta ist noch geschlossen. Vielleicht hätte es hier einen Kaffee gegeben. Die beiden Tankstellen in unmittelbarer Nähe befinden ebenfalls noch im sonntäglichen Schlaf. Walsh schläft.

 Gestern habe ich die Hitze einfach falsch kalkuliert. Nur 5h in kurzer Hose in dieser baumlosen Gegend haben ausgereicht, um die nakte Haut deutlich zu röten. Wie ein Anfänger. Fühlt sich im Kunstfaserschlafsack fürchterlich unangenehm an. Außerdem habe ich die Getränke falsch eingeschätzt, den weiten Weg von Maple Creek bis Walsh wollte ich nicht weitere 2l Wasser mitnehmen, nun haben die Tankstellen unerwartet zu. Ich habe flüssigmangelbedingt heftige Kopfschmerzen. Alles nicht so richtig angetan, eine 60km Tour in der Wärme zu starten.
Auch in Irvine gibt es nichts. Bleibt nur noch Dunmore, 15km vor Medicine Hat. Hinter Walsh bleibt die Strasse flach und ist äußerst angenehm zu fahren. Ein wie geleckter Seitenstreifenbelag.  Ich sehe wieder zwei Reiseradler eastbound, wir winken uns über den Highway zu.
In Dunmore kommt endlich die Erlösung, ein 20 Unzen Kaffee extra roast mit Mich und Zucker, und 2l Coke Zero, die im Schatten an der Tankstelle gleich entleere. Angeblich sind es plötzlich nur noch 10km. Es wäre das erste Mal, das ich mich in meiner Streckenberechnung irre.

Und doch kurz nach Dunmore gibt das Tal den Blick frei auf Medicine Hat. Die 60.000 Einwohner zählende Stadt im südosten Albertas ist nur noch 300km von Calgary entfernt. Der Olympia Stadt. Das Wahrzeichen der Stadt ist das 65m hohe Stahlgerüst Tipi, das für die Olympischen Spiele 1988 in Calgary angefertigt wurde und der Stadt übereignet wurde.
Hier in Medicine Hat werde ich den Trans Canada verlassen. Nach über 3000km werde ich auf dem Highway 3 nach Südwesten weiterfahren, nächster größerer Ort ist dann Lethbridge, am Rande der Rockies. Wenn die Sache gut geht und der Verkehr es zu läßt, werde ich über den Highway 93/95 über Radium Hot Springs nach Banff fahren, so zu sagen durch die Hintertür, wobei fahren vielleicht nicht das richtige Wort ist. Im Roadbook steht eindeutig schieben.

Auf der anderen Seite muß man feststellen, das ich bereits jetzt den Trecker, vollgepackt wie er ist, auf 670m über Meereshöhe getreten habe und das zumindest in den letzten Tagen kaum bemerkt habe.
Die meisten Trans Canadafahrer bleiben auf dem Highway 1 der über Calgary die Rockies erreicht. Ich werde sehen müssen, wie die Sicherheitslage am Straßenrand ist und notfalls doch durch die Großstadt Calgary in die Berge fahren.
Ich werde aus bekannten Gründen 2 Tage in der Stadt beleiben und erst am Di morgen weiterfahren. Die Isomatte muß getauscht werden und ich werde das wichtigste Ereignis des Jahres hier erleben.

Medizine Hat bietet gute Gelegenheiten dazu, vielleicht mehr, als kleinere Dörfer entlang der Strecke. Es gibt jede Menge Möglichkeiten zur Unterhaltung in der Stadt und die Motelauswahl läßt keine Wünsche offen.

Pals Motel, das preiswerteste Motel in der Stadt, ist im Dschungel der vielen Motelschilder auf dem TransCanada nicht einfach zu finden.Und es herrscht wirklich Betrieb für einen Sonntag. Nix unterscheidet den Verkehr hier zum Wochentag. Es herrscht long weekend. Am morgigen Tag, dem Victoria day,(montag) haben viele Leute frei und deswegen sind die Parkplätze der Shopping area richtig gut gefüllt. Baumärkte, Alkostores, Walmart, alle haben Hochbetrieb.
Vom Ortsanfang east bis zum Highway 3 ziehen sich die in funktionsbauweise errichteten Shoppingcenter und Malls hin. Alles äußerst autofreundlich geregelt. dazwischen dann der den Highway 1 nutztende Schwerlastverkehr. Es gibt schönere Fahrradstrecken am frühen Sonntagnachmittag.
Zunächst muß der Highway 1, der die Stadt durchschneidet, fast bis zum Ende durchgefahren werden., dann ein Wechsel auf den Highway 3, verfl..., wieder übersehen, ich stehe mal wieder auf der falschen Seite, über die Abfahrt hinausgefahren...
Mit dem Pickup fährt man jetzt weiter, wendet und kommt zurück. Mit zwei Tüten Walmarteinkauf am Lenker baumelnd und 4kg Getränke zusätzlich hinten auf dem Bock schon seit 5km auf dem Highway, gibts nur eines:cross, einfach illegal querfeldein.
Es ist eines dieser Probleme für mich als europäischer Fernfahrer. Walmart war am Anfang des Ortes, mein Motel kommt im selben Ort allerdings 6km später. Jedesmal entsteht die Frage erst einkaufen und mitnehmen oder später wieder los. Denn eines ist sicher, biste erstmal da, gibt es garantiert nichts in deiner Umgebung. Und dann ist es eine Erleichterung, nicht wieder zurück zu müssen.
schlafende Highwaygesellen auf dem Husky Parkplatz

Es ist 20:00h in Deutschland, als ich Ellinor das erste Mal nach 3 Tagen wieder spreche. Diese Nacht, das erste Mal nicht neben dem Highway oder der Bahntrasse, sondern neben dem Flughafen. Es gibt kein Nachtflugverbot für den Hut des Medinziners.

Der Tag in der Prärie

Morgenstimmung im PrärieviewMotel


Sa. 17.5.
Auf dem Weg zur Provinzgrenze 
Es gibt Dinge die machen mich richtig wütend. Und zwar dann, wenn ich entgegen meiner inneren Überzeugung gehandelt habe und die Sache schief geht. So was nehme ich persönlich und da nehme ich auch kein Blatt vor den Mund.
Kauf Dir einmal was richtiges, 'hast Du später kein Ärger. Ein klassischer Liebhaber Satz der Markenfetischisten.
Wir haben einige Isomatten auf dem Speicher, verlässlich sind die alle nicht und deswegen sollte unbedingt eine neue her. Gekauft bei einem großen Outdoor Händler.
Therm-a-rest, mit Lifetimegarantie.
Das Lifetime schien gut genug und vertrauenerweckend für ein Jahr ohne Probleme, allein nach 15 Einsätzen ist die Matte in der Nacht imn Tompkins platt. Die Luft ist buchstäblich raus. Nach 15maligen Gebrauch.
Nun, der gemeine Kurzzeit Outdoorer begibt sich in solchen Fällen einfach in die nächste Filiale oder nimmt zu mindest mit der Serviceabteilung Kontakt auf.
Zusammenrottung der Blumenkohlbande(J.Kachelmann)
Hier, im Süden SASK. nützt das alles nichts. Ich liege auf dem harten Fußboden und es ärgert mich. Montagsprodukt, Pech gehabt, umgerechnet auf den Kaufpreis immerhin €5 pro Nacht, hätte ich auch bei Lidl haben können, aber es musste ja unbedingt Therm-a-rest mit Lifetime sein. Es bleibt nicht anderes übrig, das nahezu unbenutzte Ding wegwerfen und doch eine neue bei Walmart kaufen. Das Material der Reise steht einfach unter keinem guten Stern.

Die Gaststätte der Tankstelle öffnet um 08:00am. Und man glaub es nicht, der Parkplatz füllt sich rasant mit Pickups. Können die alle keinen Toast zubereiten. Aber hier geht es auf um Kontaktpflege unter den Dörflern. Bis dahin ist bereits bei mir alles am Rad, nur noch einen Kaffee und dann geht’s los. Es ist mild und der Wind weht das erste Mal von hinten, nach 20km ist Premiere auf dieser Reise, es ist bereits so warm um 10:00h, das ich ab jetzt in kurz fahre. 
Unglaublich, gestern dieser Regen, heute, 20° und das erste Mal Schubwind.
Was ist das geil, 55 Tage habe ich auf diesen Tag gewartet und er entschädigt für so einige harte Etappen. Die Landschaft euphorisiert. Begrünte Hügelketten wechseln sich mit nicht endenden Feldern ab. Der Mensch verschwindet in dieser Landschaft, so unglaublich groß ist sie. Er wird hier bedeutungslos.

Nach 55km kommt auf dem Highway der Abzweig nach Maple Creek. Viele Orte werden direkt durch den Trans Canada zerschnitten, Maple liegt nun dummerweise 8km abseits in einem anderen Tal.
Wenn es also heute Abend etwas preisgünstiges zu essen geben soll, führt der Weg nur über diese Stichstrasse in der Mittagshitze, 8km hin und wieder zurück. 16km für Salat.
Meine Hoffnung vielleicht über eine Feldstrasse wieder an den Highway anzuschließen, wird von den örtlichen Coop Leuten leider nicht befürwortet.
Canadian Pacific-und gleich kommen die Desperados aus der Prärie

Einstieg in die Hausbesetzerszene

Ochsenkopf Ölförderpumpen

Fr.16.5.
Auf der Hochebene
Grosse Regenpfützen stehen auf dem Motelhof. Meine rauchende, aber können sie mir bitte beim Gepäck tragen, ich habe ein breathing problem, Nachbarin will auch weiter. Etliche leere Flaschen Bier schleppt sie in ihr Auto. Muss ja 'ne große Party gewesen sein.
Drei Tage schien die Sonne, heute ist mal wieder Pause. Grau ist der Himmel, dunkle schwere Wolken hängen über mir. Die Temperatur liegt um 09:00h bei 5°.
Wenn es doch nur mal ein bißchen wärmer werden könnte.
Der Wind weht kühl von Nord, also rechts auf die Brust und das frustrane an diesem Tag wird später sein, je öfter die Streckenführung sich entgegen dem Uhrzeigersinn dreht, Wind bleibt immer bestehen und landet witziger Weise nie im Rücken. Mathematische Winkelberechnungen stören den canadischen Nordnordost nicht.
Die von Ellinor empfohlene Sonnenmilch ist heute wieder nicht nötig, kann ich also in Medicine Hat kaufen, obwohl Elli dazu immer sagt, Sonne scheint immer.
Ich habe wie so oft auf Fahrradreisen im Baltikum eine schmerzhaft, malträtierte Unterlippe. Der spröde Wind und die Sonne haben die Mundbereich ausgetrocknet und entzündet, dazu kommt der dritte Lippen- Herpesinfekt in Folge. Jetzt zur Abwechslung mal auf der linken Seite. Zovirax müsste ich jetzt haben. Meine Immunlage scheint zur Zeit wohl nicht die Beste zu sein. Ansonsten geht’s mir gut, von kleinen Zipperlein einmal abgesehen, einigen Verspannungen, usw., aber die Knie haben sich gut erholt.
Fram auf der Hocheben
Einfach illegal mal quer durch die Grünmulde geradelt und schon bin ich zurück auf dem Trans Canada.
Nach 14km ist Swift Current endgültig abgehängt. Bis Gull Lake passiert nicht viel, die Strasse führt in die Prärie, wir landen bald auf einer sehr dünnbesiedelten Hochebene. Als Wiedergutmachung für meine verlorene Mütze vor zwei Tagen in Chaplin liegen heute mehr als 10 Mützen einträchtig nebeneinander direkt im Highwaygrün. Eine hätte auch genügt.
Erster Caribou Hirsch? kurz vor dem großen Regen
Nach Km 48 fängt es an zu regnen. Der Regen bleibt zwei Stunden mein Begleiter. Der Tag ist heute nicht mein Freund.

Der Regen beginnt
Während ich mich in mein Lamento begebe, in den letzten Wochen bringe ich den unbewältigten Klimafrust in dem einen, ständig wiederholenden Satz zum Ausdruck, ich kriege Sommer, auf jeden Fall, ich kriege Sommer, dieses Jahr und zwar in Australien und ich werde meinen A… in die Sonne am Meer halten, während ihr schon wieder Winter habt. Hartnäckiger canadischer Winter. Als ich später an der Shell gefragt werde, where are you heading to? gebe ich regennass nur zur Antwort into the summer.