tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 31. Mai 2014

Canmore



Fr. 30.5.
Kananaskis Mountains
Es ist genau 4:12h, als der Wolf 3x hintereinander heult. Irgendwo da draußen, aber laut und so kraftvoll, als wäre es nicht weit entfernt. Lang und unheimlich, ein unbekanntes schauerndes Gefühl. Man erschrickt und dann läuft einem ganz langsam ein kalter Schauer über den Rücken.
Er hat mich gestern schon als Eindringling in seinem Revier ausgemacht. Lange hat er mich aus der Ferne beobachtet immer wieder blieb er stehen und schaute in meine Richtung.
Banff Mainstreet früher Morgen

Dann ist wieder Stille.
Um 06:15h breche ich das Lager ab.
Es ist kalt an diesem frühen Freitagmorgen, ich bin froh, als ich endlich bei Tim sitze.
Dort hat die Belegschaft zu früher Stunde ein faible für Hardrock; während ich den Post Korrektur lese, kommen die Arbeiten auf einen Kaffee herein. Es ist Sturmzeit.
Nun ist der Akku fast alle und ich mir muß die Zeit vertreiben, bis die Bücherei auf macht. Akku aufladen.
Das Thermalbad hat schon seit 09:00h geöffnet. Um 11:00h mache ich mich auf den Weg. Es gibt auch in Canmore eine  Bücherei mit wifi. Die Touristenfrau machte sich die Sache leicht; 3km leicht uphill. Bevor ich mich auf uphill mache, noch kurz einen Absteccher ins Spring Hotel.

Spring Hotel Banff
Legendäres, mondänes Banff, hier lebt es noch weiter, in einer Zeit, als die Leute noch mit der Eisenbahn anreisten. Und die Starbucks und BostonPizza noch nicht in diesem Ort existent waren. Ein grauer aus Felsstein gemauerter Bau, viel zu groß für eine Nahaufnahme. Während ich nach dem besten Winkel für wenigstens 40% Hotel suche, schnackt mich jemand von hinten an, looks very heavy, ja ist es auch, antworte ich auf deutsch und suche weiter, wer did you startet, Niagara Falls, Oh my god, ne mit Gott hat das auch nicht so viel zu tun. 
Lynn und Steve aus Washington

Ich drehe mich um, hinter mir stehen Lynn und Steve aus State Washington/US, sind zum Nordic Walking hier herüber gekommen sind . Bilderbuch Amerikaner. Aber trotz meiner lakonischen Antwort bleiben sie hartnäckig. Kann man denn nicht in Washington walken? Nein, hier wären so wunder schöne trails. Ob sie in dem Hotel da wohnen, nein, sie sind nur für das Wochenende hier und logieren in Canmore. Lynn will die blogsite und ich glaube die beiden waren wirklich interessiert.
Dann stöckeln die beiden los, die Strasse vor dem Hotel ist breit markiert, caution crosswalking heißt das hier. Na, denn.
Anfahrt zum Wärmepool

Ich habe derweil andere Sorgen, Die Strecke ist nicht 3, sondern handgestoppt 4,1km lang, natürlich kein Problem für einen Pickup. Aber der Anstieg ist, weil auf so gemeine Weise unangekündet, richtig steil und unangenehm. Verd…., warum müssen die Bäder grundsätzlich mit 8% Steigungen erreicht werden. Völlig am Ende komme ich da oben an, als eine gut gelaunte Asiatinnengruppe mich bewundert, oh, das sind aber schwer aus, ne isset nich, sollen wir ein Foto von Dir und Deinem Rad vor dem Pool machen? ne bloß nicht, gerade jetzt nicht, wo ich kaum Luft hole und 200 Puls habe. Das fehlt mir jetzt noch.

40° Thermalbad uphill Banff
7$, inklusive Touristenaufschlag, kostet das Banff Bad, ein wenig mehr als in Radium, dafür gibt es erdige 40°, beim ersten Kontakt habe ich das Gefühl, man, ist das heiß. Eigentlich bin ich in erster Linie zum Duschen gekommen. Es ist deutlich kleiner als Radium, hat aber dafür eingebaute Massagedüsen. Und nach kurzer Zeit stellt sich absolutes Wohlgefühl ein, egal, was die nun für chemische Elemente in ihrem Wasser haben. Wunderbar. Mehr als eine halbe Stunde nonstop halte ich das nicht aus, mir wird schwummerich. Nach 90min verlasse ich das Bad. Inzwischen ist das Rad vom netten Kassenteam bewundert worden, ich beantworte geduldig die Fragen, dann muß ich zum skypen. Zweiter Auftritt Horton. Ellinor wartet bereits.
Blick vom Thermalbad

In Banff gibt’s nun nichts neues mehr zu sehen, man kommt nach Banff , um sich auf die trails zu begeben. Im Ort sind alle großen Ketten, aber das unterscheidet Banff auch nicht von anderen Orten. Der von Bergen eingefasste Ort lebt in zwei Saisons von seiner Umgebung. Die Leute bringen ihr MTB im Wohnwagen mit und fahren hier Rad. Oder wandern. Oder fahren eben Ski.
Nostalgiezug Banff-Calgary
Wer gerade mit einem Trecker und 50kg Gepäck Station macht, für den erschöpft sich das Ambiente bald. Ich kann im Moment keine weitere Last mitnehmen.
Geschenke einkaufen fällt deshalb vorerst flach.
Ich habe deshalb beschlossen nach Canmore für einen Tag zu fahren. Der Hauptort der Kananaskis Region ist schnell 23km bergabwärts im nächsten Tag zu erreichen.

Freitag, 30. Mai 2014

Banff



Do.29.05.
Dem Wolf auf der Spur
Es regnet die ganze Nacht und tut es auch noch, als ich am Morgen um 07:00h aufwache.
Die beiden anderen Gefährten schlafen noch. Wir werden uns heute wieder trennen. Sie wissen, ich werde nicht auf sie warten. Das Thermometer zeigt inzwischen 4,2°, wahrlich kein reizvoller Tagesbeginn. Die Hände frieren. Der Himmel ist grau, Regenschwaden wabern über den Pass, die Sicht beträgt nicht mehr als 200m.
Ich bin gereizt, fürchterlich gereizt. Das Wetter war schon so gut, und nun die bekannte Rolle rückwärts. Erneuter Kälteeinbruch, wieder muß die lange Radhose herausgewühlt werden. Wieder das Zwiebelprinzip, erst alles anziehen, dann wieder langsam ausziehen.
Kann das nicht endlich mal warm werden und vorallem bleiben in diesem Land?
Die Hände frieren fürchterlich, mir ist zum shcreiben zu Mute. 
Es braucht noch 180 Höhenmeter und die Passspitze ist erreicht. Hier ist die Kontinentale Wasserscheide der Rockies. Alberta Flüsse fließen nach Osten, BC’s Flüsse fließen nach Westen zum Pacific. Der Vermillion Pass ist seinen kanpp 1700m überhaupt der erste Pass der Rockies, über den eine Autostrasse in Betrieb genommen wurde.Für alle diese Details und den Provinzwechsel zurück nach Alberta habe ich heute morgen wenig Beachtung. Nieselregen, Kälte, erst in Alberta wird es 
um 10:00h langsam besser. Es gibt eine sagenhafte Abfahrt nach Castle Mountain. Gaby und Geoff hatten von dem Hostel und den beiden Campingplätzen in Castle Mountain erzählt. Das Hostel ist überfüllt. Full steht auf dem  Schild am Beginn der Strasse. Dafür steht mitten auf einer Lichtung ein imposanter Hirsch. Und läuft nicht mal weg! Irre, steht da und nimmt mich nicht ernst. In Manitoba sind die alle Wildtiere bisher geflüchtet. Einen Kaffee zum Wachwerden, obwohl reichlich spät für $2,50, immerhin wieder 16Unzen. Der Frau an der Kasse gehören die Castle Mountain Chalets. 200$ für 2-4Bett Cabins, kein schlechter Preis, aber sie versteht, das ich in einer anderen Liga unterwegs bin. 
Ich komme nach draußen und bin wieder mal wie so oft 3 min zu spät. Es lärmt das Horn des Zuges und ich denke an einen Güterzug und dann rast der Mountaineer Express durch Castle Mountain.
Der einzige Personenzug, den ViaRail auf der Strecke zwischen Tornto und Vancouver noch ins Rennen schickt. Alle anderen Langstreckenzüge der großen Eisenbahn Geschichte Kanadas sind inzwischen eingestellt. Der Mountaineer führt ein Alibidasein und jeden den man anspricht entfährt als erstes, Railway, viel zu teuer.  

Und nun fährt er vor meiner Nase an mir vorbei, und die Kamera wegen des Regens verpackt ist. Wie bei dem Buggy der Amish in Ontario, wenns drauf ankommt, gibt’s kein Foto. Später werde ich als erstes in Banff nach den Abfahrtszeiten des Zuges am Morgen fragen und da gibt’s dann die zweite Entäuschung. Der Mountaineer erreicht Banff nur alle 3 Tage, also nix mit Fotos auf dem Bahnhof.
Banff ist der Hauptort des namensgleichen Nationalparks. Eine Touristen-Hochburg. Es wimmelt voller Menschen aus allen Kontinenten und es herrscht eine ziemliche Sprachvielfalt. Tim Horton ist in der Nähe des Bahnhof, merkwürdigerweise der einzige im Ort, aber völlig überlaufen, also ziehe das geschäftliche vor, Geld muß besorgt werden, vielleicht hat das VisitorCenter hier auch kostenlos wifi(leider nein, völlig überlaufen), aber immerhin bekomme ich den Tip mit der Bücherei und dem heißen Bad. Yeah! Schon wieder eine warme Badewanne. In der Bücherei ist man zwar zum kostenlosen Internet bereit, erwartet aber vorerst eine Spende. Soviel zu kostenlos. Bleibt noch Starbucks. Deren kostenloses wifi wird mit einem Kaffee minimal nicht unter 4,50$ bezahlt. Im Vergleich zu Horton 1,39$ fast 3x so teuer. Mc Donalds wifi Netz hatte ich schon kommentiert.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Kootenay Nationalpark



Anstieg zum Sinclair Pass

Mi.,28.5.
Auf der Suche nach dem Bär
Vorweg, für alle, die jetzt eine spannende Bärengeschichte erwarten, hab ich leider nur eine Enttäuschung. Es gab trotz aller Aufregung keinen Bären zu sehen.
Die Frau an der Nationalparkschranke lächelt mich gütig an. 9,80$ pro Nase kostet der Eintritt in den Nationalpark. Ein moderater Preis in den Reisetag, ich zahle in bar für die Erlaubnis mich die nächsten 11-13km quälen zu dürfen. Regen inklusive.

Die meisten Radfahrer würden die 138km lange Strecke nach Banff an einem Tag machen, meint die Rangerin. Ich erwidere nichts, denke nur, die meisten Radfahrer haben auch nicht mehr als 50kg unter  dem Sattel. Ich will sehen wie weit ich komme.

Ellinor hat geraten noch einen Tag in Radium zu warten, allerdings gibt es auch keine Garantie, dass der erwartende Regen nur heute erscheint. Geoff hat um 08:00h sich gewundert, das es immer noch nicht regnet, eigentlich sollte schon Dauerregen herrschen. Aber bisher sind nur tiefhängende, dunkle Regenwolken von der Küste erschienen.

Das ist das Startsignal; schnell aufbrechen, solange fahren und die Zeit genießen, bis es richtig los geht.
Den Weg bis zum Schwimmbad kenne ich nun schon, es bleiben mit 11% auch die steilsten 2,5km der Gesamtstrecke, der Rest verteilt sich zwischen 6-8%.

Aber auch 6%  mit 11km Länge gehen in die Beine, mehr als 90min brauche ich für den Anstieg, immer mal wieder Pause machend und den Puls beruhigen. Dann bin ich oben, Yeah!, Beckerfaust, aber es folgt Ernüchterung. Auf dem Scheitelpunkt ist nichts zu sehen, kein Kreuz, kein Gedenkstein,  nur die Ermahnung an die Trucker, ihre Bremsen noch einmal zu kontrollieren.

Es hängen Fandungsfotos von dem Grizzlyweibchen aus. Der Rastplatz ist abgesperrt. Am 20. Mai wurde sie hier gesehen, seit dem erscheint sie regelmäßig mit ihren zwei Jungen am Rand der Strasse. Nur eben heute nicht.
Nach 15min Pause geht es rasant zu Tal, der nächste Rastplatz ist ebenfalls abgesperrt, vor mir eine Autoschlange auf dem Seitenstreifen. Noch einmal Hoffnung. Ein Ranger Pickup rauscht heran. Vielleicht doch noch ein Foto. Viele Leute stehen im Wind und schauen angestrengt in die Berge. Ja, sie sei hier sagt der Ranger, people love bears, nur zur Zeit ist sie nicht da. Hoffnung regiert die Runde der Wartenden. Mir wird nach 15min kalt, nichts passiert und ich rausche talwärts nach Olive Grove, einem markanten Aussichtspunkt. Der Blick ist überwältigend. Das gesamte Columbia Tal ist vor dem Besucher ausgebreitet. Jeder Ankommende Fahrer wird nach der Bärin befragt.

Dann geht die Abfahrt zum Flussufer hinunter. 58km/h, mehrere Km lang, ein absoluter Adrenalinschub. Geschwindigkeitsrausch. Noch ist das Wetter vor mir prima, doch von hinten kommt jedoch das Regengebiet immer näher. Es herrscht Rückenwind und ich hoffe dem Schlechtwetter davon zu fahren, bei km 65 werde ich müde, die Beine, können das hohe Tempo nicht mehr halten und das Regengebiet kommt immer näher. 

Gegen 13:30h hat der Regen mich eingeholt. Die Flucht ist zu Ende. Der Regen ist da. Vor mir liegt der Visitorcentre Vermillion Crossing. Mit Kaffeeverkauf, er ist genau 3km zu weit entfernt.
Wie schon erwähnt ist der Kaffee in diesem touristischen Topgebiet erheblich teurer, als bisher gekannt. Das ganze ist nicht anders als Wucher zu nennen. Hier gibt es den 8Unzen Becher zu unverschämten Preisen. 


Schade, das Geldgier so Besitz von den Wirten ergriffen hat. Es verdirbt einen den Appetit. Wahrscheinlich muss hier auch jeder nehmen was er kriegt. Die Saison ist kurz. Es bleibt allerdings auch die einzige Möglichkeit überhaupt Kaffee zu bekommen. Nach dem Regen geht’s weiter nach Marple Canyon. Längst ist klar, das die entfernte Möglichkeit doch noch durch Nationalpark an einem Tag zu kommen nicht realistisch ist. Es ist kalt, regnerisch und auf 1500km  liegt auch noch reichlich Schnee. Die Strasse führt nun vorbei an kmlang an Waldbrandschäden der letzten Jahre vorbei. Die kahlen Hänge der Berge sind von verkohlten Stämmen übersäht. Unten im Tal beginnt neuer grüner Wuchs.

Die Bären mach sich rar. Einige Hasen sind zu sehen, mehr nicht. Es ist eben doch nicht so, dass an der Strasse alle 5km die Bären auf die Besucher warten, nein, es sind eher Zufallsbekanntschaften, glückliche oder eben unglückliche. Heute gibt es gar keine. So sehr ich mich auch anstrenge, ich entdecke keine Bären.

Ein Spaziergänger mit Fernglas rät, es morgen früh über den zweiten Pass zu versuchen. Vielleicht sind am Morgen mehr Bären zu sehen. Geoff hat den zweiten Pass beschrieben, er beginne kurz hinter Marple Canyon und endet ziemlich genau an der Provinzgrenze zu Alberta. Der zweite Pass sei auch harmonischer, nicht so steil, obwohl er gleichwohl höher ist als der Sinclair Pass am frühen Morgen sei..
Unterwegs treffe ich Micha und Daniella, die aus Victoria mit Rennrädern auf dem Weg nach Neufundland unterwegs sind. Auch sie wollen erst morgen nach Banff, und wir verabreden uns auf dem geschlossenen Campingplatz von Marpel Canyon.

Wie beschrieben herrscht immer noch keine Saison in BC. Der Campingplatz der Nationalparkverwaltung  ist verwaist und abgesperrt, aber ich habe ja so eine Art quasi Erlaubnis. Aber im Gegensatz zu den Restplaces am Highway, wirken die Campingplätze ungemütlich. Ein geschotterter Stellplatz mit Sitzbank und Feuerstelle. Feuerholz wird für $9 angeboten.
Die Plätze unterscheiden sich total von skandinavischen Plätzen, es sind rustikale Waldplätze, um nicht zu sagen, sie sind äußerst spartanisch. Auch dieser arbeitet wieder auf Vertrauensbasis, es gibt keine großen Gebäude mit Kochgelegenheiten oder Aufenthaltsräume  mit TV. Ein großes Schutzhaus, das an drei Seiten geschlossen ist und Holztische mit Kaminen bietet, ist der einzige Luxus auf diesem Platz.

Der Bärenschrank
zusammen und ermöglichen so eine Liegefläche. Der Zugang ist nicht abgesperrt durch ein Tür. Ich denke instiktiv darüber nach was passiert, wenn sich ein Bär in den Innenraum verirrt. Die Nahrungsmittel deponieren wir in dem Feuerlöschmittelschrank, der jetzt leer, aber verschließbar ist.
An diesem Abend ist es sehr kalt geworden, auf dem Campingplatz liegt noch reichlich Schnee. Wir befinden uns auf  knapp 1500m. Der Himmel ist regnerisch- neblig, die Spitzen der Berge sind nicht mehr zu sehen. Die Temperatur wird in der Nacht auf 3,3° fallen. Ich wache nachts auf und sehe meinen Atem. Tiere sind nicht zu hören. Der Sommer hat heute Pause.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Ab in die warme Badewanne

Landschaft hinter Fairmont
Di.,27.5.
Auf dem Transcanada nach Calgary sehen sie nichts, fahren sie lieber die Alternativstrecke auf dem Highway 93, war der Rat der Touristenfrau aus Lethbridge. Wie wohl war.
Ich kann ja nicht jeden Tag auf neue schreiben, heute war es noch geiler, als gestern, schon wieder hat die Natur einen drauf gesetzt, selbst wenn es so war. Aber dazu später.

Ich wache auf um 03:00h, nicht das es ein Geräusch gab, nein, eben, es gibt nichts, mein Domizil liegt in der absoluten Stille. Die Erdmänner haben sich schlafen gelegt, der Highway wirkt wie abgestellt, für uns Stadtmenschen ist es ein seltenes Erlebnis. Absolute Stille. Außer meinem Atem ist nichts zu hören, lange geht das so, ich versuche Tiere zu hören, nichts, dann  von der Ferne das Nahen eines Autos.
Holz ist ein wichter Wirtschaftsfaktor
Enjoy the silence.

Um 5:30h ist es mit der Stille vorbei, die Trucker machen mobil, etliche haben sich spät in der Nacht auf dem großen Parkplatz dazu gestellt. Und mitten drin ein Zelt.
verwaiste Holzkirche im First Nation Land
Die Strecke verläuft über Fairmont, wechselt auf die andere Seeseite und bietet phantastische Bilder, von der Sonne gewärmte, tannengesäumte Berge, die Strecke ist flach, mäßig Wind von hinten, um 10:00h herrschen14°, ideales Bikerwetter.
Es heute einige Holzkirchen am Wegesrand zu sehen, alle im selben Baustil, alle verlassen und entwidmet. Ein Blick ins Innere zeugt von alter Kirchentradition. Eine Kirche mit Firedhof befindet sich auf dem Gebiet der Akisqnuk   First Nation, ein Schild warnt vor unbefugtem Betreten des Landes.
Für den Friedhof muß es erlaubt sein. 
Ich freue mich so auf Invermere, dem größten Ort der Region, Kaffee bei Tim, Mails lesen, Post absenden und auf Ellinor warten. Da es sowieso nicht allzu viele Km an diesem Tag werden, habe ich Zeit.
Innenaufnahme der Holzkirche von Windermere

Und dann passiert das Unaussprechliche. Die Hortonsfiliale mit free wifi, ist geschlossen! Nein, stattdessen davor eine mobile Einheit installiert. Ich traue meinen Augen nicht, Handwerker stürmen die Filiale, da wo ich sitzen und genießen will. Entmutig stelle ich das Rad ab und frage den erstbesten Kunden. Is there another Horton store in Radium? No, not before Banff. Es ist tragisch, aber das Spiel geht verloren. Ich hol' mir doch jetzt keinen Kaffee im Stehcontainer. Verd...
Hortons Mobil Unit Invermere

Die ausgesuchten Campground in Radium haben kein wifi. Also muß alles warten.

Alter Friedhof
Der erste Campground ist ein Províncial Park Campground auf Vertrauensbasis, Dry Gulch, 4,5 km vor Radium. Man steckt einen Briefumschlag mit dem Betrag in einen Tresor; das wars. Dry Gulch ist ein kiefernbewaldeter Platz mit Grillplätzen und WC's. Mehr nicht. Später erfahre ich, 21$ pro Nacht und Nase; ich dachte ich hätte mich verhört. Draussen in der Wildnis gibts zwar keine WC's, aber das ist dann auch der einzige Unterschied. Alter, 21$ für nichts! No, aber soweit wird es diesem Tag gar nicht kommen, zwar spiele ich mit Gedanken genau gegenüber auf einem verfallenen Minigolf-Abenteuer Platz mit Fritteneinheit wild zu campen, allerdings will ich erst 6km nördlich zu den heißen Quellen fahren.
3 Fotos Coumbia River Valley, 3km südl von Radium

Dann kommt die Anfahrt nach Radium und gibt den Blick frei auf das Columbia River Valley, auf der linken Seite sind Parkbuchten mit Esstischen für Tagesgäste bereit gestellt. Es gibt Aussichten, da steht man nur noch mit offenem Mund und sagt ganz still, boah, wat is dat geil. Ich habe sowas noch nicht gesehen. Es war irre, mir fehlt nichts dazu ein und die Kamera kann die Eindrücke nicht wieder geben.

Ich rase in einem atemberaubenden Tempo abwärts in die Mainstreet, entdecke zu spät die Abfahrt zum VisitorCenter und habe Angst die Bremsseile reißen.

Zu spät gesehen. Im VisitorCenter arbeiten lokale Berater mit den Rangern  von Parcs Canada zusammen. Zunächst bekomme ich kostenlos wifi Zugang, den schnellsten bisher in ganz Kanada, danach nimmt sich die Rangerin reichlich Zeit mich für meine morgige Tour in den Kootenay NP vorbereiten.

Es sind 140km bis Banfff. Zuweit für einen Tag. Es gibt einen Campground im Marple Canyon,  der ist aber nicht bewirtschaftet wird, niemand wird dort sein,  sie gibt mir Instruktionen, für die eventuelle Begegnung mit den Bären. Ja, es gibt sie und sie sind draußen und sie können  zu 100% mit ihnen rechnen, kurz vor Olive Crove ist eine Grizzly Mutter mit zwei Jungen, deswegen ist der Rastplatz gesperrt worden. Aber auch Schwarzbären sind in der ersten Etappe.

Das ist jetzt eine andere Liga, genauestens werde ich instruiert. Wo das Essen hin soll, ob Baerbins vorhanden sind, sogar das Shampoo muß das Zelt verlassen, wegen der Aromastoffe.
Die Misty River Lodge
Es ist nicht der Zeitpunkt für einen Gag, sonst würde ich jetzt einwerfen, wenn meine Schuhe im Zelt stehen, kommt sowieso kein Bär hinein. Mit genauen Karten werde ich versorgt, dann verlasse ich das VisitorCenter. Diesmal war es kein albernes Getüdel, hier ist die Sache ernst. Bären, die noch Junge haben, sind äußerst empfindlich.

Blick von der Terrasse der Misty River Lodge
Ich bin auf dem Weg zu den Hot Springs, den heißen Termalquellen, ca. 3km hinter dem Ort, schon innerhalb des Nationalparks, als mich ein Motelwirt an der Strasse anspricht, ich erkläre ich zahle keine Gelder für nichts, deswegen suche ich noch. Er verlangt 60$, ein guter Preis, ist dann aber so selbstlos und empfielt die Misty River Lodge am Ende der Strasse, ein Motel, möglicherweise ahnt er in welcher Übernachtungsliga ich spiele.
Gaby, Geoff und Enya
Die sprechen sogar deutsch. Na, das muß nicht sein, aber Gaby die Tür öffnet und sofort weiß ich, das ist es. Sachen abwerfen, duschen, und es gibt eine Einladung zum Kuchen. Übernachtung für 28$ im Dorm. Ein 8Bett Zimmer für mich allein.

Dienstag, 27. Mai 2014

Mitten hinein in den schwarzen dicken Hund

warmmacher Berg


Mo.26.5
Von der Regenfront überrollt
Der Rastplatz vor Cranwood ist bei anscheinend Truckern beliebt; so wie ich, verbringen einige die Nacht in ihren Kabinen und warten auf den neuen Tag.

Das überall in BC Schilder den Kraftfahrer ermuntern, für die Zeit der persönlichen Geschäfte das Auto abzustellen, stört hier niemanden. Periodisch wird irgendwo ein Motor angeworfen. Um 07:00h beginnt der Arbeitstag der Trucker. Ich bin um 7:30h der letzte, der den Platz verläßt.
Cranwood
Ärgerlicherweise liegt Cranwood etwas abseits des 93er, für Fahrer nach Westen kein Problem, für mich, der ich nach Norden will, ein Umweg von 14km. Gleich zu Anfang, 10km vor Cranwood liegt ein echter warmmacher und-wachwerde Berg. 2,9km lang ist die Steigung lang, man muss schon vor dem Frühstückskaffee ordentlich pumpen; danach bleiben einige flache Km und schon erkennt man am östlichen Ortseingang das Tim Logo. Prima, kein langes Suchen, zack und mit dem Porzellan Becher an den Platz. Leider keine Steckdosen, das heißt für heute, Ellinor fasse Dich kurz.
Abfahrt nach Ft. Steele

Aus der Erfahrung und trotz der Aussicht den Berg auch wieder auf dem Weg zurück bezwingen zu müssen, lade ich reichlich Proviant bei Walmart. Nun sind 4l Flüssigkeit an Bord, genug Obst und Dosenfisch und natürlich glasierte Donuts an Bord. Bananen werden hier nur grün verkauft. Heute gibt es Bananen, richtig toll knalle gelb und weil in ihren Augen fast unverkäuflich, sogar extrem billig.
Kanada ist nicht billig, was Lebensmittelpreise an geht, zwar gehört Walmart schon zu den preiswerten Lebensmittelsellern, aber das ist überhaupt kein Vergleich zu uns.
Wobei, um es gleich zu erwähnen mir bewusst ist, das wir in Deutschland die billigsten Lebensmittelpreise haben- mit all seinen Folgen und Skandalen, jedoch, warum hier ein blöde Flasche Mineralwasser 1$ kosten muss, bleibt unklar. Ich habe einige neue Sachen entdeckt, z.B. Milchreis im 500g Becher, äußerst lecker, macht eigentlich schon ein halbes Frühstück kalorisch gesehen.
Highway 93 north of Ft. Steele nach der Esso

Fort Steele ist eine scheinbar historische Stadt, umzäunt, sie verlangen Eintritt, man kann Kutschfahrten machen und in einem Saloon Kaffee trinken. Schade, etwas weniger Disneyland und es hätte mich schon gereizt.
noch herrscht Hoffnung, es zieht vorbei
Stattdessen einen Kaffee bei Esso im Generalstore, der gleichzeitig auch Campingplatz ist und im
Augenwinkel beobachte ich noch wie sich Harleyfahrer in ihren Allwetterdress zwängen. Ich frage mich warum? Der Himmel strahlt und nichts ist scheinbar zu erwarten.

mittendrin als nur dabei
Nach 10km weiß ich warum. Die Landschaft ist atemberaubend, ich fahre durch einen Talkessel und vor mir baut sich ein dicker schwarzer Hund auf. Es beginnt in der Ferne zu schütten, das ist deutlich zu sehen.
Für alle gibt es an diesem Tag have a nice day
Nun lernt jedes Kind im Gebirge kann das Wetter jederzeit umschlagen, noch habe ich Sonne auf meiner Seite und überhaupt nichts deutet darauf hin, dass ich in das 10km vor mir wütende Unwetter hineinfahre. Alles liegt offen auf dem Rad, nichts ist vorbereitet und dann dreht der Wind plötzlich, und ich bin nicht mehr Zuschauer, sondern mittendrin. Meine Kinder prägten in jungen Jahren den Ausdruck Vollschüttung. Ich habe nach wie vor kein Ich versuche hektisch dir Kamera zu bergen und die Regenjacke herauszufühlen, das Rad ist in dem aufkommenden Sturm kaum zu halten, meine Fahrjacke und der Einkauf auf dem Heckträger haben keine Chance. Genau 28min dauert das Schauspiel dann ziehen die schwarzen Wolken nach Osten ab.

Nach 30min ist wieder Sonnenschein. Unglaublich, die Strasse ist sofort wieder trocken, als wäre nichts passiert. 
 
Der neue Highway im Kootenay River
Weiter geht die Fahrt nach Wasa Lake, immer am Kootenay River entlang, schön flach, der Wind kommt von hinten, es ist richtig schön muckelig. Die Straßenveraltung BC erneuert hier auf fast 20km die Asphaltdecke en bloc, es kommt immer wieder zu Verzögerungen, wieder sind Leute mit den typischen Tafeln auf der Strasse. Dafür aber gibt es einen Fahrgenuss, der nicht zu toppen ist, es fehlt noch die Beschriftung und es herrscht wenig Verkehr, der Highway 3 hat sich seit Cranwood von uns verabschiedet und nahm einen Großteil der Trucker mit nach Westen. Herrliches fahren und eine Aussicht, die kaum noch zu beschreiben ist. BC ist wirklich, eine ganz besondere Provinz, breite Flusstäler und immer wieder hoch aufragende Berge mit Schneehauben.
Kootenay River

Das zweite Unwetter naht
Mein Ziel ist für heute der Highwayrastplatz kurz vor Fairmont Hot Springs. Deutlich mehr als 100km, aber die Belastung trotz der Aufproviantierung ist nicht zu spüren. Die Landschaft ist zu euphorisierend. Zwischendurch immer wieder kleine Weiler, mit Tankstelle, Foodstore, Motel und Campingplatz. Aber ich bin nun bis Radium Hot Springs unabhängig. Heute richtig bolzen, damit ich morgen entspannt in Radium ankomme und die Zeit dort genießen kann und ein wenig Erholung habe, bevor ich über den Sinclair Pass zurück nach Alberta fahre. Die Königsetappe. Ein zweites Mal baut sich in sehr kurzer Zeit hinter Skookumchuk ein Unwetter auf. Diesmal bin ich schlauer, sicherer erst die Sachen auf dem Hinterrad und habe die Regenjacke auf dem vorderen Rackpac. Allerdings streift mich nur noch die abziehende We­­­­stflanke des schwarzen Hundes. In Canal Flats einen letzten Kaffee und dann geht es in den Schlussakkord. Kaffee ist spürbar teurer als in den östlicheren Provinzen.

15km noch, noch einmal ein gewaltiger Anstieg, der Rastplatz liegt auf der Ostseite des Columbia Lakes. Auf einem Hochplateau stehen Steintische mit Aussicht und ein WC Häuschen ohne Trinkwasser den highwaymüden zur Verfügung.

Flame rough
Es ist der 118.km der Tagesetappe, als die Flame rough 

gezeigt wird und ich drehe mich wie jeden Abend  um, suche wie all die Tage meinen Anfahrer, aber wieder ist niemand zu sehen und so erreiche ich das heutige Ziel allein.
Freudig begrüßt von bereits bekannten Gesichtern, die den halben Rastplatz unterhöhlt haben. Ich will mein Zelt nicht über einen ihren Hauseingänge aufbauen. Was bei uns in den Kleingärten die Maulwürfe sind, scheinen hier die allgegenwärtigen Highway Erdmännchen als kanadische Vettern zu sein.






 
Bildunterschrift hinzufügen
Blick vom Rastplatz