tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 26. Juli 2014

Ruhetag in Prince George

Fr.,25.7.
Standpunkte
Die erste Begegnung des Tages geschieht schon um 3:35am. Da muss man kurz vor die Tür und... und guckt in die Augen von Bambi, die genauso überrascht, keine 10m entfernt neben dem Zelt frühstückt. Wenn schon keine Tiere auf dem Highway, dann wenigstens vor meinem Zelt mitten im Industrieviertel.

Eyh tut mir leid Bambi, keine Zeit für Unterhaltungen, ich muss noch 3Stunden schlafen.
Um 06:45h ist die Lage im Kranverkauf gegenüber immer noch ruhig und ich verlasse den Platz.
Einen Kaffee bei Coop, genauer gesagt bei Goode Food, weil's direkt auf dem Weg liegt. Und mein Blick fällt auf die Menütafel und zack order ich ein breakfast special. Special ist eigentlich das übliche und es glingt mir ohne äh's inzwischen alles zu bestellen, bacon, hashbrownes, eggs over easy and brown toast.

Mit dem Bestellen eines Menü's ist ausserdem der Kaffeenachschub legalisiert. Denn nun kommt die Wirtin und fragt mindestens zweimal, 'have some more coffee? und man muss sich nicht ungienannt selbst bedienen.
Da essen, wo die Asphaltscowboys einkehren

Vor dem Bezahlen ein obligatorischer Washrooms Besuch, um das Reiebestecck abzuwaschen und ich entdecke eine saubere Dusche. Für lau!. Na, das spart doch glatt den Besuch im örtlichen Schwimmbad.
Was für ein Tagesbeginn.

Nächster Termin ist das Visitor Center in downtown; den gestrigen post hochladen.
Wieder ein Sponsorenfrühstück und oberherzlichen Dank
Ich stehe im Entscheidungs zwang danach loszufahren oder wie geplant noch einen Tag länger zu bleiben.
Irgendwie muss es doch noch ein wenig mehr interessantes in dieser Stadt geben, als die minimale touristische Ausgabe am gestrigen Abend.  
So fahre Ich in den Fort George Park, eine riesige gut gepflegte Anlage mit englischem Rasen, aber nachts ab 11:00pm geschlossen. Frühstück im Park, nebenan ist wieder Senioren    Qigong. Geht auch im Sitzen.
Es muß ein neuer Platz für die Nacht her und ich folge dem Fluss bis zur Fraser Brücke. Sollte es regnen, werde ich im Motel absteigen, ich hoffe aber auf wilderness Übernachtung.


Symbol der innerstädtischen Fahradaktivitätr
Am Flussufer ist ein Angler zu sehen und er zeigt mir zu meinem Erstaunen die Wanderung der Sockeye Lachse, Rotlachse in Scharen.
Rotlachse im Fraser River
Die Wanderung den Fraser River flussaufwärts hat längst begonnen. Um sich mal bloß zu stellen, Frage: woher kommt der Lachs? Antwort: bei Aldi aus dem Kühlregal in Scheiben geschnitten.
 Hier aber, nicht mal 2Meter vom Ufer entfernt schwimmen dutzende Rotlachse, zum Greifen nah, in beachtlicher Größe, richtig große Fische.
Natürlich kennen alle die Bilder wie die Bären in den Strommschnellen Alaskas stehen und die von der Wanderung matten Lachse fangen.
Marc, der Firefighter aus Kamloops, hat mir vom Adams River erzählt. Eine gute Fahrstunde von seinem Ort mitten in die Berge von BC. Im August/September gilt der Adams River als lachsreichster Fluss BC's, wenn nicht sogar ganz Canadas. 
Adams River, source:backroadsmapbooks.com
Der Lachs kehrt an den Ort seiner Geburt zurück, um dort zu laichen und dann zu sterben. Das wissen auch die Bären. Und die Petze sind vom Überangebot so verwöhnt, das sie laut Marc nur die Augen und den Rogen fressen, den gesamten Rest verschmähen sie.

Im Frühherbst würde die ganze Gegend fürchterlich nach verrottendem Fisch stinken.(das übrigens steht nicht in der touristischen Reiseofferte)Kamloops Rotlachswanderung 
Was also unternehmen in einer Stadt wie Prince George?
Fahrfreie Tage sind eben nicht automatisch aufregende Tage. Es sind in erster Linie Tage der Enspannung.
Es gibt keine Notre-Dame de Chartres und es auch keine Tyske Bryggen, oder irgendeine Prachtstrasse in Prince George. Es wird schmale Kost geboten. Und kaufen will ich noch nichts, der Frachtraum ist begrenzt. 
Und doch passiert noch etwas besonderes.

Heute ist Streiktag, die Lehrer streiken, für bessere Arbeitsbedingungen, ich treffe Dave der ebenfalls streikt und auch aktives Mitglied bei warmshowers.org ist, allerdings heute Nacht Taxi fährt, weil er befürchtet, der Streik geht im September weiter. Sozusagen als finanzielle Vorsorge Versicherung. Und Dave rät zu Ruckus, dem Radladen der Stadt. Da sowieso nicht viel mehr passiert, also schnell mal zur Hinterradinspektion.

Alles abladen und der Mechaniker nimmt noch einmal den Zahnkranz von der Nabe. Die Nabe ist so knapp, das es unbedingt notwendig ist, das Gewinde so sauber wie möglich zu arretieren. 15min Arbeit, 5$.
Trotzdem fühle ich mich nicht so richtig wohl. Der Laden ist zu glatt, zu unpersönlich, zu edel. Um nicht sagen zu müssen, zu arrogant.

Danach zurück nach downtown, bevor es nach dem Schreiben endgültig raus geht aus der Stadt. Ich werde Zeuge der zweiten Demonstration des Tages. Diesmal pro palästinenserisch.
35 Sympathisanten marschieren lautstark mit Tafeln und Slogan durch die Stadt. Its a crime-Israel out of Palastine. Doch hier bleibt es friedlich. Nicht einmal eine Polizeieskorte wird aufgeboten.
Garry und seine Israel Flagge

Und dann entdecke ich eine halbe Stunde später an einer alten Tankstelle einen Mann auf einer Leiter an einer riesigen Israelflagge. Hast Du nicht Angst um Dene Fensterscheiben?

Garry nimmt gerade die Flagge herunter. Die Verantaltung ist gelaufen meint er, eine halbe Stunde vor Beginn hat er die Flagge dort angebracht, er wollte unbedingt ein Zeichen setzen. Letzte Woche war er selbst in Israel und es ist ihm sehr ernst. Er will seinen Standpunkt vertreten. Freunde aus den Niederlanden, die hier einen Druckershop betreiben, haben gestern noch an dem Banner gearbeitet. Wir unterhalten uns eine ganze Zeit lang, dann muß er los, die restlichen Flaggen in der Nähe des Gerichtsgebäudes abzubauen.
Der Gemeinschaftsgarten in der Hauptstrasse

Auf meiner Fahrt durch die Innenstadt entdecke ich dann noch eine Geschichte, wie sie europäischer nicht sein könnte, da liegt eine Fläche seit einigen Jahren brach und dann occupiert eine Community von mehreren Hobbygärtnern friedlich diese Fläche und macht daraus einen parzellierten Nutzgarten.
Prince George Community Gärten
15 Gärtner sind sie, in den steinigen Boden können sie nichts sähen, deshalb ist alles in riesigen Kübeln und fantasievoll bemahlten Wassertonnen. Es könnte genausogut Copenhagen oder Berlin Prenzlauer Berg sein.

Seit 10Jahren sind sie hier an dieser Stelle, nun ist die Fläche verkauft worden. Es soll bebaut werden. Aber sie sind nicht allein. Es gebe in Prince George 5 Nachbahrkommunengärten. Sie suchen gegenwärtig eine neue Bleibe, sprich einen neuen Boden. 

Downtown mit seinem schachbrettmusterartig angelegten Strassen hat in 3. und 4. Ave so manches Kleinod zu bieten. Was fehlt in dieser Stadt sind die aus Mitteleuropa bekannten Marktplätze, die für Aufenthaltsqualität sorgen.

Wie zum Beispiel der Rynek in Breslau. Aber wer in einem Pickup unterwegs ist, braucht vielleicht keine Bänke. Prince George hat großartige Parks, aber es fehlt einfach wie so oft Canada ein Zentrum. Plätze zu verweilen.

Am Nachmittag auf meinem Weg zum Visitor Centre den letzten Kaffee des Tages. Natürlich standesgemäß an der Tankstelle, heute Mohawk Oil an 1.Ave. und wieder habe ich Glück, die sehen mein Rad und sagen für Dich ist der Kaffee heute free of charge. Danach ein letztes Mal ins VC. Auch heute ist hier nicht allzu viel los. Bilder senden und den Tag beenden. Danach geht es raus aus der Stadt. Zurück in Richtung Highway. Ich habe eine wunderbare Stelle direkt neben dem Park am Fluss gefunden. Wildnis keine 200m neben der Strasse.Morgen geht es weiter nach Süden.