tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 26. August 2013

Ellinor

Für die beste aller Ehefrauen
Irgendwann hat es angefangen, ich glaube im Jahr 2004 war es, die unstillbare Sucht nach Ausstieg aus dem Alltag, wenigstens für eine gewisse Zeit, auf dem Fahrrad vielleicht, gewürzt mit etwas Abenteuer, ein wenig Thrill, ein wenig Unberechenbarkeit.
Da war klar, dass eine safety Tour in Schweden oder Norwegen einfach nicht mehr ausreichen würde. 
Und so fiel der Blick aufs Baltikum, seit 1993 in die Unabhängigekeit entlassen und 2004 Mitglied der EU.
Von Travemünde innerhalb von ~30h zu erreichen - so nah und doch völlig fremd. 

Mit einer gewissen Rauhheit, Fremdheit und doch geschichtlichen Wurzeln, Ellinor's Vater kommt aus Riga, und einer nicht zu erklärenden Magie des "mal da sein gewesen müssen", zog es mich an und mit einem Kribbeln im Bauch begab ich mich 2005 an Bord der MS Vilnius am Lübecker Lehmann Kai.                                              http://www.geschichtsspuren.de/artikel/verkehrsgeschichte/186-mukran-verkehrsknoten.html. Und dann war alles mit einem Schlag anders, Fahrt mit einem Trucker Schiff, nur wenige Passagiere an Bord, keine Möglichkeit zur Kommunikation, ausschließlich russisch sprechende Menschen an Bord, einziger Beziehungspunkt: Igor, der Stewart mit seinem karzenden Ansagen in deutsch ...werrrte Passagiere...Essen, bis der Teller überquoll.
Mit dem Rad durchs Baltikum, übernachten auf Feldern, im Wald, an Flussläufen, fahren solange bis die Sonne untergeht, schlafen in barer Natur, aufbrechen bei Sonnenaufgang.
Irgendwann entstand die Sucht wieder und wieder einmal im Jahr raus zu müssen, und in jedem Frühjahr nach dem langen Winter wurde das Verlangen immer stärker, bis es Mitte Mai endlich wieder losgehen konnte. Inzwischen ist dei Reiseroute fürchterlich kommerziell geworden. Nun fährt jedermann Richtung Baltikum, die Schiffe sind moderner geworden, Fahrradtour im Baltikum ist In, das Essen kostet heuer extra und Igor ist verschwunden. Mit ihm auch der Hauch von Abenteuer.

Dieses Jahr dann ein weiterer Schritt: allein durch den Leningrader Oblast, nach St.Petersburg. Die Frau reist zeitgleich mit dem Flugzeug nach. Unterwegs in Russland mit 5 Worten russisch auf Lager.

Ellinor hat jedes Mal ja gesagt. Die Freiheit nie in Frage gestellt. Keine "wenns" und "obs". Mit Tränen Augen in Travemünde mich erwartend und doch gewußt, keine 3 Monate, dann wird das Verlangen nach erneuter Reise wieder da sein. Dann muß er wieder los.
Diesmal ist es anders. Keine 2 Wochen, kein Europa, keine lächerlichen Gefahren, wie ethnorussische Verkehrsteilnehmer, fehlende Übernachtungen etc.
Diesmal ist die Natur ein realer ernster Gegner und Ellinor ist in Sorge. Diese Sorge treibt sie um. Da hilft diesmal auch kein "in zwei Wochen bin ich wieder da".
Ein Jahr, möglicherweise eine Zeit lang ohne Kontakt, warum gehen, warum allein gehen, wenn doch hier eigentlich alles erreicht ist. Die Unruhe und Neugierde ist das eine, die Frage des 50. Geburtstag sicher auch wichtig, mein Freund ist nach Lissabon zu seinem Jubiläum geflog(h)en.
Es ist noch etwas Anderes. Oma hat immer gesagt, wenn Du erstmal alt wird.... dann leistest Du Dir das und Du hast ein Haus...  und Du verdienst gut... alles erreicht. Und doch will ich nicht warten,bis ich alt werde. Warten, ob der Traum dann noch zu verwirklichen ist oder die körperlichen Kräfte doch schon nachgelassen haben.
Live now, pay later oder live your dream now before it is too late.
Also jetzt, und jetzt für mich, diese Frage läßt sich leider nicht teilen. Sie muß egoitisch allein beantwortet werden. Willst Du einen Traum wahrmachen, dann tue es, wie Du es für richtig hältst und nehme nicht Rücksicht auf Leute, die Deinen Traum verwässern. 
Und die bester aller Ehefrauen hat das, schweren Herzens, akzeptiert.
Kein Zweifel , ich werde gehen, so ist der Plan, und ich bin im Begriff ihn anzugehen. Ich muß den Schritt gehen, um vor mir zu bestehen. Einmal im Leben diesen Schritt. Das Tor ist weit aufstoßen, der Bauch kribbelt gewaltig und doch es gibt kein zurück. Was dann kommt, ist Wagnis. Ich weiß nicht, wie sich das anfühlt, ein Jahr in der Fremde zu sein, allein zu sein, ohne dem Netz der täglichen Routine zu agieren, ob die Telekommunikation funktioniert, wo ich abends bleibe, ob die gesetzten Ziele realistisch sind.
Es gibt nur ein zurück in die Mittelmäßigkeit, in den Alltag, in die Routine. Ich bin entschlossen den Versuch zu wagen.
live your dream now...

 



Dienstag, 20. August 2013

Blue FoxII

Best Bike store in town
Blue Fox II

Vergeblich sucht man von ihm eine Adresse oder Homepage. Er ist im Internet nur schwer zu finden, aber seine Arbeiten haben einen (fast) legendären Ruf:
Rahmenbauer Hagen Wechsel.

Eigentlich kam von Anfang an nur eins in Frage: ein Wechsel Rahmen.
Ein Stahlrahmen, etwas, was jeder Schmied östlich von Omsk notfalls wieder flicken könnte. Alumium zu schweissen ist eine große Kunst, das gibt schnell Löcher, Alu bricht abrupt, wenn es spröde wird, aus und fertig; bei einem Stahlrahmen ist das anders. Auch haben sie den Ruf trotz Robustheit Unebenheiten besser abzufedern.

Hagen Wechsel, ich kannte diesen Namen schon aus den frühen 80er Jahren, ich glaube, es gab so einen kleinen Laden in der Walderseestrasse in Lübeck, als ich mein erstes MTB kaufen wollte. Und natürlich aus Alumium mit extra fetten Rohren. Aber nicht bei ihm, er fertigte damals schon ausschlißlich Stahlrahmen. 
Nun ist Stahl wieder in und mit dem besten Bike store in town, at-Fahrräder, entstand die Idee ein Rad nach meinen Wünschen zu gestalten. Nix von der Stange, möglichst ohne Kompromisse. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich es endlich in den Händen halten konnte. Und dann war es endlich da.
Ein blauer Traum, außerordentlich stabil für alle Lasten, großzügig dimensioniert und doch mit einer Geometrie entwickelt, die sportiv genug ist und mit qualitativ hochwertigen Komponenten.
Ein echter Traum, derartig elegant und filigran, als wäre es aus einem Stück geformt. Nicht eine Schweissnaht zu sehen, es erinnert an Karbonräder. Einmal drauf gesetzt und es passt; nix ist mehr anzugleichen, Vorbau verändern, etc., es passt einfachwie angegossen! Und ich sage das nicht, weil es aufgrund des Preises nun auch bitteschön passen sollte, nein, auf keinem bisher anderen Rad war das so von Anfang an.Yeah!!!
Blue Fox II

Am Anfang war eine Idee

Bloß nicht zum 50. Geburtstag zu Hause aufwachen
Die alte Idee wieder aufgenommen, nur nicht alt werden, nur nicht 50 Jahre alt werden, nicht den 50.Geburtstag in gewohnter Umgebnung erleben, zur Abeit gehen, feiern, still das Altwerden erleben, nein, es müßte schon etwas Besonderes werden. Ich erinnere mich an meine Großmutter, bei der ich die Sommer meiner Kindheit in Eutin verbrachte. Oft formulierte sie ihre Lebenslinien nach dem Motto, Frank, wenn Du mal groß bist, dann hast Du auch ein Haus, ein schickes Auto, verdienst gut und (...). Es hat nicht hingehauen mit ihren Prophezeiungen und die Bruchlinien in meinem Leben verlaufen diskontinuierlich.

Freiheit zu empfinden, selbstbestimmt sein, wurde früh zu einem Contiuum meines Lebens. In den letzten Jahren häufte sich der bewußte Ausstieg aus dem Alltag für 3 Wochen, mindestens einmal pro Jahr, meistens ins Baltikum, am Morgen nicht wissen, wo man am Abend schläft. Dann die Bekanntschaft zu Johannes aus dem Vogtland, zum ersten Mal getroffen in Irbene/LV, mit seinem T4 aus Kaluga/RU kommend und er erzählte später zwei Abende lang auf dem Campingplatz in Ventspils, zwei Tage vor meiner Rückfahrt nach Travemünde, von seinem wahrgemachten 50.Geburtstag -Traum und der Reise mit dem Oldtimer-Motorrad nach Irkutz, zum Baikal See.

Ja, so etwas müßte es werden. Eine Fahrt nach Sibirien bon Moskau, die M5 immer weiter nach Osten. 5000km nach Osten, hinein in die Weite. Noch einmal etwas ganz Großes machen.

Und daraus entstand die Idee, ein Sabbat-Jahr zu beantragen, ein Rad zu nehmen und in die Einsamkeit zu fahren.
Leider nicht zum Baikal, nicht nach Sibirien, nicht nächstes Jahr, vielleicht irgendwann einmal, vielleicht im nächsten Leben. Meine marginalen russisch Sprachkenntnisse verhindern vorerst eine Reise nach Sibirien.

Stattdessen ein Flug im März 2014 nach Toronto/ON, Canada und der Versuch am 3.September in Dawson City/YU zu sein. Den Alltag für lange Zeit zurück lassen und viel Zeit für mich. Einen Vorrat ansammeln an Erlebnissen und Eindrücken, einen Kredit für das Alter, um davon eine lange Zeit zehren zu können, wenn die Sonne nicht mehr so warm scheint...( frei nach Frederick die Feldmaus)

Davon handelt dieses Blog.


Blue Fox I, Biking the Baltics, 2006, Strand soweit das Auge reicht