tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 31. März 2015

Der letzte Tag


Di.,31.3.2015
Das Jahr ist um 
Es ist der letzte Tag. In weniger als 24h werde ich wieder ins UKSH einrücken und endgültig zurück sein im regulären Arbeitsleben.
Ein großartiges Jahr liegt hinter mir, ein einmaliges Jahr, auch wenn auf Grund der Umstände nicht alle Pläne und Wünsche in Erfüllung gingen, so bot das Jahr doch vieles mehr als von mir je erwartet.
Deswegen noch einmal ein stiller Dank an alle Leser, Freunde und Sponsoren, die diesen Blog gelesen haben und mit mir über die 9 Monate verbunden waren. 

Es war ein Jahr der Freiheit und Unbestimmtheit, ein sehr persönliches Jahr. Niemals zuvor und wahrscheinlich auch niemals wieder habe und werde ich eine solche Zeitlosigkeit erfahren. Ich glaube rückblickend, das es das hervorstechende Erlebnis dieses Jarhres war. Die Zeitlosigkeit. Die Sonne ging auf und irgendwann unter, dazwischen lag nichts, außer scheinbar endlose Zeit. Über Jahre hatte ich mich im Berufsleben über die nie verrinnende Zeit beklagt, während in der Freizeit die Zeit immer wie im Flug vergehen würde.
In diesem Jahr habe ich Zeit nicht rennen sehen. Zeit war immer da.
Das war neu. In den Vorbereitungen ging es ja immer nur um technische Details, nie hatte ich mich vorher mit den Belastungen der Gefühlswelt auseinander gesetzt. Noch immer frage ich mich ungläubig, hast Du das wirklich alles alleine bewältigt? Nur Du? Und dann auf dem Rad?
Die letzten 12 Wochen habe ich seit dem 16. Dezember zu Hause verbracht. Ich empfinde es rückwirkend nicht als Nachteil, auf dieser Reise nicht in Ausstralien gewesen zu sein. Im Dezember war nach 9 Monaten leben auf der Strasse auch eine gewisse Erschöpfung da, ich war zum Schluß in Los Angeles zufrieden, das es zu Ende ging.
Es bleibt nur ein sehr kleiner Wermutstropfen, eben nicht alles erreicht zu haben.
Das Jahr hat viel Kraft gekostet und ich brauchte in den ersten Wochen nach meiner Rückkehr eine ganze Menge Zeit, um wieder den Boden unter den Füßen zu bekommen.
Der von vielen Langzeitreisenden beschriebene Aufprall in die Normalität des Alltäglichen zurück war hart. Nie zuvor hatte ich nach einer Rückkehr aus einer 6 wöchigen Urlaubreise das so gespürt.
Zeitweilig fragte ich mich, ob diese Antriebslosigkeit der Beginn  gar einer depressiven Verstimmung gleich zu setzen sei.

Es war als wenn mein Leben mit hoher Geschwindigkeit unvorbereitet aus einer anderen Welt in dem Diesseits aufschlägt. Welcome back Frank, unvorbereitet.
Alle Versuche Ellinors mich ob der von ihr befürchteten Langeweile gleich wieder los zu schicken, waren gut gemeint, scheiterten aber an meiner Unfähigkeit mich nach der Rückkehr noch einmal aufzuraffen. Ich spürte wie bald im Januar eine schwere Behäbigkeit einsetzte, ungewohnt für meine sonstige Begeisterung zu reisen, aus der Routine auszubrechen; ich genoß es einfach nur im Haus zu sein und scheinbar antriebslos die Zeit zu genießen. Es war so, als würde ich am liebsten noch einen großen Zaun um das Haus bauen, um eventuelle Störungen von außen so gut es geht zu minimieren.

So haben wir in dieser Zeit wenig Freunde besucht, kaum Verabredungen gemacht. Ich war noch nicht für den Alltag bereit. Meist fühlte ich mich nicht richtig wohl, irgendwie fehl am Platz. Spürte das flüchtig Vorrübergehende.
In mir waberte ich die enorme, zeitlose Stille und ich wartete innerlich auf das erneute Aufbruchssignal. So wie in den Tagen in den USA, als es nach kurzen Pausen wieder weiter nach Süden ging. Es kam nicht mehr. Die Sesshaftigkeit wurde von Woche zu Woche stärker, als der Drang in die Freiheit.

Der von Ellinor gutgemeinte Urlaub in Pommern verfehlte ein wenig seinen Sinn. Ich war noch nicht bereit zum reisen. Auch für den sonst jahrelang frühzeitig geplanten Sommerurlaub fehlt erstaunlicherweise in diesem Jahr der Antrieb. Ungläubig schaute Ellinor mich an, als ich ihr sagte, wir können auch hier auch zu Hause bleiben. Nach endlosen Gesprächen haben wir uns jetzt endlich für eine Tour entlang der Oder Neisse Linie entschieden. Ein wahrer Kurzurlaub.

In den letzten 2 Wochen hat sich etwas getan. Ich beginne allmählich innerlich zu akzeptieren, das ich hierher gehöre. Während ich die ersten 10 Wochen mich mehr wie im Pausenmodus befand, ist die Bodenhaftung nun etwas voran geschritten.
So werde ich von Tag zu Tag unruhiger, ob des ersten Tages meiner Rückkehr auf die Station, auf der ich mehr als 19 Jahre ununterbrochen arbeite.
Das Gefühl nach Freiheit ist noch da und es gärt in mir. In diesen Tagen habe ich meinen Bike Rahmen zu Jens zurückgebracht. Einmal Werkstatt, einmal bitte neuaufrüsten, alles wieder in den Ursprungszuustand zurück versetzen.
Im Stillen beobachte ich mich, wenn ich Filme aus Kalifornien oder Canada sehe, wie ich in Erinnerungen abdrifte und an die einmalige Zeit zurückdenke. Mir wird dann warm ums Herz.
Ganz dem Wahlspruch vieler Extremsportler, der Schmerz geht, der Stolz (aber) bleibt !

Ich habe in letzten Wochen einige Berichte von Langzeitradlern gelesen, die auch teilweise Bücher im Hochglanzfromat veröffentlicht haben. Ich vergleiche ihre Touren unter den Umständen ihrer Enstehung mit meiner Reise. Nur wenige können den Unterschied und die Strapazen erkennen.

Ellinor hat ebenfalls bereits am Tag meiner Rückkehr angemahnt, die Manuskripte unbedingt in redigierter Form zu konservieren. Inzwischen sind mehr als 1000 Seiten fertig gestellt, aber die mehr als 350, teils mehrseitigen Einträge brauchen ihre Zeit und zwischendrin zweifelte ich oft an dem Sinn dieser Maßnahme.

Wenn Leute heute nachträglich mich zu meinem Blog beglückwünschen und bestätigen ihn gelesen zu haben, ist es mir, ob der Banalität und der vorhandenen Fehler peinlich ihn unter meinem Namen im Netz stehen gehabt zu haben. Die Fertigstellung wird noch einige Wochen dauern.

Es gibt ein Abkommen mit mir, ich selbst habe es abgeschlossen. Ich bleibe nun hier und werde mein altes Leben wieder aufnehmen, alles ist klar vertraglich geregelt. Aber in 9 Jahren plus X, ziemlich genau in 3334 Tagen, zu meinem 60. Geburtstag bin ich wieder auf Tour.
Und es gibt eine Ausstigesklausel. Sollte es nun nicht funktionieren, werden die 9 Jahre gekürzt.
In weniger als 24h beginnt die Laufzeit des Vertrages.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Lübeck

nach 9 Monaten zurück
Di.,16.12
Was bleibt ?
Ich lasse die Frage fürs erste unbeantwortet und werde sie vielleicht auch erst im Abstand von einigen Monaten beantworten können.
Wenn ich an diesem griesen Dag, Mitte Dezember 2014, 36 Stunden nach meiner Ankunft in Lübeck, aus dem Fenster schaue und die ruhige Pelzerstrasse beobachte, dann erscheint alles hier deutlich stiller, als noch vor 48Stunden.
Ich fühle mich wie betäubt, die Reise bebt innerlich noch nach. 
Erst nach einigen Monaten komme ich vielleicht zu einem endgültigen Abschluss der Reise.

Mit dem Wiedereingewöhnen werde ich mir bewußt ein wenig Zeit lassen, und einige neue Projekte erst im nächsten Jahr beginnen.
Ich freue mich auf die Ostsee,
lange Spaziergänge am Meer, auf den Lübecker Weihnachtsmarkt mit seiner ganz eigenen Athmosphere und dem Tallinn-Stand. Auf einen sehr ruhigen Jahreswechsel mit Ellinor.
Im Januar werden wir dann für einige Tage nach Pommern an die Küste gehen. Nach Kolbrzeg, da wo letztlich die Idee geboren wurde.

Einer bekanntesten Sprüche im Ausdauer Sport lautet:
Der Schmerz geht, der Stolz bleibt.
unvergessen, die Weite der Prairies
Schon verblassen die ersten Erinnerungen an die Kälte Ontarios zu Beginn der Reise, an den Wind in den Prairies, die Myriaden von Mücken im Yukon im Juli und die aberwitzigen Steigungen Alberta's und BC's. Schaue ich auf die Nordamerika Karte in meinen Zimmer, kann ich es kaum glauben, Du hast die Strecke tatssächlich mit dem überladenen Fahrrad gemacht?

Es wird immer Leute geben, die weitere, längere und entbehrungsreichere Touren unternehmen. Mit meinen fast 70kg Material und Bike waren igendwann Grenzen des Machbaren erreicht.
In den nächsten Wochen werde ich die Pages überarbeiten, versuchen die größten Grammatikfehler zu verbessern, PDF zu sichern und mit den Vorbereitungen für ein Hartcover zu beginnen. Es ist eine Begenung mit mir, mit Frust, Schmerzen, großer Belastung, aber auch eine Erinnerung an eine unglaublich intensive Zeit.

Ich werde es nicht wieder versuchen. Es gibt keinen zweiten Versuch einer Weltreise. In den letzten Monaten habe ich eines gelernt, ich bin dafür nicht geeignet. Weltreisende sind erbarmungslos gegen sich selbst, was ihren Bedarf an Luxus und Komfort angeht, ich dagegen bin viel zu stark dem Materialismus verfallen. Ich kann Dinge einfach nicht liegen lassen. Schon mit zuviel Gepäck gestartet, sind Materialisten immer wieder auf der Suche nach Neuem. Zwar Ich konnte über weite Strecken alle meine Tagesziele erreichen mit vielen Tagesetappen jenseits der 100km Marke, aber ich bin ehrlich genug zu mir und hab genau gespürt, wieoft ich mir selbst im Wege stand. Ob ein anderes Setting mich zufriedener gemacht hätte bleibt unbeantwortet.

Immer wieder stoße ich in meinen Gedanken dann an die Novelle, die Lew N. Tolstoi 1885 veröffentlichte. Wieviel Erde braucht der Mensch
Eberhard hat sie mir seiner sonoren Stimme als 14jähriger vorgelesen. In stillen Stunden der Einsamkeit nach den Tagesstrapazen dachte ich oft an den Text. Brauchst Du das wirklich? Ist das nun wirklich notwendig?

Eine andere Geschichte dieser Reise, die wirklich lange beschäfftige war die Story, die mir Rod am Strand von Gibsons/BC erzählte.

Er war einmal der Bühnenchef und verantwortlich für eine Show von Harry Belafonte. Und während der Probe unterbrach Harry plötzlich den Ablauf und sagte zu seinen Orchester, Leute, wenn ich heute ein Witz mache, dann möchte ich das ihr nicht da sitzt und gähnt oder man es euch ansieht, das ihr den Witz schon gestern gehört habt.
Nein, sagte Harry, ich möchte das ihr lacht und so tut, als wenn ihr den Gag das erste Mal gehört hat. Denn die Leute kommen heute Abend und sie bezahlen uns dafür, das sie etwas ganz besonderes von uns geboten bekommen. Und sie kommen heute das erste Mal, jeder Tag ist ein erstes Mal, und unser Job ist es, ihnen das Gefühl der Einmaligkeit zu geben.
Weltradler sind keine Materialisten
Mich hat diese einfache Geschichte und dieses Ausmaß an Professionalität wirklich beeindruckt. Ich hoffe, das ich, wenigstens eine Zeitlang frei von äußeren Umständen, diese Art von Proffessionalität später bei der Wiederaufnahme meiner Arbeit für mich behalten kann.

Ich werde noch ein kurze Zeit den Blog geöffnet lassen, dann wird er für immer geschlossen werden.
Bei der ersten Durchsicht früherer Pages fallen auch mir die vielen Fehler auf, die Posts teils in Hektik, teils unter schwierigen Umständen entstanden. Es ist mir im Abstand sehr unagenehm und Leser, die öfter hingeschaut haben, haben es verdient, noch einmal einen  korrigierten, möglichst fehlerfreien Text zu lesen.

Hamburg-Landing

Mo.,15.12.
Fuhlsbüttel
Es sind die letzten Stunden der Reise, ich sitze übermüdet im Terminal 2 und die lange Zeit des Wartens beginnt. Was in LA nicht möglich war, klappt hier auf Anhieb, Baggage drop, klar gehen doch rüber zum Schalter, das ist jetzt schon möglich. Es ist der bittere Geschmack über das vor 2 Stunden Erlebte, der nicht vergeht, als ich im Tiefgeschoss stand und sie mir sagten, ne, die Maschine ist leer und ich es nicht glauben konnte, das es gerade mich trifft.
Und dabei hätte alles so schön im Handumdrehen klappen können.
Aber dann ist nichts mehr zu tun nachdem ich meine letzten verbliebenen Dollar beim hiesigen Unternehmen in aufregende 8Pfund umgetauscht habe. Das reicht zumindest für einen big coffee. Mir war zwar nach einem Besuch des Duty Free Stores, aber in UK ist der Whiskey auch unverzollt immer noch zu teuer.
Letzte Station der Reise der drittgrößte Flughafen der Welt LHR Queens Terminal2 source heathrowairport.com

Die Vorfreude ist in diesen Stunden geknickt, ich versueche zu überlegen, wo der Fehler liegt, 4h vor dem Abflug hätte es einer Seurity Abteilung möglich sein müssen, das suspekte Gepäck zu untersuchen und den Besitzer zu kontaktieren, aber erstens ist das Fahrrad auch nicht da und das meine Mitreisenden, allesamt supektes Material einzuschleusen versuchen, ist eher unwahrscheinlich. Irgendwas muss in der ersten Charge schief gelaufen sein.

Montag, 15. Dezember 2014

LHR- der wahrgewordenen Alptraum

Mo., 15.12.
Und dann ist das Gepäck weg
Es gibt Ding, die passieren eben und Fluggesellschaften reden nicht gerne darüber. Als Faustregel gilt für die Luft hansa z.B. 20 Gepäckstürcke je 1000 Passagiere. Blöd, wenn es einen selbst trifft.
Zum Beispiel wenn das Gepäck in Heathrow nicht am Laufband auftaucht. Zum Beispiel wenn ein 5000$ Unikat Bike nicht am Sperrgutschalter auftaucht, sondern noch in LA steht.

Wenn also der Flieger mehr als pünktlich in Heathrow auf der Landebahn aufsetzt und man sich Zeit lassen kann, weil der Anschlussflug sowieso erst am Abend stattfindet, betritt der Reisende nach schlafloser Nacht und einem Schwarzenegger Film mit ordentlich viel Fuck in den Knochen müde und antriebslos nach 9Monaten wieder europäischen Boden.

Der größte, der Londoner Flughäfen, nötigt dem Passagier einen erheblichen Fußmarsch ab, die übliche Einreiseprozedur, aber ich bleibe gelassen, weil, dann die Wartezeit am Gepäckband nicht so lang ist.
Und tatsächlich ist der erste JumboBag schon auf dem Laufband.
Doch nach 20Minuten hört das Band auf.
Ja und nu? Erste Reisende machen sich auf zu der Gepäckmeldestelle. Wo ist das Rad? Wo ist mein Gepäck.

LAX- Noch einmal Anspannung

Mo.,14.12.
Ein letztes Mal Holzklasse.
Es ist der letzte Tag in den Staaten, bevor das 10Bettzimmer zum Leben erwacht, bin ich mit meinem  gesamten Zeugs schon im Erdgeschoss. Es gibt noch einmal Aufbackbagel mit Quark und Marmelade, aber ich bin appetitllos.
In meiner Planung habe ich ein ordentliches Frühstück gekauft und hoffe nach dem Check-in ist reichlich Zeit, bevor ich durch die Security muß.
Der Shuttle kommt erfreulicherweise mehr als pünktlich, aber der Fahrpreis hat sich erhöht. Ich habe das Gefühl, jeder hält nochmal die Hand auf. Mir bleibt nicht viel übrig, mit meinen 5 Gepäckstücken ist ein door to door Transport schon eine Notwendigkeit und kein besonderer Luxus.
Auf LAX das gleiche Spiel, Koffertrollis nur gegen Gebühr. Die nächsten 5 Dollar.
In CPH hatten die Sperrgutschalter früh geöffnet und nach nur wenigen Minuten war der checkin erledigt. Auf dem Großflughafen in der Nähe des Pacifics geht sowas natürlich nicht und so habe ich die erwartete Zeit um mit meinem Zügs auf die Waage. Zu meinem Erstaunen beinhalten die beiden Bags 22,4kg. Yeah! Aber der verfluchte Bike Karton wiegt nun 24,1kg und das auch noch ohne Hinterrad.
Nun folgt der mühsame Umbau, Sattel abgeschraubt und den Mantel wieder heraus, Beutel wieder aufschnüren und wieder wiegen. Nach 1h ist alles passend und ich warte. Treffe einige Norweger aus Tromsö, die mit mir den Sprung über den Teich machen.

Amerikanisches Postscriptum

god bless America
So.,14.12.
Kein Amerika bashing
Im Grunde ist mir Amerika gleichgültig, weder bin ich ein besonderer Fan, noch ein ausgesprochener Amerikahasser, es lag Wegesrand und ist ein Reiseland, das ich versuchte, in allen Facetten zu beobachten. Wenn überhaupt, empfinde ich Sympathie eher für Norwegen, Finnland oder das Baltikum.

Es gibt keine Unterschiede zwischen denen und uns, wir fahren die selben Autos, kaufen in den selben Stores, wir sprechen dieselbe Sprache...oft habe ich diese Sätze gehört, wenn ich meinen Gesprächspartnern in Canada von der weiteren Reiseroute und meinen Erwartungen erzählte. Wahrscheinlich war es die besondere, typische Form der kanadischen Höflichkeit ihren südlichen Nachbarn gegenüber, denn ich lernte bald, das es sehr wohl beträchtliche Unterschiede zwischen Ihnen und den Amerikanern  gibt. Genauso wie es spürbare Unterschiede zwischen den Menschen in Washington, den Menschen Oregon und jenen in South California (SoCal) gibt.
Amerikaner sind ganz und gar nicht Amerikaner. Was natürlich auch keine atemberaubende Entdeckung ist, denn meine vergleichbare Strecke würde in Europa ungefähr zwischen Trondheim und Neapel liegen. Ein Land mit 300 Mio Einwohnern kann man nicht nicht als DIE... bezeichnen, sowas wirkt peinlich oberflächlich und und es wäre wahrscheinlich ratsam von einem Besuch von ronherein abzusehen. Aber dennoch.

Woran erkennt man also mit großer Wahrscheinlichkeit einen Kanadier in den USA? Ganz einfach, er sucht von sich aus das Gespräch. Wenn Pauschalurteile auch immer schwierig sind, so bleibt doch am Ende des Weges die Beobachtung , die Kanadier sind offenherziger, interessierter an ihren Mitmenschen. Je weiter ich die Westküste nach Süden fur, desto mehr verstärkte sich der Eindruck.
wonderful Oregon Coast

Der Start war mehr als holperich. Das rauhe Amerika zeigte an der Grenze seine erste Wirkung. Amerika gab sich gar nicht erst die Mühe seinen bestehenden Ruf zu widerlegen.
Ich war nicht mal eine Stunde in Washington State und schon waren wichtige Vorurteile bestätigt, kurvte auf den Parkplatz des ersten Walmarts in Port Angles und werde angesprochen, nimm bloß dein Fahrrad mit hinein, das ist hier ist nicht Canada. Ich weiß nicht, wie oft ich in diesen zwei Monaten USA von anderen Kunden mit hektischen Armbewegungen aufgefordert wurden, ja nicht das Rad mit dem ganzen Zeug ausgerrechnet vor diesem Store unbeaufsichtig alleine zu lassen.

Inside Walmart sah ich am ersten, frühen Vormittag in den US mindestens 10 Personen, die vor der Waffenabteilung auf die Wummen gierten. Das Vorurteil von dem waffenstarrenden Volk, seinen abstrusen, laschen Gesetzen und der einfachen Möglichkeit eine handgun für deutlich weniger als den Preis eines gebrauchten Iphones zu bekommen  war nach nicht einmal einer Stunde bestätigt.

Handguns in jeder Menge und preiswerter, als ein gebrauchtes Iphone 4
Danach habe ich eine zeitlang jeden meiner Warmshower Gastgeber mit der Frage genervt, hast Du auch eine Waffe? Bis auf einen, haben alle die Frage verneint.
In Kelso/Longview betrat ich einige Tage später riesigen  Store mit einem so umfassenenden Angebot an Wummen, das ich mehr aus Spaß zum Verkäufer sagte, show me the Dirty Harry gun.
Sie genossen die Frage und legten mir eine ganze Reihe schwere Pistolen in die Hand.

Natürlich sind das Einzelbetrachtungen. Amerikaner sind ungleich verschlossener, zurückhaltender, sie gleichen mehr uns Norddeutschen, es braucht viel mehr Zeit, die spontanen Kontakte an Strassenkreuzungen waren deutlich weniger oder wie Tom in Templeton es auf den Punkt brachte, wenn ich einen Fremden treffe, dann frage ich höchstens, wie er heißt und wo er herkommt, viel mehr will ich gar nicht wissen.
Und dennoch es gab sie, es waren Momente, die mich schier aus dem Sattel hauten,  Menschen Steven in Petaluma, der einfach mal meine Baguette bezahlte oder andere, die spontan mich auf einen Kaffee einluden. Vereinzelt, aber doch jede Woche.
Aldi in den USA, Healthy Food
Auf meinen Weg konnte ich wunderbare Menschen treffen, die in erster Linie in mir einen Biker sahen und spontan mich einluden. Annie, die Klavierlehrerin in Washington war die erste, die ihr Haus öffnete und Ilast Goldstein am Vons Store in Pacific Palisades bot die letzte Offerte.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Santa Monica-die Ruhe vor dem Sturm

Sa.,13.12.
Iphone 6plus 299$
Phase 2 ist abgeschlossen. Nach Rücksprache mit Ellinor gebe ich den Versuch auf, das Hinterrad irgendwie zu dem Rahmen in den Fahrradkarton zu pressen. Der Kassettenwechsel ist längst überfällig, zwei Speichen sind inzwischen ersetzt und die 8 ist auch mit bloßen Auge sichtbar. Also hierlassen.

Ich habe schlecht geschlafen, lag lange wach und war gedanklich beschäftigt, bis es gegen 6:30h endlich hell wurde. Ich will das nicht verheimlichen, die Anspannung steigt, es wird noch schlimmer werden, bis morgen das ganze Zuegs endlich im schwarzen Loch verschwunden ist. Insofern bin froh, das ich den Karton nach wenigen Minuten einfach zumachen kann. Fertig. Die Fahhradtour ist endgültig zu Ende.
Santa Monica Pier

Bleibt die zweite, noch offene Nylon Gewebetasche; noch einmal alles sortieren, was ist vielleicht wirklich nicht mehr nötig, ist es z.B. unbedingt wichtig das Stueck Redwood nach Europa zu transportieren? Fakt ist, ich hänge in der Unsicherheit und vor der morgigen Laufbandwaage fehlt die  Tatsachenentscheidung. Die Sache bleibt unentschieden. 2x 23kg ist das Maß aller Dinge.
Das Frühstück im Hostel ist um 2Nummern besser als in LA Downtown, es gibt labbrige Bagel zum toasten mit Quark, Weisskäse und Marmelade, dazu wieder kiloweise Ceralien. Damit kann man leben. Frisches Obst wie in San Francisco fehlt allerdings. Ansonsten bietet das Haus tatsächlich ein formidables wifi und einen modernen Bau, das war's dann aber auch. Ein dringende Investion in neue Matratzen scheint zur Zeit nicht möglich. Aber am letzten Tag stört auch das nicht mehr.
möglicherweise ist eine Verhaftung nicht die richtige Therapie, aber es herrscht erstmal Ruhe

Meine mentale Stimmung hat sowieso den absoluten Tiefpnukt erreicht, ich muß mich arg zusammen reissen. Was tut man, wenn man im 10Bettzimmer auf seinem lower Bunkbed sitzt und seine Nachbarn ausnahmslos mit ihrem Smartphone spielen sitzt und man weiss, die eigene großartige Zeit läuft in 36Stunden aus? Alle Reisen enden irgendwo an irgendeinem Punkt und meine endet genau hier, Bed 7, lower Bunkbed Room 206, Santa Monica Hostel, 18Stunden bevor das Shuttle nach LAX kommt.
Der letzte Pawn store hier im Ort
Ich muß raus, bevor ich einen Anfall bekomme und ich mache mich mit der Felge auf zu Goodwill in die 7th Strasse, aber die wollen auch nicht jeden Mist. Gut, ich hab's nur recht gemeint, dann stelle ich sie eben neben den Müll, wetten, sage ich zum Verkäufer, am nächsten Tag findet sie einen neuen Besitzer?

Goodwill beschäfftigt wie alle großen nonprofit Reseller fast ausnahmslos Leute, die sonst nie eine Chance hätten und bietet ihnen so eine Möglichkeit ihre, wie man hier sagt, Skills aufzubessern. Leider ist das Angebot hier in Santa Monica einfach zu mau. Aber während ich im Laden nach Gebraucht-Springsteen Shirts suche, kommt es zu einer extremen Schreierei, ich fahre herum und erblicke eine knapp 30jährige die mit einem Schuh in angegriffenen Zustand hemmungslos den Laden zusammenschreit. Rundumschlag. Einfach gegen alles und jeden. Ungerührt nimmt der Chef die Schreierei entgegen und sagt, thankyou for coming, please come back again!
 Ich glaub ich schmeiß mich weg.
Als ich den Laden verlasse, sehe ich sie nicht, aber ich höre sie, sie muß in einen weiteren Store gerannt sein, um ihn auf zu mischen, Passanten bleiben stehen, alles ist amüsiert, niemand unternimmt etwas, lass' sie sich ausschreien, aber sie läßt nicht locker. Seit die Mittel für mental illness Patienten drastisch gestrichen wurden, gehört das zum Alltag in den Städten. Ich gehe die Strasse herunter zurück zum Hostel, hinein zu REI REI.com, aber auch hier taucht sie auf, sie muß umgedreht sein. Auch hier hat sie anscheinend offenen Rechnungen.

Samstag, 13. Dezember 2014

Santa Monica-Letzte Station der Reise

Abrüsten und entsorgen, schon wieder eine Therm-.a-rest
Fr.,12.10.
Custom made bike
Gordon hat mir einen Kommentar zur Kathedrale von LA geschrieben Um deutlich zu machen, was ich mit meiner Bewertung zur Kathedrale Notre Dame of LA meine und alle die, den poetischen Text nicht kennen, hier nocheinmal der uralte Text des Holländers Hermann van Veen.
Kulturserver Die Geschichte von Gott
Es fällt mir schwer die Ereignisse des Tages nieder zuschreiben, ich fühle mich erschöpft und bin enttäuscht gleichermaßen. Es war ein Tag mit angekündigten Katastrophen. Die Ursache liegt indessen in meiner Fehleinschätzung nach einer Woche Santa Monica & Co., das von LA Downtown im Grunde nicht viel zu erwarten sei und das ein Besuch in Downtown, wenn überhaupt für 2 Tage völlig ausreichend sei. Dazu kommt die irrwitzige Preisgestaltung des Hostels hier, das mir suggerierte, buch' frühzeitig, erstens hast Du einen Platz, zweitens ist es gegenüber einer Spontanbuchung um 10$ billiger.

Und nun stellt sich das Hostel in Downtown LA als erstens deutlich preiswerter heraus und ausserdem erfolgt die Unterbringung dort im komfortablen 2Bett Zimmer. Ein ehrwürdiger Bau obendrein und umgeben von spannenden Erlebnissen. Also kurz gesagt LA Downtown hat was.

Aber ich hatte in Santa Monica schon vorbezahlt und so mußte ich zurück. Neben der inneren Melancholie kommt an diesem Tag noch der hässliche Starkregen hinzu. Ausserdem gebe ich meine mir so wichtige Autonomie auf, von jetzt begebe ich mich in die Hände anderer.

Das Rad steht seit eine Stunde in der großen Halle des Cecil und ich suche nach dem besten Abfahrtszeitpunkt. Irgendwann muß ich los, egal ob es junge Hunde regnet oder die Sonne scheint. Es werden die definitiv letzten 35km der Reise sein, zum Zeitpunkt des Starts ist mir das nicht klar.
35km nach Santa Monica Hostel 2nd street, nach 5km erreiche ich das offene Outback, es gibt wieder über den Venice Blvd, den gleichen Weg wie am Montag zurück ans Meer.
Bike Attack und das Versprechen

Erster Stop ist bei Bike Attack um 13:00h, Bike Box? Klar, komm' nachher vorbei. Super, das klappt, es ist zu früh zum checkin, als einen letzten Kaffee bei McDonalds. Viele Gedanken beginnen im Moment mit ein letzter... Mir fällt das schwer. Wie oft war ich in diesen Läden, ich muß immer grinsen wenn ich an Gordon's Kommentar denken,  Frank California is more than BK and McD.
Ich versuche mich mit dem Gedanken anzufreunden am Montag wieder in Hamburg zu sein, allein, mir ist mehr zum Heulen, als das es Freudenschreie auslöst.

Während ich mit Ellinor Skype passiert genau das, was alles hier in LA ausdrückt. Das Fahrrad steht draußen vor der Scheibe und ich beobachte von innen, wie ein junge Frau einen Becher Coke und eine McD Tüte neben mein Vorderrad stellt. In dieser autoorientierten Welt und bei dieser Menge an Gestrandeten kann es eben passieren das man schnell zu den Homeless gezählt wird. Als ich nach draußen eile um die Frau anzusprechen, ist die Frau längst in Richtung Pier unterwegs. Das Netbook liegt verwaist auf dem Tisch, ich kann ihr nicht hinterher. Verflucht nochmal! Wieder der untergründige oft gespürte Beweis. Die rechnen Dich einfach dazu. Weil eine Langstreckentour in ihrer Welt nicht vorgesehen ist. Und dabei sie meinen es auch noch gut.

Das Hostel stellt sich amerikanisch an, ich versuche dem jungen Mädel mehrfach eindringlich klar zu machen, ich brauche nur jemand, der auf das Rad aufpasst, während ich die Bikebox gleich um die Ecke besorge. Später würde ich dann meine Taschen umtüten. Nein, so geht das nicht, alle Taschen brauchen  einen Aufkleber, alles muß vom Rad und darf nicht länger als bis zum Abend im Luggage room bleiben. Wer länger Stauraum braucht, muß welchen kotenpflichtig erwerben.
Ich weiss nicht wie oft in den Leuten sagte, Iam not poor
Ich hatte das Hostel ausgewählt, weil es wider Erwarten in SF so gut war, aber SF ist eben nicht Santa Monica.

Okay, also 7 Tags, alles etikettieren für die nächste Stunde. Sind ja nicht meine Gepäckaufkleber.
Bei Bike Attack bin ich knapp dabei die Fassung zu verlieren, als der Mechaniker mir sagt, ne Bikeboxen haben wir nicht, gestern die letzte verschenkt. Aber,.. ja ist halt so, mußt früher kommen.
Ich habe das Gefühl irgendwo ist die Kamera versteckt. Also zurück zu Chef und mal tief in die Augen geschaut. Chef, dreimal bin ich jetzt in deinem Laden, was soll der Sch...
10Minuten später überreicht er mir wortlos eine Bikebox.

Zurück im Hostel beginnt das Umpackdrama. Mehr als 8Monate war alles in wechselnder Menge in Fahrradtaschen, nun soll es wieder in die Nylongewebetaschen flugfertig gemacht werden. Und natürlich ist einiges dazugekommen. Meine so stolz in SF besorgte chinesische Gepäckwaage ist ein Witz und versagt nach 5Minuten. Wochenlang trage ich das Ding mit mir herum und heute an seinem großen Tag versagt es sofort.
Mc Donalds in der 2nd hat es bisweilen mit seiner Kundschaft nicht leicht
Wie auch immer, es passt alles nicht und meine so hoffnungsvoll erwartete Gewichtsreduktion bleibt aus. Obwohl sich eine eindruckvolle Menge neben den Taschen auf dem Boden ansammelt, die Taschen wirken extrem schwer. Es hilft nichts, ich muß mit den Taschen so wie sie sind auf die Waage in LAX. Mein Komikerteil ist mir nicht zuverlässig.
Und da sind eben auch viele Dinge, die ich seit Monaten mit mir herumschleppe, soll ich das nun alles opfern?
Ich habe ein unangenehmes Gefühl, es wird am Sonntag nicht gut gehen.
Es hilft nichts, ich trage meine Schuhe hinaus und stelle sie auf den Mülleimer, ich glaube kaum, das jemand ein Bedürfnis hat, aber nach nicht mal 15min haben sie einen neuen Besitzer. Bitte.

Freitag, 12. Dezember 2014

LA-letzter Tag

Da hat jemand das Ticket an 7th Strasse nicht wollen
Do.,11.12.
Abschiedsgefühle
Keine 5 Tage mehr und ich bin wieder in Deutschland. Sehr schnell rückt der Abfahrtstermin nun näher und inzwischen umschleicht mich der erste Anflug von Melancholie. Habe ich es die letzten Tagen aufgrund der neuen Eindrücke in Las Vegas und LA noch geschafft, diesen Wehmut noch eine Zeit verdrängen, so ist es nun nicht mehr zu unterdrücken.

Es ist passend zu Hollywood wie im

Kino, wo man sich beim Abspann des Films noch einmal reckt, um zu gehen.

Schluss, Aus; der letzte Höhepunkt war schon mit der Ankunft in Greater LA erreicht, die kommenden letzten zwei Tage in Santa Monica sind nicht das Grande Finale, sondern nur noch der Abspann.
Ich kann nicht mehr schlafen, viele Gedanken  um die nahe Zukunft entstehen und so bin ich heute Morgen um 06:00h schon in der Halle, treffe Fabian am Parkplatz, hey Fabian, wo bekomme ich diese Zeit Kaffee? An der Ecke, beim Mexikaner! 
Es hat auch was um 06:15h am Tresen mit den mexikanischen Arbeitern Kaffee für 1$ aus weissen Pappmache zu trinken.

Donnerstag, 11. Dezember 2014

LA-Jewelry District

Mi.,10.12.
Die falsche Strasse
Wem ein wenig nach Thrill ist, dem sei empfohlen den Namen Elisa Lam bei Google zu suchen, sie hat auch hier in dem Hotel übernachtet.
The dark side of Cecil
Alles Schnee von gestern, habe ich zufällig gestern auf der Suche nach historischen Fotos gefunden.
Der Tag beginnt mit einem Besuch der Central Bücherei. Mit der Rolltreppe 3 Stockwerke hinunter in das It Center.
Der Raum bietet 50 Internetplätze, die man für 1 Stunde frei nutzen, sofern man ihn vorbestellt. Sprich reserviert. Alle Plätze sind 10min nach Öffnen der Bücherei besetzt.
Wem das zu langfristig ist, der hat die Chance auf 15 min Internet im Eingang des Raumes an 15 Stehplätzen. Als ich ich den Raum erreiche, stehen 5 Leute in einer Wartescshlange und erwarten den nächsten freien Stehcomputerplatz.
Für Leute wie mich gibt es einen wifi Raum mit Steckdosen und bequemen Stühlen ohne Zeitlimit. Aber auch sonst ist das Gebäude ein echter Hingucker.
Bleibt die Frage was der Besuch nun im Jahr kostet und da wird man blass. Die Antwort lautet: nix. Verliert man nicht gerade Bücher und man benimmt sich bürgerlich ist das ganze kostenlos. Unglaublich, da hat die Stadt ganz andere Probleme, die kaum zu lösen sind und sie leistet sich sich für ihre Bürger eine kostenlose Bücherei.

Ja, sagt die Dame an der Information, es ist gewollt jedem Bürger kostenlos Zugang zu  Bildung zu gewähren. Wenn es sie interessiert lesen sie mal Carnegie Librarys nach.Wikipedia.org Carnegie Library
Gegen 12:00h eine Pause und ich mache mich auf in die 1. Strasse.
free Internet für 1h bei Voranmeldung

Gordon hat es bereits erwähnt, Frank Gehry gehört zum touristischen Pflichtprogramm dieser Stadt. Hier in Los Angeles hat er seiner Stadt eine Philharmonie vermacht, die hoch oben auf dem Bunker Hill thront.
Walt Disney Concert Hall

Mr. Frank Gehry gehört zu den berühmtesten Architekten der Welt. Viele seiner Bauten haben inzwischen einen touristischen Marktwert erreicht.
Notre Dame des Los Angeles

Es gibt neben anderen Bauten in Europa auch ein Werk in Prag, das tanzende Haus, das ich schon gesehen habe.
Ein wenig weiter laut Stadtplan liegt mein letzter Pflichtbesuch in LA. Cyntia hatte mir den Besuch an Herz gelegt. Es ist die Kathedrale von Los Angeles. Our Lady... , also sowas wie Notre Dame de Los Angeles.
Schöner Wohner in der Hill stgreet
Doch der Besuch wird erschreckend. Ich habe ein wenig Schwierigkeiten mit modernen Gotteshäusern, ich mag mehr Notre Dame de Chartre oder den Dom von Ribe, aber das hier ist der Gipfel an, ein scheussliches Bauwerk. Riesige massive Fronten. Wer auch immer hierfuer verantwortlich zeichnet, hässlicher kann ein Gotteshaus nicht wirken. Ja, klingt bewußt drastisch.
Der Grundstein am Eingang des Gebäudes wirkt, als hätten sie sich da vergriffen, statt Jesaja 56,7 hätten sie sich lieber: mein Haus soll eine Festung sein in die Türfront ritzen sollen.                 Das Innenleben ist geschmacklos kahl und leer. Von Wärme in jeder Beziehung keine Spur. Zu gerne hätte ich jemanden gefragt, ob sie ihr Gotteshaus mögen, aber es war keiner zugegen. Mittelalterliche Kirchen haben irgendwie wohl höhere Besucherzahlen.
Genug der Lästerei, ich mach mich auf zu Corleone und bekomme heraus, Corleone sind keine Italiener sondern Armenier.

Danach ein längerer Fotobesuch im Gold und JuwelBezirk der historischen Altstadt, der an die Bücherei grenzt. Er ist auch Teil des Theater Bezirks zwischen 6th und 8th Strasse rund um den Broadway in dessen Bereich 12 historische Filmtheater aus der Glanzzeit Hollywoods liegen.
Das 1931 eroeffnete Tower Cinema am Broadway, das erste Tonfilm Theater in LA 

Das ehemalige Roxie, heute Ramschladen

Teilweise sind die Gebäude heute zu profanen Ramsch läden umgebaut worden.
Der Theater District
Es ist die morbide Schönheit, der teilweise ver
wahrlosten Gebäude, der Kinos und nun leeren Office Gebäude, die mich anzieht. Fast scheint es so, als ob die Stadt ein wenig vergessen hat, welche aufregenden Bauten in ihrer Altstadt stehen; vieles wirkt ungepflegt und jahrelang vernachlässigt. Dabei gibt es, wenn man genau hinguckt, historische Leuchtreklamen, Gebäudeinschriften und jede Menge Jugendstil zu entdecken.

Hinter den schweren der Eingangs tueren Office buildings verbergen und lassen sich wunder schöne Hallen und Foyers, wie gestern das Fine Arts Building entdecken.

Heute zum Beispiel Metro 417 in der Hill street. Wikipedia.org Subway Terminal Building Heute ein Apartment Gebäude für Besserverdienende.
Über die 8th zurück in Richtung Spielzeug Bezirk auf der suche nach einem typischen mexikanischen Restaurant. Und da passiert es dann doch, das ich unbeabsichtigt eine Strasse zu weit nach Skid Row hinein gerate.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

LA-Union Station

Weihnachtsrudolf aus China
Di.,9.12.
China produziert alles
Natürlich war es schon ein wenig vermessen, zu glauben, ich bekomme nach Las Vegas wieder ein Einzelzimmer, nur deutlich besser. Aber ich blieb bis zum späten Abend allein, irgendwann wurde ich wach und das Telefon schien ein Weile geklingelt zu haben, Sir bitte öffnen sie die Tuer, sie haben einen Zimmernachbar. Jetzt? Sind die irre? Kennen die den Begriff gesunde Nachtruhe überhaupt?
Um 02:15h ist Andi aus Leipzig im Zimmer.

Das Continental Breakfast ist was es ist, Ceralien mit Milch und Orangesaft, diesmal allerdings versucht sich ein Hotelpage an einer Waffelmaschine.
Schon wieder Waffeln mit Ahorn Sirup, also sowas wie Pancackes. Ich kann dem überhaupt nichts abgewinnen und ich freue mich auf das erste deutsche Frühstück wie ein kleines Kind auf Pommes. Eier, Lachs, und Fleischsalat, das ganze Programm und weisse Brötchen, ich liebe weisse Brötchen.(Wer ihn mag, sollte Dieter Nuhr ich liebe weisse Brötchen hören.)
Union Station Eingangshalle
Ich bin von der Idee begeistert zwei weitere Tage in LA Downtown zu bleiben, man kann es nicht anders sagen, Downtown hat was. Nach der mageren Kost der ersten Woche in den Suburbs ist hier das Dessert angerichtet. Das was ich gestern gesehen habe, finde ich so beeindruckend, das ich bleiben will.
In allen grossartigen Hotels dieser Welt ist das höchstwahrscheinlich ein Sekundesache, extend your  stay, kein Problem. Hier im Stay on Main ist die Sache natürlich wieder komplizierter. Ich stehe am Schalter, wissen sie was, ich bleibe noch zwei Tage länger, wenn ich das Zimmer und das Bett behalten darf! Kann ich gleich zahlen und sie nehmen die Buchung vor? Welch ein Gedanke. Nein, sie müssen sich einloggen und eine Buchung online vornehmen, hier am Counter geht das nur zum Vollpreis. Nun muss man wissen, das das Hostel im Netz 40% billiger ist, als wenn man hier hereinmarschiert und die Karte auf den Tisch wirft. Herrgott, ich bin doch schon eingecheckt, ich würde meine 2Tage nur um weitere 2Tage verlaengern. Nein, es geht nicht.
Manchmal denke ich, ob wir Deutschen zu unrecht den Titel besitzen zu pedantisch, aus Prinzip zu genau sein zu müssen. Ich habe das Gefühl ich erlebe immer wieder eine Nation die uns leicht toppen kann. Und das Wort kleiner Dienstweg scheint nicht englisch übersetzbar zu sein.
Hauptquartier LAPD

Also setze ich mich keine zwei Meter neben den Tresen der Frau und beginne die online Buchung. Um es kurz zu machen, es gibt Probleme und letztlich endet es darin, das die Frau meine Buchung auf ihrem Schirm sieht, gut ich hab sie jetzt. Aber bezahlen können sie erst wenn der Tag tatsächlich angebrochen ist. Ich gebe auf. Sollen die mich ansprechen, wenn sie Geld wollen, ich hab's gut gemeint. 
Chris aus Los Angeles
Ich verlasse das Haus, es gibt wichtigeres, als eine online Buchung. Erste Station an diesem Tag ist der von Neal empfohlene Hauptbahnhof. Union Station. Er ist der letzte grosse Bahnhof dieses Landes, der je gebaut worden ist, danach nahm die Begeisterung der Amerikaner fuer Eisenbahnen bekanntlich dramatisch ab mit Folgen, die jeden Tag in LA zu bewundern sind. Das Land setzte auf Auto und entwickelte sein Highway System.

Die Union Station stammt aus der Zeit der grossen Depression und liegt auf indianischen Land. Von aussen zunächst eher unscheinbar, wird ihre schlichte, kathedralenartige Bauweise erst deutlich, sobald man das Hauptpoprtal betritt. Eine riesige lichtdurchflutete Halle, die ähnlich wie die Union Station in Toronto heute eher wie ein nackter Torso wirkt.  Wikipedia.org Union Station Der aus dunkler Eiche gefertigte überdimensionale Ticketcounter ist seit 25 Jahren verwaist. Abgesperrt, der Officer sagt zu besonderen Anlässen wird dieser Flügel immer mal wieder benutzt.
Toys District, Gerüche und Dufte aus aller Welt

Das Dach der Halle ist eine Stahlträger Konstruktion, die aber im Dekor einer Holzbalkenlage imitiert gefertigt ist.  Entlang der Gänge stehen noch die alten original thronartigen Sessel des Warteraumes. Und typisch amerikanisch steht ein Schild da, die Sitzgelegenheit ist nur für Kunden der Amtrack und auch nur für maximal zwei Stunden zum Ausruhen. Ich werde Zeuge, wie zwei Sheriffs, die ohnehin wenigen Reisenden, die einen Sessel in der langen, leeren Halle beanspruchen nach Fahrkarten kontrollieren und sehe, wie zwei harmlos aussehende junge Frauen verscheucht werden.
Es gibt einfach Dinge, die machen mich sprachlos Ja, natuülich können sich die homeless people hier einnisten und dann? Gleiszutritt ebenfalls nur mit Ticketkontrolle, wieder bewaffnete Beamte, aber sie haben einen guten Tag und ich darf die Züge sehen. Der Oberbau ist allerdings so modern, das ich bald zurück bin.
Los Angeles Street im Hintergrund das Rosslyn

Ich verlasse den Bahnhof, es ist zu früh für Lunch und so bleibt etwas Zeit für die Umgebung. Zum Beispiel Japan Town und LAPD. Heute ist scheinbar ein grosser Festtag. Auf dem Gelände des 2009 fertiggestellten modernen Baus wimmelt es von Polizisten. Es gibt ein bisschen Party, ein bisschen Huldigung, ein bisschen Sympathiewerbung für die im Moment sehr in der Diskussion stehende Polizei. 50m entfernt sitzt Chris, ein Schwarzer im gut sitzenden Anzug und hält stumm ein Plakat hoch, Black lives matter.com/ in etwa Schwarze sind wertvoll.

Hey man, ist das nicht Provokation, keine Angst? Nein, es ist mein Recht hier zu demonstrieren, solange ich keinen Krawall mache. Auf ihrem Gelände? Ja, es gibt mir das Recht. Wir sprechen über die Ereignisse der letzten Tage und Chris sagt nur, Mann das ist in diesem Land verdammt schwer ein Schwarzer zu sein. Ich frage ihn nach Oprah und Barrack, und er lächelt nur, okay, war ne doofe Frage, viel zu stereotyp.
irgenwo in Hinterhöfen des Toys Districts

Oprah sagt er, hat viel getan, aber auch sie würde Dir sagen, wie schwer es ist schwarz zu sein. Mann, jeden Tag ist es schwer ein Schwarzer zu sein. Es sind nur wenige Sätze, die er sagt, aber sie beeindrucken mich; ich muss an den First Nation Politiker denken, den ich am Canada Day in Whitehorse traf.
kistenweise Plüsch aus China

Danach zurück nach Chinatown. Heute besteht ein erhöhter Schwierigkeitsgrad im Lucky Deli. Der Koch ist nicht da und die Frau hinter der Glasscheibe versteht kein englisch, nein, ich will keine kleine Portion, so wie gestern, aber was heisst schon gestern auf kanton. Wieder sind mehrere Gäste im Laden nötig, bis die Bestellung abgewickelt ist. Morgen mach' ich was anderes.
Los Angeles Street, andere Strassenseite

Der Nachmittag steht im Zeichen des Toys District. Er grenzt an den Fashion Distrikt und gehört auch zur Skid row. Wieder sind die Läden teilweise nach Strassen sortiert.
Corleone an der 7th
 Aber es geht auch hier drunter und drüber. Eine Strassenzeile besteht nur aus Sportläden, die Tonnenweise jede Art für Ballsport notwendige Bälle anbieten. Jede Art von Soccer Trikot. Beste China Ware. Ein wenig weiter gibt es einen Haufen Küchenausstattungsläden, Verkauf frei Bordsteinkante im wahrsten Sinne des Wortes.

Bester entdeckter Store ist in diesem Labyrinth ein indischer Laden, der jede Art von Duft in Form Räucherstäbchen anbietet. Regalweise kann man die Essenzen sehen. Da stellt sich dann die Frage wie neben dem bekannten Eukalyptus z.B. Californien duftet.

Ich liebe den Rigaer Markt für seine Vielfalt oder den Gostiny Dvor in St. Petersburg, der noch viel geheimnisvoller wirkte. Oder den Budapester 3Loewen Markt. Aber das hier ist unerreicht. Viel viel grösser, als alles bisher Gesehene. American size eben. Die Strassenzüge der Skid Row mit ihren verwinkelten Gassen sind ein Paradies. Bestehend zu 50% aus Dingen, die die Welt nicht braucht, der Rest schon von bei Produktion von bestehender Kurzlebigkeit. Chinas Werkbank gibt es hier in allen Facetten.