tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 15. Dezember 2014

LHR- der wahrgewordenen Alptraum

Mo., 15.12.
Und dann ist das Gepäck weg
Es gibt Ding, die passieren eben und Fluggesellschaften reden nicht gerne darüber. Als Faustregel gilt für die Luft hansa z.B. 20 Gepäckstürcke je 1000 Passagiere. Blöd, wenn es einen selbst trifft.
Zum Beispiel wenn das Gepäck in Heathrow nicht am Laufband auftaucht. Zum Beispiel wenn ein 5000$ Unikat Bike nicht am Sperrgutschalter auftaucht, sondern noch in LA steht.

Wenn also der Flieger mehr als pünktlich in Heathrow auf der Landebahn aufsetzt und man sich Zeit lassen kann, weil der Anschlussflug sowieso erst am Abend stattfindet, betritt der Reisende nach schlafloser Nacht und einem Schwarzenegger Film mit ordentlich viel Fuck in den Knochen müde und antriebslos nach 9Monaten wieder europäischen Boden.

Der größte, der Londoner Flughäfen, nötigt dem Passagier einen erheblichen Fußmarsch ab, die übliche Einreiseprozedur, aber ich bleibe gelassen, weil, dann die Wartezeit am Gepäckband nicht so lang ist.
Und tatsächlich ist der erste JumboBag schon auf dem Laufband.
Doch nach 20Minuten hört das Band auf.
Ja und nu? Erste Reisende machen sich auf zu der Gepäckmeldestelle. Wo ist das Rad? Wo ist mein Gepäck.

LAX- Noch einmal Anspannung

Mo.,14.12.
Ein letztes Mal Holzklasse.
Es ist der letzte Tag in den Staaten, bevor das 10Bettzimmer zum Leben erwacht, bin ich mit meinem  gesamten Zeugs schon im Erdgeschoss. Es gibt noch einmal Aufbackbagel mit Quark und Marmelade, aber ich bin appetitllos.
In meiner Planung habe ich ein ordentliches Frühstück gekauft und hoffe nach dem Check-in ist reichlich Zeit, bevor ich durch die Security muß.
Der Shuttle kommt erfreulicherweise mehr als pünktlich, aber der Fahrpreis hat sich erhöht. Ich habe das Gefühl, jeder hält nochmal die Hand auf. Mir bleibt nicht viel übrig, mit meinen 5 Gepäckstücken ist ein door to door Transport schon eine Notwendigkeit und kein besonderer Luxus.
Auf LAX das gleiche Spiel, Koffertrollis nur gegen Gebühr. Die nächsten 5 Dollar.
In CPH hatten die Sperrgutschalter früh geöffnet und nach nur wenigen Minuten war der checkin erledigt. Auf dem Großflughafen in der Nähe des Pacifics geht sowas natürlich nicht und so habe ich die erwartete Zeit um mit meinem Zügs auf die Waage. Zu meinem Erstaunen beinhalten die beiden Bags 22,4kg. Yeah! Aber der verfluchte Bike Karton wiegt nun 24,1kg und das auch noch ohne Hinterrad.
Nun folgt der mühsame Umbau, Sattel abgeschraubt und den Mantel wieder heraus, Beutel wieder aufschnüren und wieder wiegen. Nach 1h ist alles passend und ich warte. Treffe einige Norweger aus Tromsö, die mit mir den Sprung über den Teich machen.

Amerikanisches Postscriptum

god bless America
So.,14.12.
Kein Amerika bashing
Im Grunde ist mir Amerika gleichgültig, weder bin ich ein besonderer Fan, noch ein ausgesprochener Amerikahasser, es lag Wegesrand und ist ein Reiseland, das ich versuchte, in allen Facetten zu beobachten. Wenn überhaupt, empfinde ich Sympathie eher für Norwegen, Finnland oder das Baltikum.

Es gibt keine Unterschiede zwischen denen und uns, wir fahren die selben Autos, kaufen in den selben Stores, wir sprechen dieselbe Sprache...oft habe ich diese Sätze gehört, wenn ich meinen Gesprächspartnern in Canada von der weiteren Reiseroute und meinen Erwartungen erzählte. Wahrscheinlich war es die besondere, typische Form der kanadischen Höflichkeit ihren südlichen Nachbarn gegenüber, denn ich lernte bald, das es sehr wohl beträchtliche Unterschiede zwischen Ihnen und den Amerikanern  gibt. Genauso wie es spürbare Unterschiede zwischen den Menschen in Washington, den Menschen Oregon und jenen in South California (SoCal) gibt.
Amerikaner sind ganz und gar nicht Amerikaner. Was natürlich auch keine atemberaubende Entdeckung ist, denn meine vergleichbare Strecke würde in Europa ungefähr zwischen Trondheim und Neapel liegen. Ein Land mit 300 Mio Einwohnern kann man nicht nicht als DIE... bezeichnen, sowas wirkt peinlich oberflächlich und und es wäre wahrscheinlich ratsam von einem Besuch von ronherein abzusehen. Aber dennoch.

Woran erkennt man also mit großer Wahrscheinlichkeit einen Kanadier in den USA? Ganz einfach, er sucht von sich aus das Gespräch. Wenn Pauschalurteile auch immer schwierig sind, so bleibt doch am Ende des Weges die Beobachtung , die Kanadier sind offenherziger, interessierter an ihren Mitmenschen. Je weiter ich die Westküste nach Süden fur, desto mehr verstärkte sich der Eindruck.
wonderful Oregon Coast

Der Start war mehr als holperich. Das rauhe Amerika zeigte an der Grenze seine erste Wirkung. Amerika gab sich gar nicht erst die Mühe seinen bestehenden Ruf zu widerlegen.
Ich war nicht mal eine Stunde in Washington State und schon waren wichtige Vorurteile bestätigt, kurvte auf den Parkplatz des ersten Walmarts in Port Angles und werde angesprochen, nimm bloß dein Fahrrad mit hinein, das ist hier ist nicht Canada. Ich weiß nicht, wie oft ich in diesen zwei Monaten USA von anderen Kunden mit hektischen Armbewegungen aufgefordert wurden, ja nicht das Rad mit dem ganzen Zeug ausgerrechnet vor diesem Store unbeaufsichtig alleine zu lassen.

Inside Walmart sah ich am ersten, frühen Vormittag in den US mindestens 10 Personen, die vor der Waffenabteilung auf die Wummen gierten. Das Vorurteil von dem waffenstarrenden Volk, seinen abstrusen, laschen Gesetzen und der einfachen Möglichkeit eine handgun für deutlich weniger als den Preis eines gebrauchten Iphones zu bekommen  war nach nicht einmal einer Stunde bestätigt.

Handguns in jeder Menge und preiswerter, als ein gebrauchtes Iphone 4
Danach habe ich eine zeitlang jeden meiner Warmshower Gastgeber mit der Frage genervt, hast Du auch eine Waffe? Bis auf einen, haben alle die Frage verneint.
In Kelso/Longview betrat ich einige Tage später riesigen  Store mit einem so umfassenenden Angebot an Wummen, das ich mehr aus Spaß zum Verkäufer sagte, show me the Dirty Harry gun.
Sie genossen die Frage und legten mir eine ganze Reihe schwere Pistolen in die Hand.

Natürlich sind das Einzelbetrachtungen. Amerikaner sind ungleich verschlossener, zurückhaltender, sie gleichen mehr uns Norddeutschen, es braucht viel mehr Zeit, die spontanen Kontakte an Strassenkreuzungen waren deutlich weniger oder wie Tom in Templeton es auf den Punkt brachte, wenn ich einen Fremden treffe, dann frage ich höchstens, wie er heißt und wo er herkommt, viel mehr will ich gar nicht wissen.
Und dennoch es gab sie, es waren Momente, die mich schier aus dem Sattel hauten,  Menschen Steven in Petaluma, der einfach mal meine Baguette bezahlte oder andere, die spontan mich auf einen Kaffee einluden. Vereinzelt, aber doch jede Woche.
Aldi in den USA, Healthy Food
Auf meinen Weg konnte ich wunderbare Menschen treffen, die in erster Linie in mir einen Biker sahen und spontan mich einluden. Annie, die Klavierlehrerin in Washington war die erste, die ihr Haus öffnete und Ilast Goldstein am Vons Store in Pacific Palisades bot die letzte Offerte.