tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 5. August 2014

Lytton

Einfahrt in den Thompson Canyon
Mo.,4.9.
Entweder/Oder, beides geht nicht
Keinen Wecker gestellt und es dem lieben Gott überlassen und zack ist es zu spät. Gute 65 Km nach Lytton und es ist schon 06:30h, als ich aufwache, bzw. den Krach des Truckers nicht mehr überhören kann.

Bis endlich alles fertig ist, steht die Uhr bereits auf 7:30h. Gestern Abend habe ich zu lange am Rad geschraubt, wieder eine Speiche ersetzt und die danach das Hinterrad neu zentriert. Die Belastung auf dem Hinterrad ist einfach enorm und dann wurde es so überraschend früh dunkel und ich mußte eiligs alles um 21:15h zusammenräumen mußte. 
Beides geht eben nicht, wenn gefahren werden soll, muss erheblich früher augestanden werden.
Der Bergkiefernkäfer ist mit Chemie nicht zu besiegen

Um 06:30h ist es bereits richtig warm und die Strasse führt zunächst dem Fraser entlang flussabwärts,
Thompson River, Fraser Canyon
später werden dann alle Behauptungen mit Lügen gestraft, solange eine Strasse nur einen Fluss oder eine Bahnlinie parallel begleitet, gibt es keine abnormalen Seigungen mehr. 

Hier im Thompson River Canyon hat sich der Fluss so eng sein Bett gegraben, das für einen 4spurigen Highway nebst 2 Eisenbahntrassen in den Flussniederungen nicht ausreichend Platz ist.  Die Strasse muß mehrfach hoch hinaus und je später es wird, desto schweisstreibender wird die Aktion. 
Dafür gibt's auch heute wieder die große Postkartenshow. Der Blick folgt über baumlose Berge, verkarstete Landschaften in großer Höhe dem Fluss folgend in die Ferne. Ab und an arbeitet sich die Canadian National den Berg hinauf, oftmals werde ich begrüßt von den Lokführern, wenn ich auf den Zugf warte. 
Ich bin immer wieder kindlich beeindruckt mit welcher Kraft die Lokomotiven die nicht enden wollenden Güterwagenkolonnen durch das Gebirge ziehen. Erste Station an diesem Tag ist das 27km entfernte  Spencers Bridge.  
Spencers Bridge Friedhof

Angeblich 160Einwohner. Die Hoffnung auf eine Tankstelle trügt, der Ort scheint ein abandoned town zu sein. Ein alter Friedhof und eine verlassene anglikanische Kirche, die 1905 erbaute St. Michael and all angles Church am Ortsrand und dann entdecke ich doch eine Bewohnerin.

Keinen Kaffee, nächste Möglichkeit erst in Lytton 40Meilen south. Der Ort hat bessere Tage gesehen und nach einem Besuch des Gotteshauses ist nichts mehr zu entdecken. 

Nach dem Spencers Bridge nimmt der Arbeitsaufwand zu. Mehrfach muß die Strasse am Berg die Eisenbahnlinie überbrücken, kurz vor Lytton beginnt das Mekka der Rafter. Man kann sie von oben beobachten, wie die Rafts durch den großen Strudeln hüpfen. In der Höhe ist mehrfach das Freudengeschrei der Teilnehmer zu hören.
Spencers Bridge, verlassene anglikanische Kirche

Ashcroft-durch die Wüste



So.,3.8.
No Trespassing

Ich will heute früh unterwegs sein, auch wenn die Tagesstrecke nur ein wenig mehr als 55km betragen soll. Ab 11:00h macht fahrradfahren aufgrund der Hitzewelle zur Zeit einfach keinen Spaß.

Als es dann endlich los geht, erfüllen sich an diesem Tag die warmherzigen Vorhersagen der Ortsansässigen. Einmal über den Berg und dann würde es bis Cache Creek immer nur bergab gehen. Ich ja im Laufe der Zeit sehr skeptisch geworden, was KmAngaben und Profile angeht, der Klassiker, das schlimmste hast Du jetzt hinter Dir! Aber an diesem Tag ist das anders. 

Den so genannten Berg nehme ich erst gar nicht wahr und dann folgt eine traumhafte Fahrt an einem Kaiserwetter Sonntag. Entspanntes Fahren, lässig ins Tal hinab. 
Nein! bloß nicht noch eine scenic Route

Die Straßenqualität ist heute erste Sahne. Nach 18km verflacht die Strecke ein wenig, ziemlich genau an der Kreuzung nach Loon Lake. Biker, die nach Norden unterwegs sind, haben ab hier eine 18km lange Wand vor sich. Und es geht richtig zur Sache.Cache Creek ist nach 40km der erste Rastpunkt. 



Irgendwie scheint der Ort hauptsächlich aus 5 Tankstellen und doppelt so vielen Beherbergungsbetrieben zu bestehen, richtig was Sehenswertes fällt mir auf Anhieb nicht auf. Ein Ort zum Durchfahren.
Aus dem Ort hinaus und dann würde es nach links gehen, so war die Aussage der Frau an der Tankstelle. Ashcroft. Es ist ein kleiner Umweg abseits des Main Highways, aber ich versprach mir durch die 3x so große Einwohner Zahl im Vergleich zu Clinton ein wenig mehr florierenden Ort. Und ich fühle mich nach der Durchfahrt durch Cache Creek absolut bestätigt.
alte Highwayveteranen als Blickfang eines Autoabschleppers
Wikipedia.org Ashcroft BC

Ab dem Ortsausgang Cache Creek verändert sich der Blick zusehends. Es scheint als liege das Ziel Ashcroft direkt in der Wüste und ich steuere genau hinein. Keine Bäume mehr, die riesigen Nadelwälder in North BC sind verschwunden. Jedes Stückchen Grün muss aufwendig erkämpft und vor allem erhalten werden. Solche Landschaften sehe das erste Mal in dieser Größe. 
Es ist fast Noon, die Sonne scheint schon im Zenit zu stehen, es ist unsagbar heiß bei absoluter Windstille. 
Nachdem die Autos an mir vorbeigefahren sind, herrscht wieder Stille. Keine Geräusche, keine Vögel, Wüste, bis das nächste Auto erscheint. Das einzige was fehlt um diese Szene abzurunden, sind Kakteen und kreisende Geier.
Und dann ist da plötzlich in der Wüste eine riesige Zwiebelplantage. Rundherum ist nur lebensfeindliches Geröll, Sand und erodierte Felsen,
das wiederasufgebaute Feuerwehrgebäude
aber mittendrin eine Zwiebel plantage. Gegenüber gedeihen Kürbisse, als ob es völlig nun normal ist. In der Wüste. Die Bauern müssen ein immenses Wasserreservoir anzapfen, damit sich dieses Grün hier behauptet.
Jordi

Es folgt eine 10% Abfahrt in den historischen Ort Ashcroft und ich entdecke nach der Fahrt über den Thompson River sofort das mutmaßlich kleinste Visitor Center in Canada. Ein wenig verloren zwischen Autowaschanlage und Supermarkt liegt das VC am Beginn der Hauptstraße visavis dem nach einem Brand wieder aufgebauten Feuerwehrgebäude. Das Wahrzeichen der Stadt. Der Thompson River ist  nebenbei bemerkt der drittgrößte Fluss in BC. 

Und Jordi erklärt mir auch, warum es so wüstenähnlich wirkt. Der Mountain Pine Beetle. Der Bergkiefernkäfer sei schuld. 
 Wikipedia.org Bergkiefernkäfer
Andere Baumarten scheinen resistenter diesem Schädling gegenüber zu sein. 
Ashcroft Visitor Centre
Die Kiefer aber hat keine Chance. Und wenn es nicht der Käfer ist, dann sind die Gewitter hier in dieser aufgeheizten Umgebung schnell für Waldbrände verantwortlich.
Tatsächlich jedoch gibt es eine ganze Menge von Bäumen im Ort, keine Kiefern, aber es gibt auch ein Heer von Freiwilligen die sich im Sommer um die Bewässerung kümmern.