tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 30. Juli 2014

Williams Lake-zweiter Tag im heißen Tal

enweder provozierende Werbung oder voll daneben geraten
Mi.,30.7.
Unbewußt in der Vizehauptstadt des Verbrechens gelandet
Was tun in einem Ort mit 10000Einwohner, wenn man gestern schon alles gesehen hat. Und ab 10:00h in diesem Talkessel, die Außenaktivitäten bis 20:00h praktisch zum Erliegen kommen? 
Da ich alles am Rad habe, bin ich an solchen freien Tagen ein wenig blockiert.
Winter müssen lang sein

Obwohl ich früh das Lager abbreche, ist bereits ordentlich Betrieb im Sägewerk gegenüber; ein Gabelstapler Fahrer grüßt mich, schade, ich kann nicht mehr unbemerkt mich davon stehlen.

Für 7$ einen ganzen Tag ins Schwimmbad ist einen willkommene Idee an diesem Tag. Leider ist das Bad  mit dem Baujahr 1972 ein wenig in die Jahre gekommen, die nachträglich eingebaute Sauna erinnert mehr an einen Keller einer Plattenbausiedlung mit einem Verschlag um den Ofen herum, als einen Ort der Entspannung. 
Hartnäckig kämpft das Thermometer mit der 60°Marke, durch das periodische Öffnen der Tür durch die Badeaufsicht bleibt die 59°Grad Marke an diesem Tag oft Sieger. Eine lauwarme Sauna für mich allein. Aufguss ist in Canada verpönt.
Nein, Sauna in Kanada, das bleibt im Entwicklungsstadium stecken. Immerhin muss man nicht frieren, die Dusche danach ist nicht kalt und tröpfelt aus der Wand. Trotzdem bin ich zufrieden. Dem Reinigungsanspruch ist für die nächsten Tage  
ausreichend entsprochen worden.
Frühstück im Park gegenüber von Safeway, die Bäume sind bestrickt, es muss lange, kalte Winter geben. Der Tag beginnt, die Leute fahren einkaufen, wie in Deutschland, nur ist keiner auf zwei Rädern unterwegs.
 
Danach ist es bald so heiß, das ich an diesem Tag eine mehrstündige Flucht ins Visitor Center antrete. Auch an diesem Tag regt sich kein Luftzug. Die Luft scheint zu stehen. Williams Lake ist nicht unbedingt ein Traumort, um Urlaub zu machen.

Den Nachmittag verbringe ich in den Kaufhäusern, Candian Tire,etc. mehr gelangweilt, als auf der Suche nach einem Schnäppchen.

Ich bin gereizt, in der letzten Tagen häuften sich die Begegnungen, die ich nicht suche, dickleibige Mitmenschen, die mich auf der Strasse am Berg in ihrem Auto beobachten und sich dann später lachend vor mich stellen. Ne, also ich könnt' das nicht, ich hab' Dich gerade da am Berg beobachtet, wie Du Dich da hinaufgequält hast, ist ja so heiß draußen, wo willst' denn hin und wo kommst Du her? 
Ich frage mich immer, was diese Menschen treibt, mir dann ihren Standpunkt mitzuteilen. Ja, es ist anstrengend, ja, es sind mehr als 40° da draußen, deswegen bin ich ja hier in der Klimazone und ihr müßt ja auch nicht fahrradfahren. Aber ich muß mich auch nicht zum Deppen machen lassen.
Eine Stampede ist mehr als Bullenreiten
Wenn man sein Rad vor Horton abstellt, bleibt es gar nicht aus, das man in Kontakt gerät. Man wird mit einer Mischung aus belächeln und Respekt beobachtet und der überwiegende Teil der Canadier ist von einem sehr respektvollem Umgang geprägt. Aber es gibt eben auch Zeitgenossen, die brüllen einfach mal so über die Strasse, eyyyh, wo kommst' denn her? Und ich spüre, das ich immer weniger Lust habe auf die Art einzugehen. 

Williams Lake

Di.,29.7.
Die Burg der Bösen
Dadurch, das die Kiesgrube von hohen Tannen umgeben ist, ist es um 07:00h noch angenehm kühl. Dafür ist allerdings das Zelt noch nicht abgetrocknet. 
Auch heute morgen reißt die Maleurserie nicht ab, ich knie auf meiner Persenning, um das Zelt auszuräumen und vergesse leider im Eifer, das gestern dort noch Bananen drin waren. Als ich endlich, den Überzug aus dem Zelt nehme, fühlt er sich merkwürdig schwer an, ich entdecke die nun durchgematschten Bananen. lol
Holsten an der Tanke in Wildwood North BC für 2,85$
Gleich um die Ecke auf dem Highway sieht die Welt ganz anders aus. Es fehlen gefühlt noch drei Anstiegskilometer und es bleibt keine Zeit, um in Tritt zu kommen, denn es geht gleich rabiat los. Aber für den frühen Einsatz gibt es am Scheitelpunkt um 08:45h eine Belohnung bei der Wildwood Race Trac gasolin station mit frischen Kaffee. 
Das Verjüngungszeichen kommt und von nun an geht es bergab. Erst gemächlich, dann mit 7%Schußfahrt an die Ampel der Großkreuzungsanlage Highway 97und 20. Williams Lake ist erreicht. Die Bremsen sind seit längerem abgenudelt.
Schöner Wohnen in Williams Lake

Der im Talkessel liegende 10.000Einwohner Ort schmiegt sich sich an die ihn um ragenden Berge. Durchschnitten wird der Ort durch die beiden Highways 97und 20. Auch hier sind große Holzfabriken von weiten sichtbar.
Die Stadt dehnt sich entlang des Seeufers dem Cariboo Hwy folgend zu beiden Seiten aus. 

Fahrradständer VC
Viel Hintergrundbebauung besteht nicht. Auf dem 97er Abschnitt nach Süden liegen A&W und Tim’s Kaffeestube und 3km weiter das VisitorCenter. Ein großer werden Holzbau direkt am Highway, es gibt ausreichend Parkplätze, sogar spezielle Behindertenparkplätze konnten eingerichtet, alles ist Barrierefrei und behindertengerecht,  aber als alles fertig war, waren leider die Mittel für Fahrradständer verbraucht. 
So stehen nun nur zwei elende Vorderradverbiegehilfen vor dem Eingangsportal. Sie wirken bezeichnend für die Wertschätzung des Fahrrades in diesem Landstrich. Als ich die freundliche Touristenbetreuerin auf fehlende Fahrradständer anspreche, bemerkt sie in ihrer Unschuld, zwei wären ja da, das reizt zu der Frage, ob sie auch selber Fahrrad fährt. Okay, die Antwort war auch vorher klar. 
Fahrradfahren ist auch in diesem Teil des Landes eine zu vernachlässigende Minderheit.
Keine Angst vor Luftnot in Williams Lake
Zwar behaupten die wenigen, die sich nicht unterkriegen lassen wollen, BC wäre die fahrradfreundlichste Provinz ganz Canadas, und Vancouver ganz speziell eine bicycle supporting area, aber einen wirklich signifikanten Unterschied zu anderen Provinzen habe ich bisher nicht festgestellt. 
Die Fahrradfahrer, die ich in den letzten 48h Stunden sah, kann ich an einer Hand abzählen und es bleibt noch was übrig. Schade

Wenn Städte wie Williams Lake sich nur durchringen könnten einfach einen anspruchslosen, kostenlosen Biwakplatz einzurichten, vielleicht mit PlumpsWCs müsste ich nicht immer selber suchen, letztlich unterscheidet sich der offizielle Campground, ein Gravelplatz, genannt Stampede Camping, dann doch nur mit einer Münzdusche von meinem späteren Biwakplatz mit fließend warmen Flusswasser. 17$ für tenting auf einem schattenlosen Schotterplatz ohne Strom, unmittelbar am Highway 20. Die 6spurige Straße ist gefühlt keine 20m entfernt. Ne, das muss nicht sein, das geht auch besser. 
Red Shredsbest bikeshop in the Cariboo
Ich will nicht mosern, das VC bietet einen oberbequemen Ledersessel, plugin und zeitfreies Internet mit passabler Geschwindigkeit. Danach ein kurzer Besuch bei Red Shreds, dem Radladen, nach eigenen Aussagen, hier in der Region. Als ich die Werkstatt betrete, gucken mich 4 Schrauber in freakigem Outfit an. Ich muß sagen, ich fremdel' ja so ein wenig mit diesen Hiphop, voll Kulti, hipe Bikestores. Aber, egal, die Werkstatt brummt, wo auch immer die Räder dann gefahren werden. Und die neue Speiche gibt es auch für 2$. 

Fehlt noch ein Schwimmbad, hier wie immer RecCentre genannt, für recreational. Das RecCentre liegt natürlich bergan und bietet zwei Preise, Duschen einfach, für 3,60$ oder Duschen einmal mit alles(von Sauna bis Jacuzzi) 12h lang für 7,60$.
Schwimmbad im RecCenter
Da die Zeit knapp und in Deutschland bald Mitternacht ist entscheide ich mich an diesem Tagen für Duschen einfach. Außerdem herrscht draußen sowieso eine trockene Hitze mit gefühlten 60°, wozu also Sauna?
Es ist unglaublich heiß.
Zurück zum Kaffee bei Tim geht es über den Highway 20 zum Mittagessen, zu Walmart, in den Augen vieler aufgeklärter Intellektueller hier das Zentrum des Bösen, die mit ihrer Marktmacht den ohnehin geringen, innerstädtischen Kleinhandel kaputtmachen, die Preise dominieren und letztlich viel zu karge Löhne zahlen.