tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 19. Mai 2014

Einstieg in die Hausbesetzerszene

Ochsenkopf Ölförderpumpen

Fr.16.5.
Auf der Hochebene
Grosse Regenpfützen stehen auf dem Motelhof. Meine rauchende, aber können sie mir bitte beim Gepäck tragen, ich habe ein breathing problem, Nachbarin will auch weiter. Etliche leere Flaschen Bier schleppt sie in ihr Auto. Muss ja 'ne große Party gewesen sein.
Drei Tage schien die Sonne, heute ist mal wieder Pause. Grau ist der Himmel, dunkle schwere Wolken hängen über mir. Die Temperatur liegt um 09:00h bei 5°.
Wenn es doch nur mal ein bißchen wärmer werden könnte.
Der Wind weht kühl von Nord, also rechts auf die Brust und das frustrane an diesem Tag wird später sein, je öfter die Streckenführung sich entgegen dem Uhrzeigersinn dreht, Wind bleibt immer bestehen und landet witziger Weise nie im Rücken. Mathematische Winkelberechnungen stören den canadischen Nordnordost nicht.
Die von Ellinor empfohlene Sonnenmilch ist heute wieder nicht nötig, kann ich also in Medicine Hat kaufen, obwohl Elli dazu immer sagt, Sonne scheint immer.
Ich habe wie so oft auf Fahrradreisen im Baltikum eine schmerzhaft, malträtierte Unterlippe. Der spröde Wind und die Sonne haben die Mundbereich ausgetrocknet und entzündet, dazu kommt der dritte Lippen- Herpesinfekt in Folge. Jetzt zur Abwechslung mal auf der linken Seite. Zovirax müsste ich jetzt haben. Meine Immunlage scheint zur Zeit wohl nicht die Beste zu sein. Ansonsten geht’s mir gut, von kleinen Zipperlein einmal abgesehen, einigen Verspannungen, usw., aber die Knie haben sich gut erholt.
Fram auf der Hocheben
Einfach illegal mal quer durch die Grünmulde geradelt und schon bin ich zurück auf dem Trans Canada.
Nach 14km ist Swift Current endgültig abgehängt. Bis Gull Lake passiert nicht viel, die Strasse führt in die Prärie, wir landen bald auf einer sehr dünnbesiedelten Hochebene. Als Wiedergutmachung für meine verlorene Mütze vor zwei Tagen in Chaplin liegen heute mehr als 10 Mützen einträchtig nebeneinander direkt im Highwaygrün. Eine hätte auch genügt.
Erster Caribou Hirsch? kurz vor dem großen Regen
Nach Km 48 fängt es an zu regnen. Der Regen bleibt zwei Stunden mein Begleiter. Der Tag ist heute nicht mein Freund.

Der Regen beginnt
Während ich mich in mein Lamento begebe, in den letzten Wochen bringe ich den unbewältigten Klimafrust in dem einen, ständig wiederholenden Satz zum Ausdruck, ich kriege Sommer, auf jeden Fall, ich kriege Sommer, dieses Jahr und zwar in Australien und ich werde meinen A… in die Sonne am Meer halten, während ihr schon wieder Winter habt. Hartnäckiger canadischer Winter. Als ich später an der Shell gefragt werde, where are you heading to? gebe ich regennass nur zur Antwort into the summer.

Und doch passiert gerade in diesen Momenten in Canada Großes, während ich durch den Regen stampfe, biegt 15m vor mir ein grüner Ford Pickup mit Hardtop auf den Seitenstreifen.
da braust sie davon, Eileen's Ford
Eine Lady, mindestens 60 Jahre alt, kommt energisch ohne Schirm im Regenschauer auf mich zu und sagt, in Tompkins hinter der Tankstelle, da könnte ich bleiben, kein Strom und Wasser aber ein trockenes Dach über mir. Mehrere Cabins wären dort, ich sollte das zweite nehmen und auf ihren Wagen dort achten, 24km von hier. Im Dauerregen, steigt aus und bietet einen trockenen Platz an und bevor ich überhaupt die Kamera holen kann, sitzt sie schon wieder im Ford und braust davon. Unglaublich.
Nach dem Regen kurz vor Tompkins
Trotzdem erst zu Shell, ich brauch einen Frustkaffee, den 20 Unzen Becher für $1,50 und schlechtwetterbedingt einen selbstbedienten Re-fill, als der Tankwart gerade mal draussen ist.
Ich habe das nach 50 Tagen immer noch nicht geklärt, ob der Re-fill jetzt Standart ist, oder ob man nachlöhnen muß. In Finnland ist das üblich, meist heißt es, behalten sie ihren Bon, dafür gibt’s einen Re-fill.
Zurück in der Prärie und kurz vor Tompkins ist sie wieder da, steht plötzlich neben mir, während ich Fotos vom Feld mache und fragt, ob ich noch interessiert sei, oder ob ich nun doch weiter will,sie wohne nämlich nicht dort.
Dann fährt sie voraus und bleibt hinter der modernen Co-op Tankstelle stehen.
Nochmals sagt sie, kein Wasser, no Power, hmm, wie denn ihr Name ist, Eileen, wenn Dich jemand fragt, sagt einfach, ich gab Dir die Erlaubnis.
former Cabin No 12 formerTompkins Motel

Das Prärieview Motel Tompkins existiert schon lange nicht mehr, die ehemaligen Cabins verrotten langsam vor sich hin,  in einem Nebengebäude lagern ehemalige Motelartefakte.
Vor mir stehen 5 abbruchreife Bungalows, die Öfen sind entfernt, teilweise die Scheiben kaputt. Die Eingänge sind teilweise überwuchert. Aber das versprochene zweite Gebäude ist äußerlich intakt, und es liegt sogar noch Teppich aus.
dem Abbruch gewidmet, trockener Hort für eine Nacht
Die Innenraumtemperatur beträgt 11,6°, Scheunentemperatur, aber trocken, falls der Regen doch noch zurückkommt. Und so sitze ich belustig über den späten Einstieg in die canadische Instandbesetzerszene und schreibe diesen Post. Trotz aller Widrigkeiten wieder ein spannender Tag. Sie hat leider  keinen Computer, sagte sie, machte wenig Worte und saß nach 2min später wieder im Wagen, wollte auch keine Fotos, auch als ich zurief, it don’t hurts. Und dann fuhr sie einfach davon, wer immer auch Eileen ist.
Abendstimmung in der Prärie




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