tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 20. Juni 2014

Prophet River

Kaiserwetter

Di.,17.6.
Gott hat(leider) auch die Stechmücke erschaffen
Die Sonne steht schon hoch um 07:00h, wolkenloser Himmel. Kaiserwetter. Jetzt aber los. Es gibt keine Mülltonne weit und breit, also muss der Müll bis zur nächsten Garbage barrel mit. Unregelmäßig tauchen am Highway bärensichere Mülltonnen für Reiseabfälle auf. Und doch sind die Strassen voll mit Flaschen, Kaffeebecher, Windeln.
Ich habe mich entschlossen, das letzte Buch der Reise, diesen dämlichen, autoaffinen Reiseführer zu entsorgen, es tut mir in der Seele weh, 25€, einfach in die Tonne zu werfen, fast ungelesen. Und dennoch nur Ballast.Und die VisitorCenters bieten eine excellente Auswahl an Karten, Routenvorschlägen, etc., die den weiteren Transport überflüssig erscheinen lassen.

Brake check vor der Abfahrt nach Sikanni
Die Anstiege sind moderat, dann erscheint das Hinweisschild Brakecheck. Mein neues Lieblingsschild. Ein sicherer Hinweis, dass gleich eine Mörder-Abfahrt bevorsteht. Was willste machen, durchbremsen, bis die Bremsbacken abgenudelt sind, oder einfach rollen lassen? Ich entscheide mich immer für das alte Rennfahrer Motto, wer bremst, wird zweiter

Abfahrt zum Sikanni River RC Camp. Vor dem Campingplatz liegt der Fluss und die Brücke taucht erst spät auf und erst im letzten Moment werden deutliche Strassenschäden im Brückenansatz sichtbar. Zu spät gesehen, ich rase über die Schlaglöcher. Die Tachonadel schlägt bei 72,3km/h an, da wäre noch etwas mehr drin gewesen, aber die Strecke ist im oberen Teil sehr  kurvenreich.
Sikanni river chief RV Camping, leider geschlossen
Jetzt ein Kaffee. Leider haben die Pächter es an diesem Morgen nicht so schnell, um 9:30h ist noch geschlossen, such’ Dir einen Platz und zahle später, steht auf dem Schild. Das ist doch nicht möglich, am Werktag. Wirklich schade.30$ für einen Platz ohne Strom, aber mit Duschen.

Völlig enttäuscht muss ohne den Schwarzen wieder raus aus dem Tal. Das bildet die ganze Misere der Reise ab, erstens gibt es generell überhaupt zu wenig Support und dann zweitens auch noch geschlossen. 
Der erste Bonebraker des Tages, es zieht sich über mehr als 4km, bis die letzte Steigungsequenz abgearbeitet ist.
20km später kommt Buckinghorse River Lodge. Restaurant, Gasolin station, Campground, Greyhound Haltestelle und auf der anderen Straßenseite ein gleichnamiger PP für 16$ ohne alles, Mücken inklusive, und eine Erdgaswohnsiedlung.
Buckinghorse river lodge
45$ kostet die Fahrt mit dem Greyhound bis nach Ft. Nelson, der Bus geht hoch bis nach Whitehorse, mein doppeltes Netz.

Der Fahrer macht Mittag, dann trommelt er lautstark die Reisenden zusammen, nach Bucking Horse kommt keine offizielle Haltestelle mehr. Aber man versichert mir, würde ich an der Strasse winken, würden sie halten, na hoffentlich. Aber im Moment herrscht auch kein Bedarf.
Ich frage, ob noch weiter nördlich ein Laden geöffnet sei, die Antwort ist unmissverständlich, nein, wie weit ist es nach Fort Nelson, two hours, heißt also 200km, oder 2 Tage für mich. 
Lässig, wie sie das raushauen, two hours.

Dann nimmt mich die alte Mamsell ins Gebet, die Bären sind jetzt draußen, es sei gefährlich, you are on your own, pass' auf die Bären und die Elche auf. Auch Elche sind gefährlich. Da wäre nichts bis Ft. Nelson 220km, nothing, absolutely nothing. But there must be a few humans, nothing....
Und nochmals wiederholt sie you are on your own, in etwa, Du bist jetzt für Dich allein verantwortlich. So wie damals die Bergsteiger im funkfreien Nationalpark, we are on our own, wenn was passiert, muß Du alleine klarkommen. 200km außerhalb der Zivilisation, jedenfalls fast, der Highway ist ja befahren.
Für 2,25$ gibt es Kaffee satt und ich bin für den Tag ausreichend bedient, morgen ist darben angesagt.
Ich bin mit meinem Trecker bei weniger als 6km/h so langsam, das ich in der brütenden Mittagshitze ein leichtes Opfer der Mücken werde. Stehen bleiben und Luftholen heißt Stiche kassieren. Die Mücken stechen sogar während der Fahrt und ich kann nicht mal groß schlagen, ohne unrund zu fahren. Mehr als 20min dauert der Anstieg dieses zweiten Knochenbrechers an heutigen Tag.
Danach ändert sich das Bild. Für die restlichen 30 Tageskilometer verläuft die Strecke auf einmal flach, elegant um die Berge herum, kein Anstieg mehr, ich kann plötzlich im großen Blatt fahren, einziger Wehrmutstropfen, sind die Mücken. Jeder Fotostop wird bitter bezahlt.
In solchen Momenten, hasserfüllt auf diese mickrigen Biester, muss ich mich zurücklehnen, locker werden und sagen, Gott in seiner ganzen Herrlichkeit, hat nicht nur den puscheligen Bären und den trötenden Elefanten geschaffen, nein, er hat auch diesen miesesten aller miesen Zeitgenossen geschaffen. Die gemeine Stechmücke, lautlos anfliegend, hinterhältig, blutsaugend.
Ich bin sicher, es war einfach nicht sein bester Tag.
Aber religiöse Selbstsuggestion hilft an einem Tag wie diesem nicht. Es kribbelt fürchterlich und meine Beine sind übersäht von Einstichen der vergangenen Tage.
und plötzlich überquert der Elch die Strasse
 
Es ist unbeschreiblich, bleibe ich stehen, schwirrt sofort ein riesiger Haufen Mücken um mich. Dieses Bild wird von der offiziellen Tourismuswerbung BC North gerne vermieden. es macht sich nicht gut, den Touristen zu vermitteln, am Abend geht ohne Vollschutz gar nichts. Auf der anderen Seite muß man sagen, diese Region und kurze Hose ist ein Widerspruch in sich.
Oh, was wäre diese Landschaft ohne diese unfreundlichen Zeitgenossen. Nach knapp 100km kommt ein altes Rodungsgebiet in Sicht, es gibt sogar einen Fluss und ich beschließe spontan abzusteigen.
Ein Übernachtunghochrisikogebiet
Vor meinem Wunschplatz verläuft ein sumpfiger Bach, so das die Strümpfe weg müssen und das Rad über mehrere Meter durch den Sumpf gezogen werden muss, dann aber bietet der Platz festen Grund, Zeltaufbau in Vollzeug und es herrscht Stille. Bis auf ein liderliches Gesumme. 
Wiedermal ein Essen nur im Zelt.
Das Beste des Tages aber ist nach allem ein 15min Bad im kalten Flusswasser.

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