tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 18. November 2014

San Luis Obisbo

Klare Worte für Rückwärtsfahrer
Sa.15.11.
Typisch (nord)amerikanisch
Ich will früh aufbrechen in Templeton, ob nun, weil auch andere Gäste in dem B&B anwesend sind oder herzensgute Großzügigkeit, Scott und Elaine lassen sich es nicht nehmen und ich bekomme auch an diesem Tag ein gigantisches Omelett mit Paprika und Schinken. Alter Falter! 
Die anderen Gäste erscheinen später, viel Zeit für Konversation bleibt nicht mehr, auch Elaine und Scott sind am frühstücken und so mache ich mich ohne große, sonst übliche Verabschiedung auf den Weg. Es hat mir gut gefallen in Templeton.
Bike Lane Inn

Der Weg führt mehr oder weniger unerlaubt, das Verbotsschild ignoriend, über den Highway nach Atascadero und hier ist auch schon wieder Schluß mit Highway.

Nach der ersten Kreuzung sind deutlich klacker Fahrgeräusche zu hören. Ich weiß sofort was los ist. Aber das Ergebnis ist dann doch beeindruckend. Es hat etwas künstlerisches an sich, in einen 4cm langen Dachpappennagel zu fahren. Ich blicke auf den Kopf des tief eingedrungenen Zinknagels und bin echt erstaunt. Keine 3km nach dem Start. Woh!
Manchmal frag man sich wie das möglich ist

Danach durch den mehr als 5km langgezogenen Ort Atascadero. Ein typisches Strassendorf. Der alte El Camino Real folgt dem neuen Highway parallel, jede Auffahrt auf die deutlich flacher angelegte Strecke bleibt an diesem Morgen verwehrt.
Unter Geiern

Dafür entdecke ich wieder die großen Vögel, und diesmal gibt es so viele das Zeit bleibt zum angucken. Geier! Es sind wahrhaftig Geier. Ich habe nie vorher welche gesehen, in Scharen bevölkern sie die Bäume und Stromleitungen an der Strasse. In meinen Vorstellungen leben diese Vögel nur in den Wüsten, vorallem aber außerhalb der Zivilisation.
Diese Familie jedoch befindet sich nur ein wenig außerhalb des Ortes und hat ein Reh aufgespürt, das unweit der Bahnschienen verendet ist. 
Erste Pause in Santa Margarita, einem kleinen Ort an der Hauptstrasse ohne großartige Bedeutung, jedoch mit einer wunderbaren Antikscheune.
Keine 2km hinter dem Ort verläuft der Highway und nun ist die Auffahrt erlaubt. Kurz bevor ich den Highway erreiche, begrüßt mich jemand lautstark von hinten, es ist Debra, die mit ihrem Rennrad eine Samstagmorgen Tour fährt. Wir fahren ein wenig zusammen und ihre fröhliche aufgeweckte Stimmung wirkt gerade zu ansteckend. Auch sie hat einmal CrossAmerika gefahren, ist aber nun mit ihren vielen Enkel so eingebunden, das für große Touren keine Zeit mehr bleibt.
Auch sie spricht von the grade. Dem Anstieg, oder vulgo der Wand. Seit zwei Tagen reden sie alle von the grade, die mir bevor steht. Was the grade ist, entdecke ich dann, nachdem ich die Auffahrt hinter mir habe. Nach langer Zeit geht es mal wieder gefühlt endlos bergan. 

Nicht so sehr steil wie in Alberta, aber doch so, das ich Pausen einlegen muß und glücklich bin, als ich mein Lieblingsschild am Strassenrand entdecke, Brakecheck 1/2Mi. Und oben angekommen wird der Aufstieg belohnt. Gute 4Meilen mit mehr 67km/h führt der Weg zu Tag, fast bis vor die Tore San Luis Obispo(SLO).
Natürlich muß ich wie erwartet den Highway bereits an der ersten Abfahrt verlassen. Die Monterey führt durch die gesamte Vorstadt San Obisbos, bis in den Innenstadtkern. Dadurch das der Highway um die Stadt geleitet wird, gibt es einen nette, gemütliche Innenstadt mit vielen kleinen Geschäften, ähnlich wie Santa Cruz. Wobei SLO deutlich wohlhabender wirkt. Es gibt als sicheres Anzeichen im Gegensatz zu Santa Cruz keine Triftstores in der Innenstadt.
Mein Gastgeber wohnt 3057 Higuera, was für deutsche Verhältnisse, wie auf dem Mond klingt. 3057! Es ist noch etwas Zeit und so suche ich den örtlichen McDonalds auf, praktischerweise keine 500m von meinem Host entfernt. 
Debra aus Santa Magarita
Alles sieht auf Computerkarten immer einfach aus und dann fährt man die Higuera south hinunter, wähnt sich am Ziel und findet die Hausnummer nicht.
Denn 3057 ist kein Haus sondern die Nummer eines Mobilhome Parks. Geschätzt 150 Mobilhomes stehen ordentlich in Reihe geparkt mir gegenüber, in einem wohnt Clement. Ich habe diese Parks schon in Canada gesehen, ich fremdele mit solchen Wohnmobilen, wenn man das so salopp sagen darf. 

Produziert werden sie in mehreren Teilen und dann vor Ort mit überdimensionalen Trailern transportiert. Pack' Dein Haus auf einen Laster und such Dir eine neue Gegend, wenn es Dir hier nicht mehr gefällt... Nur das diese Kunststoff Häuser meist solche Größe haben, das sie mit einem Trailer nicht mehr zu bewältigen sind. Im Grunde sind sie immobil.  

Während ich also eine ganze Zeit in diesen stillen Park hineinblicke, wie gewohnt ohne niemanden zu erblicken, kommt Christine des Weges und bittet Hilfe an. Ja, Clement Michel heißt mein Gastgeber, oh ja Clement, der wohnt da hinten, ich kann Dich hinbringen, was sie vielleicht auch gerne tut, um sicher zu gehen, das Clement mich wirklich erwartet, denn in meinem Aufzug falle ich hier in diesem klinisch sauberen Park auf. 
The Grade

Der Park ist erst für Neubewohner ab 55Jahren aufwärts zugelassen. Für Menschen, jenseits des Arbeitslebens, mit einem erhöhten Ruhebedürfnis, friedvolles Wohnen ohne Probleme, ein hoher Zaun umschließt den Park, ein Wachschutz patrouliert in der Nacht.

Na, ich bin gespannt, was mich nun erwartet, aber ich merke bald, ich bin richtig, denn in der Einfahrt steht ein Liegetrike. Clement, der sich nur Clemt rufen läßt, öffnet und lächelt, Du mußt Frank sein. Come in. 
Ich war noch nie in einem solchen Haus und bin erstaunt. In dem fast 40jahre alten Mobilhome gibt es zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, eine offene Küche und ein großes Wohnzimmer mit einer urgemütlichen Couch. Fast wie in einem richtigen Haus, aber die Wände sind eben aus Kunststoff. Der Blick draußen die Strasse hinab fällt auf dutzende ähnlich aussehende Häuser, abspöttisch gesagt, Großraumwohnwagen.

Clemt erklärt seinen Wohnort so, das SLO eine der teuersten Gemeinden in Centralcalifornia sei und die Grundstückspreise hier exorbitant hoch sein. Seine art of living in seinem Mobilhome ist da geradezu ein Schnäppchen. Er lebt allein mit seiner Katze Grim seit einigen Jahren in diesem Park. Sollte ich eine Waschmaschine od er Trockner benötigen, alles kein Problem, aber ich empfinde den Duft meiner Kleidung noch als tolerabel.

Ich bekomme ein eigenes Zimmer mit Bad und er erkundet sich vorsichtshalber, ob ich alles essen würde. Klar doch, außer Salzwasserkartoffeln.

Fein, denn er hätte ein chinesisches Gericht vorbereitet, das er am Abend kochen will. In der Vergangenheit hat er mehrere Kochkurse besucht. 71 Jahre ist er, aber man sieht ihm das Alter nicht an. Drahtig wirkt er, 2012 hat er seine CrossCamericaTour gestartet. Also mit 69 Jahren, Alter, das haut mich um. Es gibt viel zu erzählen an diesem Tag