Ukiah, ehem.Rangierbahnhof

Nicht alles was am Baum hängt, schmeckt auch

So.,19.10.14

Wirklich alles ist eingezäunt

Die gestrigen 91km stecken mir schwer in den Knochen, heute sind es zwei schier endlose Steigungen, die mir das Leben schwer machen. So bin ich froh das es erstens bis nach Willits nur 22Meilen sind und zweitens die frühen Kilometer zunächst nur bergab gehen, es ist nach dem Start ein gemütliches abrollen durch das enge Tal.

Natürlich bleibt das nicht so und es folgen zwei sehr lange Rampen auf dem Weg in die Kreisstadt. Aber es gibt kaum Verkehr und der Seitenstreifen ist angenehm breit. An diesem Tag habe ich zum ersten Mal den Sonntag übersehen, mir kommt erst der Gedanke an den Tag des Herrn, als ich verwundert so wenig Leute im Ort wahrnehme.

Sowohl Brad, als auch Kevin sprachen von dem Re-fill-Kaffee bei McDonalds und seinem schnellen Internet, so ist es ein guter Grund dem großen M einen Besuch abzustatten. Die Brüder sind dummerweise genau am anderen Ende der 4km langen Hauptstrasse. Leider wird es nichts mit dem re-fill, die Kaffeekanne steht sicher auf der anderen Seite des Tresens, aber  die Werbung kündigt von weitem an any size one Dollar.

Dann einige Arbeiten am Blog, danach ist Zeit für ein ausgedehntes Frühstück.

America's wirklicher Aldi

Seit Crescent City und dem Ausbleiben von Walmart habe ich neu den Grocery Outlet entdeckt. Nicht alles ist vergleichsweise sehr preiswert, aber vieles. Dieses ist der sogenannte zweite Lebensmittelmarkt in den USA.

ob der elsewhere Hinweis stimmt?, egal trotzdem preiswert

Lebensmittel aus Überproduktionen werden hier gehandelt. Irgendwie haben sie eine ganze Menge Markenartikel zu undenkbar günstigen Preisen, nix mit überproduzierten Produkten in Fantasienamen wie in Deutschland, anderes fehlt hingegen wieder ganz. 

Und Obst&Gemüse, das sie wahrscheinlich alibimäßig dazukaufen müssen, gibt es zu ganz normalen Preisen. Dennoch für mich lohnt es sich, Joghurt und Milchprodukte sind deutlich preiswerter als bei Safeway, wo man immer schnell genötigt wird gleich 2 oder drei auf einmal zu kaufen, um einen guten Preis zu bekommen.

on the move

Und da Trader’s Joe Trader Joe, also die Aldi’s Tochter, hier in diesem Land witziger Weise zu den hochpreisigsten Sellern gehört, kann man Grocery Outlet wirklich zu der untersten Stufe zählen. Überhaupt Aldi, die Amerikaner können mir da nicht folgen, Aldi in Deutschland, überall in fast jedem Ort vorhanden und ihre Tochter hier, wenn überhaupt dann nur in großen Städten.

Sinnigerweise residiert der Grocery Outlet  in einem Shoppingareal zusammen mit Goodwill und dem Dollar Tree. Man mag es nicht aussprechen, aber es hat etwas vom Präkariats Einkaufsparadies. Kein Vergleich zu den hochglanzpalästen von Safeway und Trader Joe.

Nach dem Frühstück ein direkter Kaffee/wifi Vergleich bei BurgerKing.

Verkehrunfallopfer Highway 101, Berglöwe oder doch nur Katze?

Fazit: erstens BurgerKing hat Steckdosen, es herrscht nicht eine penetrante Beschallung mit Motown Klassikern und das Internet ist deutlich schneller. Aber der Kaffee ist teurer.

kurzfristig falsch eingeparkt

Um 15:10h verlasse ich bei strahlendem Sonnenschein den Ort. Es sind nur 23Meilen bis Ukiah. 
Kurz hinter Wittlis ein letzter gewaltiger Anstieg und ich muß an Kevin’s vom Vortag denken, every mountain will be rewarded, als ich mühsahm die Passhöhe erreicht habe verspricht man eine 7% 5Meilen Abfahrt.

endecino County Source:mapsofworld.com

Schussfahrt mit max. 58km/h. Kurz vorher ein Baum mit gelben Früchten, die meisten liegen auf der Erde, ergo die Früchte müssen reif sein. 

Ein herzhafter Biss und ich frage mich entsetzt in was ich gerade hingebissen habe, eine holzige Frucht, mehr Kastanie denn Citrusfrucht. Was zum Henker ist das? Fazit, nicht alles was am Bäum hängt ist auch essbar.
Irgendwelche Angebote was das für eine Frucht gewesen sein könnte?

Ich habe mir vorgenommen noch eine Nacht draußen zu verbringen und es gibt Aussicht auf einen Campground kurz vor der Stadt. Leider wird daraus nichts; es erscheint kein Hinweisschild und ich fahre durch das Weinanbaugebiet der Parducci Familie Parducci Weine direkt auf die Stadt zu. Die Gegend ist total zersiedelt.

Überall stehen einzelne Häuser, jede Fläche, jede Weide ist eingezäunt. In meiner Überlegung während der Vorbereitung dieser Reise waren immer reichlich Brachen und Felder vorgesehen, wo man zur Not eine Nacht stehen könne. 

Ukiah Downtown

In Amerika ist das kaum möglich. Die Grundstücke sind grundsätzlich eingezäunt.

Die Leute müssen große Angst haben, Selbst wenn nur Vegetation zu sehen ist steht überall ein no trespassing, beware of the dog, keep out.

So sehr ich mich auch bemühe, ich finde entlang des 101er am keinen Platz für mein Zelt und bin viel zu schnell im Sog der Stadt Ukiah. Viel zu bieten gibts auf den ersten Blick nicht, einige alte Häuser in der Hauptstrasse, die ich entlang muß, da ich den Highway 101 am Ortseingang verlassen mußte. Der Ort wirkt grau und abgewirtschaftet. Was allerdings fehlt ist ein geeigneter Platz für das Zelt.

Ich bin schon geneigt doch in einem Motel abzusteigen, als ich den ehemaligen Rangierbahnhof im Ortskern entdecke. Das ehemalige, 1929 erbaute Empfangsgebäude ist gerade saniert werden und steht nun etwas verloren mitten im Nichts des früheren Bahnhofsgeländes.

Hier fahren schon lange keine Züge mehr, die Gleise sind verschwunden, die Fläche ist geräumt, aber es gibt einige Büsche auf dem weitläufigen Gelände. Na wer sagt’s denn, geht doch. 

Mit dem letzten Tageslicht das Zelt aufgebaut, niemand nimmt Notiz von mir. Es ist schnell dunkel und sollte nicht, wie den Berliner Pärchen passiert, nachts der Sheriff vor dem Zelt stehen, kann ich morgen in aller Ruhe den Ort ansehen, vielleicht gibt es sogar ein Schwimmbad für eine heiße Dusche.

 Eine aufregende Stadtindianernacht steht bevor.