tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Sonntag, 19. Oktober 2014

Longvalley Bridge, Mendecino County

Das Fahrzeug für Freiheit und Abenteuer


Sa.,18.10.
Ich treffe die falsche Entscheidung
Das wifi im abgewirtschafteten Motel ist eine Katastrophe und ich bekomme am Abend keinen Zugang mehr in die Welt. Deshalb mache ich mir Hoffnung auf den frühen Morgen, wenn die meisten Motelgäste noch schlafen.
Aber die Hoffnung trügt, nur für wenige Minuten habe ich einen kurzen Zutritt, dann ist die Leitung schon wieder unterbrochen. 

In Canada hätte man beim check-in sicher etwas regeln können, aber der junge, arrogante Schnösel am gestrigen Abend hatte wenig Empathie für Radfahrer. Viel Geld, zu viel Geld, für ein schlechtes Motel. Selbst eine Nachttischlampe war im Ausstattungsbudget des Motels nicht mehr drin. Die einzige Lichtquelle war eine überdimensionale Leuchtstoffröhre an der Decke. 

Um meine Zerstörungspauschale wieder zu bekommen, muß ich am Morgen auf die Reinigungskräfte warten. Dabei war nun wirklich nichts mehr zu zerstören und das Wertvollste im ganzen Raum war der Retro-Farbfernseher aus den frühen 70er Jahren.
Aber auch dieses Motel war relativ ausgebucht, wer eine volle Hütte hat, muß sich vielleicht um seine Qualität keine Sorgen machen. 

Der Regen hat nachgelassen, ich fahre die Hauptstrasse Richtung Freeway, nur wenige homeless sind um 09:30h auf den Strassen zu sehen, der Ort wirkt noch schläfrig.
Bis Legget sind es 22Meilen, so heißt der in der Karte verzeichnete nächst größere Ort.
Gute 37km gespickt mit knackigen Anstiegen und einem dutzend Wadenbeißern.

Unterwegs auf einer großen Talbrücke treffe ich Sue und Kevin, die aus Toronto stammen und auf dem Weg nach San Diego sind. Beide sind Ende 50 und nehmen es etwas lockerer an diesem Tag. Nur den nächsten State Park wollen sie ansteuern. Auch Kevin ist über das lousy wifi seines Motels am gestrigen Regentag entsetzt. Zu teuer und schlechter Service. Versuch mal McDonald, die haben ein gutes wifi, möglich, das Problem ist bloß, das die Ketten hier relativ rar sind. Als Europäer denkt, man Amerika- da gibts in allen Orten mindestens einen McDonalds oder BurgerKing. Aber dem ist hier abseits der großen Städte beileibe nicht so. 
Wir tauschen die blogadressen aus, ich trenne mich und muß zu meinem Entsetzen bald feststellen, das mein Sehnsuchtsort für Kaffee und Kuchen aus weniger als 10 Häusern besteht, der überwiegende Teil ist verschlossen, verammelt, aufgegeben. Nur 392 Einwohner sollen hier leben, so steht es am Ortseingang, aber wer weiß schon, wie alt das Schild ist. Also nochmal zurück zu den Patriotischen, einen Grocery Store? ja, eine halbe Meile den Berg hinauf. Einen weiteren 800m Anstieg in Serpentinen für einen Kaffee. Aber für 20oz der Marke Rush ultra caffeinated tue ich auch das.Die Marke wird spürbar teurer. Nun kostet er schon wieder 2$.
Chris, Wanderer auf dem Weg nach Süden

Unterwegs treffe ich Chris, der mit seinem Rucksack und zwei kaputten Reisetaschen die Strasse herunterkommt. Keine 40Jahre alt, schon seit langem arbeitslos, ist er auf dem Weg nach Texas, den Winter über, wie er sagt. Wir unterhalten uns einige Minuten aber ich traue mich nicht an diesem sonnigen Tag zu fragen, wo er den gestrigen Tag verbracht hat. 

die falsche Wahl getroffen?

Der Laden tront auf dem Berg, der 101er ist einen
Steinwurf entfernt. Ich habe Zeit den Freeway zu beobachten und den Verkehr zu zählen, viel ist an diesem Morgen nicht los. Hier in Legget zweigt der Highway 1, der Küstenhighway Richtung San Francisco, vom 101er ab. Ich bin unsicher, mein Gespräch an diesem Morgen mit Rick dem Harleyfahrer aus San Antonio in Texas, der ganz deutlich sagte, viele schwere Anstiege, enge Kurvenlage, schwer zu fahren und als ich nachfragte, sprach er zu meinem Erstaunen von sich und der Harley. Besser Freeway fahren. 
Klar, vielleicht sieht man mehr, aber unterschätze die Steigungen nicht, Rick klingt mir im Ohr. Die junge Frau hinter der Kasse macht mir wenig Hoffnung. Viel gibt es zwischen Ihrem Laden und dem 22Meilen entfernten Laytonville nicht, aber es gibt einige Anstiege. Ja, die hatte ich heute schon.
Was also nun tun? die meisten Biker nehmen die Strecke an der Küste entlang. Angeblich wegen dem wenigen Verkehr, eng, kurvenreich, teils ohne Nebenspur, Rick ist dagegen.


Oder den 101er weiterfahren, mit etwas mehr Glück auf größere Städte. Gordon war gegen den 101er, too much traffic, die schmeissen dich da sowieso runter, spätenstens vor Santa Rosa, musst Du da weg. Und langweilig ist er. Hmm!
die letzte, der 9 Steigungen an diesem Tag

Ich zähle kaum Verkehr an diesem Tag, auf dem 101er kaum Autos. Alles im normalen Bereich, dafür aber gut ausgebaut. Wahrscheinlich ist es die falsche Entscheidung, aber ich bleibe zunächst auf dem 101er.
Meine Hoffnung erfüllt sich leider nicht, denn es geht auf dem 101er auch weiterhin richtig bergan und die 22 Meilen bis Laytonville folgt der Highway einem Flusslauf. Harterkämpfte 22 Meilen.
Das langgestreckte Laytonville ist tatsächlich 4x so groß und hat einen riesigen Generalstrore, mehrere Tankstellen und 4 Motels, allerdings zwei davon sind ausgebucht und eins ist geschlossen.
Der nächste Campingplatz liegt 22 Meilen entfernt. Dazwischen sei nichts. Die meisten State Parks befinden sich an der Küste. War es doch eine Fehlentscheidung? Ich bitte auf zwei Höfen ein Zelt für die Nacht aufstellen zu dürfen, aber obwohl wieder Land soweit das Auge reicht vorhanden und umzäunt ist, reicht der Platz nicht für mein Zelt. 
Ein Ellinor store am Ortsrand von Laytonville

Ich denke darüber nach, was die Menschen Fremden hier gegenüber so zurückhaltend macht. Mills in Olympia hatte das offen angesprochen, die haben hier teils nur 2 Wochen Urlaub im Jahr, wenn Du dann kommst und sagst, ich bin wochenlang unterwegs, sind sie mißtrauisch.
Auch in Laytonville sind jede Menge homeless auf der Strasse und am Ortseingang zu sehen. Aber ich glaube es ist noch etwas anderes.
Ich spreche mit Dan, einem jungen Buschen aus Quebec, der auf dem Weg nach Kolumbien in Lateinamerika ist. Sein Rucksack liegt am Strassenrand, mehr besitzt er nicht, sagt er. Machen die homeless den Leuten Angst? Sind es einfach zu viele. Sind die Menschen deshalb so zurückhaltend? Wirke ich vielleicht auch homeless? Vor der Abfahrt habe ich nicht darüber nachgedacht. Der Gedanke wäre wir fremd gewesen. Wie oft habe ich im Baltiukum oder in Polen einfach auf einem Hof gefragt. Nie gab es eine Ablehnung.  Gleichwohl ja, natürlich bin ich es. Ich erfülle homeless. Wie Gordon das schon vorsichtig anzudeuten versuchte, pass auf das Du nicht in den selben Pott geworfen wirst. 

Es gibt kein Starbucks&Co in Laytonville, dabei hatte ich so  gehofft, hier wären sie vertreten. Es ist bereits 05:00h und ich will kein Risiko eingehen, verlasse den Ort zügig und als hinter einer Brücke ein Grünstreifen auftaucht, zögere ich nicht lange. Es ist der ideale Platz für die Nacht. Und es gibt die Chance auf Tierbeobachtung am Abend. Deutlich sind die Hufspuren zu sehen. 

Der Autoverkehr lässt langsam nach und der ganze Wald erfüllt sich mit dem Geräusch der Grillen.Ab 22:30h ist bis zum frühen Morgen nur das Rauschen des kleines Baches neben meinem Zelt zu hören.