tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 21. August 2014

Nanaimo-Der Costco Hot Dog

nicht alles in Canada ist teuer, einmal alles ab für 6,50€+Tax


Mi.,20.8.
Auch in Canada herrscht Ordnung 
Der Highway schläft nie ganz, immer mal wieder bremst ein Trucker in der Nacht seinen Truck illegalerweiser vor der gegenüberliegenden Ampelanlage mit der Motorbremse, dem Retarder ab. Das klingt dann im Zelt, als wenn jemand brutal auf den Perser teppich einschlägt, oder eine Bell UH-1D kurz vor dem landen ist. 
Um 06:00h ist es hell, leider sind die WC’s noch nicht aufgeschlossen worden, es war der Grund für die Auswahl meines Campingplatzes. 
Nach einem Frühstück fahre ich auf dem 19er in Richtung Aquatic Center. Für 7$ gibt es alles zu haben, den ganzen Tag lang, auch wieder Senioren Wassergymnastik. Weiter geht’s in die Stadt. Der Akku ist fast leer und die Hortons spendieren hier am Ort keinen Strom, für den Fall, das ich Ellinor erreiche, sollte der Akku aufgeladen sein. Aber irgendwie ist es in diesem Ort schwierig eine Außensteckdose an einem öffentlichen Gebäude zu ergattern. Während in Williams Lake downtown sogar die Parkplätze alle eine Doppelsteckdose hatten, suche ich hier lange vergebens, bis ich endlich unter dem Vordach der Kunsthalle fündig werde. Der Platz zeugt von Parties der Vergangenheit.

Kaum 10min später erscheint allerdings das Auge des Gesetzes und ist nicht zufrieden. Was machen Sie da? Nun, wie sie sehen, sitze ich und schreibe mit einem Netbook. Ja, aber sie benutzen Strom von einem öffentlichen Gebäude, das geht nicht, um 10:00h macht die Bücherei auf, dann können sie da… ich erblicke den Amtshengst in deutlicher Größe, aber mir ist heute nicht nach Diskussion, deshalb lasse ich ihn auch nicht ausreden, sondern frage nur, wie ist ihr Name Sir, nun, hören sie Mr., ich bin 12000km mit dem Fahrrad durch dieses Land gereist und Sie, genau sie, sind nach 5 Monaten der erste, den das stört, zumal die Bücherei da drüben 50m weiter wohl am selben Stromkreis angeschlossen ist, wie diese Kunsthalle. 

Wo also ist ihr Problem?
Sind sie mit diesem Fahrrad hierher gekommen? Ja, die ganze Strecke! Normaler Weise antworte ich auf diese Frage dann immer, ja es kam kein Truck vorbei and he picked me up! Ja, und was haben sie jetzt vor? Da ich nicht in Stimmung bin, unterlasse ich jetzt die typischen Antworten, denn ich merke, es tut ihm leid. 
Sie haben eben auch hier in der Stadt genug Streetpeople, Leute, die genau da, wo ich jetzt sitze übernachten und das geht vielleicht nicht. Vielleicht! Nun aber ist der Wachtmeister doch neugierirg geworden und befragt mich nach meinen Reiseplänen, alsbald wünscht er einen schönen Tag und geht. 

Ich packe später zusammen, gehe zu Fuß in Richtung Bücherei, als ein Fahrradpolizist erscheint und während wir zusammen sprechen, stürzt ein deutlich erregter Einheimischer dazu und ruft: na, haben sie einen von denen, einer war auch auf dem Fahrrad kam aus Deutschland…

Ich spüre diese Stadt, diese Innenstadt tut mir nicht gut. Die Austeiger bedrohen die feine wohlhabende Welt und mit meinem Outfit drohe ich wieder mal mit Ihnen in Zusammenhang gebracht zu werden. Mir ist nicht wohl, ich verlasse nach der Bücherei downtown. 


Kaum bin ich allerdings um die Ecke stürzen 3 Männer mit ihren Kaffeepötten in der Hand aus einem Cafe an einer viel zu steilen Strasse. Hey, wir treffen uns hier gerade mit unserem Fahrradclub, ist ein prima Ort zum kaffeetrinken. Und dann wird mein Rad begutachtet und es ist mir wieder elends peinlich. Ist es nicht ein bischen zu schwer?  Deine Bremsen sind abgefahren, Du brauchst auch bald neue Mäntel, ja doch! 
Sie meinen es bestimmt freundlich, aber an diesem Tag will ich nichts erklären und ich schaue sie an und frage nur, na, fahrt ihr eigentlich auch bei jedem Wetter oder nur im Moment, wo so schön ist? Nein, das ganze Jahr, auch im Winter. Trotzdem Radsport hin oder her, dieses ständige kommentieren und bemerken, sich witzig finden mit fraglich komischen Bemerkungen, obwohl nur höchst selten jemand von Ihnen eine ähnlich gelagerte Tour durchgestanden hat, nein, ich will mir das im Moment nicht mehr antun. Es ist einfach ein wenig zu viel.
Also fahre ich oder besser schiebe ich davon auf der Suche nach irgendetwas Interessantem in dieser Stadt.
Diese permanenten Anstiege, dieses hoch und runter strapaziert mich. Eine Stadt mit gut 80.000Einwohner, 3 Fährterminals und einer Universität, zerschnitten von zwei 4Lane Highways und jeder Menge Einkaufszentren. Am TCH reiht sich ein Einkaufszentrum, eine Mall an die nächste, riesige Parkplätze, während in der Innenstadt relativ wenig los ist. Den Abschluß im Norden bildet das Woodgrove ShoppingCenter mit dem integretem Walmart.

Craig aus Nanaimo
Aber was ist schon Innenstadt? Wo fängt sie an, was ist bereits grüne Wiese, in einer Stadt, die keine Vergangenheit hat und deren Läden und Malls aus Pseudoarchitektur und austauschbaren Klötzen bestehen. Mit dem Auto sind es keine 15min von Walmart bis in die Innenstadt, ich brauche aufgrund der Berge fast 45min. Die Anzahl der historischen Gebäude ist an zwei Händen abzuzählen und es bleibt noch was übrig. 
Eine funktionelle Stadt ohne Identität. Kein Zweifel, diese Stadt hat alles was sie braucht nach kanadischem Gefühl; es ist das europäische Gefühl, was nach mehr sucht, nach einem Dom, nach einer historischen Altstadt nach verkehrsberuhigten Innenstädten.
Nein, natürlich gibt es jede Menge Parks, die brav am Abend geschlossen und am nächsten Morgen geöffnet werden, es gibt entlang der Highways moderne Rad/Skaterfahrwege, es gibt ein großzügiges AquaticCenter und diverse andere Sporthallen, aber alles ist so großzügig geplant und verteilt, das es mit einem Stadtrad eine Herausforderung ist. 

Ich bin trotz aller meiner Unzufriedenheit geblieben und suche nach einer Idee, vielleicht noch einmal nach Tofino, 120km durch die Berge um wieder an einem Ort wie Ganges zu stehen? Oder schon früher übersetzen nach North Vancouver und von dort noch einmal für eine Woche in die Provinz starten? Ich spüre innerlich die Zeit ist um und versuche im Moment auszuharren, zu akzeptieren, das die Zeit verstreichen muß, bis Ellinor kommt. Es ist ein Zeitspiel. Ich bin einfach zu früh hier und muß die Zeit überbrücken
Am Nachmittag dann eine Ausflug nach Norden, ich fahre auf einem super plangestaltetem Radweg, bis an einer Kreuzung sich schon wieder jemand lustig macht. Na, Du brauchst wohl noch etwas mehr Gewicht. Ich schaue ihn an und frage, wieviel Km bist Du heute schon gefahren? 5 oder vielleicht doch 7? Und er sagt 4Stunden lang.



Es ist Craig, auch er ist schon 71 und ebenfalls sieht man ihm seine 71 nicht an. Er würde jeden Tag auf dem Rad sitzen und so kommen wir ins Gespräch, seine Räder baut er selbst, sein ganzes Leben ist er gefahren. 

das ist er, der beste Hot Dog der Stadt und irgendwo ist die Wurst
Nach einer Weile frage ich ihn nach einem Triftstore, er solle visavis von Costco sein, ob ihm die Adresse bekannt ist.

Klar, und bei Costco gebe es die besten Hot Dogs der Stadt mit einem großen Pepsi Becher und Refill für 1,50$, es würde nirgendwo bessere geben, ob ich das wüsste? Ne, bisher habe ich überhaupt keinen Bedarf nach Hotdogs gespürt und in Nanaimo erst recht nicht. Sprach’s und fragt kommste mit, ich lade Dich ein.

Ja, was willste da sagen und schon versuche ich dem Senior zu folgen, ich bin an jedem Hügel im anaeroben Bereich, während er mir zu liebe abbremst. Und nach 7km stehen wir vor Costco Wholesale, eine Art Cash&Carry, GV Megastore, aber mit allem. 
Von Kleidung bis Werkzeug. Hier muß man Mitglied sein, um die 5L Flasche Heinz zu bekommen oder die Familienpackung WCpapier. Ich finde so was toll, aber auf dieser Reise nützen mir GV ChipsKontingente nichts, ich kann ja nicht mal die üblichen Angebote der anderen Verdächtigen annehmen, kaufen sie 5x2l Flaschen bekommen sie eine umsonst.

Egal, wir sind hier zum Hotdog Test und es gibt die Varianten regular und polish style, also eine Art Brühkrakower, dazu das gesamte Programm, Senf, Ketchup, Relish, sogar frisches Sauerkraut und gehackte Zwiebeln. Im Weichbrötchen. 

Man muss das nicht mögen, aber ist man bekennender Wurstfan, kann man diesem Gesamtkomplex wirklich was abgewinnen. Und für den Preis einfach unschlagbar. Es hat so ein wenig von IKEA und sein Köttbullar. Auch nicht viel gesünder, aber nach einem gelungenem Einkauf ein Muss mit der entsprechenden Re-fill-lerei.
Kai Uwe mit seim Pittbull Mix

Craig begleitet mich noch zu Walmart, die für den nächsten Riesenparkplatz auf der anderen Seite des Highway verantwortlich sind, dann trennen sich unseren Wege und ich strebe dem neuen Campingplatz am Long Lake entgegen, einem Platz mit Picnic Tischen und Bademöglichkeit, aber ohne Strom. Meiner Badestelle von gestern.

Kaum bin ich am Schreiben kommen die Leute wieder mit ihren Hunden vorbei, man grüsst sich, es ist immer ein guter Moment, um ein paar Worte zu wechseln, doch diesmal ist es anders, denn jemand versucht sich in deutsch und erzählt, er ist in Deutschland geboren.

In Utin. Nun, im plattdeutschen heißt mein Geburtsort wirklich so, und hier meint der Mann Eutin. Ne, steht da mit seinem Pittbull Mix und spricht in einem canadischem Akzent deutsch, er ist 1962 in Eutin geboren und im Alter von 7Jahren in ein Flugzeug gesetzt worden und nach Vancouver verschickt worden. 

Die Stewardess hat auf ich ich aufgepasst. Kein Wort englisch hat er gesprochen. Nun ist er 52 Jahre alt und arbeitet in der Holzindustrie, was hier in einigen Kreisen nicht unproblematisch gesehen wird. Die Holzindustrie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in BC, während auf der anderen Seite naturbewußte Bewohner dieser Provinz eher von einem viel zu großen Einschlag und von easy money sprechen, Das lässt die Holzindustrie natürlich nicht gelten und verweist auf die Arbeitsplätze und Kai Uwe Müller hat einen von ihnen, er schätzt die Bäume zur späteren Verwendung ein. 

Unglaublich, jemand aus Eutin, gleiches Krankenhaus, 2 Jahre älter, getroffen 8Zeitzonen und 9000km von Eutin entfernt auf einem Parkplatz am IslandHighway.
Mit seinem Hund gassigehend, ich schaue im lange nach, als sich sein Pickup in Bewegung setzt. 1993 kam meine Tochter in diesem Krankenhaus zur Welt. 
Inzwischen ist das Krankenhaus in Eutin am See abgerissen. Die Stadt hat sich seiner und meiner Geburtsgeschichte entledigt.