tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 21. August 2014

Salt Lake Island

der gewohnte Platz

So.,17.8.
Sprachunterschiede
Ich bin früh auf, die Nacht war relativ unruhig, viel Lärm in den angrenzenden Parks, aber immer weit genug entfernt, als das es beunruhigend sein könnte.
Am Abend hatte ich Streifenpolizisten auf dem Rad auf der Douglas gesehen und damit war natürlich das Argument hinfällig, geh’ einfach in die Natur da können sie Dir im Zweifelsfalle mit dem Auto nicht folgen. Richtig, aber mit dem Rad. Was die Sache am Abend komplizierte, war die Entdeckung gleich zweier weiterer Zelte in meinem Revier, die so schlecht getarnt waren, das sie locker von der Strasse aus zu sehen waren. 
Mile O des TransCandaHighways am Beacon Hill

Man muß ja nun das Auge des Gesetzes auch nicht allzu sehr provozieren. Aber meine Nachbarn sahen die Sache ganz offenbar lässiger als ich.
Auf dem Weg in die Blanshard sehe ich noch zwei weitere Zelte, das letztere unmittelbar in einer Grünanlage im Wohngebiet. Also nein, es gibt Leute, die sind genauso dreist wie ich, das beunruhigt mich.

Horton in der Blanshard hat schon auf, auf den großen Strassen ist nun ein Stelldichein der Flaschensammler. Nirgendwo sonst in Canada, selbst nicht im mondänen Banff, gab es diese Masse an Flaschensammlern, Junkies und Gescheiterten zu sehen, die die Innenstadt bevölkern. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten, oder wo viel International mit der entsprechenden Wegwerfkultur ist, sind auch viele, die davon leben können/leben müssen. Wie sagte doch Hartmut, BC wirkt anziehend, selbst auf die Leute im Elend. Der Winter ist hier längst nicht so streng und lang wie in Ontario, oder an der Ostküste auf den Maritimes.
Fruitstand am Wegesrand

Ich bin zu früh dran, Michael und ich sind um 08:30h verabredet, da ist noch genug Zeit für einen Schwatz mit Ellinor. Es wird warm heute, aber Michael war mit der Zeit einverstanden und so kann ich die Zeit in Ruhe bei Hortons genießen, obgleich ich wegen der Wärme lieber früher gefahren wäre.
Als ich um 08:13 dann vor seinem Hostel eintreffe, trifft mich schier die Keule. Er ist bereits um 07:00h gefahren, er musste weg, wie er es zu entschuldigen versucht. Um sieben Uhr war ich bereits bei Horton, es enttäuscht mich tief. Ein wenig mehr Ehre hätte ich jemanden in seinem Alter ihm schon zugetraut, ja erwartet; ein Wort am gestrigen Tag hätte genügt. 
Und im Zweifel hätte er eine email schicken können. Nun ist er weg, weil er musste. Na was willste machen, wenn Leute unzuverlässig sind.
Es drängt sich der Verdacht auf,  das er nicht in der Lage war den neuen mailaccount zu starten, so wie er den alten Internet Zugang nicht benutzen konnte. Es lebe die große Unverbindlichkeit, wat kümmert mich mein Gesabbel von gestern.
Swartz Bay Fährhafen

Also allein die Quadra hoch, bei Walmart Uptown vorbei und auf den Lochside Trail. Die Strecke kenne ich und nach zwei Stunden bin ich in Sydney. 
Einen weiteren Kaffee und ab zum Fährbahnhof. Auf dem Hinweg, bin ich zügig losgerollt, um den Abgasen der Autos zu entgehen. Nun erst sehe ich das ganze Ausmaß des Fährhafens. Zwar gibt es weniger Güterverkehr, aber 5 Fähren starten hier rund um die Uhr mit Kurs auf die umliegenden Nationalparkinseln und aufs Festland nach Vancouver.
Skeena Queen

Mit der Skeena Queen, einer offenen Deckfähre, geht es durch den Sund an vielen Inseln vorbei. 45 min dauert die Fahrt, wir haben solche Fähren oft in Norwegen benutzt. Der Komfort ist ein wenig rudimentär, man verbringt die Zeit auf dem Fahrdeck und es beginnt das Rätselspiel, welches wohl meine Insel ist.
Es wird allerdings schnell klar, sie haben mich wieder veräppelt.
Andreas, der Schreiner schwärmte von Saltspring Island, die Leute in Victoria warnten vor dem starken Anstieg auf dem Highway Richtung Nanaimo und vor allem vor dem starken Verkehr.

So bin ich ausgewichen und nahm die Fähre, in der Hoffnung, es sei ein super fahrradfreundlicher Umweg, um diesem Highwayberg zu entgehen. 
Aber bevor wir anlanden, wird klar, hätte ich bloß den Trans Canada Highway in Victoria genommen. 

Wie sagte die Frau im VC in Sydney, das ist aber auch die schlimmste Insel, was Berge betrifft. Und dummerweise, trifft es nun wirklich zu. Es sieht schon von See her nicht gut aus. Ich treffe zwei Biker auf der Fähre, die mir raten die kleinere, östlichere Strasse zu nehmen, wäre nicht so schlimm, was die Berge angeht. Später wird sich ein Biker in Ganges darüber köstlich amüsieren und feststellen, es ist überall steil, egal wo du dich auch bewegst.

Kirche von Fullford
Aber ich komme nicht mal den ersten Berg von der Fähre  hinauf. Ich frage im Restaurant in Fullford, how far is it to Ganges? Dem Hauptort der Insel und die Antworten reichen von 70km und ganz steil, bis 30min drive, but very hilly. 

In letzter Zeit  habe ich mir angewöhnt zu fragen, fährst Du auch selbst Fahrrad?, das ordnet die Antwort wenigstens ein wenig ein. Es bleiben aber die Verständnisschwierigkeiten, wir sprechen einfach nicht dieselbe Sprache. Das Personal in den VC's ist bestenfalls mal gelentlich auf dem Rad unterwegs, viele jüngere Angestellte sagen aber auch ganz lässig das sie überhaupt nicht Fahrrad fahren.
Fullford Fähranleger

Als ich endlich auf den ach so vielbefahrenden gefährlichen Highway kurz vor Ganges gerate, ist es eine gut ausgebaute Landstrasse mit 50cm breitem Randstreifen. Der Verkehr unterscheidet sich nicht wesentlich von dem auf der Alternativstrecke. 

Was für kanadische Gelegenheitfahrer bedrohlich wirkt und mindestens eines 10ft breiten paved Shoulder bedarf um sicher zu sein, ist für mich nach langer Osteuropa Erfahrung gerade zu luxuriös. 

Und was nützt es zu sagen, es ist nur ganz wenig hügelig und ich komme mit meinem Fahrrad nicht hoch, während es aus Sicht  Autofahrer mit einem 3l Motor und 4x4wd geradezu lächerlich ist.

Die Strecke vom Fährhafen bis in die Mitte der Insel nach Ganges erweist sich als gut 23km lang und nicht 70, wie noch in der ersten Schätzung der Restaurantfrau. Gefühlt bin ich dennoch eine Ewigkeit am schieben, fluchend, die Strecke hassend; wie konnte ich wieder auf die Idee kommen, es gebe einen einfacheren Weg. 

Es gibt keine einfachen Wege in Canada. Ich habe das Gefühl, die seltsame Gabe zu besitzen immer vom Regen in die Traufe zu kommen, um das mal freundlich zu beschreiben. 

Als ich endlich den Berg 10km vor Ganges abrollere, steht wie zum Hohn auch noch ein 13%Schild an der Strasse.
Fullford Harbour, Canadian Post
Von der Insel habe ich nicht viel, die Strände, Seen und Bergtäler sind für mich nur mit größter Mühe zu erreichen und so bleibe ich die Nacht in Ganges. Ich hatte von einpaar Tagen am Strand geträumt, immer mal wieder in den Ort Lebensmittel kaufen und wieder an den Strand, aber das ist mit meinem jetzigen Gepäck hier absolut ausgeschlossen. 

Provincial Park Südliche Gold Inseln www.Bcferries.com
13% Schild vor Ganges
Ganges scheint so ein wenig Sehnsuchtsort vieler Aussteiger zu sein. Ein wenig La Gomera in BC. Am Strand sind mehre Gruppen eher jüngerer Menschen zu sehen, die auf den ersten Blick nicht in einem regelmäßigem Beschäftigungsverhältnis stehen. Menschen, die wie ich ihren Tagesablauf nach der Sonne richten. Es ist der Gegenentwurf zu dem kleinen, weissen Ort, in dem im Hafen jede Menge Yachten liegen und die Holzhäuser bis an den Strand reichen. Ein schmuckes Feuerwehrhäuschen, viele Cafes, eine Tankstelle und ein gutsortierter Lebensmittelmarkt. Der Park gehört allen und er ist stark frequentiert, nicht nur mit Familien, die den Spielplatz bevölkern.
Malgorzata, Goscha aus Gdansk

www.saltspringadventuremap.com
Einziger Lichtblick an diesem Tag ist Goscha aus Gdansk, die mich vor dem VC trifft und ein Art besonderes work&travel hier in Canada unternimmt. Auf einem Segelboot. Als Europäer spüren wir eine Art Sinnes verwandschaft, die fehlenden Kirchenglocken am Sonntag, all der Trubel, die fehlende Ruhe am 7.Tag der Woche.
Die unterschiedlichen Architektur. Wir finden in vielen Dingen eine Übereinstimmung. Goscha freut sich auf zu Hause. Und ich könnte an so einem Tag wie heute auch sofort Danzig fahren, xmal die Marienkirche umrunden, den Backstein berühren, die Architektur der Rechtsstadt atmen und mit dem Rad über den großen Werder in Richtung Masuren weiterfahren, es rührt mich merkwürdig total an.
Als es Abend wird, mache ich einen katastrophalen Fehler und setze mich vor das Schwimmbad, anstatt hinter dem Haus zu sitzen und das Zelt aufzubauen; als dann später tatsächlich ein Sicherheitmann unerwartet kommt, wird klar, Du kannst hier nicht bleiben, vielleicht macht er eine zweite Runde. 
unverkäufliches Bluesmobil

Also brauche ich in der Dämmerung ein neues Quartier, dabei war der Platz hinter dem Schwimmbad narrensicher und so praktisch für den nächsten Tag, wenn man morgens im Pool duschen will.

Ich nehme das Ausweichquartier hinter der Kunsthalle, alles wirkt absolut friedlich, bis um 23:30h irgendein ebenfalls heimatloser Zeitgenosse nehmen meinen Zeit steht und mich weckt. Herrje, es ist schon tragisch, da bist Du scheinbar völlig außerhalb jeder städtischen Ordnung und doch fallen plötzlich mitten in der Nacht Dir irgendwelche Leute vom Himmel genau 2m von Deinem Zelt entfernt.
Der Segelhafen von Ganges
Nach einer kurzen Stellungnahme meinerseits, bleibt es aber dann im weiteren Verlauf ruhig, trotzdem beschließe ich nun das zweite Mal auf Vancouver Island und während der gesamte Reise überhaupt, meine Vorderradtaschen mit in Zelt zu nehmen und das Fahrrad tatsächlich an den Laternenpfahl anzubinden. Wer weiß, was noch im weiteren Verlauf Nacht plötzlich vor meinem Zelt mit einem ernsthaften Problem auftaucht.