tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 1. Dezember 2014

LA-Crenshaw

Abschreckung ist alles: entweder 1000$Strafe oder 6Knast oder beides
So.,30.11.14
Stay out of Compton
Es hat tatsächlich einige Tropfen in der Nacht geregnet. Dennoch kann das Zelt trocken verpackt werden. Aber der heutige Tag ist anders. Eine dunkle Regenfront liegt über der Bucht, während ich zum Duschen über die Strasse rolle,verschwindet die Sonne. Es deutet sich ein Regentag an, das erste Mal seit Wochen in Garberville.

Die Wolken halten dicht, bis ich im Park vor der Cityhall angekommen bin und alles für das Frühstück ausgebreitet habe. Doch, kaum zu glauben, es fängt tatsächlich an zu regnen. 
Ich flüchte unter das Vordach des Valet Einkaufszentrums. Und nu? Soll ich die Tour für heute abbrechen? Was tut man im Regen an einem Sonntagmorgen um 08:45h in Santa Monica? Die Leute eilen in die Frühstückscafes. Der Regen muß einfach vorüber gehen.
Sonnenaufgang über der Bay, noch halten die Wolken dicht

Also erstmal zu McDonalds gegenüber. Graue Mäuse sind an grauen Tagen noch grauer. Die Stadt wirkt farblos, trist im Regen. Diese Idee auf einenKaffee bei McD haben jetzt im Regen viele und so gleicht die Filiale an der 2nd Street zeitweilig einem Obdachlosen Asyl. Jede Menge Streetpeople bevölkern den Laden oder sitzen, um dem Regen zu entgehen, nahe dem Eingang. Es ist, als hätte der unerwartete Regen sie aus ihrer gewohnten Umgebung hervorgescheucht.

Als ich den Eingang erreiche, und das Fahrrad abstellen will, kommt mir ein alter homeless guy, ebenfalls mit dem Fahrrad, entgegen. Seine gesamte Habe scheint irgendwie auf dem Fahrrad zu sein, groß, stämmig, gute 60Jahre alt und pechschwtatze Haut. Where you wanna go today? Hmm, Iam not sure, maybe LA Downtown. You want to see LA? Ja, vielleicht aber zur Zeit ist da zu viel Unruhe. Ich kann nicht alles verstehen was er sagt, aber er sagt so was wie Stay out of Compton if you don’t want get die.
Herrjeh, was für ein Satz, so früh am Morgen, so direkt. Von jemand, der die Strasse kennt. LA Compton ist der Nachbarstadtteil von Hawthorne. Alles ziemlich zentral. 

Im Grunde bleibt für den ängstlichen Touristen nur die Küstenstreifen und Beverly Hills übrig. Der Rest fällt unter die Rubrik Nogo Area oder similar.


Und das deckt sich ziemlich genau mit den Spots, die in den Touristenläden in Santa Monica beworben werden. Tshirts, Caps, der übliche Kram von den Stränden bis zur Filmindustie, von Inglewood oder Culver City fehlt hinegegen jeder Art Merchandising.
Menschen im Müll, unmittelbar neben dem Sony Gelände

Es ist ein furchtbarer Anblick um diese Uhrzeit. Homeless people gehören zu Santa Monica, die Stadt findet hat anscheinend keine Lösung. An allen Ecken dieser Stadt sieht man an diesem Morgen die Gescheiterten dieser Gesellschaft. Es deprimiert und in Zeiten wie an diesem Regentag wirkt das alles noch niederschlagender als sonst. Schon allein deshalb will ich los, ich muß was anderes sehen. 
Walmart in Crenshaw  ist eigentlich nicht mit dem Fahrrad zu erreichen, es liegt am Martin L.King Blvd und obwohl im Grunde zentral in dem Moloch gelegen, ist die Anfahrt gut 30km von Santa Monica entfernt.


Ob es das wert ist? Was willste da, wurde ich am Abend vorher gefragt. Ausgerechnet Crenshaw. 
Ich will Abschied nehmen von den Bösen, sie haben mich seit Toronto begleitet, im Yukon war ich bei ihnen und so will ich auch zum Schluß noch einmal in einen Walmart.


Der Standort rund um den Martin Luther King Blvd ist nicht gerade äußerlich ansprechend. Es gibt viel Brache, Viele Zäune, viel Dreck. 

Crenshaw ist 100% toruistenfrei. Anscheinend liegt Walmart ebenfalls in einem Problemstadtteil. Bin gespannt was meine Nachbarn heute Abend dazu sagen. Hey Leute, ich war doch in Crenshaw.
Ich nehme diesmal sicherheitshalber alles mit in den Laden. Es gab Tage in Canada, da habe ich auf Walmart gewartet, hatte so einen irren Janker nach Donuts. 6Stück für einen Dollar. Ich bin immer wieder drin gewesen, meist ohne viel wirklich zu kaufen, ich habe die Tage dort um 07:30h begonnen oder beendet. Es gehörte einfach dazu.
Freeways in LA, wenns sein muß eben doppelstöckig

An diesem Morgen ist das anders, nach 42km erreiche ich im Outback diese 3 stöckige Filiale und sie scheinen mir fremd geworden zu sein, der Laden wirkt plötzlich auf mich wie eine riesige RamschBurg. Regale sind teilweise kaum gefüllt, die Angebote der ElektronikAbteilung komplett hinter Greifschutz und Gitter, als ob sie hier besonders Angst vor Diebstahl haben müßten. Immer mal wieder habe ich Kameras einfach in der Hand gehabt, hier müßte ich erst einen kompetenten Mitarbeiter fragen. Die Men Bekleidungsabteilung völlig zerwühlt, dabei ist es erst 11:00h und nicht kurz vor Ladenschluß und wieder Wachen an den Türen, es scheint zu LA gehören zu müssen, das in Kaufhäusern und größeren Lebenmittelpalästen Wachen mit Kanonen an den Türen stehen. 
Nach nicht einmal 15min flüchte ich, nein, es reizt mich nichts mehr, ich will hier weg. Es war das letzte Mal das ich einen Walmart besucht habe und ich bin froh, als ich die Gegend verlasse.
LA macht mich nicht glücklich, wie soll ich ausdrücken, was mich immer mehr bedrückt, innerlich einengt, es ist einfach nicht meine Stadt. Es ist ein anderes America, so ganz anders als das in Nord Californien, Oregon oder Washington. Dieses America verstört mich, es wirkt rau, baufällig, wenn überhaupt ist der Glanz es mittelmäßig, eher wirkt in viele Teilen zerrissen.
Es fehlt hier abgesehen von den großartigen Stränden das eindrucksvolle, das aufregende, das zuletzt San Francisco jeden Tag bot. 
Nach einer Stunde bin ich wieder auf dem Lincoln, Ich habe endlich einen Starbucks gefunden, der sowohl Sitzplätze, als auch Strom bietet. Ich denke mit Ellinor darüber nach, wie ich die Restzeit besser nutzen könnte. 

Malky
In den nächsten Tagen werde ich nach Long Beach weiterreisen. Zwar habe ich ein beginnendes Aneurysma am Hinterreifen, aber ich hoffe er hält die letzten Tage durch.

In Santa Monica Downtown treffe ich wieder auf den Düsseldorfer, der mir von seinen großartigen Plänen erzählt, eine Frau kennenlernen, herumreisen, na dann. 
Wir werden nicht warm miteinander und ich verlasse alsbald die Innenstadt. Am Pier muß ich eine lange Wartezeit hinnehmen, es schüttet plötzlich wie aus Eimern. Solch einen Regen hat es lange nicht gegeben. Der gesamte Rummel erstirbt einfach. Die Wege, die Cafes sind nun verwaist. 

Es ist die Zeit, die mir später fehlt, als ich meine Lieblingstankstelle erreiche. ALs ich nach 2km den Highway 27 erreiche, sehe ich die bekannten Gesichter wieder an der Kreuzung stehen, Mike wechselt sich mit Malkye im Schilder hochhalten ab. Broken RV need help. Wir sehen uns später, wieder zieht eine dicke Regenwolke auf, ich will das Zelt in Ruhe aufbauen. 
Es ist längst dunkel, als Malkye vor dem Zelt auftaucht, hey heute morgen wollte ich Dich zum Frühstück einladen, aber du warst längst weg. Wie wärs mit einem Film heute Abend, ich hab wieder Öl für den Generator, ich lehne ab. 
Und doch stelle ich fest, das das Leben, das er führt um einiges ehrlicher, autentischer ist, als das meiner neuen Bekanntschaft aus Düsseldorf. Es interessiert mich ungleich mehr. Bald werde ich sie für immer verlassen, noch 12Tage.