tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Sonntag, 30. November 2014

Santa Monica-Ocean Blvd Branch Library



Sa.,29.11.14
LA sucks
Ich will an diesem Tag eine längere Zeit in der Bücherei verbringen; da die Zweigniederlassungen wie schon erwähnt hier erst um 12:00h öffnen, ist ausreichend Zeit für ein Frühstück im Park und danach ein kurzer Goodwill-Besuch, an Thanksgiving hatte ich den Store in der Barrington entdeckt, aber da war ja wie beschrieben alles zu.

Im Park komme ich mit der Polizei ins Gespräch, man warnt mich das Rad wegen der vielen Homeless People ja nicht zu lange allein zu lassen. Die Homelless People lassen mich zu frieden, nur selten werde ich um change gebeten. Sie entdecken meinen Akzent, woher kommen sie? wann fliegen sie heim? na, ist da vielleicht die Sorge vor einem weiteren Streetpeople, ne Leute, keine Angst, ich habe nach den letzten Tagen nun gerad' überhaupt kein Bedürfnis zu bleiben. 

Sie hätten auch eine Kollegin aus Deutschland, ob sie die mal herbei holen sollen? Um Gotteswillen, bloß nicht noch das, ein deutschsprechende Officer, nachher fragt die noch, wo ich zur Zeit residiere.

Die Triftys liegen am Santa Monica Blvd, geben aber nicht viel her. Es ist ja ein wenig zum Hobby geworden die Thriftys auf der Suche nach den hidden treasures zu besuchen, wie sie bei Value Village so sagten, aber hier gibts keine Schätze, jeder Store ist eine unausgesprochene Armutserklärung. In Canada, speziell in Victoria war das aufregend, hier hab ich bisher nicht einen Store gesehen, der aufregendes Second Hand hatte.
Und immerhin bin ich in LA.

Ich mache mich auf zu meiner Bücherei und stelle verwundert fest, es ist Farmer Market. Wie schon in Canada sind Farmer Märkte hier der Renner, der Begriff Wochenmarkt, wie wir ihn im Deutschen kennen trifft es nicht ganz, denn die Farmer sind nicht Leute die morgens schnell zum Großmarkt Hamburg fahren, sondern Züchter, die ausschließlich ihre eigenen Waren verkaufen. Öko -oder Selbstproduktionswochenmarkt würde besser passen. Die Märkte sind sehr beliebt, wenn sie auch deutlich hochpreisiger sind. Hier kauft das healthy food america ein, Leute mit einem ernsthaften Anspruch an Ernährung. Hier gibt’s keine Leute mit Übergewicht und Frittentüten in der Hand. 

In der Bücherei herrscht auf Grund dessen ein tumultartiger Besuch. Viele nutzen den Besuch des Marktes gleich um sich mit Büchern einzudecken. Ich liebe diese Bücherei, mein Fahrrad kann ich sehen, sie hat helle Räume und es gibt bequeme Stühle.

Um 13:00h schließt der Markt, die Bücherei leert sich, ich habe das Gespräch mit Ellinor beendet und beginne zu schreiben, da kommt ein junger Mitarbeiter, Sir ich muß sie drauf hinweisen, sie sitzen in der Eltern/Kind Abteilung. Nun, mich stört das nicht, hier ist ein guter Platz zum schreiben. Ja, aber das geht nicht! Wie, was geht nicht? Wieder mal safety reasons? 
Nein,sie sitzen in der falschen Abteilung. Nun, werter Büchereimitarbeiter, wo ist ihr Problem, mich stört das nicht. Sir, Sie dürfen hier nicht sein, diese Abteilung ist nur für Eltern/Kind. Aber es ist doch gar keiner hier an den Tischen, alle 4 Tische mit den vielen Stühlen sind leer, nienmand wollte zudem in der letzten halbe Stunde meinen jetzigen Stuhl. 

Ja, I'am so sorry, aber sie dürfen hier nun mal nicht sitzen. Die Sache hat so etwas aberwitziges unlogisches, mehr als 24 Stühle sind frei, der junge IT Nachwuchs sitzt lieber vor den Computern, als an einem normalen Tisch und so versuche ich es ein letztes Mal mit Vernunft. Sehen sie, da draußen steht mein Rad, das will ich beobachten, wo anders geht das leider in ihrem Haus nicht und wie gesagt, sollten jetzt doch 24 Kinder aufeinmal kommen, mir macht das nichts aus, ich kann gut auf dem Teppichboden sitzen.


Nein Sir, das geht nicht wiederholt er nun das dritte Mal und Sie wissen doch rules must be obeyed und ich kann Ihnen gerne die Vorschriften zeigen. Na da haben wir’s ja, Vorschriften müssen eingehalten werden und dieser Begabte junge Nachwuchsbibliothekar ist für die Einhaltung der Normen zuständig. Was für eine Vergeudung seines Talentes, wie konnten sie ihn bei Grenzschutz übersehen haben.

Natürlich verstehe ich das, Regel müssen natürlich eingehalten werden. Ich frage mich angestrengt, wie wohl die englische Übersetzung von da könnte ja jeder kommen heißt.

Ich will keinen Ärger, nachher holen die noch die Cops, nein, ich gehe gerne aus dem nun fast leeren Bereich. Natürlich wäre das Problem überhaupt nicht aufgetreten, wäre ich mit einem Auto gekommen, wie alle anderen hier auch.

Im Ocean Park Blvd. ist ebenfalls eine  Büchereifiliale, leider ein älterer Bau, ohne große Fenster, irgendwie schaffe ich es das Fahrrad bis dicht vor die einzige Scheibe zu bringen, die eine Verbindung zur Strasse hat. Muß eben so gehen.
Ich bleibe bis 15:00h, dann ist es Zeit richtig die Gas zu geben. Nach 40min bin ich am Pier und werde von Adrian aufgefahren, er begleitet mich ein wenig und hat ebenfalls eine lange Tour hinter sich. Ich klage ihm meine Unzufriedenheit und er versteht sofort was ich meine, und braucht nur 2 Worte.  LA sucks. Ja, wahrscheinlich. Dreimal angeeckt innerhalb 5Tagen.

Ich muß meinen geliebten Kaffee wieder ausfallen lassen, es ist zu dunkel für die 2km Schlußstrecke auf dem Highway. Ich baue das Zelt auf und werde aufgeschreckt von Malky.
Wir unterhalten uns, bis es kaum noch noch Licht gibt. Er führt ein Nomadenleben in dem großen RV gegenüber an der Strasse. Lebt mit seinem Bruder und seinen Kindern zusammen. Er sagt, er ist zu unruhig, braucht die Freiheit. Sie müssen immer auf der Strecke sein. Ich frage nicht nach. Ich weiß, there is no easy answer. 

Der 1984er RV ist nicht fahrbereit, Battarieprobleme und die Bremse ist defekt. Von Zeit zu Zeit bekommen sie hier an der Strasse ein Ticket, aber es gefällt ihm so.
Aber er hört Radio in seinem RV und ich als ich ihm erzähle, das ich nach Downtown will verzieht er das Gesicht. Die Riots sind wieder ausgebrochen, auch in LA Downtown, weißt Du, wegen Ferguson, falls das jemals davon gehört hast. Mehr als 450 Festnahmen hat es an Thanksgiving gegeben. Wie es heute aussieht weiß ich nicht. 
Seit der Freisprechung der angeklagten weissen Polizisten kommt das Land nicht zur Ruhe.  Bleib’da weg, wenn Du mich fragst. Das ist nichts für Dich.Und Inglewood, aber das hatten wir ja schon.

Stimmt, vor zwei Tagen hatte ich flüchtig ein Bild in der LA Times gesehen, aber gedacht, es wäre eine Aufnahme aus der Vergangenheit.
Vielleicht ist es keine gute Idee mal eben so für einpaar Tage nach Downtown zu fahren.
Herrjeh, sah alles gar nicht so dramatisch aus.