tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 27. November 2014

LA-Venice


Di.,25.11.14
Arnold und die Muskelmänner
Ich muss noch einmal zurück nach Inglewood, die Sache von gestern und die Sache mit dem notwendigen Bikekarton zu Ende bringen.
Also scheinbar eine schnelle, leichte Aufgabe. Die Stadt auf dem schnellsten Wege verlassen, heißt zunächst flach am Strand nach Santa Monica zu kommen, macht gute 10km. Aber ich vertrödele den Start bei Starbucks bereits, denn jedes Mal, wenn einige Kunden mehr online sind, bricht in diesem Cafe die Leitung zusammen.

Santa Monica, wirkt um diese Uhrzeit noch ein wenig verschlafen, einzig auf dem Strandweg sind bereits außerordentlich viele Jogger und Walker auf der Promenade unterwegs.
Gute 2 Km hinter dem Ortskern beginnt im Süden der berühmte Strand von Venice. Wenn Malibu upperclass ist und Santa Monica Ortskern eher ein typisches Familienbad, dann ist Venice Beach freakig, multikulti, hip.

Zumindest für die einen. Denn Gegend um die Strandpromenade von Venice ist deutlich in die Jahre gekommen. Ist ein wenig eine morbide Schönheit. 
Die Gebäude sind deutlich angegraut, die Grafiti verblasst, die Gegend wirkt rau.In vorderster Linie stehen flache buntbemalten shops, einfache Blechhütten neben alten Steinbauten, deren Arkaden an die große Zeit Venice erinnern. Rolladen sind ramponiert, teil eingetreten, es ist kein Aushängeschild für Firstclass Shopping. Es gibt viel Ramsch, die typischenTshirts, die üblichen Standort Memoralien, bis hin zu buntbemalte Totenköpfen; viel Rastafari, kurz gesagt, zu viele Dinge von geringem Halbzeitwert.

Auf der anderen Seite der Promenade in den Dünenparks lagern mehr als 100 homeless people in Gruppen, für die der Tag an diesem frühen Morgen gerade erst begonnen zu scheinen hat. 


Alles wird dominiert von einem überdimensionalen V, erstellt aus übergroßen rostigen Stahlträgern. Auf einem Hügel in den Dünen befindet sich eine Polzeiwache, die ein wenig an die Davidswache erinnert. Wir zeigen Flagge.
Venice lebt von seinen unbeschreiblichen Stränden, von den Surfern und eben von dieser Art of living. Ein wenig weiter der berühmte Muscle Beach, Arnold hat hier trainiert, als er noch nicht Govenor werden wollte.
Shwoartzenegger was here
Ein Open Air Fitness Studio für 10$ darf hier jeder von Sonnenaufgang bis Untergang Gewichte stemmen. An den Wänden Grüße von Arnold und anderen berühmten Bodybuildern. 
Aber es war nicht immer so, denn die Entstehungsgeschichte von Venice eine ganz andere. Venice, eigentlich Venice of America war ein Fantasieobjekt eines reiches Tabakbarons, der um die Jahrhundertwende des vorherigen Jh. sich seinen Traum erfüllte. Ein Stadt in Amerika, die dem Ideal an der Adria ähneln sollte. Viel ist nicht geblieben, die Kanäle sind größtenteil zugeschüttet worden. Aber Spuren gibt es noch. Und nur wenige Blocks abseits der Promenade hat sich in den Strassen eine ganz andere Welt mit vielen Cafes und kleinen Boutiken, wieder so eine Art Prenzlauerberg für Reiche entwickelt. 
Wikipedia.org Venice Los Angeles

Von Venice den Washington Blvd. entlang und dann irgendwann nach rechts in Richtung Flughafen. 
Doch der Weg wird wieder endlos. 

Wie es auch immer passiert, ich fahre und fahre und die Strecke nimmt kein Ende. Ich erreiche die Florence, aber anstatt nach west ab-
zubiegen fahre ich nach east. Ich überquere mehrere Interstate Highways und bin erschlagen von deren Größe.

Nur einmal habe ich sowas bisher in Canada gesehen, der 400er in Toronto; mit allen Auf -und Abfahrten komme ich gut auf 12 Spuren.  
Und der Verkehr ist trotzdem enorm. Die Florence ist in diesem Teil eine trostlose 4-5spurige Avenue im Speckgürtel des Flughafens.
Und ausgerechnet hier sollen Bikestores sein? 
Ich sehe nur Lagerhallen, Brachen und Bürogebäude und schon mal gar nicht ein intaktes Wohnviertel. Nach weiteren 20min Florence erreiche ich Inglewood Downtown, wie deutlich auf dem Hinweisschild hervorgehoben wird. Ich breche die Suche ab, Bikestore hin oder her, aber die Sache muß besser geplant werden. 
Wikipedia.org Pacific Jewish Center
the letzte verbliebene orthodoxe Synagoge in Venice
Downtown,hmm, sozusagen Stadtmitte, die Amerikaner haben einfach einen anderen Begriff von Stadtmitte, Innenstadt usw. Aber immerhin, es gibt soigar einen Lebensmittelladen und wieder ist er mexikanisch geführt. Wieder ist der Laden voll, als ich die Kasse erreiche, werde ich von einem korpulenten Einpacker angesprochen, Hey, was kostet Dein Rad, das gefällt mir? Also, was soll ich dazu sagen, 6000$, nein, ich winde mich, ist nicht verkaufen! Never!
Aber er meint es ernst und führt mich aus dem Laden, hier sagt er stolz, mit diesem Rad fahre ich jeden Tag zur Arbeit. Ich bin gerührt. Gerade noch durch die Aspaltwüste getobt, an der Strecke gescheitert, die Radläden nicht gefunden und dann steht jemand da und sagt, Du ich fahre auch gerne Fahrrad, schau Dir mal mein Rad an. 

Leider ist unser Gespräch hoch komplex, denn Elder versteht fast kein Wort englisch. Es erstaunt mich immer wieder total, es passiert so oft, das die Leute kaum einen Satz zustande bringen. Mitten in Amerika.
Um 14:00h mache ich mich auf den Heimweg. Es ist ein langer Weg und doch ist der Rückweg eine unterhaltsame Sache, denn nach 1h setzt die rush hour ein und das führt zur schnellen Verstopfung der major Boulevards. Ich mitten drin und immer rechts am Rand vorbei.

Santa Monica ist acuh westlicher Endpunkt der legendären Route 66
Und weil schon bald für viele Autos nichts mehr geht greift der Amerikaner zu drastischen Maßnahmen, es wird gehupt, das es nur so kracht. An allen Ecken und Kanten drücken die Leute auf die Hupe. Kreuzungen werden verstopft, weil Ampeln ignoriert werden, erstmal voll drauf gebölkt. In Canada ist mir das längst nicht so aufgefallen wie hier. Der Mann oder die Frau am hiesigen Steuer lieben dabei ihre Hupe gleichermaßen. Immer feste drauf, auch wenn es nichts bringt und man das Stauende noch nicht mal sehen kann. Dabei kann man die Leute angucken und ihre Reaktionen erraten. Es hat etwas urkomisches an sich.
 Wikipedia.org Route 66

Und doch muß man sagen, in Deutschland wird (noch)verbissener, aggressiver gefahren, bei allem Gedränge; ich habe bisher ganz selten einen Unfall gesehen. 


Wahrscheinlich bestehen wir Deutschen einfach im Zweifelsfall auf unser Recht und wollen es nach Möglichkeit auch durchgesetzt sehen und treten dafür das Gaspedal durch, während die meisten hier eben nur feste auf die Hupe hauen.