tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 11. Oktober 2014

Crescent City

Tempo reduzieren, Fritten voraus
Fr.,10.10.
Leaving Oregon
Weiterhin keine Wetterbesserung. Obwohl noch im Kleingedruckten des Motels vermerkt, findet kein Frühstück mehr statt. Der Wirt sagte gestern schon so verschwommen, Coffee and...Ich hatte das als sprachbarrieres Problem gewertet. Aber das Genuschel hieß wohl nur(!)Kaffee. Und der ist so derartig ungenießbar, das es bei einem Pappbecher belasse.

Los gehts um 09:00h, von allen Tagesetappen an der Oregon coast ist heutige Strecke mit Abstand die Anspruchsvollste. Gleich hinter dem Ort windet sich der Highway wie erwartet hinauf in den 9° feuchten Nebel.
Es ist auch heute keine wirkliche Herausforderung, verglichen mit Alberta und BC; aber es ist unangenehm kühl. Drei Anstiege der ersten Kategorie sind heute zu fahren. Von weiteren Radfahrern ist heute nichts mehr zu sehen. Oben endlich angekommen ist die Sicht auf 50m gefallen, Nebelbänke kommen mir entgegen. Ich überlege, ob ich die einzige erhaltene Lichtquelle, meinen chinesischen Flasher, für hinten, aus den Taschen wühlen soll. Die Loggingtrucks fahren in hohem Tempo an mir zu sehen, ich kann nicht einschätzen, wie weit die Fahrer in den Kurven Sicht haben.
Abfahrt vom ersten Gipfel

Es wird so weitergehen die nächsten 40km bis nach Brookings. Rauf und runter, Erinnerungen an Canada werden wach. Irgendwann fängt es an zu nerven. Kurz vor Brookings, dem letzten Ort in Oregon auf dem Weg nach Süden, dann auch noch eine Baustelle. Prepare to stop, gleich 3 riesige Schilder auf dem Radweg. Und wieder Flagger. Allein 6 Flagger werden an dieser Baustelle aufgeboten. Ich arbeite mich an der langen Schlange nach vorne durch, dort steht Leslie.

Was ist hier los?, natürlich muß ich warten, bis der letzte an mir vorbeigefahren ist. Leslie erzählt währenddessen, sie bauen einen neuen Radweg für mehrere Millionen hier an dieser Stelle, was?, Das ist doch eine Superstrecke.
Ja, aber man will vor Brookings die Radler separat auf einem Radweg in die Stadt leiten. Leslie ist meiner Meinung und sagt im selben Moment, ist mir egal, Hauptsache, ich hab einen Job. Und so wie der Baufortschritt voran geschritten ist, hat sie den Job auch noch weitere Monate.

In Brookings einen Kaffee an der Tanke und dann zu Fred Meyer. Marschverpflegung. Die 47km bis zur ersten Pause haben bös' Kraft gekostet. Die Abfahrten durch den kalten Nebel haben den Deltamuskel über der rechten Schulter sofort wieder zugezogen. Es schmerzt auf Dauer den Lenker halten zu müssen.
Anstieg zum Cape Sebastian

Nach Brookings ändert plötzlich sich das gesamte Bild. Der Himmel reißt auf, die Berge verschwinden. Die Sonne erscheint kurz und die Fahrt geschieht nun durch eine agrargeprägte Region. Da stellt sich doch gleich ein euphorisches Fahrgefühl ein. Der Trecker beschleunigt und wir fliegen Crescent City entgegen.
Der erste richtige Ort in Golden State ist zunächst ein Schock. Schön ist anders. Eine ganze Reihe der einstöckigen Gebäude im inneren Ortskern sind mittelfristig sanierungsbedürftig. Es gibt viel Leerstand. Und irgendwie eine Motelschwemme. Man fragt sich, wieso die Leute ausgerechnet hier eine Pause einlegen müssen oder wollen. Der Highway durchschneidet auch diesen Ort mit 6Spuren.

Vom Meer ist auf den ersten Blick wenig zu sehen. Die auserwählte Econolodge befindet sich im Norden, macht aber keinen schönen Eindruck.
Also weiter. Der Preis scheint sich im Ort bei 55$ minimal eingepegelt zu haben. Und dann kurz vor dem Super8 ein Hinweisschild für 40$. Yeah! Das ist der Abstieg. Ein abgewirtschaftetes Motel wie in schlechten Filmen.
Es hatte gewiss eine große Zeit, aber nun ist es im Herbst angekommen. Nur nicht schocken lassen, 40$? Steht dran, funktioniert Dein wifi, na klar, hoffentlich stimmt das, okay ich bleibe, aber ich hoffe inständig das das Türschloss funktioniert. 
unbeatable 40$
 Ein Blick auf die anderen Gäste bstätigt wieder, das im Laufe der Immobilienkrise eine ganze Menge Amerikaer zu MotelDauermietern werden. Es ist eine winwin Situation für beide.
Es muß nicht immer Qualität sein

Egal was noch passiert, 40$ sind an diesem Tag unbeatable. Wie ist das wifi Passwort?, weiß ich nicht! Was? 
Frag' den Boß, der kommt gleich, oh, das fängt gut an! Aber meine hilfsbereite Nachbarschaft kann helfen, zu fünft überlegen sie, wie es lauten könnte. Die Szene entbehrt nicht einer gewissen Komik.

Der Chef schließt mir die Tür auf; alle Befürchtungen erfüllen sich in Sekundenbruchteilen. Hier TV, 300Programme, na großartig, ich flehe inständig hoffentlich funktioniert das wifi.
Man muß das nicht mögen, aber nach 10min ist es so heiß im Zimmer, das es direkt kuschelig wird, wenn man das Interior gerardemal nicht so genau anguckt.

Es ist bereits 17:00h, als ich in den Ort gehe. Ich entdecke die vielen Oldtimer wieder, die mich heute den ganzen Tag überholt haben. Dieses Wochenende ist ein riesiges Treffen im Ort.
Und es gibt auch den VW Typ 36, in Deutschland bekannt unter dem Namen 1600er Variant. Mein Großvater fuhr einen solchen Wagen während meiner Kinheit. Manches an ihm ist zu grell geraten und wahrscheinlich hatten die VW auch nie HochglanzAlufelgen, aber sei's drum, es ist ein fotogener Marsch durch die amerikanische Automobilgeschichte.
VW Variant Typ 36 BJ 1969

Mitten drin plötzlich eine Frau mit Tandem und an ihm Ortlieb Globetrotter.de Taschen. Zwar verkauft Ortlieb auch in Amerika seine Taschen, aber eine .de-Tasche muß aus Deutschland kommen. Es ist Sabrina, die mit Robert in Anchorage gestartet ist und nun nach Patagonien unterwegs ist.

Wie so viele andere. Beide stammen aus Itzehoe. Nein, man, ist die Welt klein! In der Aufregung der vielen Leute und Autos vergesse ich im Gespräch tatsächlich ein Foto zu machen.

Aber sie haben eine wunderschöne Hompage mit vielen Videos, die ich nicht vorenthalten will.Tandem2go, zwei Radler aus Schleswig-Holstein.
Der gleiche Wagen vor der Restaurierung

Und dann bin ich zum Schluß doch wieder blamiert.
Es gibt auch 2 warm- showers.org in Crescent City. Die beiden sind  Mitglied und in einer Kirche abgestiegen. Hätte ich das besser organisiert, wäre ich vielleicht auch heute für lau abgestiegen. Es zeigt mir, das ich dringend an die Sache ran muß.

Ich verabschiede mich und mache mich auf zum Einkauf. Später erreiche ich wieder das Motel. Es gibt keine weiteren Gäste. Und das Türschloß fuinktioniert gut.