tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 7. Oktober 2014

Coos Bay

Gottes Umzugshelfer


Mo.,6.10.
Our wifi is down
Ich verlasse den Platz gegen 7:30h. Die sternenklare Nacht mit Fastvollmond verlief ohne Probleme. Erst gegen morgen wurde ich von einigen Hörnchen geweckt, die laut um mein Zelt herum kommunizierten.
Erster Programmpunkt an diesem Tag ist der gestern nur unzureichend besuchte Fred Meyer Store am Ortseingang. Auf dem Weg dahin passiere ich die Aufräumarbeiten nach einem Verkehrsunfall mit einem Umzugstruck. Der Arme ist voll in die Böschung gesemmelt, Bergungstrupps versuchen die umgeknickten Strommasten  aus dem Dickicht zu bergen.
eine Nacht im outback
Fred Meyer ist einer dieser typischen riesigen all-in-one-stores. So was wie Walmart, nur qualitativ besser, was die Lebensmittelabteilung angeht. 
Und freundlicher. Auf dem Weg vom Obst zur Wurst werde ich allein von 3 Verkäufern angesprochen, haben sie alles gefunden? ist alles in Ordnung? Und das um 07:45h. Man muß sich das mal bei uns vorstellen, spätestens beim dritten höflichen Erkundigen würden die zu hören bekommen, oh, lot mi doch mit din gesabbel tofreden.
Auch Fred Mayer verkauft Jagdwaffen
Dann der erste große Frust an diesem Tag. Es gibt trotz der beachtlichen Größe des Ortes keinen Starbucks Drive thru. Wieder sind ist der Store im Safeway mit untergebracht. Alles nicht so schlimm, doch ich kann da nicht für eine Stunde entspannt sitzen, weil ich das Fahrrad nicht im Blick habe. 

Dabei hatte ich mich so einen gemütlichen Plausch gefreut. Herrjeh, mit Tim wäre das nicht passiert, die hätten mindestens einen Laden hier am laufen. Also bleibt nur der Kaffee bei Shell. Demnächst werde ich das Profil erweitern, werde zu Mcdoof müssen. Aber wenn das mit dem Motel heute gut läuft, habe ich am Nachmittag wifi und alles wird schön. 
Ein warmer Tag zieht herauf, das Thermometer wird über 20° in der Mittagszeit steigen.
Die Beine sind schwer, da hilft auch Selbstsuggestion an diesem Morgen nicht. 335km in drei Tagen verlangen ihren Tribut. Außerdem habe ich in den letzten Tagen mir ein blödes Handgelenksproblem angelacht, die Handwurzelknochen schmerzen an diesem Morgen aufgrund der langen Belastung.
Die Strecke verläuft inländig durch den Wald, der Wind kann deshalb heute nicht helfen. Mehrere Anstiege sind zu überwinden, oben angekommen sieht man das ganze Ausmaß der Holzfällerei. Zwar hat der Neubewuchs bereits begonnen, aber es wird Jahrzehnte dauern, bis der Wald wieder da ist. 
wenn schon Wahl, dann aber richtig
Den ganzen Morgen überholen mich Logging Trucks. Die Macht des schnellen Geldes. Niemand kann heute trotz alles Computerklimaberechnungen sagen, welche Auswirkungen der Verlust der Wälder hier auf das globale Klima hat. Natürlich haben alle smalltowns hier eine lange Loggingtradition, aber früher wurde das Holz mit Pferd und Wagen bewegt, die Logger waren zahlreich, heute erledigt das Fällen meist nur ein Mann, viel Personal ist nicht mehr nötig. 
Zweite Pause in Reedsport. Davor ist eine Baustelle auf der Brücke und die Flagger halten mich wieder mal zurück. Nein, nicht Du, erst die Laster. Jede Diskussion mit ihnen ist auch heute fruchtlos. Dafür bekomme ich wieder die Strasse für mich allein. Aber es bleibt keine Zeit für Fotos, der Flagger auf der anderen Brückenseite wartet schon vor einer langen Schlange, bis ich die Brücke passiert habe.
In Reedsport gibt’s den bisher teuersten Kaffee in den USA. Ausgerechnet in einem recreation shop. Wenig später fahre ich im nächsten Ort an einer Bäckerei vorbei, selbst Schuld, wenn man nicht warten kann.
Ich bin nicht gut drauf, diese Starbucksheinis nerven mich. Und die Strecke ist zu lang an diesem Tag. Ich arbeite mich mühsam an den Anstiegen ab, auch wenn jeder Berg im mittleren Blatt zu bewältigen ist.
Ich bin 15km vor Coos Bay, da ist der Hinterreifen wieder platt. Fast am Ziel und schon wieder spüre ich Gottes harten linken Haken. Oh, könnten wir nicht mal eine Prüfung ausfallen lassen? Alle zwei Tage bin ich am flicken. Mit den Finger ziehe ich eine 4mm Stahl Heftklammer aus dem neuen Reifen. Ich liegt soviel Glas und zügs auf der Strasse, daß es an manchen Stellen einfach unmöglich ist, auszuweichen.
Und dann gibt’s kurz vor Coos Bay noch einmal Thrill. Wikipedia Conde McCullough Memorial Bridge  Vor mir im Dunstschleier erscheint sie. Ein Stahlungetüm, in der Ferne graublau schimmernd. 
Zwar erlaubt das Schild eindeutig die Benutzung der Strasse nachdem man den Knopf für das Blinklicht gedrückt hat, aber das ist dann auch schon alles. Und viele Autofahrer sind mit dieser Regelung anscheinend nicht ganz einverstanden.
Soure:www.usa-atlas.com

Die Rampe ist gefühlt unendlich lang und die Trucks haben keine Chance hinter mir, bei dem nicht abreissenden Gegenverkehr mich zu überholen. Sorry Leute. 
Mehrfach werde ich von einigen Pickups sehr eng genommen. Es ist nicht die erste Brücke im Verlauf des 101er, die einen Biker vor einem 63to Loggingtruck sehr klein werden lässt. Tiefes Durchatmen mit einem Tempo von 7km/h; eine gefühlte Ewigkeit vor den lauten Trucks. 
Nachträglich ausweichen auf den schmalen Fußweg geht nun nicht mehr. Der Bordstein mindestens 30cm hoch. Für ein Stoppen auf der Fahrbahn und das schwere Rad da raufwuchten ist weder Platz, noch ein Abstand zu den Autos hinter mir vorhanden.

Ich erreiche Coos Bay. Und da passiert der zweite Frust an diesem Tag. Ich checke ein, guter Preis, gepflegtes Zimmer, alles scheint gut zu werden, noch vor dem Abladen, das Netbook herausgerissen, und- und es gibt keine wifi Verbindung. Our wifi is down.
Tja, sagt die hilflose Tresenkraft. Ich komme selbst nicht rein. Systemfehler. Das ist der gefühlte GAU! Keine Verbindung zur Welt, ich kann Ellinor nicht erreichen, Starbucks hat auch in Coss Bay keinen Drive Thru. Mach’ das Beste draus, wasch’ deine Sachen, schreibe die Posts vor, vielleicht gibt es ja ein Visitor Center im Ort.
Gottes Rennfahrer
Wenn es erstmal dumm läuft, geht auch alles andere schief, ich entdecke bei zentrieren des Hinterrades, das die Felge zu reissen droht. Außerdem müssen seit der Abfahrt in Portland vier(!) Speichen gerissen sein. In Portland hatte ich das Hinterrad selbst zentriert. Es schien mir nicht den Betrag wert, es den Jungs von River Bike zu überlassen. Irgendwas ist seitdem passiert. Wann auch immer die Speichen gerissen sind, ich habe es nicht gehört. Im Grunde müssten die Speichen alle gelockert werden und neu gespannt werden, aber aufgrund des Einriss in der Felge ist das die Mühe nicht mehr wert. 

Hinterrad Nr.2 ist also im präfinalen Stadium angelangt. Sorry, sagt der Mann im VisitorCenter, wir  haben keinen Bikestore im Ort. Natürlich sollten wir einen haben.Toll. Nun wird es ein bischen viel an diesem Tag. Kein Bikestore in town, der nächste 5km zurück, ich bin vor 3 Stunden daran vorbei gefahren, jetzt ist er zu, Platten, kein wifi, was nun noch?

Kein Bikestore ist das klassische Yukon Feeling, dabei hatten doch alle gesagt, mach’ Dir keine Sorgen, an der Küste ist alles zu finden. Vor 3 Tagen war ich in Portland, einer Stadt mit 70 Radläden. Nun ist Portland weit weg. Im VisitorCenter empfiehlt man den Weg nach Eugene, ist nur 100Meilen entfernt. Natürlich.
Ich versuche alle Speichen zu ersetzen, um morgen den Weg zurück nach North Bend zu schaffen.
Ein Tag mit entsetzlichen Neuigkeiten geht zu Ende. Morgen wird es eine Lösung geben. Hoffentlich.