tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 2. Juli 2014

Fireside



Der Hotspring am Tag nach dem Regen
Mi.,25.6.(Nachtrag)
Das Schlimmste haben sie jetzt hinter sich...
Bob ist früher auf, er will heute nach Whitehorse. Also ungefähr 800km, Hamburg-München, bei 100km/h ist er mehr als 8h unterwegs. Er startet deshalb früh und auch wenn sein Wagen deutlich schneller als max. 100km/h aussieht, ist davon auszugehen, dass er sich an die Begrenzungen halten wird.
Eine regennasse Nacht wandelt sich in herrlichen Sonnschein. Gestern Abend bin ich das zweite Mal zum Hotspring. Es wird längst nicht mehr dunkel und so war es ein großer Genuß noch einmal in die 40° warme Badewanne zu steigen.
Sponsorenfrühstück mit Viereckkartoffeln

Leider ist zu unserem Unglück Familie Flodder auf dem Nachbarplatz eingerückt, man soll es nicht glauben, auch im so akkuraten Kanada gibt es die Flodders und an Nachtruhe war zunächst nicht zu denken, bis ich mich auf die Ohrprops besann, die mir der Rangierer der Canadian Pacific in die Hand drückte. Pfundsdinger. Ich habe tief geschlafen, wie lange nicht mehr.

Alles ist feucht, wird klamm eingepackt, zum Trocknen bleibt keine Zeit, Bob spendiert die Milch, nachdem meine 3,5% nach 2Tage Hitze in der Fahrradtasche gegoren ist.
Liard River
Zum Kaffee geht’s rüber in die Liard Lodge.
Zur großen Freude gibt es sogar web, nur kein Skype und ich finde sogar eine Steckdose. Ein Super Tagesbeginn. Ich finde das anständig, wenn man das Lokal um alles bittet, auch etwas mehr zu bestellen und so bestelle ich doch Frühstück.



Wenn die Portionen man nur nicht immer so klein wären. Der Preis ist deutlich höher als tags zuvor, aber sei’s drum. Meine Taschen sind leer. Ich hab kaum noch Essen, heute Abend muss rationiert werden, auch diesmal kann ich kein Essen kaufen.
Dann geht’s los und schon nach 20km trottet wieder eine Bisonherde auf dem Highway herum. Verkehrstau. Alles muss warten bis der letzte Bulle die Strasse gequert hat. Das gilt auch für Trucks. Die Tiere sind in BC eine geschützte Spezies. 
herunter von den Begren, vorerst

Ich bin schlauer geworden und mache Fotos mit dem Teleobjektiv und richtig, obwohl der Wind gut steht, blickt sich der dicke Leitbulle sich ständig zu mir um und irgendwann wird ihm meine Nähe zu bunt und er treibt die Herde an. Die Strasse führt bergauf, jede Menge RV’s überholen mich; ich kann nur noch zu sehen, wie die Herde sich in die Büsche macht. An der Stelle angekommen, lege ich das Rad flach auf die Strasse, aber es ist außer Hufspuren nichts mehr zu sehen. Es ist schon ein Ärgernis. Aber auch die Zottelrinder sind Fahrräder hier nicht gewohnt.
flüchtende Bisons
Danach eine lustige Begegnung, wieder kommt mir ein Radler entgegen, anscheinend ist meine Route doch nicht so unattraktiv. Fred. Canadier, in Bankok lebend, von dort gestartet, nach Inuvik geflogen und den Dempster Highway entlang zurück auf dem Weg nach Vancouver. Wenn man weiß das der Dempster auf 700km nur geschottert ist, auch eine irre Leistung. Er fährt auffälliger Weise mit Ortlieb Taschen und man könnte ihn gut für einen Europäer halten, aber er hat die Dinger aus den USA. Wesentlich besser als canadisches Material, das wäre nur aus Cordura. 
Fred aus Bankok
Fred klagt im über den Permafrostboden im hohen Norden, hatte extreme Schwierigkeiten die Häringe zu platzieren, als ich ihm klagte,  BCparks hätten bekloppter Weise nur Schotterplätze auf ihren Campingplätzen für Zelter- schlecht für den Zeltboden und die Häringe. Da brauchste einen Vorschlaghammer, um die die Dinger in den Boden zu treiben, immerhin sollen dort sonst 8mRVs stehen. Wir unterhalten uns lange in der prallen Sonne, er will nur nach Liard River, mein Weg fängt heute erst an, aber er hat die Nacht mit Samuel in einer Lodge verbracht. Der Biker aus Marseille ist mir also deutlich voraus.

Es gibt noch einen langen Erfahrungsaustausch unter Bikern, was in Gegenwart von Bären zu tun sei und ich könnte mich noch lange mit ihm unterhalten, aber ich muss los.
Erste Station heute ist Coal River RV, Motel, Campingplatz, Hamburger Restaurant, aber mit schöner großer Wiese. Leider ist es bei Eintreffen erst 16:00h und die Sonne steht noch gut. Die Wirtin schlägt Fireside vor. 

Die Lodge würde jetzt neue Besitzer haben. Sie stand lange leer, 1982 hat es hier den zweitgrößten Waldflächenbrand in der Geschichte BC’s gegeben. Bei Ankunft sieht es nicht gerade einladend aus. Die neuen Besitzer versuchen sich gerade im Sanieren, alles wirkt noch improvisiert und entschließe mich noch weiter zu fahren. Vielleicht 15km noch.
Wie so oft, wenn man den Zenit des Tages überschritten hat und sich zwingt noch was zu reißen, bleiben Frustrationen nicht aus. Und so kommt es, wie es kommen muss, 15km weiter kommt es zu einem 9% Berg, mehr als 2,6km dauert der Anstieg, viel zu viel für den Tagesabschluss.

Dreimal haben mir heute Leute zugerufen, das Schlimmste hast Du hinter Dir, jetzt wird’s flacher. Flacher und dann 9%, dann ist selbst der gewaltige Blick über den träge dahin fließenden breiten Liard River unversöhnlich. Ich muss doch noch vom Rad, den ganzen Berg herauf das Rad schieben, die Muskeln bringen keine Kraft mehr auf die Pedale. Und ich beschließe auf dem Berg zu bleiben. Bären hin oder her. Das Zelt und die nasse Kleidung brauchen noch Zeit zum trocknen.

Aber beim nächsten Mal, wenn wieder einer mich mit diesen Worten trösten will, trete ihm vielleicht ungefragt gegen den Kotflügel. Das Schlimmste haben sie jetzt hinter sich!
Warum meinen Menschen, mich immer wieder meinen trösten zu müssen, mit sich selbst entlarvenden Falschaussagen?
Zu lange gewartet, der Bär kommt
Das Fahrrad den Berg hochschieben ist schon allein demütigend genug, dabei beobachtet zu werden, von einem sichtbar älteren Biker, in Vollausstattung ist die Höchststrafe. Da kann man nicht weg. Lässig stellt er sein Rad ab und wartet bis ich oben angekommen bin. Mike, 68 Jahre alt, in Anchorage gestartet, ist auf dem Weg nach Ohio, an die amerikanische Ostküste. Und er lächelt mich an. This is a bitter moment, keuche ich, mühsam wieder zu Atem kommend, bitte keine Fotos.
Das Schlimmste haben sie hinter sich...
Leider haben wir wenig Zeit, weil just ein Bekannter von Mike mit dem Motorrad naht. Auch er hat den Dempster gemacht, klagt über die schlechte Strasse. Die Oberfläche würde seine Reifen radieren.
Mike aus Anchorage
Etwas was ich auch permanent spüre. Die Oberfläche ist rau wie ein Reibeisen,  der Schlussüberzug fehlt häufig. Dazu tonnenweise loses Gestein auf der Fahrbahn.

Es ist nach 19:00h, ich brauche noch einen Platz und so machen wir schnell Fotos, Mike erwähnt, das er für The crazy guy on a bike schreibt. Ich werde mit ihm später Kontakt aufnehmen. Das es auch immer so kurz ist mit den Treffen. Ich müsste solche Leute am Ziel treffen.

Blick vom Berg
Das Plateau ist geschottert, es stehen ein halbes Dutzend Mülltonnen herum, aber eine Wiese ist so richtig zu erkennen. Ich bin am Ende meiner Kräfte und entschließe mich 10m in die Büsche zu machen, ganz gleich, wie groß die Bärengefahr heute ist.

Wieder so ein fataler Fehler, als ob sie drauf gewartet hätten, stürzt sich eine Wolke von Beißfliegen auf mich. Ich finde Ellinors Hut nicht und der Zeltaufbau gerät zum Tanz.

Highway Nachtlager
Zig Fliegen, Mücken undwasweißich, fliegen um den Kopf, in die Augen, Ohren, etc., alles was gerade ungeschützt offen ist. Oohh, es ist nicht zum aushalten! Da wirste verruckt.

Du bist am wedeln und sollst nebenbei ein Zelt aufbauen. Zelturlaub extrem, Nichts für Romantiker. Zwei Tage war es ein wenig ruhiger, heute ist es nicht zu beschreiben.

Und das witzige ist wieder, die halben Tag hatte ich zünftigen Wind auf der Brust, aber jetzt auf dem hohen Berg mit diesen Stechern um mich herum, herrscht absolute Windstille.

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