tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 8. Mai 2014

Weltuntergangstag bis 17:00h

Mittwoch, 7.5.
Ich glaube, das ich mit relativ guter Reisemoral ausgerüstet bin, so richtig umhauen tut mich so schnell nichts.
Ellinor mag das an mir und weiß, wenn ich einen schlechten Tag habe, kann ich schon morgen wieder mich selbst motivieren.

Heute klappt das leider nicht. Dieses Land wechselt so schnell von angenehm, bis verfluchen, da fällt es schwer mit zu kommen. War es am Montag noch super, so sitzt jetzt drei Tage lang ein Tiefschwein über Manitoba. Was könnte das Fahrradfahren hier ein Genuß sein, ja was könnte... Die Schneefallgrenze ist im Norden auf 700m gefallen, mein Höhenzug liegt um die 500m. Es ist kalt und regnet.
In der Nacht wurde ich wach, ich bin sicher Schritte gehört zu haben, aber es erfolgte auf Zuruf keine Reaktion und wenn doch, ging sie im Lärm der Freightliners unter, die 60m den Hügel hinauf ohne Pause den Highway entlang donnernten. Ich schlafe ohne Ohrenstöpsel, die Taschen sind am Rad, nur Wertgegenstände verbleiben im Zelt. In Europa undenkbar hat hier keiner Lust auf Handtaschenraub in der Nacht. Möglicherweise war es Bambi.
Bambi ist tot
Seit dem ich in Manitoba unterwegs bin, habe ich mindestens 20tote Bambis direkt am Fahrbahnrand gesehen, dazu jede Menge Nager, Dachse und Hörnchen. Alles bleibt liegen und die Natur entsorgt sich selbst. Der Schnee gibt die Kadaver frei, die meisten waren allerdings kaum 2 Wochen tot. Ebenfalls sind die menschlichen Rückstände jetzt auf dem Highway zu sehen, von Flaschen, Bechern, abgesehen, hatte ich inzwischen ein halbes Dutzend, Blackberrys, Samsungs, und Kameras in der Hand. Allesamt aber zu frostempfindlich.

Wenn das Zelt bereits naß ist, muß das aufstehen vorsichtiger als sonst erfolgen, solange noch Kamera, Handy und ähnliches im Zelt liegen. Trotzdem bin ich um 8:30h auf dem Rad, es gibt nichts Trockenes mehr, die Kleidung des gestrigen Tages ist im Zelt nicht trocken geworden, alles ist klamm, es ist kalt, eklig, unangenehm.

Ich ziehe alles übereinander an, 5 lagig, in der Hoffnung, es ist windundurchlässig.
Die klamme Kleidung muß sich durch Muskelarbeit erwärmen. Mein Entschluß steht fest, ich werde vorerst die Aktion abbrechen und ein Motel aufsuchen. Das ist eben der Unterschied zum heimischen Sofa; hier vor Ort in the middle of nowhere fühlt sich das alles real echt kalt, real echt naß an, hier helfen keine schlauen Reiseführer.



Um eine  Kaffee zu bekommen muß ich 25km bis nach Carberry fahren. Kleines Dorf, 5km abseits des Highways. Es gibt den xlarge Styrobecher mit Refill bei Petro Canada und Sitzgelegenheit für $2.
Und gratis Wetterkanalfernsehen. Standort heute Brandon MB, alle 15min das gleiche von vorn. Canada hat schlimme Tage vor sich, es gibt nur eines, weiter nach Westen. Alles östlich von Winnipeg bekommt was auf die Mütze.
Ich rechne jetzt mit stabilerem Wetter nicht vor Regina, der Hauptstadt Saskatchewan, 8 Tagesreisen von hier entfernt.

Noch immer sollen es 50km bis nach Brandon sein, der Wind hat zugenommen, der Regen auch, über die weiten Felder peitscht der Wind den Regen über das Land, es gibt hier keinen Schutz.
In Deutschland würde es Ärger mit dem Tierschutz geben, würde jemand es wagen, Hund oder Kater vor die Tür zu schicken; ich bin live dabei.

 Von meinem euphorischem Plan 4Tage nonstop in-the-fields zu bleiben, ist nichts geworden. Jetzt gilt es nur noch nach Brandon in die heiße Dusche zu kommen.
Sachen trocknen, Kräfte sammeln und dann wieder hinaus.

Midway Motel wird am Highway angeboten, 59$ incl. Frühstück, nehm' ich, sofort, nur noch finden, bloß nicht verpassen. Nach 5h steige ich völlig durchnäßt und frustriert ab,  vom großen Plan heute Manitoba zu verlassen ist nichts mehr übrig geblieben. Der freundliche Chinese am Eingang sagt als erstes oh my goodness und reicht ein Handtuch. Fahrradfahren mußt Du im July und August. Ja, sage ich zu ihm, währned ich mein Gesicht trockne, ich frag' mich auch seit 37Tagen, was ich hier mache. Macht 5% Mitleidsbonus.
Bis zum Abend ist das meiste wieder trocken. Das Wetter hat sich beruhigt, ich sehe meinen ersten Sonnenuntergang in Canada, sehr kontrastreich, unendlich ergiebig, das Wetter wird morgen besser, morgen geht's wieder hinaus.

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