tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 23. April 2014

Für $110 schlaf ich draußen

White Lake PP
Ostermontag. Natürlich hatte ich gehofft, das es eine Fortsetzung des guten Wetters geben würde. Und es fing auch zunächst vielversprechend an.

eisige einsame Seen
Bis zum Mittag eine Flachetappe mit viel Sonne und vielen zugefrorenen Seen. Die Anzahl der Seen jeder Größe ist so zahlreich, das der Name keine Rolle spielt.

Hinter jeder Kurve lauert ein neuer, eisblauer, teils riesiger See. Obwohl Ostermontag ein Feiertag ist, haben alle Geschäfte auf und es herrscht ein normales Alltagsgefühl, die großen Sägewerke arbeiten und riesige Holzlaster überholen. Nach dem Mittag ändert sich das gute Wetter, ein Tiefdruckgebiet zieht durch, der Wind wird böig, eisig, kommt jetzt wieder von Nord. Der Himmel einigt sich wieder auf die seit 3 Wochen vorherrschende graue Melange. Man merkt das sofort, dreht der Wind, wird die Geschwingkeit deutlich langsamer, ich habe eine Schwächephase zwischen Km62 und 79 und mein schöner Ankuftsvorsprung egalisiert sich. Kein Telefonat mit Ellinor vo dem Nachtdienst.
enlose, einsame Strassen

Bruce hatte deutlich gesagt, north of Marathon, lots of hills, aber soweit will ich gar nicht und doch kommt es an diesem Tag noch einmal ganz dicke.

 Ein echter bone breaker, genau 8km vor dem Zielort erwartet die Durchfahrenden. Herunter geht's über 2km in einer irren Beschleunigung auf den Fluß zu und dann nimmt nach 85km der Anstieg aus der Flußniederung hinauf der Berg kein Ende. Ein Paradies für Rennradfahrer, die ihr Bergtraining optieren wollen, für Tourenfahrer hingegen, ohne Jagdlust nach dem rotgepunktetem Trikot eine absolute Quälerei. 3,2 km im ersten Gang den Bonebreaker hinauf. Es ist unglaublich, warum tut man sich das an. Ich will jetzt nur noch Marathon. Meinen persönlichen Mont Ventoux habe ich hier gerade hinter mich gebracht.

Jetzt auch Hi speed web in Marathon
Marathon liegt etwas abseits der Strecke, 1700Einwohner, eine stufenförmige Abfahrt führt in weitem Bogen in den Ort. Ein wenig Kleinindustrie, mehrere Autohändler, ein Mall, die Dependance des Männerladens und 2 Banken, schön ist anders, aber für den canadischen Querschnitt ganz ansehnbar.

Und dann kommt der Eklat des Tages. Abgekämpft und mit frischem Geld versorgt, sagt die Frau $94 plus Tax und ich denke, ich hab mich verhört. Ne, das ist ihr ernst. $94.

Es ist 16:00h, der riesige Parkplatz leer, ich bin der erste und vielleicht auch ihr einziger Gast und sie fordert einen Wucherpreis. No, Lady, so Iam looking for a cheaper price. Ich zahl doch nicht für einen 16h Raum, Dusche und Stellplatz mehr als $100.
Eher schlaf ich im Wald.
In Deutschland und Europa sind wir es gewohnt den vollen, geforderten Preis genannt zu bekommen. Hier ist immer alles +Tax. Und damit erhöht sich der eigentliche Preis plötzlich mysteriös. Die Kanadier sind das gewohnt, ich wittere permanent einen Nachteil. Hat aber alles so seine Ordnung. Eben +Tax.



Welche Tragweite so ein Nö hat, spürt der Reiter, als er sich wieder aus dem Ort entfernt, wieder ein die Oberschenkel quälender schmerzhafter Anstieg zurück auf den Highway, es bginnt zu regnen. Oh, mein Gott, warum nun auch noch das, dreh verdammt nochmal um. Zahl ihr den Wucherpreis. 

Nein, vielleicht ist etwas auf dem Highway billiger, wie Passanten empfehlen. Auf dem Highway verlangen sie 107+Tax. Der Himmel hat sich an diesem Tag gegen mich verschworen, wo sind die nächsten Motels? In Terrace Bay, schlappe 80km entfernt. Rastplätze? Keine!- F...
menschenleeres Nord Ontario

Kein guter Tag. Ich habe mir angewöhnt, auf Reisen ab 17:00h nach einem Rastplatz zu suchen, so bleibt immer noch genug Zeit, falls überraschend Mehrkm gefahren werden müssen, um ein Zelt in Ruhe vor der Dämmerung auf zu bauen. Hier in Kanada geht das alles nicht. Die Landschaft ist nichts als Fels, durch die ein nicht endendes Asphaltband namens Hwy 17 hindurchgetrieben wurde. Bergauf, wie bergab, völlig egal, welche Steigungen dabei absolviert werden. Die karge Vegetation reicht bis an die Strasse heran, hier gibt es keine Wiesen, Felder, Lichtungen. Außerhalb der wenigen Dörfer ist nuscht, einfach nuscht, keine Bauerhöfe, wo man in Scheunen übernachten könnte.
Blick zum Lake Superior

Also suche ich nach einem Waldweg, irgendwas am See ohne Fels. Nach 10km kommt tatsächlich ein Waldweg, besser wird es nicht werden, uneinsehbar von Strasse, jedoch von auftauenden Schneemassen umgeben. Schön ist das nicht, reicht aber für eine Nacht.

Allerdings ist durch den Aufbau der vollgesogene Boden in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Häringe halten einfach nicht. Bald sind die Schuhe völlig naß. Extrem Camping bei Minusgraden, schlimmer geht's nun bald nicht mehr. Aber ich schlafe weich und trocken auf der Isomatte, keine kalten Füße, sogar das Nordlicht ist zu sehen.
nix, womit man Frauen rumkriegen kann

Und das beste des Abends ist, dass das GPS am Samsung nun anscheindend doch funktioniert und ich Felix's App endlich testen kann.

Es klappt, Ellinor hat in der Nacht dreimal dieselbe SMS. Das ist echte Freude, jetzt kann ich Sms aus dem Wald mit GPS Koordinaten schicken und Ellinor kann wenigstens die Überbleibsel finden, nachdem der Bär zu Besuch war. Yeah.

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