tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 28. Februar 2014

Europe's last frontier, Europas letzte Wildnis

The Northwest Territories (NWT) in Canada are often known as the last frontier; in eastern Europe still excisting a region that is also called the last wilderness. It's in the northwest part of Poland, the primeval forest of Bialowieza. An untouched 500 years old forest. We cycled 2012 the very impressive tour along the border river Bug from Zamosc through the Bialowieza NP to Bialystok the main city of the northwest area of Poland in a wonderful bicyclefriendly atmosphere..

Access is very easy by the Berlin-Warsaw-Expresstrain and the polish railway PKP fast train Warsaw-Przemysl, which provides special bicycle coaches. With special DB - Poland tickets you can safe much money, but also try to purshase PKPtickets at a PKPstore in Poland. Don't worry about language problems, take a sheet of paper and mark down your destination with dates and signs for people and number of bicycles.

The only drop of bitterness is, that we did not met him; the forest bison [polish: zubr=shoobre]. Approximate 3000 animals live under Unesco and polish law protection in the forest, which sized about 105km². Wikipedia.org Biealowieza National Park.
So maybe a dream will become true, to see them alive on the Bison sanctuary a the Great Slave Lake in NWT.



Warsaw culture palace: Stalin's Gift
Ein bekannter Autoaufkleber unserer Region lautet: Dithmarschen, die letzte Wildnis Europas.Tatsächlich gibt es in Europa einen letzten Urwald, einen seit sehr langer Zeit unberührten Wald. Es ist der Bialowieza Nationalpark im Nordosten Polens. 2002 waren wir mit dem Fahrrad über Stettin mit der PKP nach Danzig gefahren und von dort über das Haff, durch das katholische Ermland und die Masuren bis in den Bialowieza Nationalpark gelangt. Er ist Rückzugsraum der letzten europäischen Bisons (Waldbisons, genauer gesagt sind es nun Rückzüchtungen, denn das letzte Tier ist nach unterschiedlichen Quellen 1919 oder 1927 geschossen worden). Es war die erste Osteuropareise zusammen mit Ellinor und es sollten viele folgen; wir entwickelten gerade unseren Reiz für Osteuropa.
Early guerilla camping at Suprasl area/Pl 2002
Da ein Teil der Familie im Westen Warschaus lebt, bestand 2012 die Möglichkeit auf kurzem Wege entspannt mit dem Berlin-Warschau Express zu reisen und von dort dann weiter in südöstlicher Richtung über Lublin nach Zamosc, der alten Renaissancestadt, dem Padua des Nordens.
DB und PKP bietet zumindest auf dieser Strecke einen erstaunlichen Fahrradreise-Komfort. Der Kauf der polnischen Tickets in Polen ist viel einfacher und preiswerter als gedacht, wenn man dem Schalterbeamten einen Zettel mit Daten, Reiserouten und Fahrradsymbolen herüber reicht. 
Old jewish tombstones in Warsaw Wola

Zwei Tage für Warschau selbst sollten auf jeden Fall drin sein. Die im Krieg schwer geschundene Stadt hat ihr graue Maus Image lange abgelegt und bietet spätestens seit der Fußball EM reichlich Möglichkeiten zu Entertainment, Shopping und Kultur. Die wenigen noch arbeitenden Synagogen sind bisweilen schwer zu finden, dann aber, wird man warmherzig empfangen. Ebenfalls ein unbedingter Geheimtip ist der riesige jüdische Friedhof in Warschau Wola aus dem Jahre 1906. Was in Prag in Josefov oder in Krakau Kazimierz viel Geld auf engem Platz kostet und overcrowded ist, gibt's hier im Überangebot und Stille. Jewish Cemetery Warsaw Wola


Old times polish 1Horsepower truck
Zunächst ein Klischee: es gibt sie hier noch. Die Panjewagen mit ihren zotteligen 1 PS mitten auf den großen Magistralen im Osten. Es wirkt aus der Zeit gefallen, wenn sie von großen 40to LKW überholt werden. Aber es passt in diesen Landstrich. Und doch, sie bleiben die Ausnahmen; auf vielen Höfen sind inzwischen die grüngelben John Deere Schlepper zu sehen.                                                                                                

River Bug near Hrubieszow

in the middle of nowhere PKS Busstop
Je weiter man sich der Grenze Ukraine nähert, desto einsamer wird es.
Knappe 60 km sind es östlich von Zamosc über buckelige, einsame Landstrassen; dann endet Europa hier am Fluß.

Auf vielen Gehöften sieht man Störche, die in den Niederungen anscheinend reichlich Nahrung finden. Der polnische Bug bildet hier die Außengrenze der EU zur Ukraine bzw. im Norden nach Belorussland, bevor er in die Weichsel mündet. Gemächlich mäandert der Fluß aus Ostgalizien kommend 775 km nordwärts durch einen agrarbewirtschafteten, dünnbesiedelten Landstrich, den die Warschauer selbst naserümpfend als hinterwäldlerisch betrachten.


Slipcze Village
In Slipcze Agroturystyka.pl direkt am Fluß brauchten wir eine ganze Weile, bis wir das erste Nachtquartier fanden. Am letzten Dorfladen, schon eingedeckt, wies die Verkäuferin mit der Hand den Weg. Möglicherweise meinte sie auch: immer gradeaus.
Eu/Ukraine bordercontrol at Hrubieszow
Die wenigen Häuser entlang, die endlos scheinende Straße hatte allesamt die falschen Hausnummern. Als wir es endlich fanden, standen wir 100 m vom Fluß entfernt vor einem Bauernhof. Agroturystyka. Urlaub auf dem Bauernhof, made in Polska.

Irgendjemand spricht hier immer unsere Sprache und wenn sie das Handy herausholen und jemanden im Ort anrufen. Die sprichwörtliche Gastfreundlichkeit der Polen wurde uns dann an diesem Abend aufs neue bewußt, als wir, wie selbstverständlich einfach zu selbstgebackenem Brot mit warmen Schmalz und selbstgebranntem 60% Vodka und der gesamten Hausgemeinschaft, dazugebeten wurden.


where the road ends the adventure begins
Willkommen am Ende der Welt. Und doch ist die Erde hier blutgetränkt. Gedanken werden in dieser so friedlich scheinenden Region unweigerlich wach, wenn man durch Sobibor kommt; hier in der Abgeschiedenheit entstanden nach1940 großen Vernichtungslager für die jüdische Bevölkerung Europas. Hier in der Abgeschiedenheit des östlichen Raumes wähnte man sich unbemerkt. Die Spuren sind in Sobibor, wie auch anderswo, zu verwischen versucht worden. Unscheinbar wirkt heute der Ort.
PKP station Sobibor left former selection ramp

3 x tägl. benutzt die PKP nach wie vor den Bahnhof für Personenverkehr; schaut man genauer, entdeckt man die grasüberwucherte Selektionsrampe etwas abseits des Haltepunktes. Mit dem Übersetzen der Sturmboote über den Bug begann im Juni 1941 der Angriff auf die Sowjetunion; mein Großvater marschierte 30jährig von hier zu Fuß nach Brijansk. In den letzten Jahren ist der Respekt vor meinem Großvater deutlich gestiegen, als ich durch den Osten Lettlands und Polens an der russischen Grenze entlang gefahren bin. Ärmliche Siedlungen, windschiefe Holzhäuser mit Brunnen vor dem Haus. Er hat nie darüber gesprochen...
orthodxe wooden church of old Believers
Auch wir müssen Tage danach über den Bug übersetzen, der erste Versuch scheitert, die markierte Fähre ist nicht mehr existend.
River Bug Ferryprom
In Mielnik muß der Bug dann mit dem Seilzug Fährpram überquert werden. Der Fluß hat jetzt eine ansehnliche Breite erreicht. 
Wir überschreiten die Grenze nach Podlasien, der nordöstlichsten Wojewodschaft. Hier ist das Siedlungsgebiet der Altgläubigen, der ehemals aus Russland stammenden, orthodoxen Minderheit im katholischen Polen. Deren Glaubensgemeinschaft ist ebenfalls in großen Siedlungsgemeinschaften am Peipus See in Estland zu finden. Charakteristisch sind ihre hölzernen Zwiebeldach Türme. Und es gibt, wie in der Orthodxie üblich, keine Bänke im Kirchenschiff.
In Abhängigkeit zum Wald ist Holz jetzt der vorherrschende Baustoff.
 
Spätestens jetzt ist die 1:200.000er Karte zu ungenau.
Von Mielnik geht es nun an der belorussischen Grenze entlang nach Czeremcha durch die weite Puzzta-Landschaft der Bialowieza Heide. In Warschau gibt es einen hervorragend sortieren Laden für Maßstabkarten. 1:25000. Wie notwendig der Erwerb dieser Karten war, zeigt sich bald. Die Natur verschluckt die Radfahrer fast.
typical woodbuildings
Czeremcha ist ein gesichtsloses Dorf am Rande des National Parks. Der einzige, völlig deplazierte Farbtupfer des Ortes ist der neue grellrote PoloMarkt (die polnische Penny Ausgabe) auf dem zentralen Platz. Mitten in der Pampas frisch gebackener Kuchen und ein Kaffee to go.
Hostfamily in Czeremcha
 Nicht jeder polnische Beherbergungsbetrieb ist auf Anhieb als solcher erkennbar.
Manchmal wird auch wie in Czeremcha einfach kurz bei Ankunft der Gäste das Wohnzimmer ausgeräumt. Dafür gibt's dann Familienanhang gratis.

Und der Schwiegersohn wird per Handy herbeigeholt. Am Abend dann eine Einladung zu käsegefüllten Pfannkuchen mit Marmelade von der betagten Oma höchstpersönlich angerichtet.Von Czeremcha führt staubige Piste unmittelbar entlang der bjelorussischen Grenze durch den Wald nach Bialowieza Ort.
everywhere to see, everywhere to get: Zubre, Piwo(Beer)

Auf der anderen Seite, einen Steinwurf entfernt, ist Lukashenko Land.
Die Landstrasse würde hier einen großen Umweg bedeuten.Gefühlt immer geradeaus. Einfach in den Wald hinein.
Windschiefe einsame Holzhütten am Waldesrand. Ein phantastisches Erlebnis der absoluten Stille, das Geräusch der Motorsägen hat längst aufgehört. Es dauert nicht lange und wir verlieren vollständig die Orientierung. Die breiten Wirtschaftswege sind verschwunden. Jetzt müßte er aus dem Dickicht brechen. Bison Bonasus. Aber wir sind mit unseren Rädern viel zu laut.

Holzwirtschaft wird im National Park nur in bestimmten Arealen geduldet. Man überläßt den Wald sich selbst. Durch Sturmschlag der letzten Wochen sind die Wege teilweise versperrt.
Nach 10 km geradeaus hat sich die Sicht nicht verändert. Einer Stunde später ziehen wir die Reißleine, abrupte Kurs-Korrektur 90°rechts. Weitere 10 km entfernt, sind wir wieder am Rand der Zivilisation.
Bialowieza rooms for rent
Bialowieza ist der Hauptort in der Region. 2600 Einwohner groß.
Einstmals war der Wald ein Jagdrevier der Zaren, sie reisten mit der Eisenbahn an. Der Zarenbahnhof steht noch heute einsam am Dorfrand, die PKP bedient ihn schon lange nicht mehr.
Heute lebt man heute vom Wald und vom sanftem Tourismus, der Ort selbst hat wenig zu bieten, eine Kirche, ein paar alte Gebäude und das National Park Informationszentrum; bietet aber alle Möglichenkeiten der Versorgung . Bialowieza-info Es bleibt genug Wald drumherum, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Jede Menge markierte Wander- und Fahrradwege.
Der Zutritt zum Inneren des National Parks (streng geschützte Zone) selbst ist nur mit Führungen und auf einem sehr begrenztem Areal erlaubt.


no Bison live
Enjoy the silence. Wir sind mehrmals tief in den Wald vorgedrungen. Immer wieder stehen wir unvermittelt an einem Grenzposten. Mehrere Kameras, Fotographieverbot. Es ist absolut still, bis auf das Anschlagen der Hunde im Lukashenko Land auf der anderen Seite.
Trotz der stattlichen Anzahl von nunmehr 3000 Tieren hatten wir wie auch 2001 kein Glück, an den drei Tagen im frühen Morgengrauen gab es zwar jeden Menge Wildschweinrotten, Rehe und zweibeinige Pilzesammler zu sehen, aber der Bison live blieb uns verborgen. Aufgrund der Größe des Parks (halb so groß wie Schleswig Holstein, PL+ BY) vielleicht nicht verwunderlich.

In den NWT in Canada gibt es am Großen Slave Lake ein ebenfalls großes Bison Rückzugsgebiet, das Bison Great Slave Sanctuary. Die Route dorthin bedeutet einen riesigen Umweg Richtung Yellowknife, alles eine Frage der Zeit. Dann würde sich der Kreis schließen.
                                                                                                                     deep Bialowieza Forest Europe's backdoor:  Bordercontrol




Die Heimfahrt der Reise vom letzten Urwald Europas ist relativ angenehm, wenn auch lang. Es gibt einen durchgehenden Express der PKP von Bialystok (76km entfernt) nach Stettin mit modernem Fahrradabteil. Viel Bahnfahrt quer durch Polen für kleines Geld. Mit plüschigen Sitzen und dem original Wars Barwagen. Ich liebe die PKP. Leider ist bei Ankunft in Stettin planmäßig, nach fast 10 h Fahrt, der letzte Zug nach Westen bereits gefahren. So ist eine weitere Übernachtung für Ross und Reiter notwendig.
PKPtrain TLK Podlasiak westbound crossing Poland: Bialystok-to the western edge Szczecin Glowny