tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 9. Dezember 2014

LA-Downtown

zwei schwere Grossbrände in den letzten 24h
Mo.,8.12.
Hinein in den Moloch
Die letzte Woche bricht an. Am Sonntag geht es zurück in meine Welt. Fuer Melancholie ist an diesem Morgen noch nicht richtig Platz, denn es steht eine aufregende Woche an. LA Downtown. Wie ein Omen hat Neal gestern auf dem Weg zurück nach Pacific Palisades beim Anblick des riesigen Verkehrs über das Problem gesprochen, was passiert, wenn einer der grossen Major Highways gesperrt wird. Wenn Obama in LA ist, sperren sie 3 Highways als Möglichkeit für in Frage kommende Fahrstrecken und dann bricht hier alles zusammen.
all the way down

An diesem Morgen kann man am üdimensionalen Flachbildschirm der Familie sehen, was passiert, wenn irgendetwas einen oder mehrere Highways blockiert.

 In der Nacht hat es ein Grossfeuer in unmittelbarer Nähe zum 101er gegeben. Der 101er ist nun teilweise gesperrt, ebenso der 110er und die Hubschrauber Kamera zeigt schön einen enormen kilometerlangen Stau über mehrere Spuren.
Yeah, alle reden vom Klimawandel, hier arbeiten wir feste dran.

Es war nicht die einzige Hiobs-botschaft, in Compton, einem der vielen Stadtteile in diesem Moloch, haben sie wieder einen Schwarzen erschossen. Weisse Polizisten. Stay out of Compton!... 
Dabei wird auf die Umstände im Moment gar nicht so wie Wert gelegt. Er war schwarz und die Polizisten sind meist weiss. Dabei ist es sicher (noch)nicht die Mehrheit der Bevölkerung, die sich unverstanden fühlt, aber es ist ein nicht zu übersehender Anteil der meist schlecht ausgebildeten Menschen in diesem Land.
Die Proteste haben inzwischen weite Teile des Landes erreicht. Jedesmal wenn ein Schwarzer stirbt. So wie Eric Garner, ein schwarzer New Yorker, der bereits im July beim Verkauf illegaler Zigaretten von vier Polizisten so zu Boden gebracht wurde und dann trotz seiner Ausrufe I can't breathe so am Atmen behindert wurde,  das er verstarb. Auch sein Fall zur Zeit nur ein weiteres Mosaiksteinchen.

Es gibt ein Augenzeugen Video auf Youtube, bei dem man sich als Europär fragt, ob es bei der Festnahme eines unbewaffneten Mitbuergers keine andere Möglichkeit gab. Den Polizisten war moeglicherweise seine schwere asthmatische COLD nicht bekannt. Es ist inzwischen ein Slogan geworden. Basketballspieler tragen ihn auf ihrem Shirt. Gestern Nacht gab es auch Ausschreitungen in LA Downtown. Noch ist fraglich, ob der Grossbrand am 101er eine direkte Folge der Riots ist.

Neal sieht das alles gelassen, da wo du bist, besteht solange genug business people da sind, überhaupt keine Gefahr, aber räumt er ein, in Skid Row, also dem Bezirk, der genau an 640Mainstreet grenzt, kann es durchaus sein, das man am hellen Tag ausgeraubt wird.
Blick in das Foyer des Stay on Main

Gibt man Skid Row bei Google ein, erhält man durchaus unschöne Nogo Area Hinweise.
Chinese methodist Church, Chinatorn LA

Also alles Indizien, um die Anreise nach LA komplett erwartungsfrei zu gestalten.
Neal war gegen die Pico, nimm den Venice Blvd, der hat eine durchgehende Radspur. Letztlich kann man sich für mehr als 8 Alternativen entscheiden, die mehr oder weniger parallel von Santa Monica nach LA Downtown führen.

Zurück zum Tagesablauf
Um 09:00h verlasse ich die Goldsteins.

Es ist ein Abschied für immer, es hat mir gut gefallen. Die Strasse hinunter, aber heute erreiche ich persönliche Bestzeit; schon nach 300m ist der Hinterreifen platt. Yeah, was für ein Start!
Ich entscheide mich trotz der Zeit für einen Kaffee an meiner 76er Tankstelle und überlege angestrengt, ob ich trotz des nun schweren Fahrrades kurz zu Malky und seinen homeless people an den Topanga Strand fahren soll. Ich will ihm ehrlich Adieu sagen. Nach einer Weile am Strassenrand des PCH entscheide ich mich dagegen, wer weiss, was heute noch passiert.

Die Bike Box ist noch zu besprechen, dann geht es los immer Venice Boulevard, nichts weiter als all the way down, all the way down, wie sie so gerne sagen.
Es ist eine lange Strecke durch das Outback, nach einer Stunde erreiche ich Culver City, nach einer weiteren Stunde Korea Town. Mehr als 40km nichtssagende Stadt sind zu durchqueren.
homeless auf dem Bürgersteig north Main street
Gegen 12:30 erreiche ich Mainstreet LA, jetzt das Hostel. Durchquerung des Fashion District. Soweit das Auge blickt Bekleidungsläden jeder Grösse, Taschen, Schmuck und Parfums. Es ist ein alter Bezirk dieser Stadt im ehemaligen Industrieareal, vereinzelt tauchen alte Industriebauten auf.

In der mittleren Mainstreet wird es nun architektonisch interessanter. Viele Hochhäuser aus den 1910er Jahren befinden sich in der Strasse, alte ehrwürdige Hotels mit verblassten Lettern, so wie ich sie in Vancouver DTES gesehen habe.
 Das Oroheum in LA
Natürlich fahre ich zunächst dran vorbei. Konnte nicht glauben, das dieser anmächtige Bau nun mein Hostel ist. Oh, ne, bei 520 Mainstreet, fällt mir auf, das ich zu weit bin und dann stehe ich 10Minuten später vor dem uralten Hotel Cecil. Es muss einmal eine glanzvolle Zeit gehabt haben, nun hängt ein profanes Schild am grossen Eingang. Draussen aber steht doch noch ein Portier, Hey Sir, is this 640 Main street? das Gebaeude schüchtert zugegebener Maßen etwas ein, ich bin für das Hostel gebucht, nicht aber für das ebenfalls im Gebäude residierende Hotel.


Es ist derselbe Eingang, geh' ruhig rein, meint Fabian, meist lassen sie die Leute schon früher einchecken. Nein, vorher will ich nach Chinatown LA Downtown. Chinatown LA ist nicht vergleichbar mit dem quirligen Vierteln in SF. Es wirkt deutlich ruhiger, die Strassen sind hier breiter, es sind deutlich weniger Menschen auf den Strassen zu sehen. Überall in Downtown gibt es Fahrradsecurity. Je nach Stadtteil tragen die kommunalen Officers unterschiedlich farbige Tshirts. Sie scheinen ausser dem Schlagstock unbewaffnet zu sein. Ich bekomme einen Tip und nach 10Minuten ist alles erledigt, nun kommt der aufregende Teil.
like the way I do

Chinese Fastfood,1$ steht am Eingang des Lucky Deli. Es ist wiedermal Erlebnisüberraschungsessen, pures China. Es gibt nur Mexikaner und Chinesen im kleinen Laden, dafür einen riesigen Bereich, in dem die fertigen Speisen in Toepfen ruhen. Erinnert ein wenig an die typischen Laeden, die mittags voll mit Berufstätigen gefuellt sind, aber nur sehr vage.

Alles drängt an mir vorbei, die Bestellung scheint die erste Herausforderung zu sein, irgendwann zupft mich jemand am Aermel. Jetzt bist du dran. Der Koch wartet mir gegenüber mit der Styropur Menage und dem Löffel in der Hand. Es gibt nur Plastikgeaschirr, sprechen ist unmöglich, erstens versteht er durch die Scheibe kein englisch und zweitens ist es höllisch laut in dem Laden.
Der  Chefkoch hier hat es nicht nötig vor seinem Restaurant sein Konterfei wie vor dem The Venetian aufzuhängen, die Leute stürmen auch so seinen Laden. Aber es klappt alles und er haut auf die Menage was nur geht. Brokoli aldente chinesich mit shrimps und jede Menge nicht so genau bestimmbares. Irgendwie scheint er nicht zu bremsen zu sein, reicht, reicht, reicht schon! Ignorierend er zeigt mir die Hand, yeah, 5$, Essen fuer 3 Personen, morgen komme ich wieder.

Es gibt im gehen eine nachdenkliche Szene, die meine Vermutungen der letzten Tage bestaetigt. Irgendjemand schreit mich an, hey man! Lots of stuff, are you homeless?

Genau das ist es, wie ich vermute, es gehört nicht viel dazu und schon gerät man als Reiseradler hier in dieser Region ganz schnell in den Verdacht ebenfalls homeless zu sein, es sind einfach zu viele, die mit ihrer gesammten Habe auf dem Rad durch die Orte pilgern. Schön, das nie jemand auf die Idee kommt, den Wert des Rades zu bestimmer. Aber mit dem kaputten Sattel und der gesamten Erscheinung passt es sich inzwischen hervorragend der Umgebung an. LA nimmt sein homeless Problem wahrscheinlich nicht mal zur Kenntnis, an der Freewayauffahrt campieren die Leute auf dem Bürgersteig.
Aber Es nervt trotzdem und ich frage den Typen ziemlich unwirsch.
Michael Levine im fashion district, the Selbstnäherparadies is here!
Zurück im Eingang des alten Cecil bin ich schon ein wenig unsicher, meinen Trecker über den Marmorfussboden zu schieben, aber was bleibt mir anderes übrig. 
Zu Besuch bei Michael Levine
Und dann gibts, doch noch was zum staunen, der check-in ist in nicht mal 5Minuten beendet, please let uns know, wenn Du alles sortiert haben, ich hole dann jemand vom Hausdienst der schliesst Dein Rad ein. Einfach so, prompt und nach 5Minuten ist der Trecker im Luggageroom, ohne das lästige Abnehmen des Gepäcks. Respekt!
Shana Tex hält mehr vom Strassenverkauf

Und dann ist das Zimmer in dem 15stöckigen Gebäude ein Zweibettzimmer, nach dem Drama in Las Vegas bin ich erstmal sprachlos. Wir werden sehen.

Es bleibt nicht viel Zeit am Nachmittag, ein wenig die Mainstreet hoch, dann den Broadway hinunter und ich lande im Fashion District. Er ist viel grösser, als auf der Anreise gesehen, ganze Strassenzüge immer dasselbe. Die Stores gleichen sich, eine ganze Strasse mit identischen Damen Handtaschen. Viele Stores werden von Menschen mexikanischer Herkunft betrieben. Mehr als 10 Läden hintereinander. Die nächste Strasse nur Leggins. Mehrere Läden mit falschen Parfums.
Let's get Chanel for 3$. Alles echt. AufjedenFall.
In manchen  Strassen liegen grosse Pappballen auf dem Fussweg. Frische Ware aus Fernost. Konsum, Konsum ist das, was das Land am laufen hält, nur das die Produktionsgewinne meist in Asien landen. Am Ende des Districts, dann der Ort, wo der Papst boxt. Fabrics. Stoffladen nach Stoffladen. Wieder ganze Strassenzüge, ein Laden neben dem nächsten. Es ist unmoeglich einen Favoriten zu finden. lowpricefabric.com/
Bei Michael Levine komme ich ins Gespräch mit den Verkäufern. Nein, ich suche nichts, ich checke das hier für die Chefin, die leider nicht dabei ist, aber ihr würden die Augen übergehen. Ja, möglicherweise kann sie im web bestellen, wir haben sehr viele Patchwork Kunden in Australien und Neuseeland. Sie geben sich eine ganze Menge Mühe, nennen mir die Preise, Preis pro yard, aber ich muss abwiegeln, ich bin nur der Scout.

Es wird schnell dunkel und der Fashion District hat Feierabend. Die Leute räumen ihre teils breit auf die Strasse ausgebreitete Ware hinter die schweren Rolladen.
Dafuer füllen sich um 18:00h die Strassen rund um den Broadway, viele Leute eilen zu den Bussen, die Strassen in Downtown sind völlig verstopft.

Um 19:00h bin ich wieder im Hotel. Inzwischen gibt es im Foyer bewaffenete Security. Das wifi Netz funktioniert wie überall auch hier nur marginal. Ich versuche am Hotel PC zu schreiben, aber sie booten das System ewig neu, was jeweils zum Textabsturz fuehrt. Während ich schreibe, erlebe ich mehrere Durchfahrten der grossen Löschfahrzeuge. Es scheint alle 30Minuten irgendwo einen Einsatz zu geben. Wahrscheinlich ist die Mainstreet eine der Hauptrouten.
Ich bin an diesem Abend nicht neugierig genug, heraus zu finden, was sich nun auf den fast leeren Strassen rund um das Hotel abspielt.