tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Sonntag, 2. November 2014

SF Fort Mason

Das nennt man Glück, hier an dieser Stätte in SF wird englisch gesprochen
Sa.,1.11.
Funeral
Im Grunde hatte ich mehr erwartet vom amerikanischen Halloween. Dafür, das in den Dörfern und Kleinstädten die Häuser teilweise zum Schreien komisch waren und Leute viel Geld für Deko ausgaben, dafür das die gängigen Stores hier in SF eine riesige Auswahl an Kostümen boten; außer Spesen nichts gewesen.

Nein, es war enttäuschend. Zwar gab sich die Hostelbesatzung redlich Mühe, alle Kräfte waren verkleidet, aber auf den Strassen um 22:00h war wenig zu sehen. Und die Gäste des Hostels waren geteilt.
Ein Großteil war nicht kostümiert und der andere Rest nahm die Gelegenheit war, sich im Kostüm dem Alkohol hinzugeben. Kurzum, wenn es unbedingt 3-8 Bier sein müssen, geht das auch ohne das Alcatrazkostüm und die alberne Plastikkette. Aber gut, ich komme aus dem Norden, ich fahre auch nicht im Winter an den Rhein und versuche literweise frühreifes Bier im Entwicklungsstadium zu trinken. Und dabei alle drei Minuten Kölle Alaaaf zu schreien.
Der teure Einkaufsspaß, falsch mehrere100$ Buße
Der Morgen danach ist im Speisesaal deutlich ruhiger, den letzten Zorro habe ich heute morgen bei meinem Boxenstop um 3:18h vor meiner Tür liegen sehen.  Es braucht heute etwas länger, bis die Halloweenees wach werden.
Es gibt neue Gesichter in der Küche, ein Schar deutscher Abiturientinnen, die gerade durch die USA touren und  sich als Aupair verdingen sitzen am Tisch  Sie klagen sich gegenseitig ihr anstrengendes Leben. Es ist schon zum Schmunzeln, dieser Generation zu zuhören, die inzwischen allesamt meine Kinder sein könnten. Aber jeder hat sein Smartphone vor sich liegen und es wird neben essen und trinken viel Zeit für Facebook investiert.
Chinatown goes Pop

Ich komme aus einer scheinbar anderen Welt. Ich muß immer wieder feststellen, meine Entwicklung ist so ganz anders verlaufen, ja natürlich, es gab auch keine Smartphones, aber ist es nicht allein.
Und doch bin ich neidisch; ein wenig neidisch über diesen Vorsprung dieser Generation. Ich habe immer noch Schwierigkeiten mit meinem Smartphone, habe elementare Dinge noch immer nicht ganz verstanden, vorallem aber, bin ich neidisch auf die Freiheit diese haben, so ein Leben zu führen.
Ich brauchte fast 30 Jahre länger um herauszufinden, wie atemberaubend so eine Zeit sein kann, hier in einer anderen Welt. Meine Eltern hätte ich schlichtweg mit dem Gedanken überfordert, hey, ich will mal für eine Zeit Deutschland verlassen. Es ist nicht passiert, stattdessen gab es Kinder, Ehen, Träume und zerplatzende Träume und neue Träume. Aber für einen Austieg auf Zeit war irgendwie keine Zeit da. Und jeder in meinem Alter weiß, wenn es nicht frühzeitig passiert, wird es immer schwieriger, so einen Traum zu realisieren.

Ich verlasse das Haus wie gewohnt gegen 10:00h und mache mich erneut auf zum Meer. Nochmals zur Fisherman's Wharf und an den Strand, aber diesmal ein gutes Stück weiter, über den Hügel nach Fort Mason.
In der Jackson gibt's wieder etwas aus der Rubrik Autsch!
Ich komme hinzu und sehe 2 ungewöhnlich parkende CableCars. Es ist ein unfreiwilliger Stop. Ein schwerer Ford Pickup hat auf der linken Strassenseite gut 2 Fuß vom Bürgersteig frei in die Strasse hineingeparkt. Es wirkt schon dreist. Die Bahn ist blockiert. Alles Aussteigen und warten auf den Abschlepper. Es ist nicht klar, wann die Fahrt fortgesetzt werden kann.

Ich komme ins Gespräch mit dem schwarzen Officer. Passiert das oft? Sehr oft, aber meist sind die Leute im Haus und kommen hinaus und beheben den Stau sehr schnell. Unglücklich ist es wie heute, wenn die Leute in Chinatown zum shoppen unterwegs sind. 
Was kostet das? Wenn der towtruck den Wagen am Haken hat 600-800$. Meistens versuchen die Leute noch beim Heraunnahen zu fliehen.
Schon 30min stehen sie hier. Aber der towtruck läßt sich an diesem Morgen Zeit. Müßte auch erst von oben rückwärts hinunter und den Wagen herausbugsieren.
Natürlich ist das ein Wettlauf durch die engen Strassen, ist der Wagen erst am Haken, ist das Geschäft gemacht. An diesem Tag wird es etwas preiswerter. Zwei sehr junge Leute erscheinen, stammeln dreimal sorry Sir und verschwinden auf die Schnelle. Hast Du die Nummer, schreit sein Kollege?und lacht. Sie haben ihren Humor behalten, dafür passiert das zu oft, dennoch diese Nummer kostet mehrer hundert Dollar.

Am Samstag ist Chinatown gefühlt irgendwie noch geschäftiger, noch wuseliger, als in der Woche. Im Bereich der Lebensmittelmärkte an der Stockton herrscht ein Betrieb, als ob alle Läden zeitgleich Ausverkauf machen und schließen. Die Preise sind grob gesehen überall gleich, es gibt pro Strassenseite 5 Läden hintereinander, die alle Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch verkaufen, aber es scheint, als ob jeder denkt, gleich gibt's nicht mehr.
Greenstreet  Funeral

Ich muß dadurch und will das typische California Tshirt haben, gibt's zwei Blocks weiter in der Parallelstrasse. Auch hier gilt, jeder Händler hat sie, 1Shirt 4$, 3Shirts 10$ oder 5shirts 12$. Am Hafen sind sie teurer, aber nicht besser, nur der faule Tourist zahlt 4$ mehr. Wer läuft zahlt weniger. Und doch für eine kurze Zeit muß das Gewissen beruhigt werden. Ein Tshirt für 4$, beste China Ware, aber zur Verkaufsförderung mit dem Hinweis USA Quality versehen. Was heißt das jetzt? Produziert in den USA, oder haben Käufer anderer Länder mindere Stoffqualitäten zu erwarten?
Der Käufer, so er nicht ethnischmoralisch orientiert ist, kauft das Shirt und fragt nicht, für welchen Hungerlohn in welcher Fabrik ein Stück Stoff für umgerechnet 2,70€ hergestellt wurde und auch noch verschifft wurde. Inklusive Steuern, Hafengebürhen, etc. Hab ich jetzt auch getan, mußte sein, ich war bis zum Schluß nicht davon überzeugt, das die teureren Shirts aus einer anderen Fabrik kommen.
Natürlich erweitert sich mein englischer Wortschaft nahezu täglich, eine der vielen Vokabeln, die in meiner Welt normaler Weise selten gebraucht werden ist Funeral, die Beerdigung. Wie gesagt Chinatown SF ist nicht für Touristen, es ist nicht museal und so stehe ich unvermittelt in der Greenstreet vor Greenstreet Funeral und werde Zeuge einer Beerdigung. Ja, Knipserei ist selbstverständlich ein Nogo auf Beerdigungen, deswegen halte ich mich vornehm im Hintergund auf.
angetreten zum letzten Marsch
Chinesische Begräbnisse unterscheiden sich elementar von norddeutschen Zeremonien.
Als ich in den Greenstreet komme spielt das hauseigene Greenstreet Funeral Orchestra gerade ein Amazing Grace, ein wenig getragen, mit verchlepptem Tempo. Dann ein dreifacher Gong. Stille. Nun wird der Sarg in den Wagen gebracht. Im Seitenfenster glimmt eine Mutanten Räucherkerze.

Jetzt passiert estwas sehr berührendes. Sie montieren ein blumengeschmücktes Konterfei auf einem offenen Pickup; das Fahrerhaus überragend in 2m Höhe. Hinter dem Bildnis sind drei schwarze, offene Sitze auf denen mutmaßlich seine Frau und seine Tochter platznehmen. Eine 4 Mann Motorradeskorte macht sich bereit. Wohlgemerkt, es ist Samstag Vormittag, rushhour mitten in Chinatown.
Und dann setzt sich der Zug aus der kleinen Nebenstrasse direkt in die Columbus in Bewegung. Die marchingband vorweg, die beiden Autos folgen im Schrittempo, die Motofahrer haben nun Trillerpfeiffen im Mund, halten den Verkehr auf der 3spurigen Strasse an und lotsen mehr als 30 Autos in die Hauptstrasse.
alte Fischräucherei auf der Wharf
Alles stopt; normalerweise herrscht ein permanentes Gehupe auf dieser wichtigen Verbindungsstrasse. Nun scheint für wenigen Augenblicke die Zeit angehalten. Und alles folgt dem der Tempo der marchingband. Das rührt einen an. Alter Falter, mitten zur Hauptverkehrszeit ein mehrere hundert Meter langer Prozessionszug.
Kaum ist der Zug unterwegs parkt der nächste Beerdingsungswagen bei Greestreet Funeral rückwärts ein. 
Weiter zu McDonald, einen Kaffee und Ellinor anrufen, aber daraus wird nichts, niemand meldet sich und nach 30min verlasse ich den Laden wieder. Nein, ich mag McDonald nicht, aber der Kaffee ist billiger als bei Starbucks und vorallem, hier gibt es das ungeschmückte Amerika zu beobachten. Hier sind die, die meist nicht in die feinen Kaffeebuden der Firma aus Seattle kommen. Hier ist es gewöhnlich, durchschnittlich. Hier arbeiten keine Weißen hinter dem Tresen Und ganz ehrlich, ich fühle mich wohler.
Außerdem kann man ungienannter Weise bei McDonalds im hinausgehen nochmal schnell seinen Becher mit Coke füllen, falls gerade keiner guckt.
Eventveranstaltung Radfahren
Ich folge dem Mehr bis zum Hügel und nach Erklimmen des selbigen betrete ich Fort Mason. Einst eine Militär Basis mit vielen Lagerhäusern und Piers in der Bucht. Von hier aus wurden die Soldaten in die Schlachten des Pacific verschifft und sofern sie überlebten auch mit Musik wieder empfangen.

Fort Mason hat eine lange Geschichte hinter sich, nachdem das Militär das Fort verlassen hat, dient es ausschließlich friedlichen Zwecken. Es gibt ein Hostel auf dem Hügel, mehrere Forschungseinrichtungen und Ausstellungen. Heute war Einschreibung für den SF Halbmarathon über die Golden Gate. Apropos, man hat einen wunderbaren Blick auf die Brücke vom Fort aus.
Lagerhäuser Fort Mason

Zunächst wollte ich auch Fort Mason Hostel buchen, Taya hatte mir das empfohlen, aber inzwischen bin ich froh es nicht getan zu haben. Ft. Mason Hostel liegt einfach zu abseits vom Schuß. Das wahre Leben findet in San Francisco rund um das Downtown Hostel statt.
Und bei aller Skepsis Großstadt Herbergen gegenüber, der Laden ist einfach sein Geld wert. Es gibt einen überaus freundlichen Service, ein gutes Frühstück und jede Menge Programm unter der Woche, für die, die sich nicht beschäftigen können.
Bild am Zaun, alle Rechte Fort Mason

Es ist der vorletzte Tag in dieser aufregenden Stadt und die Zeit verging wie im Flug. Ich mache mich früher als sonst auf den Heimweg, um die nächsten Tage vorzubereiten. Ich muß meinen warmshower account auf Trab bringen, die Strecke ausarbeiten. Gordon, wird mich hassen, dafür, das ich seine klugen Empfehlungen kaum beachte, aber die Zeit rennt hier in der Stadt. Es gibt zuviel zu sehen und bisher kam in den letzten 6 Tagen keine Langeweile auf.

Es wäre ein harmloser Nachmittag geblieben, aber ich entdecke eine Bücherei-Filiale und habe doch noch die Chance Ellinor zu sprechen. Natürlich weiß ich, es ist ein faux pas in einer Bücherei zu sprechen, also flüstere ich und stehe getarnt hinter einem riesigen Bücherregal. Es ist erschreckend laut in dem halligen Raum. Wir haben Probleme, Carlie geht es nicht gut, mit seinen 14 Jahren ist er nun mit seiner Leukämie am Ende seines Daseins angekommen. Jeder der Ellinor kennt, weiß was das bedeutet. Carlie ist nicht irgendwer, sondern er gehört nunmal zur Familie. Und geht es einem Familienmitglied schlecht sind das eben Dinge, die bei einem hochbelasteten wifi nicht besprochen werden können. Wir nehmen uns Zeit und ich flüstere bewußt, als ich aber eine Pause mache, werde ich energisch von einer 70+Dame mit strengem Blick getadelt. Ob ich icht wüßte, das das eine Bücherei sei, für meine Gespräche sei ein Starbucks zuständig, sagt sie mit ihrer Boulevardblatt in der Hand und ist gar nicht leise dabei.
Ich sage zunächst nichts, es ärgert mich, ich sollte zu ihr hingehen, ihr die Zeitschrift in ihr Decoleetè stopfen und sagen, eyh hör mal, du alte Brotspinne, mein Kater hat Leukämie und vielleicht ist er in einer Woche tot. Da kann ich nicht warten.  Aber ich sage nichts. fast nichts.
besser wohnen im Union street Viertel

Verhalten klassisch deutsches , Yeah, fühl dich wie zu Hause. Ganz ehrlich, es ist sehr selten passiert, das Leute mich meinten mich maßregeln zu müssen. Man muß das so hinnehmen und keine 5min später begegne ich bereits wieder 2 freundlichen Mitmenschen, die mir ein Lächeln schenken. Einfach so.