tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 28. November 2014

LA-Korea Town

Zucht Truthahn, source Wikipedia
Do. 17.11.
Truthahn Tag
Wir hatten wieder einen ganz ordentlichen Wind in der Nacht und so stelle ich die Fahrt durch den Canyon auf dem Highway 27 hinten an. Stattdessen vielleicht eine Fahrt nach Chinatown, LA, und die Suche nach etwas ganz Besonderem.

Erste Wahrnehmung an diesem Morgen, der Verkehr ist deutlich geringer, als in den letzten Tagen. Heute ist Thanksgiving, um ehrlich zu sein, für mich ist das als Europäer immer etwas wie Erntedank gewesen, leicht verspätet und eben typisch amerikanisch. Ich habe mich auch nicht weiter damit auseinander gesetzt. 
Natürlich hat so was Folgen. So bin ich bei Abfahrt noch in dem Glauben, ist halt ein Feiertag, die Läden werden geöffnet sein und wer das Glück hat nicht gerade im Dienstleistungsgewerbe zu arbeiten, genießt den freien Tag am Strand. Weit gefehlt.

Schon an der Kreuzung schreit mich ein Autofahrer an Happy Thanksgiving! jo, freut mich für Dich, auch auf dem PCH ist heute fast überhaupt kein Verkehr und das beunruhigt dann doch. Gar kein Stau, sollte der Tag doch eine größere Bedeutung haben? Haben später überhaupt die Läden geöffnet? Chinatown feiert vielleicht kein Thanksgiving.

In Canada habe ich eine ganze Reihe von Feiertagen erlebt Canada Day, Victoria Day, Ostern, Pfingsten, ohne das sich irgendetwas sichtbar änderte.
Ich erreiche Santa Monica um 08:30h morgens, die Stadt ist fast ausgestorben, nur die homeless people liegen an den Bushaltestellen der Innenstadt und auf den Bänken der Parks. Kaum jemand ist zu sehen. Die großen Boulevards, die jeweils parallel nach LA Downtown führen, alle fast leer. 
Nun wird es offensichtlich, irgendetwas stimmt heute nicht. Kein Verkehrschaos, auf den 6spurigen Strassen verlieren sich die wenigen Autos. Meist habe ich eine ganze Spur für mich allein. Sollte der Truthahn-Tag solch einen Einfluss haben?
Es ist schier unvorstellbar.
Nach gut einer weiteren Stunde erreiche ich Beverly Hills auf dem Santa Monica Blvd. Auch hier alles leer, aber ich treffe auf Brendan, der an diesem Morgen sein Rennrad ausfährt.
Brendan, ich brauche einen Strassennamen für die Suchfunktion meines Garmin. Nebenbei bemerkt, die Suchmaske ist teilweise unbrauchbar, wenn Dir kein Name bekannt ist und Du nicht weißt, wo Chinatown in diesem Moloch ungefähr liegt. Dann hilft das Garmin überhaupt nicht.

Aber Brendan weiß, wo ich hin will, noch gute 13 Meilen, nein! Doch! Da bin ich bereits gute 1,5h unterwegs, aber noch immer sind es 12 Meilen, Beverly Hills ist eben nicht LA Downtown. Nein, sagt Brendan, dieses Gebiet ist wahrscheinlich 100x100km groß und wahrscheinlich wohnen hier gut 10Mio Menschen. Und die besitzen gefühlt wahrscheinlich 30Mio.Autos.

Letzte Frage nach dem Thanksgiving Day und Brendan sagt nur einen Satz ein Feiertag von nationaler Bedeutung, kommt gleich in der Rangfolge nach Weihnachten. Und deswegen sind die Autos heute alle verschwunden? Ja, sagt er, wer irgendwie kann hat frei und es ist der beste Tag des Jahres um Fahrrad zufahren. Dafür bricht morgen nationaler Notstand aus! Wieso? Ja weil sie Morgen auch alle frei haben, aber im Gegensatz zu heute morgen alle Geschäfte auf haben, und dann wird eingekauft für Weihnachten. Sieh’ Dich vor!

In Deutschland nennt man solche Wahnsinnstage lapidar Brückentage.

Ok, also weiter nach LA, weiter auf dem Boulevard, die Hochhäuser von Beverly Hills liegen bald hinter mir und ich fahre durch Villensiedlungen, Wohnparks, Konsumzeilen ohne das es aufregende Bilder gibt. Alles ist endlos. 
Das ändert sich erst ein wenig als ich Koreatown erreiche. Und nun könnte ich auch frühstücken, ein großer Markt scheint geöffnet zu gaben, Autos stauen sich, mit dem Fahrrad ist heute noch keiner gekommen. Koreaner brauchen auch keine Fahrradständer.

Natürlich falle ich auf, ich  weiß nicht wohin mit dem Rad. Nein Sir, das geht nicht hier können sie nicht stehen, bitte entfernen sie ihr Rad da! Aber ich will nur 5min kurz was zu trinken, dann bin ich wieder weg. No! Der Mann mit dem Colt kennt kein Pardon, Okay, natürlich könnten sie die Autos aufschreiben, die hier ein Chaos verursachen und jeden einzelnen hier abschleppen lassen, aber gut es stört das Rad, wo bitte darf ich stehen? Da hinten, fein, es dauert aber keine 2 Minuten, da kommt der nächste und sagt bitte hier nicht. Hmm, gut, was meinen sie was wäre der beste Platz für das Rad? Genau da, wo es vorher war.

Ich weiß es ist ein schwerer Verhaltensfehler in asiatischen Regionen die Stimme zu heben, Und wenn ihnen Fahrräder hier fremd sind, dann wird es druch eine laute Stimme nicht besser, aber es gibt Tage, da will ich nicht beliebt sein und ich bin gereizt. Hört mal ihr beiden Pappnasen, mag ja sein, das ihr hier Hausrecht habt und vielleicht ist Euch so ein Reiserad auch unbekannt, aber ich wollte nur 5Minuten in diesem be…Store einkaufen, nur 5 Minuten, das mß doch auch bei Euch möglich sein.

Es kann auch anders sein, nur 3Minuten weiter kommt auf der anderen Seite Gonzales Northgate Market und hier gibt’s Platz für Räder und sogar Kunden die mit Rad zum einkaufen kommen, wenn sie auch die Minderheit sind.


Auch hier stehen am Eingang zwei Männer in Fantasie Uniformen, jeder sichtbar mit einer großen Wumme am Hosenbund.
Herrjeh, man muß sich das mal vorstellen, die benutzen die auch. 

Aber ich werde nett angelächelt und betrete den großen Laden. Hatte Brendan nicht gesagt erst Morgen wäre nationaler Notstand. Gibt es Teile der Stadt, die heute schon betroffen sind?
Die Jungs mit der Wumme betrachten verwundert das Rad, aus Canada zu kommen mit einem Rad ist für die genause unvorstellbar wie eine Fahrt zum Mond.

Der Laden bebt förmlich voller Kunden. Es gibt Latinos und Schwarze. Weißes Amerika ist hier klar in der Minderheit. Es drängt, es schiebt, ein heilloses Gewimmel. Viva Mexico. Wenn in Deutschland nach Karfreitag der Ostersamstag geöffnet ist und alle mal wieder so tun, als käme eine unangekündigte Hungersnot, das ist im Vergleich hierzu gar nichts.
Da wo es für gewöhnlich so was wie Brötchen gibt, stehen mehr als 20Menschen mit Plastiktüten um eine leere 1,5qm große leere Kiste herum. es hat etwas von Sommerschlußverkauf, aber es geht um weiße Brötchen. Irgendwie haben sie benötigte Menge anscheinend falsch berechnet. Als die fertigen Brötchen in die Kiste geschüttet werden, geht das Gedränge los.Menschen stürzen sich in Richtung Kiste, es ist jedem klar, es wird nicht für alle reichen. Erlebniseinkauf bei Gonzales.
An der Kasse frage ich die Verkäuferin, ist das normal immer so in diesem Store? No it's Holiday. 
Koreatown ist abgewirtschaftet, keine strahlenden Leuchtreklamen, keine farbenprächtigen Häuserfronten, es wirkt trist. Ich komme bis zum Harbor Freeway, an den Rand von Downton LA. Die Zeit ist vorbei. Es ist 12:30h ich drehe um, 'mache mich langsam auf den Rückweg. Der Verkehr hat zum Glück nicht zu genommen, aber die Hitze auf der Strasse drückt. Es fehlt der Wind, der unten am Meer herrscht. Und es fehlen die Fotomotive. Die Rückfahrt wird strapaziös.
Ich bin froh, als ich wieder in Santa Monica bin. Ich kann LA mit dem Rad nicht nicht besiegen. Auf halber Strecke muß ich jedesmal ohne großartig am Ziel zu sein wieder umdrehen. 

Der Moloch ist einfach zu groß für ein Fahrrad. 
Als ich Pacific Palisades erreiche und am Strand eine Dusche nehme, werde ich wieder von den homeless zum BBQ eingeladen, bitte komm' es gibt genug für alle. Aber ich lehne ab. 
Mir ist nach diesem Tag nach Ruhe. 83km, wohlgemerkt nur Stadtverkehr. Irgendwie muß ich was ändern. Und doch, noch einmal muß es sein, ich brauche noch immer eine immer Bikebox.