tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 29. September 2014

Canada-persönliches Postscriptum

Im September 2014

Was bleibt von Canada?
Ich erinnere mich noch genau an Ellinor's Frage, was willst Du da? das ist doch für Dich zu viel zu langweilig? 1000km Präries, versuch' das abzukürzen oder überlegt Dir das noch einmal mit dem Baikal See.

To tell a long story short, wie die Canader gerne sagen, Canada ist um es drastisch zu sagen kein
Fahrradland. Es war sehr anstrengend, ich hatte frustrierende Tage, unerwartetet Probleme und jede Menge technische Mängel, die ich nie vorher zu bewältigen hatte.
Die Entfernungen zwischen einzelnen Städte sind, je weiter man nach Norden kommt, zu weit für Ottonormaltourenbiker. Ein Strassenkarte bilden in erster Linie Längenkm ab, nicht Anstiege. Die Canadier sind vorallem Autoorientiert und einer 5,6l Maschine ist es schnurz, ob sie einen 10% 3 oder 6km bergan muß. Der Biker hat keine Wahl. Die Strassen führen direkt über die Berge, nicht drumherum. Reitet man nicht von west nach ost, sondern entgegengesetzt,  kommt man zu der prägenden Erfahrung, was schier entlose Strassen in die Einsamkeit  und beständiger Wind bedeuten.
Vieles ist zu Hause am Schreibtisch nicht vorzustellen. Ich hatte oft den Gedanken, aber da muß doch jemand sein, es kann doch nicht 200km Nichts da sein. Nichjts bedeutet in Canada wirklich nichts.
Startet man trotzdem, erlebt man eine vielleicht nur noch so in Nordskandinavien vorhandene Welt.

Kanada ist ein unglaubliches großzüges, freudliches, offenherziges Land. nie zuvor habe ich so viele an fahhradfahrern interessierte Menschen getroffen, An vielen Tagen sind mehrmals in der Stunde Autos aufmunternd hupend an mir vorbei gefahren Menschen haben mit einen thumb up gegeben, Trucker haben immer wieder ihr infernalisches Horn angeschaltet. Sowas passiert einem, wenn überhaupt, höchst selten in Polen, wenn man mit dem Doppeladler Trikot in Landesfarben unterwegs ist.

In Deutschland wird der Radler eher als Verkehrshindernis wahrgenommen. Das regelmäßig Autofahrer anhalten und fragen ob es ein Problem gäbe, sie eventuell helfen können, gilt als ausgeschlossen.
Jetzt, nach 180 Tagen im Land, liegt bereits ein halbes Jahr Reise hinter mir. Es fing am ersten Abend an, als ich im nächtlichen Toronto einflog und mein Transport nicht wie erwartet am Ausgang auf mich wartete. Allein in einer 5,5 Millionen Einwohner Stadt. Nehmen sie einfach mein Telefon, rieten die freundlichen Touristiker.
Oder die Mutter mit ihren Kindern in Niagra Falls, die mich unsicher fragte, es wird gleich dunkel, weißt Du wo Du hinwillst? Und die dann nach 10min wieder erschien, weil sie mir nicht glaubte und mir erneut den Weg durch die Dunkelheit wies.

Es gab kein Tag in Ontario, an dem sich nicht irgendjemand nach mir erkundigte, die Trucker, die mir an Tankstellen mit den Worten auf die Schulter klopften hey, ich habe Dich gestern gesehen. Du warst im Regen unterwegs. Motorradfahrer die anhielten und fragten, ob alles ok sei. Bruce aus The Soo, mit dem ich lange Kontakt hielt, der mir Radläden 600km! voraus empfahl und mir Überachtungshinweise gab.
Es gab Menschen, die mich bedingungslos einluden, ich habe in dem Bus der Ericson’s geschlafen, Donna und Les Odell, die mir einen vorzüglichen Steakabend schenkten, andere, die mich auf einen Kaffee in ihr Haus einluden.
Und natürlich als Gipfel die beeindruckende Gastfreundschaft auf Vancouver Island durch Craig und Rod. Nicht zu vergessen die vielen nicht im Blog erwähnten Namenslosen, mit denen ich immer wieder ins Gespäch kam.
Kanada ist ein gefahrloses Fahrradland. Jedem, der das Gegenteil behauptet, dem sei ein Reise auf den Landstrassen ohne Radweg in MeckPom, rund um Lübeck oder in Lübeck selbst nahe gelegt. Wem das nicht reicht, der möge seine Erfahrungen im Osten Europas machen und danach immer noch behaupten es wäre in Canada zu gefährlich. Nirgendwo bin ich mit soviel Rücksicht behandelt worden, wie in Kanada, die 6Ausnahmen passieren im Baltikum unter Umständen an einem Tag.

Kanada ist auch zu Zentraleuropa ein unglaulich sicheres Land. Niemand beugt sich im Land aus den Autofenstern und brüllt grenzdebil den 5m entfernten Radler mit Fuck you, fuck you... an. Kaum über die Landesgrenze nach Süden passierte das gleich 3x in der ersten Woche. Das Rad stand in kleineren Städten meist für mehr als eine halbe Stunde unbeobachtet während des Einkaufens vollgepackt an den Hauswänden. Es war nicht nötig irgendetwas vom Rad zunehmen. Oftmals war das Rad nicht einmal abgeschlossen. Solche Dinge gehen in meinem eigenen Land nicht. Nachts stand das Rad oft ungesichert neben dem Zelt. Erst in Vancouver und Victoria war es an der Zeit über Sicherngen nachzudenken. Dieses Gefühl entspannt ungemein während einer Reise.

Ich komme nicht wieder, je weiter ich in BC nach Süden fuhr, desto mehr fragte ich mich angesichts der Berge, Du hast das nun alles gesehen, willst Du Dir das noch einmal antun? Vielleicht von Süd nach Nord? Ich träumte von den holländischen Marschen von meiner zweiten Heimat Friesland flach, herrlich flach, jeder Anstieg zum Schluß in BC war eine Schinderei.

Wir neigen dazu spätestens nach einigen Wochen alles verdrängt zu haben und Ellinor fürchtet Sätze, wie so schlimm war das gar nicht, vielleicht sollten wir nochmal ....
Ich bin mir sehr sicher, der Abschied ist endgültig. Good bye Canada

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