tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 3. Juli 2014

Johnson's Crossing-Gibt es eine Steigerung von Wildnis?



Mo.,30.6.(Nachtrag)
Neuer Kaffee Rekordpreis!
Der Zeltabbau geschieht in Vollzeug und trotzdem habe ich mich vorher im Innenzelt eingesprüht. Was wäre der Yukon ohne diese Mengen an Mücken. Hätte Noah nicht wenigstens ihnen den Zutritt verwehren können?

Dennoch die Stimmung ist heiter, das Wetter auch, Start in Regenkleidung, später auf der Strasse dann ein geplanter Kleidungswechsel.
Die ersten 38km verlaufen sowie gestern, die erste Station ist Teslin. Gute 450 Menschen leben hier ganzjährig am Nisutlin Fluss. Der Zutritt zum Ort geschieht über die Nisutlin Brücke, mit fast 600m die längste Brücke des Alaska Highways. Slippery, when wet, auch dieser Bodenbelag besteht aus einem Stahlteppich und man kann schön den Fluss unter einem hindurch sehen.
Die Aussicht in die Ferne ist enorm. 
 
Zwei Kaffeeverkaufsstätten konkurrieren um die Kundschaft, ich drehe beim, RV Park mit Restaurant und Tankstelle bei. Großer Treffpunkt der Biker und Trucker auf staubigen Platz. Üppiges Mittagstischangebot. Ich freue mich riesig auf Kaffee und entdecke etwas abseits einen Biker, der seine Flaschen mit Wasser füllt. Kanetoma aus Japan hat seinen Trucker Job an den Nagel gehängt und sich aus Rad gesetzt.
Vor zwei Tagen ist er in Whitehorse gestartet. Where is your final destination? Argentina. Das höre ich oft in der letzten Zeit, die Panamericana Strecke. Gute 5 Jahre will er unterwegs sein. Sein Weg wird ihn danach auch nach Europa bringen. Ob es nach Teslin endlich bergab gehen würde? Er wäre die Strecke von Whitehorse nur bergauf gefahren. 

Oh, was sagt man da, richtige Berge gab’s die letzten Tage im Grunde nicht, aber über Steamboot muss auch er und der Blick auf sein Rad zeigt, auch er hat schwer geladen.
Beim Bezahlen entdecke ich einen wifi Hinweis neben der Kasse. Mist, hätte ich beim Eingang fragen sollen, 30min Gratisweb für zahlende Gäste, ich hätte Ellinor einen Gruß schicken können. Nun ist es zu spät. Draußen auf dem Parkplatz sehe ich wieder einen dieser riesigen Pferdeanhänger. Diesmal northbound. Aber mein Entschluss steht fest. Ich will nun unbedingt selbst nach Whitehorse kommen.  
Wikipedia.org Teslin
Kanetoma
Dann lieber en-bloc zurück im Auto.Nächste Station die 1928 gegründete Nisrutlin Trading Post, Grocery, Lotto, Bank, Fast Food Restaurant und Generalstore in einem. Etwas weiter die Strasse entlang. Meine Kekse für unterwegs kosten hier das Dreifache des Walmartpreises, ich bin entsetzt.


Gleichzeitig bin ich froh, dass ich doch die meisten Sachen dabei habe, der Preisanstieg hier ist enorm.

Dann beginnt mit der Fahrt nach Johnsons Crossing, der zweite und schönste Teil des Tages. Entspanntes Fahren, beste Strasse, großes Blatt, leichter Rückenwind, immer am langezogenen Teslin Lake entlang. Die Gegend erinnert stark an Fjordnorwegen, aber es ist ein Binnensee. Erinnerungen an Andenes, an unsere Hochzeitsinsel, die zu den Vesteralen zählt, werden wach.
Wie schon öfter erlebt, zieht sich der Himmel plötzlich vor mir zu, es beginnt zu nieseln, während mir die Sonne auf den Rücken brennt. Nur so wie Kanetoma geschildert ist es dann doch nicht, es gibt durchaus einige ordentliche Anstiege.


Gibt es eine Steigerung von Wilderness? Ja, Wilderness mit Warnhinweisen.
Noch mehr Wilderness. Longtrails.com canol road
Eigentlich empfinde ich diese, teilweise über 100km einsame, menschenleere Landschaft schon als wilderness genug.
Um 15:30h passiere ich Johnsons Crossing. Hier beginnt die südliche Canolroad. Gute 230km führt die Canolroad 6 als ehemalige Versorgungstrasse der Canadian Oil road, von hier als dirt/gravelroad Richtung Norden nach Ross River. Mit deutlichen Warnhinweisen. 230km no Service. Hab ich nun auch schon auf dem Alaska Highway erlebt. Aber das hier ist die Creme der Wilderness. Von Ross River geht es über die nördliche Canaolroad in die Macmillan Berge auf 2000m Höhe. 
Canol heritage trail Dann beginnen verwunschene Pfade zu den Resten eines 1942 begonnenen Pipeline Systems, das den Bedarf an Erdöl aus den Mackenzie Feldern sichern sollte. 
Die Trails sind längst überwuchert. Canolroad Als ich die Story entdeckte, war ich absolut der Meinung, das muss machbar sein. Es sind mehrere Flussdurchquerungen zu bewältigen und zu guter letzt ist die Gegend sehr tierreich (sprich bärenverseucht). Profis lassen sich für die mehrtägige Tour das Essen in bärensicheren Tonnen per Helikopter einfliegen und deponieren.
Nach vielen Tagen Alaska Highway habe ich Einsamkeit und das Fehlen einer Versorgungslogistik erlebt. You are on your own. Ich bin inzwischen damit vollends zufrieden auf asphaltierter Strasse die Einsamkeit zu spüren und erkenne nicht den Wert, den ganzen Tag auf Schotter zufahren und Staub zu schlucken, als das Mehr an Wilderness. Und so verzichte ich auf die eigentlich geplante Fahrt nach Norden, und bleibe auf dem AlCan.
Ich rase den Highway auf die Teslin Brücke zu und merke zu spät, das durch meine Absicht noch einige Fotos von der Brücke zu machen, ich einen 60to hinter mir ausbremse, der nicht überholen kann, weil die Brücke zu schmal für 3 Verkehrsteilnehmer ist. Es wird unangenehm laut hinter mir, als der Dicke voll in die Eisen gehen muss. Ich hätte vielleicht 20m vorher rausfahren sollen.

In dem Kaffee hinter der Brücke mit angeschlossenem RV Platz herrscht große Leere. Sie verlangen 4,20$ für den Kaffee und ich schaue die Tresenkraft an und sage nur Respekt, Mann! 
Wikipedia.org Johnsons Crossing 
Für einige Sekunden zweifelte ich an einer akuten Erkrankung meiner Hörnervens. Eigentlich wollte ich nur einen Kaffee. Aber Gratulation, das ist der höchste Preis, den ich bisher in Canada gezahlt habe und er wird Euch genau dahin bringen, wo die anderen schon sind: in die Pleite.
Immer dieses wir müssen im Sommer das reinholen, weil hier im Winter nuscht los ist. Ich bin es leid, an touristischen Schwerpunkten immer deutlich mehr zu zahlen. Selbst Teslin war deutlich billiger
 
So frage ich auch gar nicht nach den Preisen für das Aufstellen eines Zeltes auf dem geschotterten Platz, sondern mache mich auf den Weg nach Jakes Corner. Der Weg geht leider nun nach Westen und damit gibt’s zum Tagesabschluß noch mal richtig Wind von vorn.
Unterwegs treffe ich die Brüder Matt und Steve, amerikanische Biker, die mir um 18:00h entgegen kommen. Die beiden sind in Prudhue Bay/AK gestartet und wollen in 1 Jahr in Argentina sein. 
Matt fragt mich nach WM Ergebnissen. Und ich muß zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher nichts erfahren habe. 

Wie oft haben wir das gemeinsam in den letzten Jahren zusammen TV angeschaut. Jetzt hat es komplett seinen Reiz verloren. Die beiden wollen zu dem ProvinzCampingplatz mitten im Wald etwas weiter zurück.
Inzwischen habe ich eine eigene Taktik. Eben nicht auf den windgeschützten Zeltplatz im Wald am See. Sondern geradezu in den Wind. Und so fahre ich die letzte Kuppe und finde ein Stück Grün direkt im Wind neben dem Highway. 
Der Wind ist so stark, das die Mücken kaum zu sehen sind und abends wirkt der Highway inzwischen wie abgestellt.