tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 11. Juni 2014

Grande Prairie

Good morning sunshine
Di.,10.6.
Pflegetag
Es könnte ein schöner Morgen werden, wenigstens 45min lang. In der Zeit habe ich seit 06:00h das Lager abgebrochen, diesen endlos werdend drohenden Berg aus dem Wapiti Valley geschafft und befinde mich im morgendlichen Berufsverkehr einer 55.000Einwohner Stadt.
Nach 45min aber nimmt der Himmel bedrohlich Züge an und es fängt wie aus Eimern an zu regnen. Also runter vom Rad, Gepäck umpacken, nix isset mit einem kurzen Fahrradplausch zu Tim's Kaffeestube. Stattdessen ströhmt es nur so und ich komme im Vollzeug ins Cafehaus hineingeschlurft, während alle anderen in schweren Arbeitstiefeln ihren Kaffee hinaustragen, hinterlasse ich Wasserlachen.
Egal, 2 Tage keine Meldung abgesetzt, da kann man schon mal die letzten Akkureserven investieren.
Drive Thru für Kaffee...

Es gibt wenige Tage im Jahresablauf eines Ehemannes, die er nicht versäumen sollte, wird er jedoch beim Versäumen des wichtigsten von der eigenen Ehefrau auch noch erwischt, ist es einfach unangenehm. Welchen Tag haben wir heute?

Haaaa, oohh, mann,-vergessen. Ich hätte heute an vieles denken können, nur nicht an den Hochzeitstag. Und dann auch noch soweit weg. Sorry, tut mir leid.
Im weiteren Tagesablauf folgte ein Besuch im Visitor Center, wo man sich große Mühe gab zu versichern, es würde kein Problem sein, auf der Fahrt von Ft.St.John nach Ft.Nelson, immerhin mehr als 400km, etwas zu Essen auftreiben zu können, einen Bankbesuch und der Besuch bei Fourword.
...und für Kohle

Die letzten Tage haben es offenbart. Ich kann nicht mehr als für 2 Tage Lebensmittel und Getränke mitschleppen. Um dann wohlmöglich noch über mehrere Pässe zu fahren. Auf Dauer geht das nicht. Ergo, das Essen muß vor Ort erreichbar sein. Andernfalls ist die Reise so nicht weiter durchführbar. Ich will nicht auch asketisch von irgendwelchen Astronauten-Trockenmahlzeiten leben und den ganzen Tag dafür im Sattel sitzen. Und so stellte ich meine Fragen ganz direkt und ja, es würde  mindestens alle 50km eine Tankstelle geben, an der man etwas zu trinken und zu beißen bekommen könne.Hmmm.
Visitor Center Grande Prairie

Fort Nelson ist von hier fast 600km entfernt, möge, die junge Dame, die sichtbar nicht oft im Fahrradsattel sitzt und wahrscheinlich noch nie eine ähnliche Tour gefahren hat, recht behalten.

Zum wichtigen Tagesereignis. Fourword.Radladen Grande Prairie bike.fourword.ca
Es regnet nun schon seit 4 Stunden wie aus Kübeln. Die letzten Tagen war eine gewisse Unentschlossenheit bei Regen zu spüren, heute nun wird alles nachgeholt. Alles muß raus.
Das Ziel fest vor Augen
Die 100.Strasse in Grande Prairie ist nicht einfach nur eine kleine Seitenstrasse, wie vielleicht mit einem Blick auf den Stadtplan zu denken sein könnte, nein, die 4-6spurige Magistrale zerteilt förmlich das, was die City nennt.

Irgendwo an der Ecke 100./110. Ave soll der Radladen sein, die Tourismusfrau hat es genau eingezeichnet und doch fahre ich 3x im strömenden Regen die 100. Strasse rauf und runter.
Nix zu sehen, bis ich durch Zufall diesen merkwürdigen Schriftzug entdecke.
Also ehrlich, ich werde alt, in Lübeck würde ich in einen solchen Laden nicht hineingehen.
Vorsichtig ausgedrückt ein Laden für freaks. Und dann ich mit meinem Trecker.

fourword Aussenansicht
Ich wirke schon ohne Regen in diesem Land wie vom anderen Stern und dann leistet der Laden auch gleich noch Wintersportlern support. Also hereingewalk. Drinnen kommt mir ein Typ mit Baseballcap entgegen und ich versuche vorsichtig ins Gespräch zu kommen. Sieht der Mensch aus, wie ein Fahrradprofi? Das Trauma Winnipeg sitzt noch tief.

Eyh chef, bevor Du anfängst, würde ich gerne von Dir wissen, ob auch alle Teile da sind, ich hatte da mal ein Problem.

Kette kein Problem, Zahnkranz auch da und kleiner Tretlagerring könnte er notfalls gebraucht ersetzen, wenn nötig. Das scheint insgesamt ein Problem in Canada zu sein, XT-10fach Tretlagerringe.
...und innen
Dann aber läßt der Blick in den Laden keine Zweifel mehr aufkommen, der Laden ist edel ausgestattet, deutlich größer, als in Winnipeg. Von außen kaum zu vermuten, bietet er alles, was man der Biker braucht. Und dann kommt der Mechaniker und sagt, willst Du wirklich denselben Zahnkranz ersetzt haben, der passt eigentlich gar nicht zu Deinem Rad? Also doch. Jetzt verstehe ich, warum ich seit Winnipeg das Gefühl habe, mir fehlen in den Anstiegen gut 3-4 Gänge. Ich habe zu irgendetwas ja gesagt, was mir in den Bergen nicht gut tat. Nur weil die Erstversorger so unzureichend ausgerüstet waren und improvisiert haben. Wäre bei at Fahrräder nicht passiert. Aber meine Sprachhindernisse und das riesige Shimano Angebot haben dazu beigetragen.
Mike's Schrauber

Die Abeit dauert keine Stunde, zwischendurch lerne ich Julia kennen, ebenfalls Kundin, Yogalehrerin und Enkelin russischer Besiedler im ehemaligen Deutschen Osten bis 1989. Sie kennt Dresden und Leipzig und bringt mich einfach mal so in ihrem wurzelholzarmaturenbrett-weissen Ledersitz-Pickup zur Bank. Ist mir auch echt peinlich mit meinem nassen Gewand, aber extra umziehen für sie ging nun auch nicht.
Die Fahrt endete leider schon nach 4min, zurück mußte ich laufen, gerne hätte ich die Unterhaltung fortgesetzt, jedoch wartete schon das fertige Rad.

Sie zeigten mir den völlig verschlissenen Kettenkranz und legten noch ein T-Shirt mit ihrem Logo obendrauf.  Wenn ich so weiter mache hab ich bald wieder soviel Gepäck wie beim Start.
es lebe die Holzklasse im Dauerregen
Cooler Laden. Sie hatten keine Espresso Maschine wie bei at-Fahrräder. Erste Fahrversuche im Dauerregen zu Walmart waren erfolgsversprechend. Und der Preis war auch okay.

Gegen 12:30h erreichte ich das Motel, schön ist es nicht, der Preis ist zu hoch und das Zimmer arg klein, schade, die Heizung funktioniert auch nicht, aber mehr war an diesem Tag einfach nicht drin. Über langsames wifi zu reden ist Zeitverschwendung.
Ein Motel zum Wäschenwaschen, Fahrrad -und Materialpflege. Und Yoga gegen die Nackenverspannungen. In letzter Zeit schlafen mir die Mittelfinger beider Hände immer wieder ein. Wahrscheinlich eine Folge der unendlich langen  schlechten Sitzpostion.

 Gegen Nachmittag beruhigte sich das Wetter, morgen geht's weiter.

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