tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 14. Juni 2014

Alaska Highway


einmal Indianer, immer (Stadt)Indianer
Fr.,13.6.
Kanadische Schläuche kann ich nicht pumpen
Ich bin nicht abergläubisch, aber bei Schreiben des Post fällt der Blick auf das heutige Datum und damit wird auch mir einiges klarer.

Irgendwie komme ich heute nicht hoch und die Zeit dehnt sich auf 08:00h bis ich auf bin, ich verzichte auf meinen geliebten Kaffee bei Tim, weil noch soviel Kakaoüberschüss da ist.
historischer milepost 0
Start 08:55h. Noch hält sich die Wärme in Grenzen, aber es wird ein sehr warmer Tag werden. Die Waldbrandgefahr nimmt von Tag zu Tag zu. Das könnte ein Problem auf der weiteren Fahrt nach Norden werden. Bricht dort ein Feuer auf, werden die wenigen Strassen für die Brandbekämpfer freigehalten und es herrscht über Stunden Stillstand. Für heute Abend sind zunächst erstmal heftige Wärmegewitter angekündigt.
Karte: Wikipedia.org

Es gibt ein Problem, das ich nicht lösen kann und es macht mich rasend.

Die Ventilköpfe der kanadischen Schläuche sind zu dick, vielleicht nur 2/10mm, aber eben zu dick; will ich aufpumpen, muss ich mit viel Gewalt das Ventil in den Pumpenkopf hineinbringen; danach bekomme nicht die Pumpe nicht elegant wieder ab und es strömt Luft nach, die zuvor mühsam in den Reifen geblasen wurde.

Es gibt nur 26’’er mit „Autoventil“, ich habe bisher keine Sclaverandvents gefunden, an den Tankstellen gibt es keine Manometer und es kostet obendrein noch Geld. Gestern schon hatte ich mehrfach versucht mehr Luft manuell hineinzubringen, allein, es bleibt ein Gefühl, das Reifen „schwimmt“. Mit mit 40kg hinten drauf ist da  ein gewisses Schlingern bei schnelleren Passagen im Spinning.
Ankunft amerikanischer Bautruppen März1942,Quelle Tourismusflyer

Heute Morgen wieder das gleiche Spiel und ich verliere die Geduld. Der Rollwiderstand ist extrem hoch. Ich schwimme also zum Ortsausgang zu Husky, der letzte Versuch, aber durch meine rabiaten Pumpenbefreiungsversuche gestern hat das Ventil nun ein Loch.

Yippiyeah, das gibt’s doch nicht. Ooooohh!
Ein Reifenwechsel bereits um 08:45h, jetzt brauch ich doch einen Kaffee.
Ich akzeptiere widerwillig den zu niedrigen Druck und fahre trotzdem. Nicht mein Tag heute. Es kostet enorm Kraft und ich beschließe am ersten Halt einen anderen Mantel zu versuchen, vielleicht passt ja der Mantel nicht.

Reifenwechsel mit Schweißbrenner
Wie fährt es sich nun auf einer so legen dären Strasse? 

Die Antwort lautet, schlecht; zu laut, zu gefährlich. Nach knapp 6000km befinde ich mich anscheinend auf der schlechtesten Strasse der Reise überhaupt.

Gefühlt kommt alle 10min ein Schotter/Kieslaster vorbei. Extrem laute Motoren, nicht zu vergleichen mit den gewöhnlichen Trucks. Die Krönung allerdings sind die 4WD hochachsigen Pickups, 4 türig, mit starrer hinterer Achse und Doppelbereifung, der Laster für Mutti zum einkaufen, es ist wirklich infernalisch, wenn die Dinger beschleunigt an einem vorbeifahren. Es scheint keinen zu stören im Autokanada.
Nach mehreren Stunden ohne stecke ich mir freiwillig headphones ein, der Krach auf dem 97er macht einen fertig. Ich hab das Gefühl in Kanada gibt es keine Grenzen für Motorenlärm.
Es gibt deutlich mehr Verkehr, als in den letzten Tagen. Das größte Problem aber sind die Rumbleribs, also die rechts neben dem weißen Strich eingekerbten Wachmacher. Auf dem 97er sind sie gut 40cm breit und der Meister, der den Auftrag bekam, den Seitenstreifen zu zerstören war ein wahrer Künstler. Lol.
Der Seitenstreifen ist zwar gut 1,10m breit, aber der Hampelmann hat diese 40cm breiten Kerben genau in die Mitte gesetzt. So bleiben 30cm links bis zum weissen Streifen oder rechts 40cm nicht geräumter WinterSandKieselwasweißich Belag. Meinen absoluten Respekt, ich kann mir über zig Km aussuchen, mehr im Verkehr zu fahren oder über permanente Kieselsteine.

Erste Station ist die Kiskatinaw Brücke. Eine 9° kurvige, 162m lange Holzbrücke, die den gleichnamigen Fluss überspannt. Als erste ihrer Art in Canada ist sie noch heute in Betrieb, allerdings steht sie im Verlauf des alten Alaska Highways. Die moderne Strecke folgt einem abgeänderten Verlauf; somit ist der Besuch sehr verkehrsarm und zwischendurch eine Wohltat für die Ohren.
Man hat die OriginalMeilensteine aus touristischen Gründen stehen lassen, aber sie stimmen mit der moderen Streckenführung nicht mehr überein.
Die Strecke führt wie angekündigt durch weite Felder und Waldlandschaften, es geht munter rauf und runter bis die Ortschaft Taylor erreicht wird. 7km vor dem Ort erscheinen mehrere Warnungen, die Bremsen noch einmal zu checken. Irgendein Trucker schreit mir was zu und ich drehe bei, mit dem Wurstbrot im Mund verstehe ich nur Brücke und Fußweg. Aber wir bleiben im Gespräch, jedenfalls, von dem, was ich bei dem Lärm und Wurstbrot verstehe.
Kiskatinaw Brücke im Verlauf der OriginalStrecke


Dann gibt es amtliche 6%, später 10% Abfahrt hinunter zum Peace River und ich verspreche mir bei nächster Gelegenheit neue Bremsbacken zu montieren. Leider bringt der starke Wind nur etwas mehr als 61km/h im freien Flug, aber mit hoher Geschwindigkeit schieße ich auf die Brücke zu und verstehe sofort, was der Trucker wollte. 
south Taylor Hill, amtliche 10%,Yeah!
 
Der Neubau, der 1957 bis zu diesem Zeitpunkt großen Hängebrücke besteht komplett aus Stahl und nur der Fußweg hat eine Betonauflage. Also Vollbremsung, 'rauf auf den Beton und ja nicht auf die Stahlmatten mit Blick in Wasser.

Taylor selbst, ca.15km vor Fort St. John ist ein Straßendorf mit Esso, eine ziemliche lange Durchgangsstrasse und dann kommt leider das Ärgerliche. Wer so’n Berg mit voller Wucht herunter rast, muss leider wie so oft aus diesem Talkessel auch wieder heraus und in der prallen Nachmittagssonne ist das noch einmal richtig was für die Beine. Der Schweiß läuft brennend in die Augen, schwitzend komme ich oben nach mehr als 20min an. 
bei unübersichtlichen Strassenverhältnissen und Tempo 60 immer in der Mitte

Noch 10km bis Fort St. John, Hauptort der Region und als erstes ins VisitorCenter. 

Unterwegs der Blick in die Landschaft, klar, bei diesem warmen Wetter bleibe ich heute Nacht draussen.
Dort versteht man sofort, was ich meine. Ja, die in Alberta, die haben schöne Strassen. Aber im Yukon wird es noch schlimmer. Straßenbau ist im förderalen Kanada eine Provinzaufgabe und es steht ihnen frei, mehr oder weniger zu tun. Muss man sich mal vorstellen, Niedersachsen darf auf den Autobahnen anders entscheiden als MeckPom.
Einhandphoto während der Abfahrt ins Peace River Valley
Ansonsten gibt man sich, wie überall, richtig Mühe und ich verlasse mit einen Plan in der Hand um 15:00h den Raum, Zeit genug alles abzuarbeiten. Schwimmbad, gleich um die Ecke, 1x ausgiebig duschen für 2$, Canadian Tire, Luft überprüfen und siehe da, es sind tatsächlich nur 3,5bar, meine Vermutung lag also richtig, Bücherei checken, Tim Horton checken und Walmart. 
Dort sieht’s aus wie nach einem Winter/Sommer Räumungsverkauf und man hat den Kunden versehentlich 0% in Aussicht gestellt. Meine Herren, also allergrößten Wert auf eine gediegene Atmosphäre legen die jetzt gerade nicht hier.
Egal, der Preis bestimmt die Musik, bei Ottonormalkanadier genauso wie bei Frank. Und wär’s nicht mag, für den ist ja auch Safeway und Sobeys da, gleich um die Ecke, im Vergleich zu Walmart echte Gourmettempel.
Als ich wieder herauskomme ist der Himmel schwarz, ein Gewitter ist im Anmarsch. Oh ne, nicht jetzt, noch eine halbe Stunde, dann ist alles aufgebaut. Und ich fahre ziellos in die Aussenbereiche und reiße das Zelt vom Träger, der Himmel hält die Wolken zu, aber ich werde bereits erwartet. 

Der Zeltaufbau muss warten, ich brauche erst lange Kleidung; in der warmen schwülen Sonne und der Aufbau muß alles extrem schnell gehen.
Die Mückenbrut ist hungrig und es hat sich herumgesprochen, ausreichend Futter ist gerade angekommen.

Ich bleibe den Samstag in St.John, Akkus aufladen in der Bücherei und startete die 250 Meilen Passage am frühen Sonntagmorgen, der Lagerplatz war abgesehen von den Mücken ideal, 500m von Tim und doch pure Wildnis.
Möglicherweise noch ein Post vor Abfahrt und dann wird es bis Ft.Nelson wohl schwierig.

Anmerkung:Herr, schenke mir Geduld, es gibt einfach PremiumZeiten bei Tim, z.B. morgens zwischen 07:und08:00h, erstklassige Leitung, aber am Sa.morgen um 10:00h ist es die große Geduldsprüfung, den Post zu editieren und Bilder upload. 3x offline und eine Anwesenheitszeit von mehr als 60min. Es macht einen kribbelig, minutenlang passiert erstmal gar nichts am Bildschirm, ich fühle sich Google&Co. ausgeliefert, versuche die Hände ruhig auf dem Tisch zu lassen, aber es gelingt mir nicht. Aufstehen möchte man und den Leuten ihren Smartphones wegnehmen und sie anschreien und sagen, du hast jetzt Pause!!! Da hilft nur der Umzug in die Bücherei um 10:00h, drei Blocks weiter.