tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 5. Mai 2014

Der Motor läuft endlich stotternd an

Allen Sponsoren einen oberleckerherzlichsten Dank
Schon wieder ein Stock zwischen den Speichen. Der heutige Tag ist das Paradebeispiel dafür, das alles super geplant sein kann, eigentlich nichts schief gehen kann, die Sache an einem bestimmten Punkt aber unbemerkt entgleitet und man abends vor einem Desaster sitzt und sich kopfschüttelnd fragt, wie konnte das nur so kommen?
Und welcher Idiot hat das verbockt?

Aber zunächst zu den positiven Momenten des Tages. Nach 3 Tagen scheint die Sonne wieder am Morgen, viel steht auf dem Programm, mein Schlaf ist nicht tief und durch die hochgezüchtete Klimaanlage vor 6:00h geweckt, sitze ich an diesem Sonntag schon um 7:00h vor der eingeschalteten Inroom Kaffeemaschine.

Ich nehme mir auf Hansen's Rat ein SponsorenFrühstück im TruckerRestaurant. Dafür gibt's gewaschene Wäsche und sogar zur Feier des Tages eine Spur Deo. Im Restaurant ist um 7:30h reichlich was los und ich nehme Frontiersman, was so viel bedeutet Grenzbewohner,-siedler. Alaska und die NWT werden umgangssprachlich als the last frontier bezeichnet, also sowas wie Dithmarschen.

Und schon geht's wieder los, wie sollen die Eier, Speck, Toast, hash browns- was sind nun wieder hash browns?, also?, ach machet doch bitte so wie immer. Kaffee satt, nun schon der dritte Becher.
Um es kurz zu machen, man darf durchaus Geschmack an dieser Art früher Vollkost empfinden. Ich muß die Kalorien halten. Und Fettwerte sind was für Laborchemiker. Übrigens als Nachtrag, ich habe festgestellt, das auf einer ordentlichen Tüte Chips der täglich Bedarf an Vit. C bis zu 60% angegeben ist, na bitte, 1,5 Tüten Chips und die freien Radikalen haben keine Chance.
Highway 1
Getreide Kathedralen
Dann geht's auch los. Kaiserwetter, kaum Wind, 6°, ebene flache Bahn. Nach dem gefrusteten Getrampel der letzten 3 Tage ist das heute kaum zu glauben. Völliger Wetterwechsel. Was für ein Fahrgefühl, endlich mal die Chance, das volle Potential abzufordern, alle System laufen rund und wir schaffen 11,9 Knoten A.K.

Ja, so hätte es auch schon vor 34 Tagen beginnen können, der heutige Tag, gibt eine grobe Vorstellung was möglich ist. Der Blick reicht 10km vorraus, irgendwo am Horizont hört die Strasse auf. Nach 42km erreiche ich den Autobahnring Winnipeg.
Ich habe lange drauf gewartet, aber heute passiert es, mein Schrauber wird später einfach sagen, Winnipeg ist eine Autostadt, der Highway 1 nennt sich jetzt Fermor Ave und führt quer durch das Stadtgebiet, die Strassenqualität nimmt dratisch ab, an der ausfasernden Peripherie Winnepegs gibt es keine Schlaglöcher, das sind Krater auf der rechten Spur. Dafür fährt der Einwohner zum ersten Mal, so wie ich es längst erwartet habe. Hier wird noch am Lenkrad gefightet,gehupt, mal den Motor heulen lassen. Wie komme ich bloß immer drauf, das der Sonntag verkehrsberuhigt ist. Hier herrscht ruppiger Vorfeierabendverkehr und der Winnepeger Pickup Pilot kann es überhaupt nicht leiden, wenn die Zweiradguerilla auf der dreispurigen Richtungsfahrbahn sich breit macht. Mobil Barrieren.

Ich vergaß zu erwähnen, es gibt einen Fahrradweg. Ja, den ersten den ich überhaupt zur Kenntnis nehme. Okay, ich flüchte, doch der Weg endet an einer Querstrasse, 2 Strasseninseln, 2 hohe Bordsteinkanten, die haben richtig Humor, 2 mal mache ich den Spaß mit, dann ist fertig und ich bin auf wieder auf dem 1er. Stichwort Share the road, also Mitte rechte Spur, schön breit machen, und plötzlich läuft es , die hinter mir haben alle Bremsen. Die Ortseinfahrt bis nach dontown dauert 13km, das ist kein Kindergeburtstag; heute nicht. Letztes Jahr bin ich Moskowsky Propekt, St.Petersburg, Rossija, gefahren, 20km, kommt dem hier ziemnlich nahe, aber die Strasse drüben war besser.

Ich erreiche ohne sonderliche Probleme die Fahrradwerkstatt, alles ist vorab geklärt, ich bekam eine re-mail, ja alles da, wir arbeiten auch am Sonntag, super, dann kann ich am Abend sogar noch weiter, bzw. ein Motel suchen. Ich will nicht bleiben, große Städte sind teuer, und gefährlich zu fahren, die viusuellen Eindrücke auf der Strasse erfordern ein vielfaches an Aufmerksamkeit, als auf dem Highway oder in einem kleinen Ort.

Naturalcycling liegt direkt in downtown, einem großartigen Grüderzeitviertel, mit vielen fotogenen Bauwerken, mit Außenfeuerleitern, wie sie in vielen Hollywood Trillern immer als Fluchtmöglichkeit genutzt werden. Die Gegend hat bessere Zeiten erlebt, davon zeugen noch die vielen Grafiti, ehemaliger Besitzer. Nachdem ich später beim umherstreifen immer angesprochen werden, have some chance, sowas wie hast mal ne Mark, entfährt es mir, Alter, du bist schon der 10te.Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
Erst am nächsten Morgen, werde ich feststellen, dieser Bezirk hat so gar eine wikipedia Auflistung Exchance District, der Bezirk des alten Zentrums Winnipegs mit seiner Getreidebörse. Es gibt sogar Führungen. Also wieder mal unbewußt genau richtig gelandet.Wikipedia.org Exchange District


Etwas ratlos stehe ich vor dem Gebäude und suche den Eingang, ne' Alter der Eingang ist durch's Haus, die sind im Keller. Was??? und wo ist der Eingang. Ja eben, durch's Haus. Ich glaub' ich hab mich verhört, aber die meinen das ernst, alles abladen und 60kg treppauf, treppab in den Keller. Kette wechseln und 10er Kranz, alles vorrätig, und vorne? frage ich, brauch' nicht, sieht gut aus. Für mich ist das eine schwierige Frage, ich mag mir nicht eingestehen, das nach 2800km die Haltbarkeit schon überschritten sein soll. Der Trecker lief so gut heute morgen. Aber wenn kein Weg daran vorbei führt, Tja, ich mache Pause und meine Mechanikerin Dinae macht sich an die Arbeit.

Ich suche die Genossenschaftsfiliale von MEC und da kommt das erste Zeichen, ohne es zu merken, kein Bärenspray bei MEC Winnipeg. Nächste Möglichkeit in Calgary(1400km) Und ich hab' das Handy vergessen, denke, ich bin gleich wieder auf dem Rad und im Motel.
Als ich zurückkomme hat sich nicht viel getan, die Zeit verrennt, sie wollte die Ritzelpakete mit mir abstimmen, ich war nicht zu erreichen. Als endlich alles fertig ist, bezahlt und die 60kg wieder an Tageslicht gelangt sind, ist die Zeit weit fortgeschritten. Und - die Kette rutscht durch, keine 2m kann ich fahren, bei Last geht die Traktion ins leere, Kettenringwechsel, es geht so halbwegs, aber nur ohne starke Last. Dinae ist ratlos. Und sagt dann, sie hat keine vorderen Wechselringe.
Es gibt Dinge, die sind so tragisch, das man brüllen könnte, da fangen die an eine Reparatur an, bestätigen alle Teile sind da  und dann gibt's eben doch keine XT Kettenringe für vorne. Man muß sich das mal in Lübeck vorstellen. Zeder und Mordio. Vor 3 Stunden konnte ich noch fahren, sicher irgendwann wäre ein Wechsel unumgänglich gewesen, aber vielleicht nicht heute am Sonntag.

Zu tode repariert. Und jetzt mal nebenbei,  Naturalcycleworks gelten als eine Institution in Winnipeg, sind mir mehrfach empfohlen worden.
Heute wird das nichts mehr, Dinae hat keine Ringe, der kleine und mittlere Ring lassen die Kette durchrutschen. Sie empfiehlt Olympiacycling, morgen. Der Tag ist gelaufen. Rien ne va plus.
Ich fahre langsam zum Motel, am Ortsausgang, Portage Ave. 4spurige Richtungsfahrbahn west, Teilstück des Highway1 innerorts, könnte auch Teststrecke für Federbeine sein. Meine Herren, alles schaukelt am Rad, die Kette rutsch mehrfach ohne vorwärts gerichtete Bewegung.
Das Motel ist ok, in Deutschland ist es längst Nacht, Ellinor hat lange gewartet, ich habe die Zeit verloren, obwohl es morgens so gut aussah. Für die 13km lange Fahrt zum Motel einfach zu lange gebraucht, alles verdaddelt.
Es sah so elegant aus, Sonntagsreparatur, kurzer Aufenthalt, abends Walmart und langes Skype Wochenendgespräch, jetzt steckt der Stock in den Speichen, Fahrrad nur bedingt fahrbereit, am Montag um 10:00h öffnet der nächste Radladen wieder. Bis dahin hänge ich in der Luft. Dabei fing der Tag so gut an. Aber irgendwann läuft alles rund.

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