tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Sonntag, 4. Mai 2014

137km Einsamkeit

Sind die Kühe auf der Weide, wird's Frühling(Angus Rinder)
Motelleben.  Auch am Morgen sind noch alle Motels auf No Vancancy gestellt. Ich bin auch im Timberland wie immer der letzte, der das Motel verlässt. Der Chef guckt in den Nieselregen und meint, kein guter Tag, es wird regnen, hmm, antworte ich, alles schon erlebt, nützt nichts, besser wird’s nicht, ich will weiter. 

Es sind 137 km bis nach Kenora, zu weit für einen Tag, aber ich will immerhin soweit wie möglich herankommen.
Am Abend zuvor hatte ich einen Kaffee bei ihm herausgeschlagen, nun sitzen wir beide uns ein wenig ungesprächig gegenüber auf der Couch vor dem Kamin, während er etwas undefinierbares mit Stäbchen zum Frühstückt isst. Chinesisches Canadoenglisch ist nicht besser verständlich als origin india english from Panjab.
Das Timberland ist was für Eisenbahnfans.

Motels sind einfach gebaut, Wärmedämmung wird vernchlässt, Schalldämmung existiert praktisch nie. Wenn man also das Timberland rückseitig an die hochfreqente Güterzugstrecke Toronto- Vancouver baut, hat der Gast nachts mehrfach das einmalige akustische Erlebnis, der Güterzug nimmt den Umweg durch sein Bad. Wo gerad' keine Eisenbahn vorrätig ist, sind es die Nachbarn, die zu späterer Stunde auf die Idee kommen, noch kurz die Tankstelle zu besuchen. Kanadische Autos haben die unsinnige Angewohnheit zweimal zu hupen, wenn der Besitzer schon im gehen mit dem Funkschlüssel die Zentralverrriegelung bedient.

Es ist eine eigene Welt dieses Leben im Motel. Überhaupt nicht mit den Etap Hotels zu vergleichen, die Deutschland ihr Lowbudget-Image pflegen.In Breslau/Wroclaw hatten wir vor Jahren ebenfalls das Erlebnis in einem Arbeiter Hotel zu logieren, sauber, preislich ernorm attraktiv, mit Bad auf dem Flur. Allerdings gab's bei den polnischen Malochern jeden Abend ehrliches Handgekochtes, während die Kanadier eher zum abends zum Fastfood Laden fahren.
Auch eine Geschäftsidee Motelbebetreiber
Ich frage mich seit längerem, ob so eine Motel Nummer an der B75 vor den Toren Lübecks funktionieren würde. Könnte mir gut gefallen. Sehr häufig wohnen die Motelwirte selbst im Motel. Niemand fragt hier nach dem Paß, gib' deinen Namen an, leg' ~70 Dollar auf den Tisch, besser noch, werf Deine Visacard über den Tisch, nimm' den Schlüssel und werf' ihn morgens wieder in den Briefkasten.

Genauso gut könnte ich auch auf den Zettel schreiben, Frank auf dem Weg zum Mond. Keiner würde es bemerken. Keiner will wissen, was du tust oder vorhast, was hier zählt, ist der Loonie.(umgangssprachlich der can.Dollar, im Gegensatz zum Buck, dem amerikanischen Dollar, allerdings versteht auch jeder ....2 Bucks;Loonie, Doonie, Quarter, Dime, Nickel=1;2;0,25;0,10;0,5)
Motels stehen an den Ausfall -und Durchgangsstrassen der Städte dieses Landes. Sie sind 24h
Rund-um-die-Uhr-Betriebe. Von weitem sieht man nachts die grell erleuchteten Logo mit der Verfügbarkeit.  Oder eben ein No Vacancy. Natürlich gibt es einen Spätschalter nach 23:00h. Sie bilden das unterste Preislevel der Beherbungsbertriebe.
Dahinter kommen nur noch Zeltplätze und Wildübernachtungen.


Motels bieten immer einen Kühlschrank, Mikrowelle,Telefon und einen riesigen Fernseher, meist eine Kaffeemaschine incl. Kaffee für 2 Portionen. Das klassische Motel hat die Eingangstür zum Parkplatz, der nummeriert ist. Der Pickup parkt genau vor der Tür. Immer gibt es ein eigens Bad und bergeweise Handtücher. Ebenfalls zum Standart gehört Hi-speed Wifi. Geheizt wird immer mit Strom, alle verfügen zusätzlich über eine Klimaanlage.

Standart ist das Queen Bed, das mit einem dünnen Laken und einer ebenso dünnen Wolldecke bezogen ist, ich sah inzwischen viele Reisende, die morgens ihre eigenen Federbetten im Auto wieder verstauten.
wieder viele eisige Seen an diesem Tag
Die Motels füllen sich erst gegen Feierabend, da ich immer schon gegen 15:30h das Motel erreiche, bin ich meist der erste. Was eben nicht heißt , das nicht zu äußerst fortgeschrittener Zeit Leute um Einlaß begehren. Das sind dann in der Regel keine Arbeitnehmer mehr. Es ist faszinierend so etwas zu beobachten, wer so spät noch um Aufnahme bitttet. Menschen,oftmals nichtweisser Hautfarbe, die eindeutig nicht auf Urlaubstour sind und auch nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen und die ihr gesamtes Hab und Gut im angegrauten Pickup führen mit sich führen.
Zum Angelrn mit dem Flieger in die Wildnis

Die ersten 40km des Tages führen wie am Lineal mit einem geraden Strich gezogen nach Westen. Vermillion Bay. Von hier gehen einige Highways als Stichstrassen in den Norden ab.
Irgenwo im Norden hören die Strassen einfach auf. Dort sind mehrere Basen für Expeditionswillige.
 
Vermillion Bay verfügt ebenfalls über einen Buschpiloten Flughafen, der Trapper, Trecker, Fischer und Jäger in die Wildnis bringt. Nach einem Kaffee im ungemütlichen Shell ohne Sitzmöglichkeit, aber dafür mit allem möglichen Tand und Nippes und angeschlossenem riesigen Angler Austatter geht's weiter. Bemerkenswert an diesem Tag ist, dass das erste Mal überhaupt sich jemand versucht sich über mich als Biker lustig zu machen, eh, wenn dir kalt ist, musste halt schneller treten. Es ist der Brüller für alle Anwesenden.
Bobby's Shell Vermillion Bay es geht auch mal unfreundlich

Soll ich mich über diesen dicklichen, kleiwüchsigen Dorfpomeranzen aufregen, wenn das Land bisher so derartig freundlich war. Bestätigt aber mein instiktives Gefühl, der Menschenschlag hat sich seit Thunder Bay verändert.

Die nächsten 97km folgen ohne Infrastruktur. Kenora ist die nächste Stadt. Irgendwann kommt das winterbedingt geschlossene Stuart Motel mit angeschlossenem Campingplatz. Sonst nichts.

Die Strasse windet sich, es gibt reichlich bissige Hügel,kurze Anstiege, immer 100m rauf und gleich wieder runter, viele Seen und immer einen großzügigen exklusiven Privatseitenstreifen. 12foot paved shoulder auf und ab.

Nachdem ich am Morgen sinniger Weise neben dem Hinweisschild Eagle Junction gleich 4 WeißkopfseeadlerWikipedia.org Weisskopfseeadler 
sah, die völlig unbeeindruckt vom Truckerverkehr über mir kreisten, halte ich die Augen immer wieder nach oben, aber bis zum Abend sind es bei genauerer Betrachtung nur noch Krähen.
Ich mache mir für gewöhnlich nichts aus Vögeln.
Aber ein Adler, das ist was anderes. Ich weiß inzwischen genau, worauf zu achten ist, der riesige weiße Heckspoiler ist charakteristisch sein Merkmal.

Eines haben Weißkopfseeadler mit den Ostpreussischen Störchen gemein, ihre bekannte Umgebung beeindruckt sie nicht im geringsten, komme ich aber mit meinem Trecker entlang geklappert und will die Kamera in Position bringen, werden sie sofort unruhig.

Es gibt wieder an verschiedenen Stellen keinen Netzempfang. Ich denke zurück an meinen ersten Tag in Toronto, was hat sich Rodgers mobile gelobt, außer in NWT und dem Yukon, wäre die Netzabdeckung völlig gesichert. Hätte ich bloß nach Nordwest Ontario gefragt.
 
Dixie Lake heist der Rastplatz, ca.50km vor Kenora, direkt am gleichnamigen See, jede Menge jetzt verwaiste Sitzbänke, autofreundlich angelegt. Ein immer noch völlig vereister See mit abgesclossener Schranke, aber praktischer Weise passt das Fahrrad glatt drunter durch. Malerisch, ganz allein, der 17er in Hörweite. Der für den ganzen Tag angekündigte Regen setzt erst gegen 19:00h nach Zeltaufbau und Essen beim blogschreiben ein, aber da liege ich schon ob der widrigen Temperatur im schlafsack.Der Monat geht zu Ende, wie er angefangen hat, kalt eisig, die ersten 30 Tage in Kanada sind absolviert. Ich bin den Rockies etwas näher gekommen.

Hwy17 Restplace Dixie Lake

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