tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 16. April 2014

Schneedienstag

Eldo Inn 08:00 Blick aus dem Fenster
Vorweg: Ich will keinen Trost und kein Mitleid.
Dafür habe ich meinen Mentalcoach, der mich jeden Tag auf neue wieder aufbaut.
Ich habe mich selbst eingeladen zu diesem Unternehmen und nun muß die Suppe eben ausgelöffelt werden, bzw. eben durchgefroren werden.

Und im Grunde sind es eben Luxusprobleme, meine Freunde arbeiten hart und haben nur äußerst bedingt Verständis dafür, das einer durch die Welt tobt und über kalte Hände klagt. Also bitte,....

Ich komme den Bären näher
Ich versuche die Gefühle des heutigen Tages zusammenzufassen, aber es fällt mir wirklich schwer, den Frust des Tages in Worte zu fassen,  auch wenn ich nach einer kochend heißen Dusche mit direkt anschließem Bad in der viel zu kleinen Kinderbadewanne wieder hergestellt bin und nun vor einem warmen Radiator in Bobbers Motel sitze.

Wenn ich gestern bei diesem Weltuntergangsregen geglaubt hatte, nun wäre der Tiefpunkt erreicht, hatte Ontario doch an diesem Morgen noch eine Schüppe draufgelegt. Wir bekamen 3cm Neuschnee, gerüchteweise soll es in den Bergen deutlich mehr gewesen sein.
Ehrlich, so allmählich fällt es mir schon schwer, mich für eine weitere Etappe aus dem warmen Raum zu quälen. Draußen herrscht ein eiskalter Nordwind. Ein dickes fettes Tiefschwein sitzt direkt auf Ontario und kommt nicht einfach wieder hoch.

Guten Morgen Deutschland mit Zapfen
In dieser Erwartung habe ich 75km geplant bis in alter Minenstadt Bruce Mines. Danach kommen keine Motels mehr. 75km, aufgeteilt in 3 Etappen mit jeweils einem Stop an einem Generalstore. Macht rechnerisch 5h. Auf dem Papier eine lösbare Aufgabe. Aber die ganze Selbstsuggestion funktioniert an diesem Tag schon bald nicht mehr. Der eisige Wind bläßt aus nord also schräg re von vorn auf die Brust. Alles was die Nasenschleimhäute so von sich geben friert entweder an der Wange fest oder bildet einen ordentlich Zapfen am Bart. Die Hände schreien, ich kann kaum den Lenker festhalten. Zuhause habe Winterhandschuh. Später werden es knapp 7Stunden sein.

Generalstore Iron Bridge
Erste Pause im Generalstore in Iron Bridge. Warmer Kaffee für $1,52 und winke nur ab, als die freundliche Indocanadierin fragt hey, how is your day? Beschissen!

Es gibt Tage, da gehen einem diese Smalltalk Allüren auf die Nerven. Ja, ist alles ganz anders dieses Jahr, normalerweise... Und du denkst nur, halt.... Immerhin reicht sie ein Tempo und macht mich auf den Zapfen am Bart aufmerksam, bevor ich mich zu den anderen Gästen setze.

Dort sitzt schon Andy und seine Frau. Er ist Minenarbeiter in Elliot Lake gewesen, Uranmine, und mich durchzuckt sofort Wismut!, aber er scheint altgeworden zu sein, trotz Uranmine. Nun sind die beiden auf dem Weg zum Hörgeräteakustiker, noch 37km, unser Gespräch ist so laut, das es jeder hört; hier machen sie immer Station, das sei ihr Kaffeehaus. Naja, gibt auch Leute in Deutschland, die sich zum Biertrinken an einer Tanke treffen.Dann geht's weiter und es wird trockener. Dafür kälter und windiger. 27km bis zum nächsten Halt. Thessalon Das Motel soll 89+Tax kosten, zu teuer an diesem Tag. Ich greiffe tief in die Suggestions-Trickkiste, nur 5km Abschnitte berechnen, nur 5km, das muß doch gehen.



Thessalon Motel mit Meeresblick
Geht aber kaum, der Wind bläßt unentwegt, wie schon seit Tagen. In Thessalon ist dann noch nicht mal ein Generalstore an der 17west und ich glaube nicht, das die Trucker in dieses Haufendorf hineinfahren, also auch ich vorbei. Ein Fehler, der sich später rächt. Aber es war auch so verlockend. Nur noch 19km nach Bruce Mines. 19, was sind 19km, ich träume davon, durch die ausgefallene Pause, Ellinor schon vor 22:00h zu erreichen. Hier ist früher Nachmittag, zu Hause gehen allmählich die Lichter aus.
10km vor dem Ziel Strassen nicht enden

Und dann kommt es wie in den Tagen zu einer völligen Selbstüberschätzung gegen den eisigen Wind. Ich komme nach einige Kilometer die Hügel kaum noch hoch und bin ich endlich oben, läßt mich der Wind nicht wieder runter. Ich kann es nicht glauben, die Kilometer verrinnen nicht, nur 19km, aber ich scheine zu stehen. Mehrfach werde ich in die Bankette geblasen. Die Hände sind durchgeforen. Sowas habe ich mein ganzes Radreiseleben noch nicht erlebt. Ich muß zusehen, wie die Zeit verrinnt und die Ladenschlußzeiten der Lebensmittelläden näher rückt und es geht nicht voran.
Ich schrei die Bäume an, bin einem Heulkrampf nahe, Kilometer um Kilometer verrinnt, wenn doch nur für eine 1 Stunde der Wind nachlassen würde.
Der Bayerische Hof
Am Ende des Tages habe ich mich auf 65km an St.Sault Marie, das sie hier alle nur Soo nennen,  herangekämpft, was für ein Tag, welch' ein Preis. Warum muß das so sein? aber besser gefragt, wie irre schön wäre das nur, bei dem richtigen Klima? Ellinor wird später von 5Bft sprechen und einer Tagestemperatur nie über Null.

Bobbers Restaurant&Motel ist eine bessere Firttenbude in der 600 Einwohner zählenden ehemaligen Kupfer Minenstadt, zwei Tankstellen, 2 Motels, 1 Bank, 1 Kaufmann 2 KrimskramsLäden. Der Ort wirkt tod. Ich habe Angst, das sie mich nicht aufnehmen aufgrund meiner Erscheinung. Aber ich bekomme zum Kampfpreis für $59+Tax 2 Queens, Fridge und TV, kuschelig vorgewärmt.
Gegenüber steht auch der Bayerische Hof, die massiv Werbung an der Strecke machten. Bavarian Inn, german&canadian homemade cooking. Ich denke an Paulaner. Bayerische Ente mit Rotkohl spürt der Gaumen plötzlich. Aber das muß warten.

Ellinor wartet schon. Skype ist eine wunderbare Erfindung.

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