tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 25. April 2014

Nicht jeder Tag taugt zum Heldentag.
Der heutige jedenfalls nicht. Griesen dag heißt das bei uns an der Friesischen Küste, wenn der Nebel sich nicht löst und das Grau des Himmel ein Einerlei ist. Gestern so ein Heldentag,  heute 2°, laut yr.no feels like -4°, aber relativ windstill.

Geplante 111km bis nach Thunder bay oder alternativ ein Abstecher auf den Sleeping Giant PP, wenn das Wetter eine klare Mondhelle Nacht verspricht. Die ersten 30km sind eine Zumutung, nichts ist zu entdecken, allein die Strecke bleibt flach. Nach 15km sind Hände und Füße kalt, kein Anhalt für Farbwechsel am Himmel. In Canada machen in den Dörfern die Läden um 18:00h zu, da ich gestern spät dran war und großartig das Essen in Terrace Bay stehen ließ, war in der Satteltasche nur noch salzarme Sprotten, Brot und die kraftspendende Erdnußbutter zu finden. Solange es geht, will ich mich von täglichen Restaurantbesuchen fernhalten, also nur Kaffee und meine geliebten Äpfel.
zum Kaffee zu Doug

Die erste Häusersiedlung, die den Namen Dorf verdient, ist  Dorion, ca 35km und mein Herz macht einen Freudensprung. Harvey's Generalstore hat auf. Zwar ist das Warenangebot recht übersichtlich, ein wenig unüblich für die bisherigen Generalstores, aber der Chef hilft persönlich beim Kaffeezapfen.



Doug Harvey, Genralstorebesitzer
Harvey heißt eigentlich Doug mit Vornamen und er muß sein Geld, noch mit Holz verdienen, von seinem Warenangbot geht er pleite. Auch er ist sehr interressiert und fragt wie alle hier nach dem Weg und dem vorher. Mit ihm ist Emil Meyer, waschechter Thurgauer, betagt und der Inbegriff eines schweizer Bergbauern, der nun im Ruhestand ist und als Farmer hier in der Gegend gearbeitet hat. Auch Doug weiß wie schon Wanda von den zwei letztjährigen Radfahrer-Todesfällen auf dem 17er. Schon Bruce hatte dringend vor Nipigon gewarnt und die Todesfälle erwähnt. Man merkt Ihnen allen an, das hat sie berührt. Es muß eine große 25köpfige Gruppe gewesen sein, zwei hat der Trailer erwischt.

Natürlich läßt mich das nicht kalt, da fährst du jeden Tag 8h auf dem Highway und spürst, wie die Leute berührt sind. Jeder bemerkt meine Warnweste und empfindet das wie eine innovative Errungenschaft. Scheinbar ist sowas hier nicht üblich. Ich hatte bisher keine Angst, ganz im Gegenteil, nirgendwo wird nach meinen 24 tägigen Beobachtungen, so vorsichtig gefahren, wie in Kanada. Trotzdem sehe ich fast jeden Tag ein Wegkreuz und es durchzuckt einen, wie kann das sein? hier?
Und was nützt die ganze gefühlte Sicherheit, sage ich zu Ellinor, letztlich muß nur einer dich nicht sieht, nur einer Unaufmerksam ist und dann sind alle anderen 100 vorher unwichtig.

Der Highway ist unaufregend geworden
Auch Doug will ein Foto von Emil mit mir und so bekomme ich auch eines von ihm in seinem Store. Er kommt sogar noch vor die Tür, um das Rad zu betrachten. Die nächsten 40km sind wie von Doug angekündigt ohne Herzblut. Hier ist nuscht. Nicht mal aufregende Landschaft. Die Berge habe ich einstweilen hinter mir gelassen und fahre nun in Küstennähe nach Süden.

Der Himmel ist so grau um 13:30h, das ich eine Pause am Truckerhof an der Abzweigung des 582er mache. Nein, es hat keinen Sinn, es wird heute kein Nordlicht geben, ich lasse den 70km Umweg ausfallen und bleibe auf dem 17er south. Dafür ist Tanja da, steht draußen und raucht und strahlt sofort Herzlichkeit aus. Es sind diese Momente, wenn man im grauen Einerlei fast 70km gefahren ist, alles kaltgeschwitzt und lustlos und dann empfängt einen eine warme Seele. Hey, wo kommst Du her? das hat nichts mit Berufskonversation zu tun, die Leute hier sind wirklich ernsthaft interessiert. Und dann gehst Du in die Gaststube und sofort sprechen dich zwei Trucker an, hey, dich kenn' ich, ich hab dich vorgestern gesehen. Und ich dich auch, vorvorgestern.
Jeden Tag auf's neue, Bison's Transport Winnipeg

Leben auf dem Highway; seit fast 1000km bin ich nun auf dem 17er unterwegs mit ~14km/h. Ich bin der einzige Radler, bisher habe ich  keine Fernreisenden gesehen.

Ed kommt aus Wawa, hat abgeladen in ThunderBay und ist nun leer unterwegs zurück, er hat frei ab morgen und arbeitet immer von So- Do. Früher hat er wochenlang durch gearbeitet, aber das sei nichts mehr für ihn. Wir trinken einen Kaffee zusammen, dann gibt es ein shakehands, Ed you can follow me on the web und er ruft mir ein drive safe hinterher.
Die letzten 45km verbringen ich auf der Lakeshore bis Thunderbaay, nachdem sie mich vom Hwy17 herunterkomplimentiert haben. Dafür habe ich die Strasse nun fast für mich allein. Hier wuchert die Stadt aus. Große Grundstücke mit Holzhäusern. Es sieht anders aus, als in den First Nations. Die Cumberland Ave ist die Ausfallstrasse Richung Norden und an ihrem äußersten Ende stehen wenigstens 8 Motels  auf beiden Seiten der Strasse, KFC ist da, der obligatorische 24h Mc Donalds, Timmi usw.
 
Und doch, das merkt man sofort, das hier ist die Schmuddelecke der Stadt, die 4spurige Strasse ist ausgeschlagen, viele Schlaglöcher, am Hafen sind riesige Getreidespeicherruinen zu sehen. Einladend ist anders.
Wieder mal die Holzklasse gebucht. Im Moment befindet sich die Kalkulation im Lot. 75% des Tagesbudgets gehen zur Zeit fürUnterkunft drauf, der Rest für Futter. Aber die Alternative ist eine Nacht im Busch. Ein B&B kostet wenigstens $125. Motelleben, Lerne das Land anhand seiner Motels kennen. Bis downtown sind es mindestens 5km.
Nights Inn Motor Motel
Nach 114km steige ich ab, reiß die Tür auf und blicke in die Augen des jovialherzlich wirkenden Don. Hey man, Iam cycling Canada, what's your cheapest Price for a room?

Don, Motelmanager
Ohne zu zögern, $55, Tax included, mit kitchenette. Ohne Worte, nehm' ich, 2 Tage, ich muß einige Sachen besorgen. $55 ist der Kampfpreis hier im nördliche suburb. Viele Motels, wenig Kundschaft, das drückt den Preis.

Jetzt nur noch einkaufen, Walmart's Supercenter ist 6,8km entfernt, schon doof, wenn sich eine Stadt so langstreckt und gerade kein Pickup zur Verfügung steht. Aber es gibt partout nichts um die Ecke. Die Supercenters bieten alles, sind groß und die Preise verleiten hungrige Radler meist mehr zu kaufen, als sie essen, bzw. transportieren können.

Und dann passiert es doch noch, ich komme aus dem Einkaufstempel heraus und es schneit, nein, nicht doch, es schneit dicke, riesige Flocken. 8Stunden trocken auf dem Rad und dann auf dem Nachhauseweg erwischt.

Seit drei Stunden schneit es nun ununterbrochen, dann ist wieder alles weiß, ich höre Schneeräumfahrzeuge, Kanada kennt kennt keinen Frühling.


1 Kommentar :

Unknown hat gesagt…

Liebe Grüße von Jens. Best Biker Shop in Town.
Wenn Shimano Kette nicht hält, sollst Du es mit einer SRAM Kette versuchen und die beste Qualität wählen.
LG Steffen

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